Alle Beiträge von Manfred Hoffmann

Zurück in Europa

Ein paar Einkäufe für die Reise gab es noch zu erledigen, inclusive einer letzten Füllung von dem preiswerten marokkanischen Diesel für unser Auto, mit dem es uns ohne Pannen mehr als 3000km über Straßen und Pisten durch Marokko gefahren hat. Dann ging es hinüber in den Hafen. Irgendeine Engstelle gibt es hier jedes Mal, an der man Geduld braucht. Dieses Mal gab es keine Warteschlangen am Ticketbüro, und auch die Passkontrolle verlief zügig. Dafür brauchten wir 1 Stunde  Geduld beim Zoll, wo jedes Fahrzeug durch den einzigen vorhandenen Röntgenscanner kontrolliert wurde. Dabei kam es immer wieder zu Verzögerungen, weil es dauerte, bis jeweils alle Insassen ihr Fahrzeug verlassen hatten. 5 Minuten vor dem offiziellen Abfahrtstermin erreichten wir schließlich die Fähre, die allerdings noch ziemlich leer war. Offenbar zu leer um abzufahren, und so wartete man einfach mit der Abfahrt, bis sich das Fahrzeugdeck einigermaßen gefüllt hatte. Mit 1,5 Stunden Verspätung ging es schließlich los. So pünktlich waren wir bisher noch nie über die Straße von Gibraltar gekommen!

Die Abfertigung auf spanischer Seite dauerte noch einmal eine gute Stunde, weil wir zielsicher wieder einmal die langsamste Abfertigungsschlange ausgewählt hatten. Mit insgesamt etwa 5 Stunden waren wir damit aber noch ganz gut durchgekommen. Trotzdem war der Tag gelaufen und reichte nur noch um einen Supermarkt anzusteuern und all die Dinge zu kaufen, die uns auf dem Speiseplan der letzten 6 Wochen gefehlt hatten. Dann suchten wir uns einen Platz für die Nacht und köpften vor dem Schlafengehen noch eine Flasche vom gerade erworbenen Cidre.

Schon in den letzten Tagen hatte ich das Gefühl, dass mit den Hinterreifen unseres Autos etwas nicht stimmte, schob es aber immer auf die Straßenverhältnisse. Jetzt auf einer europäischen Autobahn und entsprechend höherer Geschwindigkeiten wurde klar, dass die Vibrationen eindeutig von unseren Hinterrädern verursacht wurden. Natürlich passiert so etwas immer am Wochenende und so blieb uns nur, den Sonntag mit maximal 80km/h über die Autobahn zu zuckeln und am Montag früh die nächste Reifenwerkstatt aufzusuchen. Den Reifen war äußerlich nichts anzusehen, aber auf der Auswuchtmaschine zeigte sich gleich, dass einer der Reifen nicht mehr rund lief und ausgetauscht werden muß. So stehen wir jetzt in einer kleinen Stadt 40 km hinter Salamanca und warten auf den bestellten neuen Reifen. Mal sehen, wie lange es dauert…….

Abschied von Fès

Am nächsten Morgen steckte uns der zweitägige Soukmarathon noch in den Knochen und wir kamen nur schwer aus dem Bett. Schon am Abend hatten wir überlegt, dass wir, wenn wir noch bleiben wollten, erst einmal einen Ruhetag einlegen müssten. Das würde aber bedeuten aus der Altstadt hinaus auf den einzigen Campingplatz von Fès zu fahren, denn hier auf dem Parkplatz würde das nicht funktionieren. Wir haben uns für die Alternative entschieden, Fès zu verlassen und uns die weitere Erkundung der Stadt für einen Folgebesuch aufzuheben. Aber einen Überblick über die Stadt wollten wir uns noch verschaffen, und so fuhren wir hinauf zur südlichen der beiden Bastionen, die in früheren Zeiten über die Stadt gewacht haben und genossen den Ausblick ausgiebig, wenn auch mit etwas Wehmut.

Dann ging es hinaus aus der Stadt.

Eigentlich hatten wir gedacht, in den blühenden Wiesen vor der Stadt einen ruhigen Frühstücksplatz zu finden, aber aus der Ruhe wurde nichts, denn drei neugierige Jugendliche hatten uns entdeckt und kamen ans Auto. Leider sprachen sie kaum Französisch und kein Englisch, sodaß die Verständigung sehr eingeschränkt war. Sie hatten viel Zeit, und nach dem obligatorischen Fotoshooting mußte ich irgendwann doch energisch werden, weil sie anfingen Wünsche zu äußern. Schließlich gaben sie auf, und wir konnten unser unterbrochenes Frühstück fortsetzen.

Die nächsten 100km wechselten sich blühende Felder und Wiese mit riesigen Orangenplantagen ab.
An einem Verkaufsstand an der Straße erstand ich 2kg Orangen, nachdem ich dem Verkäufer klar gemacht hatte, dass ein ganzer Sack voll Orangen für uns 2 Personen einfach zu viel wäre.

