Heute wollen wir es etwas entspannter angehen und lassen uns nach einem ausgedehnten Frühstück von einem der kleinen roten Taxis zum Bab Bouljoud, dem bekannten blauen Stadttor am höchsten Punkt der Altstadt bringen.
Von hier ziehen sich die verschiedenen Souks etwa drei Kilometer den Berg hinunter bis zu dem Gerberviertel unten am Fluss. Für die 2,5 km Taxifahrt zahlen wir weniger als 1 Euro. Wo es befahrbare Straßen gibt, lohnt sich Laufen hier wirklich nicht. Die Souks der Altstadt sind allerdings selbst für die kleinsten Autos unzugänglich, also heißt es ab hier laufen. Wir lassen uns einfach treiben und schlendern durch die verwinkelten, zum großen Teil überdachten Gassen. Die Menschen sind sehr angenehm. Man wird zwar immer wieder von Händlern und selbst ernannten Guides angesprochen, aber wenn man signalisiert, dass man kein Interesse hat, lassen sie einen in Ruhe. Die Zeit vergeht wie im Flug und als wir uns Mittags an einem kleinen Imbissrestaurant ausruhen, haben wir kaum die Hälfte des Weges hinunter zum Fluss geschafft. Deshalb beschließen wir unseren eigentlichen Plan, mittags für eine größere Pause zum Auto zurückzukehren und dann am späteren Nachmittag noch einmal loszulaufen, aufzugeben, und unsere Mittagspause jetzt hier hier zu machen. Das stellt sich als perfekt heraus. Anstatt selbst zu laufen, beobachten wir, was im Laufe von 1-2 Stunden an so einem kleinen Platz im Souk so alles passiert.
Ein Händler mit einem großen Teppich auf einem Lastkarren hält an und rollt seinen gebrauchten Teppich mitten auf dem Weg aus. Männer aus den kleinen Läden um uns herum begutachten den Teppich und es wird viel diskutiert. Schließlich wird der Teppich wieder aufgerollt, an eine Wand gelehnt und der Mann verschwindet mit seinem Karren – ohne Teppich. Offenbar wurde gerade ein Geschäft von Händler zu Händler abgeschlossen. Es gibt noch viele solcher kleinen Ereignisse, die uns die Zeit vertreiben bis wir weiterziehen. Immer wieder bleiben wir irgendwo hängen und oft ist unser Gepäck danach schwerer als davor und unser Geldbeutel leert sich sichtlich.
Glücklicherweise gibt es inmitten der verwinkelten Basargassen ein Postamt mit Geldautomat, zu dem uns ein freundlicher Händler den Weg weist. Hier können, wir unseren Geldbeutel wieder füllen, sodaß unser Abendessen gesichert ist. Inzwischen sagt uns unsere Nase, dass wir uns dem Gerberviertel nähern. Die großen Gerbereien haben hier auf den Dächern ihrer Verkaufsräume Terrassen errichtet, von denen man einen guten Blick auf die Innenhöfe mit den vielen Bottichen hat, in denen die Häute von Ziegen, Schafen und auch Kamelen bearbeitet werden. Damit man den Geruch besser verträgt, bekommt man am Eingang einen Zweig Minze gereicht, und gegen einen kleinen Obolus erklären die Mitarbeiter einem gerne die Prozedur. Es ist schon ein archaischer Anblick zu sehen, wie hier mit den gleichen Methoden wie seit Jahrhunderten gearbeitet wird.
Natürlich sind die Dachterassen nur durch die Verkaufsräume zu erreichen und wieder zu verlassen, und man muß aufpassen, dass man nicht ruckzuck in ein Verkaufsgespräch verwickelt ist, von dem man nur schwer wieder loskommt.
Aber wir haben ja noch eine Verabredung. In der Lederwerkstatt von gestern werden wir noch etwas vertröstet und auf einen Tee eingeladen, bis uns die fertige Mappe präsentiert wird. Sie ist wirklich gut gearbeitet, leider aber wegen eines Missverständnisses etwas klein geraten. Wir wollen sie trotzdem nehmen, bleiben aber bei den folgenden Preisverhandlungen hart und bestehen auf dem ursprünglich genannten Preis und lassen keine Nachverhandlung wegen des aufwendigen, fein gearbeiteten Golddrucks zu.
Inzwischen fühlen wir uns in diesem Teil des Souks fast zuhause und finden ohne Hilfe aus dem Wirrwarr hinaus. Am Place Rcif finden wir ein Restaurant für unser wohlverdientes Abendessen, bevor wir, bepackt mit unseren Einkäufen und mit lahmgelaufenen Beinen zu unserem Auto zurückkehren.
Viele weitere Bilder in der Galerie: Souk von Fès