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Mhamid el Ghizlane

Gestern Nachmittag sind wir hier in Mhamid eingetroffen. Ja, es ist wirklich heiß, und echten Schatten für unser Auto gibt es kaum. Wir haben unser Quartier im ummauerten Hof der Kasbah Hamada du Draa bezogen, was den Vorteil hat, dass man dort etwas Schutz vor dem Wind und vor allem vor dem Sand hat. Der größte Vorteil der Kasbah ist allerdings ihr schattiger Garten mit dem schönen Pool. Dies ist der beste Ort für  die heißeste Zeit des Tages, und hier verbrachten wir die nächsten Stunden. Am Abend ging es per Fahrrad auf Erkundung durch den Ort.

Erstaunlicherweise ist es  noch ziemlich ruhig hier in Mhamid. 2 Tage vor dem Festival hatten wir schon mehr Betrieb erwartet. Im Ort scheint sich auf den ersten Blick in den letzten 5 Jahren nicht viel verändert zu haben. Nach wie vor hat er den morbiden Charme eines staubigen, etwas vernachlässigten Ortes am Rande der Wüste. Der Wohlstand, den der allgegenwärtige Wüstentourismus sicher bringt, hat im Straßenbild noch keinen Widerhall gefunden.

Auffällig ist aber auch hier, dass Kaffee dabei ist, dem süßen starken grünen Tee mit Minze den Rang als beliebtestes Getränk ernsthaft Konkurrenz zu machen.

Leider ist das Wetter mal wieder nicht auf unserer Seite. Nach einer ziemlich warmen Nacht (erst gegen Sonnenaufgang sank das Thermometer mal kurz unter 20 Grad), kam heute Sturm auf, und für die Nacht sind Gewitter und Regen bei Temperaturen um 25 Grad angekündigt.

Die Morgenstunden nutzten wir wieder für eine Radtour. Diesmal ging es etwa 2km hinaus in die Wüste zum Desert Camp Chraika von Agatha und Mohammed, wo wir 2020 die ersten Wochen der Corona-Quarantäne verbracht haben.Leider waren beide vor ein paar Tagen mit einer Gästegruppe mit den Kamelen in die Wüste gezogen. Trotzdem nahm man uns freundlich auf und lud uns auf einen Tee, Mandeln und Kekse ein. Morgen werden sie zurückerwartet, dann werden wir es noch einmal probieren.Auf dem Rückweg gab es Frühstück in einem Café, dann zog es uns zurück zum kühlen Nass des Pools.

Anmerkung: Technik für Smartphones muss man anscheinend in der Wüste einkaufen. Auf dem Rückweg hielt ich an einem kleinen Laden, um ein paar Mignon-Batterien zu kaufen und fragte bei der Gelegenheit vorsichtig nach einem neuen USB-C Ladekabel für meine Kamera. Der Verkäufer wusste sofort, was ich brauche und holte ein top Schnellladekabel hervor. Noch überraschter war ich, als er den Preis nannte: 20DH = knapp 2€ für ein Kabel, für das man bei uns 20-50 € bezahlt. Was mag hier denn wohl ein neues Iphone kosten?

Eigentlich sollte der heutige Blog an dieser Stelle enden, aber das Wetter wollte auch noch einen Beitrag leisten. Wegen des aufkommenden Sturmes hatten wir unsere Markise schon eingerollt und die Fenster geschlossen, bevor wir uns an den Pool zurückgezogen haben, sonst hätten wir am Abend den Sand aus dem Auto schaufeln können, denn die grauen Wolken am Himmel veränderten ihre Farbe zu Orangerot. Innerhalb von Sekunden übernahm die ganze sichtbare Welt diesen Farbton, wie auf einem alten Farbfoto, der Sand knirschte zwischen den Zähnen und die Augen brannten.
Da half nur die Flucht in den nächsten geschlossenen Raum. Nach etwa einer Stunde trauten wir uns wieder hinaus. Die Sandwolke war weitergezogen und ein paar Regentropfen hatten die Luft wieder etwas sauberer gewaschen. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir damit, den durch alle Ritzen ins Auto eingedrungenen roten Staub zusammenzukehren, alles mehrfach abzuwischen und anschließend auch uns selbst unter der Dusche zu entsanden.

