Gestern Nachmittag sind wir hier in Mhamid eingetroffen. Ja, es ist wirklich heiß, und echten Schatten für unser Auto gibt es kaum. Wir haben unser Quartier im ummauerten Hof der Kasbah Hamada du Draa bezogen, was den Vorteil hat, dass man dort etwas Schutz vor dem Wind und vor allem vor dem Sand hat. Der größte Vorteil der Kasbah ist allerdings ihr schattiger Garten mit dem schönen Pool. Dies ist der beste Ort für die heißeste Zeit des Tages, und hier verbrachten wir die nächsten Stunden.
Am Abend ging es per Fahrrad auf Erkundung durch den Ort.
Erstaunlicherweise ist es noch ziemlich ruhig hier in Mhamid. 2 Tage vor dem Festival hatten wir schon mehr Betrieb erwartet. Im Ort scheint sich auf den ersten Blick in den letzten 5 Jahren nicht viel verändert zu haben. Nach wie vor hat er den morbiden Charme eines staubigen, etwas vernachlässigten Ortes am Rande der Wüste. Der Wohlstand, den der allgegenwärtige Wüstentourismus sicher bringt, hat im Straßenbild noch keinen Widerhall gefunden.
Auffällig ist aber auch hier, dass Kaffee dabei ist, dem süßen starken grünen Tee mit Minze den Rang als beliebtestes Getränk ernsthaft Konkurrenz zu machen.
Leider ist das Wetter mal wieder nicht auf unserer Seite. Nach einer ziemlich warmen Nacht (erst gegen Sonnenaufgang sank das Thermometer mal kurz unter 20 Grad), kam heute Sturm auf, und für die Nacht sind Gewitter und Regen bei Temperaturen um 25 Grad angekündigt.
Die Morgenstunden nutzten wir wieder für eine Radtour. Diesmal ging es etwa 2km hinaus in die Wüste zum Desert Camp Chraika von Agatha und Mohammed, wo wir 2020 die ersten Wochen der Corona-Quarantäne verbracht haben.Leider waren beide vor ein paar Tagen mit einer Gästegruppe mit den Kamelen in die Wüste gezogen. Trotzdem nahm man uns freundlich auf und lud uns auf einen Tee, Mandeln und Kekse ein. Morgen werden sie zurückerwartet, dann werden wir es noch einmal probieren.
Auf dem Rückweg gab es Frühstück in einem Café, dann zog es uns zurück zum kühlen Nass des Pools.
Anmerkung: Technik für Smartphones muss man anscheinend in der Wüste einkaufen. Auf dem Rückweg hielt ich an einem kleinen Laden, um ein paar Mignon-Batterien zu kaufen und fragte bei der Gelegenheit vorsichtig nach einem neuen USB-C Ladekabel für meine Kamera. Der Verkäufer wusste sofort, was ich brauche und holte ein top Schnellladekabel hervor. Noch überraschter war ich, als er den Preis nannte: 20DH = knapp 2€ für ein Kabel, für das man bei uns 20-50 € bezahlt. Was mag hier denn wohl ein neues Iphone kosten?
Eigentlich sollte der heutige Blog an dieser Stelle enden, aber das Wetter wollte auch noch einen Beitrag leisten. Wegen des aufkommenden Sturmes hatten wir unsere Markise schon eingerollt und die Fenster geschlossen, bevor wir uns an den Pool zurückgezogen haben, sonst hätten wir am Abend den Sand aus dem Auto schaufeln können, denn die grauen Wolken am Himmel veränderten ihre Farbe zu Orangerot. Innerhalb von Sekunden übernahm die ganze sichtbare Welt diesen Farbton, wie auf einem alten Farbfoto, der Sand knirschte zwischen den Zähnen und die Augen brannten.
Da half nur die Flucht in den nächsten geschlossenen Raum. Nach etwa einer Stunde trauten wir uns wieder hinaus. Die Sandwolke war weitergezogen und ein paar Regentropfen hatten die Luft wieder etwas sauberer gewaschen. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir damit, den durch alle Ritzen ins Auto eingedrungenen roten Staub zusammenzukehren, alles mehrfach abzuwischen und anschließend auch uns selbst unter der Dusche zu entsanden.