Zagora

Man merkt, dass wir hier in der Nähe der Sanddünen des Erg Chegaga sind, denn am Abend des zweiten Tages bei Rachid füllte sich der Platz. Zwei Reisegruppen mit Landrovern und ähnlichen Geländefahrzeugen breiteten sich auf dem Platz aus, und mit der Ruhe war es vorbei. Die Fahrzeuge sahen aus, als hätten sie gerade die Wüste durchquert, und offenbar hatten Sie sich auch entsprechend viel zu erzählen, denn ruhiger wurde es erst weit nach Mitternacht.

Wir verabschiedeten uns am nächsten Morgen für unsere nächste Etappe nach Zagora. Beide hatten wir diese Strecke von vorherigen Reisen als wüstenartig, mit vielen Sandverwehungen auf der Strasse in Erinnerung. Deshalb waren wir erstaunt, wie grün es teilweise war. Es muß hier in den letzten Wochen geregnet haben, aber es sind offenbar auch viele Brunnen gebohrt worden, denn immer wieder kamen wir an Feldern vorbei, auf denen die Menschen dem Wüstenboden eine Lebensgrundlage abzuringen versuchten.
Gelegentlich sahen wir auch Zelte und kleinere Herden von Schafen, offenbar Nomaden, die von dem temporären Grün angelockt worden waren. Sogar eine erste größere Kamelherde begegnete uns hier.

Sonntag ist Markttag in Zagora, das merkten wir auch gleich, als wir ankamen. Die Märkte finden in der Regel am Rande der Städte statt, und man folgt einfach dem Strom bepackter Fahrzeuge, Tiere und Menschen, um sie zu finden. Das taten auch wir und genossen es, endlich mal wieder über solch einen großen Markt zu schlendern.
Bepackt mit Einkäufen ging es dann durch die Stadt hinunter in die Palmoase unten am Draa, wo wir 2020 wegen Corona viele Wochen verbracht haben. Der Chef des Campingplatzes erinnerte sich noch an uns und unseren Hund Merlin und organisierte uns einen schönen Schattenplatz zwischen Palmem, Granatapfelbüschen und Oleander.

Es ist schon komisch, an einen solchen Platz zurückzukehren, an dem man in dieser besonderen Zeit viele Wochen verbracht hat, ohne zu wissen, wie es weitergeht. Es ist fast ein „nach Hause kommen“, und so ging es uns auch, als wir am späten Nachmitag einen Rundgang durch die Oase machten und das kleine Hotel Riad Dar Sofian besuchten und vom Manager Ibrahim herzlich begrüßt wurden, der uns sofort wiedererkannte. Damals waren wir die einzigen Gästen im Hotel gewesen, aktuell sind die 10 Zimmer ausgebucht.Abends wurde es auch auf diesem Campingplatz voll. Wieder eine große Reisegruppe mit Landrovern, aber auch mehrere schwere wüstentaugliche LKWs mit Wohnaufbauten, als wäre das Camp Ausgangs- oder Endpunkt vieler Wüstentouren. Es ist wirklich erstaunlich, wie viele solcher, zum Teil abenteuerlichen Fahrzeuge, man hier sieht.

Unser Tagesrhythmus passt sich so langsam dem Klima an. Ab Mittags klettert das Thermometer auf 30 Grad und mehr und sinkt erst kurz vor Sonnenuntergang wieder. Für die Mittagszeit sucht man sich am besten einen schattigen Platz mit leichtem Wind. Die Sonne ist dann so intensiv, dass man es kaum aushalten kann. Am späten Nachmittag lässt die Kraft der Sonne nach,und man kann sich wieder draussen. Die beste Zeit für Unternehmungen ist aber der Morgen zwischen Sonnenaufgang und etwa 11 Uhr. Deshalb machen wir unsere Ausflüge noch vor dem Frühstück. Heute Morgen waren wir auf der anderen Seite des im Moment ausgetrockneten Flusses und haben uns angeschaut, wie sich die Stadt verändert hat. Sie wirkt reicher, und man merkt ihr an, dass sie zentraler Ausgangspunkt für den Wüstentourismus ist. Teilweise hatten wir den Eindruck, dass man die vor 10 Jahren stark vernachlässigten Palmengärten wiederentdeckt hat, und sie mehr pflegt und als Gärten nutzt.

Lustig ist, dass das bekannte Schild „52 Tage bis Timbuktu“ mit dem Bild einer Karawane in den Sanddünen an immer neuen Stellen auftaucht.Heute Nachmittag werden wir noch einmal Ibrahim besuchen und morgen nach Mhamid el Gizlane aufbrechen, um uns rechtzeitig vor Beginn des Nomad Festivals ein schattiges Quartier zu sichern, denn es soll dort noch heißer werden.

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