Zagora

Man merkt, dass wir hier in der Nähe der Sanddünen des Erg Chegaga sind, denn am Abend des zweiten Tages bei Rachid füllte sich der Platz. Zwei Reisegruppen mit Landrovern und ähnlichen Geländefahrzeugen breiteten sich auf dem Platz aus, und mit der Ruhe war es vorbei. Die Fahrzeuge sahen aus, als hätten sie gerade die Wüste durchquert, und offenbar hatten Sie sich auch entsprechend viel zu erzählen, denn ruhiger wurde es erst weit nach Mitternacht.

Wir verabschiedeten uns am nächsten Morgen für unsere nächste Etappe nach Zagora. Beide hatten wir diese Strecke von vorherigen Reisen als wüstenartig, mit vielen Sandverwehungen auf der Strasse in Erinnerung. Deshalb waren wir erstaunt, wie grün es teilweise war. Es muß hier in den letzten Wochen geregnet haben, aber es sind offenbar auch viele Brunnen gebohrt worden, denn immer wieder kamen wir an Feldern vorbei, auf denen die Menschen dem Wüstenboden eine Lebensgrundlage abzuringen versuchten.
Gelegentlich sahen wir auch Zelte und kleinere Herden von Schafen, offenbar Nomaden, die von dem temporären Grün angelockt worden waren. Sogar eine erste größere Kamelherde begegnete uns hier.

Sonntag ist Markttag in Zagora, das merkten wir auch gleich, als wir ankamen. Die Märkte finden in der Regel am Rande der Städte statt, und man folgt einfach dem Strom bepackter Fahrzeuge, Tiere und Menschen, um sie zu finden. Das taten auch wir und genossen es, endlich mal wieder über solch einen großen Markt zu schlendern.
Bepackt mit Einkäufen ging es dann durch die Stadt hinunter in die Palmoase unten am Draa, wo wir 2020 wegen Corona viele Wochen verbracht haben. Der Chef des Campingplatzes erinnerte sich noch an uns und unseren Hund Merlin und organisierte uns einen schönen Schattenplatz zwischen Palmem, Granatapfelbüschen und Oleander.

Es ist schon komisch, an einen solchen Platz zurückzukehren, an dem man in dieser besonderen Zeit viele Wochen verbracht hat, ohne zu wissen, wie es weitergeht. Es ist fast ein „nach Hause kommen“, und so ging es uns auch, als wir am späten Nachmitag einen Rundgang durch die Oase machten und das kleine Hotel Riad Dar Sofian besuchten und vom Manager Ibrahim herzlich begrüßt wurden, der uns sofort wiedererkannte. Damals waren wir die einzigen Gästen im Hotel gewesen, aktuell sind die 10 Zimmer ausgebucht.Abends wurde es auch auf diesem Campingplatz voll. Wieder eine große Reisegruppe mit Landrovern, aber auch mehrere schwere wüstentaugliche LKWs mit Wohnaufbauten, als wäre das Camp Ausgangs- oder Endpunkt vieler Wüstentouren. Es ist wirklich erstaunlich, wie viele solcher, zum Teil abenteuerlichen Fahrzeuge, man hier sieht.

