Aus einem Brief von Carola an Ulrike für alle, die uns auf unserer Reise begleiten….

…… Tja, wenn wir hier manchmal mit unserem Schicksal hadern, haben wir natürlich ein Zuhause vor Augen ohne Corona. Die Lage jetzt können wir uns garnicht so richtig vorstellen.
Unser Alltag hier ist noch recht abwechslungsreich. Heute Morgen bekam ich sogar Erdbeeren zum Frühstück  von dem Camper neben uns, nachdem ich die letzten Tage gejammert habe, dass ich mich nach Erdbeeren sehne. Gegenleistung war: unsere „schreckliche“ Musik leiser zu machen.
Die letzten hier gestrandeten Camper sind ein verrückter Haufen. Gestern wurden Franzosen auf den Platz gebracht, die in ihrem Wohnmobil mit Hund, Katze und Huhn unterwegs sind. Sie waren bisher unbemerkt in der Wüste unterwegs. Beim Versuch ihre Vorräte aufzufrischen, wurden sie erwischt und vor die Alternative gestellt : Hausarrest im Camp oder auf der Polizeistation.
Dann sind da noch Holländer mit einer riesigen Dogge, die ein Ferienhaus in Gambia haben und einen Teil des Jahres dort verbringen und Engländer, die eigentlich in Portugal leben. Dann ein weiteres Paar aus England. Sie arbeitet als U- Bahn- Fahrerin in London, eine vom Coronavirus extrem betroffene Berufsgruppe und will nicht zurück. Die Beiden sind ständig auf der Suche nach einem Haus hier, und wir erfahren immer den augenblicklichen Stand der Verhandlungen mit den Marokkanern. Außerdem leben sie vegan, und wir tauschen ab und zu Versuchsleckereien aus.
Sie sind auch eine gute Verbindung zu den hier lebenden Marokkanern, weil sie schon viele Jahre herkommen. Dann ist da noch ein junges spanisches Pärchen mit großer Hündin, Merlins Freundin. Sie haben keinerlei Ambitionen in das Corona verseuchte Spanien zu kommen.
Außerdem unterhalten wir uns viel mit einer Frau aus Österreich vom Wolfgangssee,  die mit algerischem Begleiter in einem PKW unterwegs ist und alle paar Tage vom Campingplatz ins Hotel überwechselt. Sie ist seit Jahrzehnten in Afrika unterwegs, kennt Mali, Senegal, Niger usw.
Tja und dann sind da noch diverse Franzosen, mit denen ich mich aber nicht verständigen kann .Nur „Bonjour“
Liebe Ulrike, wie werden wir uns an diese Zeit erinnern?
Noch etwas, was mich sehr berührt und zu denken gegeben hat:
Von Agatha ( Mohammeds Frau aus dem Wüstencamp Chraika) gesandt:
Morgengespräch mit einem Ehemann, der das Glück hatte, in der Wüste geboren und aufgewachsen zu sein, und sie prägte ihn.
Ich: Es ist wieder windig.
Moha: Das ist gut, der Wind putzt.
Ich: Seit 3 Tagen ist es windig, ist wohl alles
       sauber…?
Moha: Gut, dass es windig ist.
Zeitspanne. Keine Diskussion. Keine Fragen. Volle Akzeptanz des Standes der Dinge.
Es ist sinnlos weiter darüber zu reden, welches Wetter wir heute gerne hätten, oder warum es so windig ist, schließlich war es letztes Jahr nicht so…..
Unsere westlichen Köpfe suchen immer noch ein Loch im Ganzen und Antworten, Erklärungen…als ob wir es nur mit Vernunft erklären könnten!
Nein, können wir nicht.
Meine Erkenntnis für heute wird sein:
Verstehe ich nicht, aber ich akzeptiere.

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