Die sogenannte Nationalstrasse entpuppte sich auf weiten Strecken als Großbaustelle. Oft kamen wir nur im Schritttempo voran, und das Fahren war sehr anstrengend. Wir waren deshalb froh, als wir am Nachmittag in Ouezzane ankamen und uns im Hotel Rif ein Stellplatz am Rande eines Swimmmingpools zugewiesen wurde. Das Wasser des Pools sah nicht mehr sehr frisch aus und reizte uns nicht zum Schwimmen, aber der Platz zwischen Rosen und Bougainville gefiel uns gut.

Die heiße Dusche am Morgen war auch nicht schlecht, und nach einem gemütlichen Frühstück in der Morgensonne machten wir uns auf den Weg zu unserer letzten Etappe in Marokko. Sie führte uns durch das Rif-Gebirge, vorbei an den Städten Chefchauen und Tétouan.
Tétouan stand eigentlich auch noch auf unserem Besuchsprogramm, aber wir waren noch so voll mit Eindrücken von Fès, dass wir den Besuch auf die nächste Reise verschoben.

Als wir am Rande der Straße mal wieder eine der unzähligen mobilen Kaffeebars entdeckten, die uns überall auf dieser Reise aufgefallen waren,hielten wir spontan. Wenigstens 1 Mal mußten wir einen „Kaffee on the way“ probiert haben. Natürlich waren wir neugierig, und der junge Baristo erzählte uns, dass die Idee während der Coronazeit entstanden ist. Stolz erklärte er mir seine Eigenkonstruktion mit Solarbetrieb. Der Kaffee war übrigens ausgezeichnet.


Als letzten Übernachtungsplatz in Marokko hatten wir den kleinen Ort Ksar Seghir, unmittelbar vor dem riesigen Hafen von Tanger Med, ausgesucht und genossen am Abend noch einmal die marokkanische Küche mit Blick auf die spanische Küste im Sonnenuntergang.

 

2. Tag in Fès

Heute wollen wir es etwas entspannter angehen und lassen uns nach einem ausgedehnten Frühstück von einem der kleinen roten Taxis zum Bab Bouljoud, dem bekannten blauen Stadttor am höchsten Punkt der Altstadt bringen.

Von hier ziehen sich die verschiedenen Souks etwa drei Kilometer den Berg hinunter bis zu dem Gerberviertel unten am Fluss. Für die 2,5 km Taxifahrt zahlen wir weniger als 1 Euro. Wo es befahrbare Straßen gibt, lohnt sich Laufen hier wirklich nicht. Die Souks der Altstadt sind allerdings selbst für die kleinsten Autos unzugänglich, also heißt es ab hier laufen. Wir lassen uns einfach treiben und schlendern durch die verwinkelten, zum großen Teil überdachten Gassen. Die Menschen sind sehr angenehm. Man wird zwar immer wieder von Händlern und selbst ernannten Guides angesprochen, aber wenn man signalisiert, dass man kein Interesse hat, lassen sie einen in Ruhe. Die Zeit vergeht wie im Flug und als wir uns Mittags an einem kleinen Imbissrestaurant ausruhen, haben wir kaum die Hälfte des Weges hinunter zum Fluss geschafft. Deshalb beschließen wir unseren eigentlichen Plan, mittags für eine größere Pause zum Auto zurückzukehren und dann am späteren Nachmittag noch einmal loszulaufen, aufzugeben, und unsere Mittagspause jetzt hier hier zu machen. Das stellt sich als perfekt heraus. Anstatt selbst zu laufen, beobachten wir, was im Laufe von 1-2 Stunden an so einem kleinen Platz im Souk so alles passiert.

Ein Händler mit einem großen Teppich auf einem Lastkarren hält an und rollt seinen gebrauchten Teppich mitten auf dem Weg aus. Männer aus den kleinen Läden um uns herum begutachten den Teppich und es wird viel diskutiert. Schließlich wird der Teppich wieder aufgerollt, an eine Wand gelehnt und der Mann verschwindet mit seinem Karren – ohne Teppich. Offenbar wurde gerade ein Geschäft von Händler zu Händler abgeschlossen. Es gibt noch viele solcher kleinen Ereignisse, die uns die Zeit vertreiben bis wir weiterziehen. Immer wieder bleiben wir irgendwo hängen und oft ist unser Gepäck danach schwerer als davor und unser Geldbeutel leert sich sichtlich.

Glücklicherweise gibt es inmitten der verwinkelten Basargassen ein Postamt mit Geldautomat, zu dem uns ein freundlicher Händler den Weg weist. Hier können, wir unseren Geldbeutel wieder füllen, sodaß unser Abendessen gesichert ist. Inzwischen sagt uns unsere Nase, dass wir uns dem Gerberviertel nähern. Die großen Gerbereien haben hier auf den Dächern ihrer Verkaufsräume Terrassen errichtet, von denen man einen guten Blick auf die Innenhöfe mit den vielen Bottichen hat, in denen die Häute von Ziegen, Schafen und auch Kamelen bearbeitet werden. Damit man den Geruch besser verträgt, bekommt man am Eingang einen Zweig Minze gereicht, und gegen einen kleinen Obolus erklären die Mitarbeiter einem gerne die Prozedur. Es ist schon ein archaischer Anblick zu sehen, wie hier mit den gleichen Methoden wie seit Jahrhunderten gearbeitet wird.