Unser Tagesrhythmus passt sich so langsam dem Klima an. Ab Mittags klettert das Thermometer auf 30 Grad und mehr und sinkt erst kurz vor Sonnenuntergang wieder. Für die Mittagszeit sucht man sich am besten einen schattigen Platz mit leichtem Wind. Die Sonne ist dann so intensiv, dass man es kaum aushalten kann. Am späten Nachmittag lässt die Kraft der Sonne nach, und man kann sich wieder draussen aufhalten. Die beste Zeit für Unternehmungen ist aber der Morgen zwischen Sonnenaufgang und etwa 11 Uhr. Deshalb machen wir unsere Ausflüge noch vor dem Frühstück. Heute Morgen waren wir auf der anderen Seite des im Moment ausgetrockneten Flusses und haben uns angeschaut, wie sich die Stadt verändert hat. Sie wirkt reicher, und man merkt ihr an, dass sie zentraler Ausgangspunkt für den Wüstentourismus ist. Teilweise hatten wir den Eindruck, dass man die vor 10 Jahren stark vernachlässigten Palmengärten wiederentdeckt hat, und sie mehr pflegt und als Gärten nutzt.

Lustig ist, dass das bekannte Schild „52 Tage bis Timbuktu“ mit dem Bild einer Karawane in den Sanddünen an immer neuen Stellen auftaucht.Heute Nachmittag werden wir noch einmal Ibrahim besuchen und morgen nach Mhamid el Gizlane aufbrechen, um uns rechtzeitig vor Beginn des Nomad Festivals ein schattiges Quartier zu sichern, denn es soll dort noch heißer werden.

Von Tata nach Foum Zguid

2 Tage blieben wir in Tata, erkundeten die wunderschöne intakte Oase per Fahrrad, machten einen Ausflug zu den merkwürdigen, versteinerten Wasserfällen mit ihren tropfsteinartigen Kalk- oder Salzformationen und genossen das, nach den Ramadanwochen langsam wieder zurückkehrende Strassenleben in der Stadt.

(siehe auch Galerie Tata)

Nach einem letzten Tee mit Minze machten wir uns auf den Weg durch etwa 150 km karge Landschaft. Mal afrikanische Savanne, mal vegetationslose Wüste, unterbrochen nur von etwas grün an den Ränder der trockenen Wadis, die wir kreuzten.

Nach etwa 50km trafen wir auf den Oued Tissint, der die Strasse auf den nächsten 50 Kilometern begleitete. Meist ist von ihm allerdings nichts zu sehen, denn je nach Bodenbeschaffenheit hat er sich eine bis zu 10m tiefe Schlucht in den Wüstenboden gegraben. An einigen Stellen ist es möglich, auch ohne Geländefahrzeug die Strasse zu verlassen und einen Blick hinunter zu werfen.

Dabei kann sich auf wenigen Kilometern der Ausblick völlig verändern: mal ein kahles ausgetrocknetes Flussbett, mal ein blaues Band mit Palmen an seinen Ufern, mal ein verzweigtes Netz kleiner Bäche, Bassins und Wasserfälle.Offenbar hat der Fluss viel Salz aus dem Boden gewaschen, denn die trockenen Steine des Flussbetts sind teilweise regelrecht von einer Salzkruste bedeckt.

Nach 50 spannenden Kilometern verläßt die Strasse den Tissint, der sich weiter seinen Weg Richtung Süden sucht, um sich, wahrscheinlich nur noch unterirdisch, mit dem vom Atlasgebirge kommenden Draa zu vereinen und gemeinsam zu versuchen, den Atlantik zu erreichen. Unsere Strasse folgte ab hier flussaufwärts dem zur Zeit trockenen Oued Zguid in Richtung Nordosten zur Oase Foum Zguid. Eigentlich sind es von hier nur knapp 100 km bis Mhamid el Gizlane, wo wir in 3 bis 4 Tagen ankommen wollen, aber dazwischen liegen, für uns unpassierbar, der Iriki Salzsee und die Sanddünen des Erg Chegaga. Für uns bedeutet das 240km Umweg über die nördlich der Berge von Foum Zguid nach Zagora führende Strasse. Ein paar km vor Foum Zguid überquert die Strasse den Oued Zguid, und hier kann man heute noch sehen, welche Gewalt ein solcher Fluss haben kann, wenn er plötzlich Wasser führt.

