Ostern unter alten Kirschbäumen

Am nächsten Morgen kommen wir kaum zum Packen, denn in Sichtweite am anderen Ufer des Sees beobachten wir, wie mehrere Landrover einen zum Wohnmobil umgebauten Allrad- LKW bergen, der mit der Vorderachse völlig im weichen Uferboden eingebrochen ist, als er versuchte einen PKW aus einer ähnlichen Situation zu befreien.  Mit vereinten Kräften von 3 Landrovern schaffen sie es tatsächlich den LKW rückwärts wieder zu befreien, und wir können endlich aufbrechen. Noch einmal klettern wir hinauf in die völlig karge Bergwelt auf über 2500m, dann geht es in abenteuerlichen Serpentinen gut 1000m hinunter.

Damit haben wir den Hohen Atlas hinter uns gelassen und die Täler des mittleren Atlas erreicht. Die Vegetation ist hier zwischen 1000 und 1500m Höhe völlig anders als auf der Südseite. Selbst in höheren Lagen gibt es Bäume an den ansonsten kahlen Berghängen, und in den Tälern wird viel Obst angebaut. Sogar die ersten Olivengärten tauchen auf.

Die erste größere Stadt, die wir erreichen, ist Zaouiat Cheikh. Mit etwa 25000 Einwohnern, breiten baumbestandenen Straßen mit Bürgersteigen und modernen Restaurants und Cafés könnte sie  genau so gut in Spanien oder Frankreich liegen, ist aber überhaupt nicht von europäischen Touristen geprägt.

Entsprechend gibt es auch keine Einrichtungen für Camper. Wir fahren deshalb weiter,  nachdem wir noch ein paar Einkäufe für das morgige Osterfrühstück gemacht haben, und suchen uns einen ruhigeren Platz abseits der viel befahrenen Hauptstraße.

Im zweiten Anlauf finden wir eine schöne Stelle, werden aber kurz nach Sonnenuntergang von der Polizei gestört und aufgefordert aus Sicherheitsgründen bis zur 5km entfernten videoüberwachten Tankstelle zu fahren. Dort könnten wir sicher übernachten. Die erste Tankstelle nach 4km will uns nicht, aber ein paar Kilometer weiter werden wir vom Tankwart freundlich in eine Parklücke eingewiesen. Hier ist es zwar deutlich lauter, aber glücklicherweise legt sich die Unruhe bald, und wir können einigermaßen ruhig schlafen. Für das Osterfrühstück suchen wir uns am nächsten Morgen einen schöneren Platz in den blühenden Wiesen abseits der Straße und fahren dann weiter nach Azrou, einem marokkanischen Ferienort, der wegen seiner kühlen Lage auf 1500m und den ihn umgebenden Zedernwäldern  mit ihren wild-lebenden Affen sehr beliebt ist.

Etwas oberhalb des Ortes gibt es einen schönen kleinen Stellplatz für Wohnmobile, wo wir unter alten Kirschbäumen unser Osterquartier beziehen. Jetzt in den Ostertagen ist der Platz gut besucht von Spaniern und Franzosen, die die Ferien für einen kurzen Marokkourlaub nutzen, denn von Tanger bis hierher sind es nur gut 500km.Die Temperaturen sind für uns noch sehr gewöhnungsbedürftig. Bei unserer Ankunft sind es trotz Sonnenschein gerade mal 12 Grad und wir verbringen den Abend im geheizten Auto. Morgens glitzert der Frost auf unseren Dachluken, aber die Sonne macht dem schnell ein Ende. Trotz Lufttemperaturen nicht über 16 Grad genießen wir es, in der Sonne unter einem strahlend blauen Himmel zu faulenzen. Mittags wollen wir mit den Rädern hinunter in den Ort fahren, aber Carola streikt auf halber Strecke, als sie sieht, wie steil es die letzten Kilometer hinunter geht und fährt zurück. Ich fahre weiter und bummle durch den lebendigen Ort, der mit seinen steilen Gassen einen kleinen Vorgeschmack gibt auf das, was uns in Fes erwartet. Hier gibt es jede Menge Konditoreien, und ich lasse mir eine Auswahl für unseren Osterkaffee in einen Karton packen. Ein paar weitere Einkäufe noch, dann mache ich mich auf den Rückweg. Der steile Aufstieg, der Carola verschreckt hatte, erweist sich als harmloser als befürchtet, und ich bin im Nu zurück am Auto. Den Nachmittag genießen wir in der Sonne bei Kaffee und Keksen, dann geht es ans Packen und Aufräumen, denn morgen früh wollen wir nach Fes aufbrechen.

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