Natürlich sind die Dachterassen nur durch die Verkaufsräume zu erreichen und wieder zu verlassen, und man muß aufpassen, dass man nicht ruckzuck in ein Verkaufsgespräch verwickelt ist, von dem man nur schwer wieder loskommt.

Aber wir haben ja noch eine Verabredung. In der Lederwerkstatt von gestern werden wir noch etwas vertröstet und auf einen Tee eingeladen, bis uns die fertige Mappe präsentiert wird. Sie ist wirklich gut gearbeitet, leider aber wegen eines Missverständnisses etwas klein geraten. Wir wollen sie trotzdem nehmen, bleiben aber bei den folgenden Preisverhandlungen hart und bestehen auf dem ursprünglich genannten Preis und lassen keine Nachverhandlung wegen des aufwendigen, fein gearbeiteten Golddrucks zu.

Inzwischen fühlen wir uns in diesem Teil des Souks fast zuhause und finden ohne Hilfe aus dem Wirrwarr hinaus. Am Place Rcif finden wir ein Restaurant für unser wohlverdientes Abendessen, bevor wir, bepackt mit unseren Einkäufen und mit lahmgelaufenen Beinen zu unserem Auto zurückkehren.

Viele weitere Bilder in der Galerie:  Souk von Fès

Ostern unter alten Kirschbäumen

Am nächsten Morgen kommen wir kaum zum Packen, denn in Sichtweite am anderen Ufer des Sees beobachten wir, wie mehrere Landrover einen zum Wohnmobil umgebauten Allrad- LKW bergen, der mit der Vorderachse völlig im weichen Uferboden eingebrochen ist, als er versuchte einen PKW aus einer ähnlichen Situation zu befreien.  Mit vereinten Kräften von 3 Landrovern schaffen sie es tatsächlich den LKW rückwärts wieder zu befreien, und wir können endlich aufbrechen. Noch einmal klettern wir hinauf in die völlig karge Bergwelt auf über 2500m, dann geht es in abenteuerlichen Serpentinen gut 1000m hinunter.

Damit haben wir den Hohen Atlas hinter uns gelassen und die Täler des mittleren Atlas erreicht. Die Vegetation ist hier zwischen 1000 und 1500m Höhe völlig anders als auf der Südseite. Selbst in höheren Lagen gibt es Bäume an den ansonsten kahlen Berghängen, und in den Tälern wird viel Obst angebaut. Sogar die ersten Olivengärten tauchen auf.

Die erste größere Stadt, die wir erreichen, ist Zaouiat Cheikh. Mit etwa 25000 Einwohnern, breiten baumbestandenen Straßen mit Bürgersteigen und modernen Restaurants und Cafés könnte sie  genau so gut in Spanien oder Frankreich liegen, ist aber überhaupt nicht von europäischen Touristen geprägt.

Entsprechend gibt es auch keine Einrichtungen für Camper. Wir fahren deshalb weiter,  nachdem wir noch ein paar Einkäufe für das morgige Osterfrühstück gemacht haben, und suchen uns einen ruhigeren Platz abseits der viel befahrenen Hauptstraße.

Im zweiten Anlauf finden wir eine schöne Stelle, werden aber kurz nach Sonnenuntergang von der Polizei gestört und aufgefordert aus Sicherheitsgründen bis zur 5km entfernten videoüberwachten Tankstelle zu fahren. Dort könnten wir sicher übernachten. Die erste Tankstelle nach 4km will uns nicht, aber ein paar Kilometer weiter werden wir vom Tankwart freundlich in eine Parklücke eingewiesen. Hier ist es zwar deutlich lauter, aber glücklicherweise legt sich die Unruhe bald, und wir können einigermaßen ruhig schlafen. Für das Osterfrühstück suchen wir uns am nächsten Morgen einen schöneren Platz in den blühenden Wiesen abseits der Straße und fahren dann weiter nach Azrou, einem marokkanischen Ferienort, der wegen seiner kühlen Lage auf 1500m und den ihn umgebenden Zedernwäldern  mit ihren wild-lebenden Affen sehr beliebt ist.

Etwas oberhalb des Ortes gibt es einen schönen kleinen Stellplatz für Wohnmobile, wo wir unter alten Kirschbäumen unser Osterquartier beziehen. Jetzt in den Ostertagen ist der Platz gut besucht von Spaniern und Franzosen, die die Ferien für einen kurzen Marokkourlaub nutzen, denn von Tanger bis hierher sind es nur gut 500km.Die Temperaturen sind für uns noch sehr gewöhnungsbedürftig. Bei unserer Ankunft sind es trotz Sonnenschein gerade mal 12 Grad und wir verbringen den Abend im geheizten Auto. Morgens glitzert der Frost auf unseren Dachluken, aber die Sonne macht dem schnell ein Ende. Trotz Lufttemperaturen nicht über 16 Grad genießen wir es, in der Sonne unter einem strahlend blauen Himmel zu faulenzen. Mittags wollen wir mit den Rädern hinunter in den Ort fahren, aber Carola streikt auf halber Strecke, als sie sieht, wie steil es die letzten Kilometer hinunter geht und fährt zurück. Ich fahre weiter und bummle durch den lebendigen Ort, der mit seinen steilen Gassen einen kleinen Vorgeschmack gibt auf das, was uns in Fes erwartet. Hier gibt es jede Menge Konditoreien, und ich lasse mir eine Auswahl für unseren Osterkaffee in einen Karton packen. Ein paar weitere Einkäufe noch, dann mache ich mich auf den Rückweg. Der steile Aufstieg, der Carola verschreckt hatte, erweist sich als harmloser als befürchtet, und ich bin im Nu zurück am Auto. Den Nachmittag genießen wir in der Sonne bei Kaffee und Keksen, dann geht es ans Packen und Aufräumen, denn morgen früh wollen wir nach Fes aufbrechen.