In Foum Zguid bezogen wir Quartier im Schatten der Palmen von Rachids schönem neuen Camp La Palmeraie.Rachid hat die Coronajahre gut genutzt und aus dem einfachen Platz ein richtig schönes Camp gemacht. Die Dattelpalmen sind gewachsen und geben inzwischen etwas Schatten, die Sanitäranlagen sind schön gebaut und entsprechen fast europäischem Standard, und seine Frau bereitet im kleinen Restaurant eine exzellente Tajine. Was will man mehr bei 30 Grad, und so legten wir einen Faulenzertag ein. Keine Ausflüge, keine Spaziergänge, die über den Weg zum Restaurant hinausgingen.

Von Oase zu Oase

Wenn man in der Wüste unterwegs ist, spielt die Verfügbarkeit von Wasser eine besondere Rolle. Kein Wunder also, wenn wir immer wieder anhielten, wenn wir am Straßenrand einen Brunnen entdeckten.Etwa 10m musste ich den undichten Eimer hinunterlassen, ehe er auf Wasser stieß. Mit dem Heraufziehen mußte ich mich dann beeilen. Trotzdem war er wieder fast leer, als er endlich oben ankam.

Offenbar hatte ein technisch begabter Mensch vor einiger Zeit versucht, den Prozeß zu optimieren und eine Solarpumpe installiert,  aber die Anlage sah nicht so aus, als würde sie noch funktionieren.

Die Natur gibt sich große Mühe uns die Fahrt durch diese Einöde abwechslungsreich zu gestalten und erstaunt uns immer wieder mit ihrer Fantasie.

Etwa 140km haben wir uns für heute vorgenommen, und zwei große Oasen wollen wir besuchen, die Oase Akka  und die Oase Tata. Beide kennen wir schon von früheren Reisen und sind neugierig, wie sie sich in 8 Jahren verändert haben. Akka ist eine der größten Oasen der Region und erstreckt sich über 5 Quadratkilometer entlang des gleichnamigen  Flusses Qued Akka. Der Ausdruck Fluss ist dabei allerdings irreführend, denn nicht immer fließt hier Wasser . In der Oase Icht, aus der wir gerade kamen, hatte es zum Beispiel bis Oktober 2024 zehn Jahre nicht geregnet. Trotzdem waren die Quellen, die das System der Bewässerungskanäle speisten, nicht versiegt.

Der am Südende der Oase liegende, ebenfalls gleichnamige Ort Akka wirkte ziemlich verschlafen, und viele Geschäfte waren geschlossen. Immerhin hatten ein paar Cafés geöffnet, nachdem der Ramadan ja jetzt beendet war, und das mussten wir erst einmal ausnutzen.

Unser anschließender Versuch frisches Gemüse einzukaufen war dagegen nicht sehr erfolgreich. Die offenen Obst- und Gemüsestände im großen Markt konnte man an einer Hand abzählen, und das Angebot machte keinen frischen Eindruck. Offenbar war nach den Feiertagen noch keine frische Ware eingetroffen.

Die Nationalstrasse führt durch den Ort weiter nach Osten. Wir wollten aber mehr von der Oase sehen und machten deshalb kehrt und bogen in eine entlang der Oase nach Norden in die Berge führende Nebenstrasse. Von der etwas höher gelegenen Strasse hatte man einen herrlichen Blick auf die Palmenhaine der Oase.

Die Brücke, die uns über das Flusstal führen sollte, war noch im Bau, die alte Furt war aber passierbar.

Der Oued Akka führte tatsächlich an dieser Stelle Wasser, war aber oberhalb der Baustelle aufgestaut worden. Entlang des Flusstal ging es dann immer weiter hinauf in die Berge und mit jedem Höhenmeter wurde die Oase schmaler, bis nur noch Wüste übrig war.

Unser Abstecher in die Berge war am Ende gar kein richtiger Umweg, denn Tata, unser Tagesziel, liegt auf knapp 700m Höhe am Rande der Berge. Auch Tata ist eine Flussoase. Der Oued Tata hat hier eine Art Cañon durch die Landschaft gefräst. Auf dessen östlichem Rand liegt die gleichnamige (wie sollte es anders sein) Stadt Tata direkt an der Abbruchkante, und von dort oben hat man einen herrlichen Blick auf den Fluss und die Oase auf der anderen Seite.