Durch die Todra Schlucht nach Imilchil

Am nächsten Morgen stehe ich früh auf, denn ich will mit dem Fahrrad einmal durch die Engstelle der Schlucht fahren, solange noch keine Touristen da sind. Es ist noch ziemlich kalt, aber ich genieße die Fahrt trotzdem. In der Schlucht sind ein paar Souvenirhändler schon wach und fangen an, ihre Stände aufzubauen, ansonsten habe ich die Straße für mich.

Ein paar Stunden später, als wir mit dem Auto hindurch fahren, sieht es ganz anders aus. Die Schlucht ist verstopft mit Autos, denn jeder will anhalten und ein paar Fotos machen. Dazwischen Reisebusse, die Touristengruppen mitten in der Schlucht absetzen.

Etwa 800Meter lang ist die Engstelle, und der größte Trubel findet auf den ersten 400m statt. Dann wird es schnell ruhiger. Am anderen Ende der Engstelle gibt es einen Parkplatz, auf dem viele Camper übernachten. Hier können auch die Busse wenden, denn weiter durch die Schlucht fährt kaum jemand. Wir nutzen den Platz für ein verspätetes Frühstück in der Sonne und kommen ins Gespräch mit einem jungen Paar, das in ihrem Allrad-LKW lebt und gerade in Gambia, Senegal und Mauretanien unterwegs war. Sie gehören zu den Menschen, die es geschafft haben, Beruf und Reisen miteinander zu verbinden, und die man hier in Marokko öfters trifft.Ab hier wird die Straße deutlich einsamer. Wir treffen noch auf eine Gruppe Steilwandkletterer und auf eine Ziegenherde, die ihnen beim Klettern Konkurrenz macht, dann windet sich die Strasse hinaus aus der Schlucht.

Den Grund sehen wir, als wir oben ankommen. Ein riesiger Staudamm wurde hier in den letzten Jahren gebaut, der die Schlucht völlig abriegelt und damit die Stadt Tinghir vor zukünftigen Flutkatastrophen schützt und gleichzeitig eine kontrollierte Wasserversorgung der Oase sicherstellt.

In Tamtetoucht, dem ersten Bergort oberhalb der Schlucht, machen wir halt an einem kleinen Gasthaus. Wir bestellen Kaffee und Omelett und staunen mal wieder nicht schlecht, was der Gastwirt da in seiner kleinen Küche für uns gezaubert hat.Als Krönung gibt es noch einen Nachtischteller mit Zimtorangen, Bananen und Yoghurt. Nachdem wir das Essen gebührend gelobt haben, fragen wir ihn, seit wann es denn die Straße gibt. Er erzählt, dass die Straße 2020 ausgebaut wurde und viele Veränderungen für die Menschen gebracht hat. Mit der Straße kamen Elektrizität und Mobilfunkanschluss und das habe das Leben der Menschen nicht nur zum Guten verändert.

Hier im Quellgebiet des Oued Todra gibt es Wasser genug, die Landschaft ist grün und die Menschen leben von der Landwirtschaft.

Bald darauf überqueren wir den ersten Pass. Auf 2650m sind wir bis dahin geklettert und wir werden erst auf der Nordseite des Atlas wieder unter 2000m kommen.

Hier oben wirken die Dörfer noch sehr archaisch. Vom steigenden Wohlstand zeugen nur die allgegenwärtigen Solarpanels und Satelittenantennen auf fast jeder Lehmhütte.
Auf den Bergen wächst kein Baum und kein Strauch, nur an den Orten in den Tälern wird etwas Landwirtschaft betrieben. Immer wieder müssen wir Furten durchqueren und sind froh, dass wir problemlos durchkommen. Noch vor einer Woche wäre das wegen der starken Regenfälle nicht möglich gewesen.


Der Ort Imilchil enttäuscht uns. Er wirkt sehr chaotisch und touristisch und bietet uns keinen Grund zum Anhalten. So fahren wir weiter zum ein paar Kilometer entfernten Bergsee Lac Tislit und finden einen ruhigen Platz am Ufer des Sees.

In der Nacht fällt das Thermometer auf 2 Grad und wir packen alle Decken aus, die wir dabei haben. Morgens werfen wir erstmals vor dem Aufstehen unsere Heizung an. Die Sonne hilft mit, das Auto schnell aufzuwärmen und selbst draußen steigen die Temperaturen schnell auf etwa 18 Grad. Der Platz gefällt uns, und wir beschließen einen Tag hier zu bleiben und machen eine Radtour zu einem 8 Kilometer entfernten zweiten noch etwas größeren Bergsee. .Das Tal mit den beiden Seen ist ein Naturschutzgebiet. Der Staat hat sich viel Mühe gegeben, an beiden Seen Picknickplätze einzurichten. Aber alles wirkt, wie nicht ganz fertiggestellt und dann sich selbst überlassen. Auf unserer Radtour treffen wir auf mehrere große Schafherden und abends kommen sie an den See zum Trinken. Das spärliche Grün zwingt sie offenbar, ständig unterwegs zu sein, um satt zu werden.


Abends bekommen wir Besuch von einem Mann auf dem Moped, der uns erklärt, dass wir hier kostenlos übernachten dürften, er aber unsere Pässe und unser Fahrzeugkennzeichen fotografieren muß. Dann wünscht er uns eine gute Nacht und verschwindet.

Die Reise geht weiter

Montag war allgemeiner Abreisetag, und das Camp leerte sich kontinuierlich. Wir ließen uns Zeit. Ich war bereits früh auf und schnappte mir mein Fahrrad, um beim Bäcker im Ort frisches Brot zu holen, als ich die große Überraschung erlebte: das trockene Flussbett des Draa war gerade dabei, sich mit Wasser zu füllen. Die erste Flutwelle war wohl vor kaum 30 Minuten an der Brücke eingetroffen, ein unglaublicher Anblick in der Morgensonne. Der Chef des Hotels und einige Mitarbeiter standen vor dem Tor und sahen dem Spektakel mit strahlenden Gesichtern zu. Ähnlich erging es mir dann auch im Ort. Strahlende Gesichter überall. Da wird einem erst richtig bewusst, welche Rolle das Wasser im Leben der Menschen hier spielt. Hat der Fluss einmal richtig Wasser, ist das Leben für mehrere Jahre gesichert.

Nach vielen Verabschiedungen verließen wir als eines der letzten Autos das „Hamada du Draa“. In den nächsten Monaten wird es hier ruhiger werden, bis mit Ende der großen Hitze im September die nächste Touristensaison beginnt.

Wir fahren zurück Richtung Norden.

In Tamegroute machen wir Mittagspause, und ich besuche die Handschriftenbibliothek der Sufi Bruderschaft der Nasiriyya.

Dann geht es weiter nach Zagora. Wir fahren einmal hinüber auf die andere Seite des Draa, um zu sehen wieviel Wasser er hier führt. Dann geht es weiter in Richtung Tazzarine.

Nach einer Woche unter Menschen steht uns der Sinn nach einem einsamen Platz irgendwo abseits der Straße. Ein paar Kilometer vor der Stadt finden wir einen schönen Platz unter einer Schirmakazie.Ein netter junger Mann, der in der Nähe wohnt, besucht uns und schenkt uns Möhren und Zwiebeln aus seinem Garten. Er warnt uns vor wilden Hunden in der Gegend und gibt uns seine Telefonnummer, damit wir ihn anrufen können, falls wir Probleme haben.

Wir schlafen tief und fest und hören nichts von den Hunden. Am nächsten Morgen fahren wir ein paar Kilometer weiter zu einer Tankstelle, wo wir nach dem Tanken unser Auto stehen lassen, um mit den Fahrrädern einen Ausflug in ein Tal in den 10km entfernten Bergen zu machen. Dort treffen wir auf eine Gruppe Franzosen, die mit ihren Geländefahrzeuge gerade eine Pause machen und uns auf einen Kaffee einladen, was wir dankend annehmen.

Als wir weiterfahren wollen, merke ich, daß das Hinterrad meines Fahrrads platt ist. Ich hätte mir keinen besseren Ort für eine Panne aussuchen können, denn die Männer helfen sofort. Wir finden nur einen winzigen Dorn, den wir herausziehen. Mit ihrem Kompressor ist das Rad schnell wieder aufgepumpt und scheint die Luft auch zu halten. Trotzdem fahren wir nur noch ein Stückchen weiter, bevor wir sicherheitshalber kehrt machen.

Bis zurück zum Auto hält der Reifen durch. Eine Reifenreparatur in der Mittagssonne ersparen wir uns und fahren weiter nach Tazzerine, wo wir uns in einem Lokal an der Straße ein Mittagessen gönnen.Gut gesättigt verlockt uns kaum 30km weiter die Landschaft zum Verlassen der Straße für eine Siesta. Der Platz, den wir finden gefällt uns so gut, dass wir beschließen für die Nacht hier zu bleiben.