Hier gibt es ein großes Camp für Wohnmobile mit Schatten und guter Infrastruktur, nur ein paar Minuten zu Fahrrad vom Ortszentrum entfernt. Das Camp war gut belegt, weil es gerne von geführten Wohnmobil-Gruppenreisen besucht wird, aber wir fanden trotzdem noch einen schattigen Platz.

Ramadanende in Icht

Am Plage Blanche machte uns das Wetter mal wieder einen Strich durch die Rechnung. Eigentlich hatten wir uns vorgestellt, mit den Fahrrädern den endlosen Strand zu erkunden. Aber den ganzen Nachmittag blies ein so heftiger und zudem noch heißer Wind, dass wir darauf verzichteten. Gegen Abend ließ der Wind nach, und wir konnten unser Abendessen in der lauen Nachtluft unter einem klaren Sternenhimmel genießen.

Leider frischte der Wind in der Nacht wieder auf, sodaß wir noch vor dem Frühstück beschlossen, unsere Strandpläne aufzugeben und die Küste endgültig zu verlassen. Kurz vor Guelmin überquerten wir noch einmal den Oued Noun, der an dieser Stelle über mehrere Kaskaden hinunter in eine enge Felsschlucht fließt. Wir kannten die Stelle von einer unserer letzten Reisen, sonst wären wir einfach weiter gefahren, denn man kann die Schlucht von der Strasse aus nicht sehen. So aber suchten wir uns einen Platz mit schönem Blick hinunter auf den Fluss und machten Frühstückspause.

Frisch gestärkt ging es dann weiter hinein nach Guelmin, denn wir brauchten mal wieder Bargeld, Trinkwasser und ein paar Lebensmittel. In den nächsten Tagen endet der Ramadan,und dann haben alle Geschäfte für 2 Tage geschlossen. Der genaue Termin für das Ende des Ramadan hängt von der ersten Sichtbarkeit der Mondsichel nach Neumond ab und wird erst in der vorangehenden Nacht bekanntgegeben. Man sollte also vorbereitet sein. Eigentlich gibt es in den Städten überall Bankautomaten, und das Abheben mit einer europäischen Bankkarte oder Kreditkarte funktioniert meist problemlos. Dieses Mal hatten wir allerdings erst bei der dritten Bank Erfolg.Wasser holten wir uns an einer der öffentlichen Wasserstellen der Stadt, weil wir hofften, hier in der Großstadt besseres Wasser zu bekommen als auf dem Lande.Gut versorgt hielt uns nichts mehr in der Stadt, und wir fuhren weiter nach Bouizakarne, wo wir etwas außerhalb der Oase einen einfachen Wohnmobilsstellplatz im Internet entdeckt hatten. Dort verbrachten wir den restlichen Tag mit faulenzen. Das Thermometer klettert hier im Landesinneren zur Zeit am Nachmittag über 30Grad, und in der Sonne ist es dann kaum auszuhalten. Aktivitäten verschiebt man deshalb am Besten auf den frühen Morgen. Unser Radausflug in den Ort und durch die Oasengärten fand deshalb am nächsten Morgen noch vor dem Frühstück statt. In den Orten ist das Radfahren kein Problem, in den Oasengärten sind die Wege hingegen weniger fahrradtauglich.

Trotzdem haben wir den Ausflug genossen.

Noch war das Ramadanende nicht verkündet worden, und so beschlossen wir, die heiße Zeit des Tages zu nutzen, um nach Icht weiterzufahren. Dank Klimaanlage ist es während der Fahrt im Auto gut auszuhalten und in Icht sollte es einen Campingplatz in der Oase mit mehr Schatten geben.

Die Landschaft wird immer afrikanischer, je weiter man ins Landesinnere kommt, eine ockerfarbene bergige Savanne, bestanden mit einzelnen Akazienbäumen.