Eigentlich wollten wir nach dem Frühstück gleich weiterfahren, aber beim Packen bemerke ich, dass mein Fahrrad über Nacht wieder alle Luft aus dem Hinterrad verloren hat. So können wir es auf dem Fahrradträger nicht transportieren, ohne den Reifen völlig zu zerstören. Also beschließen wir den ruhigen Platz zu nutzen, um den Reifen richtig zu flicken.Kaum habe ich angefangen, tauchen zwei Jungen von vielleicht 13 und 15 Jahren auf ihren Fahrrädern auf und bestehen darauf, mir zu helfen. Gemeinsam schaffen wir es, das Löchlein im Schlauch zu finden und zu flicken. Dabei muss ich höllisch aufpassen, dass sie mir in ihrem Eifer nichts kaputtmachen.Zur Belohnung darf jeder mal eine Runde mit dem reparierten Fahrrad drehen und sie können garnicht genug davon bekommen. Stolz und glücklich ziehen sie schließlich wieder ab, jeder um 10 Dirham (etwa 1€) und ein paar Bananen reicher. Auch wir packen unsere Sachen, laden die Fahrräder auf und fahren los.

Etwa 40km geht es durch eine einsame afrikanische Steppenlandschaft, dann erreichen wir den Verkehrsknoten der Oase Alnif. Früher war hier wahrscheinlich eine Kreuzung von Karawanenwegen, heute treffen hier zwei Nationalstraßen aufeinander, und es ist Markttag. Entsprechend belebt ist der Ort. Natürlich lassen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen, frisches Obst und Gemüse einzukaufen und dann bei einem Tee aus einer schattigen Ecke heraus das Marktleben zu beobachten.

Auf der weiteren Fahrt nach Norden wird die Landschaft abwechslungsreicher. Im Hintergrund tauchen die Berge des hohen Atlas auf, teilweise noch schneebedeckt.Immer wieder gibt es Oasen, die vom Südhang des Atlas mit Wasser versorgt werden. Schließlich stoßen wir auf die von Westen nach Osten verlaufende „Straße der Kasbahs“, die die Oasen an den Ausgängen der berühmten Schluchten des hohen Atlas verbindet und folgen ihr Richtung Westen zur Stadt Tinghir. Der aus einer schmalen Schlucht kommende Fluss Oued Todra hat hier am Fuß des Atlas ein Tal in den Wüstenboden gegraben , das vollständig von einer großen Palmenoase ausgefüllt wird. An ihren Rändern breitet sich die Stadt Tinghir aus, touristisches Zentrum für Ausflüge in die berühmte Todra-Schlucht, für Wander- und Klettertouren.

Wir waren zuletzt vor über 10 Jahren hier und erkennen die Stadt kaum wieder. Durch das Zentrum führt eine breite Straße mit vielen neuen mehrgeschossigen Häusern und Cafés und Restaurants überall. Wir halten uns nur kurz im Stadtzentrum auf, um an einem Geldautomaten unsere Bargeldreserven aufzufrischen. Dann biegen wir von der Hauptstraße ab, denn wir wollen in den nächsten Tagen durch die Todra-Schlucht hinauf in den Hohen Atlas fahren.

Die schmale Straße am Rande der immer enger werdenden Schlucht ist dicht bebaut mit kleinen Hotels. Sogar zwei Stellplätze für Wohnmobile gibt es. Auf einem davon finden wir mit etwas Überredung noch einen Platz für unser Auto und können noch mal duschen, Abwasser entsorgen und Trinkwasser auffüllen, bevor wir in die Berge aufbrechen.

Das Festivalfinale

Am Sonntag war uns das Wetter freundlich gesinnt. Durch den Regen war es in der Nacht deutlich abgekühlt, und wir haben wunderbar geschlafen. Bei angenehmen Temperaturen konnten wir der Sonne dabei zusehen, wie sie den Schlamm langsam trocknete. Das war auch nötig, denn Mohammed hatte uns zum Lunch im Camp Chraika eingeladen, und bis dahin musste der Eingang des Hotels einigermaßen passierbar sein. Wir nutzten die Zeit zum Wäsche waschen und um unsere Schuhe von den Auswirkungen des gestrigen Ausflugs zu befreien.

Die Sonne hat sich Mühe gegeben, und wir konnten das Tor und die Brücke einigermaßen unbeschadet mit unseren Fahrrädern passieren. Mohammed begrüßte uns wieder herzlich, und beim Erzählen und leckerem Essen verging die Zeit im Nu.

Auf dem Rückweg machten wir einen Abstecher zum Festivalgelände und besuchten die Stände des Normadenmarkts,


Dann ging es zurück zu unserem Quartier für eine etwas verspätete Siesta, denn der heutige Konzertabend könnte lang werden.

Als wir uns in der Dämmerung wieder auf den Weg zum Festivalgelände machten, war auf den Straßen richtig viel Leben, und der Markt war voller Menschen.

Wir kamen uns ein bißchen vor, wie auf einem Jahrmarkt. Auch das Konzertgelände war für Jedermann zugänglich, nur ein kleiner Bereich seitlich und vor der Bühne war für zahlende Besucher reserviert. Wir mischten uns unter das bunte Publikum außerhalb des reservierten Bereiches. Nach einer Woche hier in Mhamid gehörten wir schon fast zu den Einheimischen, und so kam es immer wieder zu netten Begegnungen, Begrüßungen und Hallos, was fast mehr Spaß machte, als das eigentliche Konzertprogramm.


Kurz nach Mitternacht, noch vor dem finalen Auftritt des Stars des Abends waren wir voll mit Eindrücken, konnten nicht mehr stehen und machten uns auf den Rückweg zum Hotel. Der Torwächter hatte uns freundlicherweise eine kleine Türe offengelassen, denn das große Eingangstor schließt er vor Mitternacht. So konnten wir ungehindert in unser Bett fallen.

 

Festivalfinale auf Facebook

Nomad Festival

Erste Impressionen vom Festival. aufgenommen Fr. 11.April 2025 in der Kasbah Azalay in Mhamid El Ghizlane.

Am Veranstaltungsort, im Palmenhain hinter dem Hotel, gab es bereits seit dem Nachmittag verschiedene Vorführungen nomadischer Aktivitäten. Als wir ankamen, wurde gerade vorgeführt, wie in der Wüste Brot gebacken wird. (siehe Video)Für das Musikprogramm hatte man für uns VIPs vor der Bühne Teppiche und Kissen auf einer Sanddüne ausgebreitet und versorgte uns mit Tee, trockenen Keksen und kühlem Wasser.
Es war schon ein komisches Gefühl, bei Vollmond unter Palmen auf einer Sanddüne am Rand der Sahara, kurz vor der algerischen Grenze solch eine Veranstaltung zu erleben. Um uns herum viel Presse, direkt hinter uns mehrere Filmkameras für die Lifeübertragung im Internet.Es dauerte eine Weile, bis Stimmung aufkam. Beim Finale mit dem algerischen Sänger Kader Tarhanine wurde dann getanzt und mitgesungen. Seine aktuelle Musik kennt hier offenbar jeder.

 

 

Festivalalltag in Mhamid

Am nächsten Morgens starten wir bei angenehmem Wetter zu einer Radtour durch die Oase mit ihren kleinen Dörfern. In einem der Dörfer hat eine Familie ihr dreihundert Jahre altes Lehmhaus zu einer Art Museum umfunktioniert und pflegt es liebevoll. Leider ist nur ein alter Mann anwesend, der uns herumführt und uns einen Tee anbietet, aber wir können uns kaum verständigen.

In der Oase ist gerade Getreideernte. Überall wird auf kleinen Feldern Gerste angebaut, von Hand mit der Sichel geschnitten und zu Gaben gebunden.

Die Dörfer wirken belebter, als wir es bei den letzten Besuchen erlebt haben, und viele Häuser wirken neu renoviert.

Den Nachmittag verbringen wir am Pool, denn der Wind wirbelt wieder mächtig Staub auf. Das Ausgehen zum Abendessen enfällt wegen des Sturms. Wir essen im Restaurant des Hotels zusammen mit Gabi und Georg, die wir schon in Icht getroffen hatten. Danach sitzen wir lange zusammen am Pool und hören aus der Ferne dem Eröffnungskonzert zu, das für ein exklusives Publikum im Palmengarten des Nachbarhotels stattfindet.

Der Wind hat sich beruhigt, aber die Hitze ist geblieben.  Als ich erzähle, dass ich in der Nacht in den Duschen einen Skorpion gesehen habe, nutzt einer der Hotelmitarbeiter die Gelegenheit, uns Horrorgeschichten über Skopionstiche zu erzählen, die er überlebt hat.

In der Nacht bekommen wir kaum Schlaf wegen der drückenden Wärme. Es geht kein Windhauch.

Freitag früh fahre ich für eine kurze Morgenrunde in den Ort, Carola schläft noch. Ich kaufe Tomaten und frisches Brot, direkt aus dem Ofen des Bäckers. Bei einem Abstecher zum Nomadenmarkt schaue ich, ob die Stände schon geöffnet sind. Es ist aber noch nichts los. Während wir frühstücken wird es schnell wieder heiß und drückend.

Nach dem Frühstück mache ich mich per Rad auf den Weg zum Desert Camp von Agatha und Mohammed. Carola bleibt lieber in der Nähe des kühlen Pools.

Mohammed begrüßt mich sehr herzlich. Auch er hat unsere gemeinsam Zeit im Corona Exil in guter Erinnerung. Wir trinken Tee, und er erzählt von den Veränderungen, die der Regen im Oktober letzten Jahres für das Leben hier in der Wüste gebracht hat. Die Brunnen sind wieder gefüllt und die Oase lebt richtiggehend auf. Menschen, die in die Städte gezogen waren, weil es für sie hier keine Lebensgrundlage mehr gab, kehren zurück , und es wird wieder mehr Landwirtschaft betrieben. Nach 10 Jahren Trockenheit hatte sogar der Draa zeitweise wieder Wasser.

Der Regen hat allerdings auch Vieles zerstört. Bei Mohammed im Camp stand das Wasser teilweise 20cm hoch und mehrere Gebäude sind teilweise eingestürzt. Fast 1 Jahr haben sie renoviert, verbessert und verschönert und können aktuell bis zu 30 Personen beherbergen.

Am Nachmittag wird der Wind wieder kräftiger. Wir nehmen wir zwei Mal Anlauf, um zum Markt zu fahren, brechen aber am Tor der Kashbah ab. Von der Stadt auf der anderen Seite des Draa ist kaum etwas zu sehen wegen des aufgewirbelten Sandes. Kein Mensch geht da auf den Markt.

Gegen 5 Uhr legt sich der Wind etwas, und wir fahren tatsächlich mit unseren Rädern los. Am Nomadenmarkt sind die Menschen dabei, die noch stehenden Zelte und ihre Waren zu sichern. Mehrere Zelte haben dem Wind nicht standgehalten und sind zusammengebrochen. Auch das Publikum ist noch nicht wieder zurückgekehrt. Wir suchen uns ein windgeschütztes Lokal im Ort. Der Koch ist zwar gerade nicht da, aber bei einem Orangensaft läßt sich das heute deutlich lebendigere Straßenleben gut beobachten.
Nach einer halben Stunde taucht der Koch wieder auf, und wir bekommen ein frühes Abendessen, denn für den exklusiven Teil des Festivalprogramm heute Abend haben wir uns VIP-Karten besorgt, und das wollen wir auch auskosten. Bilder folgen noch…

Mhamid el Ghizlane

Gestern Nachmittag sind wir hier in Mhamid eingetroffen. Ja, es ist wirklich heiß, und echten Schatten für unser Auto gibt es kaum. Wir haben unser Quartier im ummauerten Hof der Kasbah Hamada du Draa bezogen, was den Vorteil hat, dass man dort etwas Schutz vor dem Wind und vor allem vor dem Sand hat. Der größte Vorteil der Kasbah ist allerdings ihr schattiger Garten mit dem schönen Pool. Dies ist der beste Ort für  die heißeste Zeit des Tages, und hier verbrachten wir die nächsten Stunden. Am Abend ging es per Fahrrad auf Erkundung durch den Ort.

Erstaunlicherweise ist es  noch ziemlich ruhig hier in Mhamid. 2 Tage vor dem Festival hatten wir schon mehr Betrieb erwartet. Im Ort scheint sich auf den ersten Blick in den letzten 5 Jahren nicht viel verändert zu haben. Nach wie vor hat er den morbiden Charme eines staubigen, etwas vernachlässigten Ortes am Rande der Wüste. Der Wohlstand, den der allgegenwärtige Wüstentourismus sicher bringt, hat im Straßenbild noch keinen Widerhall gefunden.

Auffällig ist aber auch hier, dass Kaffee dabei ist, dem süßen starken grünen Tee mit Minze den Rang als beliebtestes Getränk ernsthaft Konkurrenz zu machen.

Leider ist das Wetter mal wieder nicht auf unserer Seite. Nach einer ziemlich warmen Nacht (erst gegen Sonnenaufgang sank das Thermometer mal kurz unter 20 Grad), kam heute Sturm auf, und für die Nacht sind Gewitter und Regen bei Temperaturen um 25 Grad angekündigt.

Die Morgenstunden nutzten wir wieder für eine Radtour. Diesmal ging es etwa 2km hinaus in die Wüste zum Desert Camp Chraika von Agatha und Mohammed, wo wir 2020 die ersten Wochen der Corona-Quarantäne verbracht haben.Leider waren beide vor ein paar Tagen mit einer Gästegruppe mit den Kamelen in die Wüste gezogen. Trotzdem nahm man uns freundlich auf und lud uns auf einen Tee, Mandeln und Kekse ein. Morgen werden sie zurückerwartet, dann werden wir es noch einmal probieren.Auf dem Rückweg gab es Frühstück in einem Café, dann zog es uns zurück zum kühlen Nass des Pools.

Anmerkung: Technik für Smartphones muss man anscheinend in der Wüste einkaufen. Auf dem Rückweg hielt ich an einem kleinen Laden, um ein paar Mignon-Batterien zu kaufen und fragte bei der Gelegenheit vorsichtig nach einem neuen USB-C Ladekabel für meine Kamera. Der Verkäufer wusste sofort, was ich brauche und holte ein top Schnellladekabel hervor. Noch überraschter war ich, als er den Preis nannte: 20DH = knapp 2€ für ein Kabel, für das man bei uns 20-50 € bezahlt. Was mag hier denn wohl ein neues Iphone kosten?

Eigentlich sollte der heutige Blog an dieser Stelle enden, aber das Wetter wollte auch noch einen Beitrag leisten. Wegen des aufkommenden Sturmes hatten wir unsere Markise schon eingerollt und die Fenster geschlossen, bevor wir uns an den Pool zurückgezogen haben, sonst hätten wir am Abend den Sand aus dem Auto schaufeln können, denn die grauen Wolken am Himmel veränderten ihre Farbe zu Orangerot. Innerhalb von Sekunden übernahm die ganze sichtbare Welt diesen Farbton, wie auf einem alten Farbfoto, der Sand knirschte zwischen den Zähnen und die Augen brannten.
Da half nur die Flucht in den nächsten geschlossenen Raum. Nach etwa einer Stunde trauten wir uns wieder hinaus. Die Sandwolke war weitergezogen und ein paar Regentropfen hatten die Luft wieder etwas sauberer gewaschen. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir damit, den durch alle Ritzen ins Auto eingedrungenen roten Staub zusammenzukehren, alles mehrfach abzuwischen und anschließend auch uns selbst unter der Dusche zu entsanden.