Unter einem von ihnen suchten wir etwas Schatten für unsere Mittagspause.Hier regnet es fast nie,und die Temperaturen steigen im Sommer über 40 Grad. Im Kontrast zu der sie umgebenden Savanne, stehen die plötzlich auftauchenden grünen Oasen mit ihren Ortschaften, in denen die Häuser eng zusammen stehen, als wollten sie sich gegenseitig Schatten spenden.

Icht, unser Ziel, ist solch eine typische alte Oase. An ihrem Rand fanden wir unser Ziel, das Hotel Camping Amerdoul. Hier gab es tatsächlich schattige Stellplätze unter großen Palmen, ein geöffnetes Restaurant und sogar einen einfachen Swimmingpool.

Viel Wasser war zwar noch nicht im Pool, aber für ein kühlendes Bad reichte es.

Bei der Anmeldung hatten wir uns für den nächsten Morgen zu einer Führung in die sogenannte unterirdische Stadt angemeldet, falls sie denn stattfindet….

In diesem mittlerweile fast völlig verlassenen und verfallenden Teil der Altstadt lebten die Menschen in den heißen Monaten praktisch unter der Erde, denn die kellerartigen unteren Stockwerke der Häuser waren durch überdachte dunkle Gänge alle miteinander verbunden, zu denen es nur wenige Zugänge gab.

Abends entdeckte Carola dann die dünne Mondsichel flach über dem Horizont und in der Nacht verkündeten es dann auch die Lautsprecher von den Minaretten: der Ramadan ist vorbei!

Damit entfiel natürlich die Führung am nächsten Morgen, denn für die nächsten zwei Tage spielt sich das Leben der Marokkaner, abgesehen von den obligatorischen Besuchen der Moschee, im Familienkreis ab, ganz ähnlich wie bei uns an Weihnachten. Man zieht sich festlich an, es gibt Geschenke, Süßigkeiten und man besucht Verwandte.

Wir nutzten den frei gewordenen Vormittag, um mit den Fahrräder den Ort und die Palmengärten zu besuchen. Begleitet wurden wir von den über die Lautsprecher der Minarette übertragenen Gebeten und Predigten der Muezzine.

Gelegentlich begegneten uns festlich gekleidete Gruppen auf dem Weg zur Moschee oder zurück nach Hause, die ganz anders wirkten, als in den letzten Tagen. Sie winkten, grüßten freundlich und bedankten sich überschwenglich, wenn wir sie zum Festtag beglückwünschten. Den Rest des Tages verbrachten wir mit faulenzen und sogar Carola traute sich in den über Nacht komplett gefüllten Pool. Als Sundowner gab es unsere letzte Flasche gut gekühlten Cidre, bevor wir uns unser Abendessen selber zubereiteten, denn auch auf den Campingplatz herrschte nur Notbesetzung, und die Küche des Restaurants blieb kalt.

Am nächsten Morgen, wir wollten gerade packen und weiterfahren, informierten uns andere Camper, dass der Führer bereit wäre, heute Vormittag einen Rundgang durch die“unterirdische“ Stadt anzubieten. Also verschoben wir unsere Pläne zur Weiterreise erst einmal. Es dauerte noch eine Weile, bis Jamal, unser Guide, tatsächlich auftauchte, aber dann machten wir uns zu Fuß auf den Weg. Carola hatte kurzfristig entschieden am Auto zu bleiben. Zweieinhalb Stunden führte uns Jamal durch die Oase und den alten „unterirdischen“ Ort und erzählte viel über das Leben hier. Dabei sprach er französisch und nutzte sein Handy, um uns vieles direkt vom Arabischen ins Deutsche übersetzten zu lassen, denn unsere kleine Gruppe bestand neben mir aus 2 Holländern und 2 Österreichern.

Die „unterirdische“ Stadt ist die gut 500 Jahre alte Altstadt von Icht. Wie viele Lehmsiedlungen in der heißen Region Marokkos bilden die Häuser ein geschlossenes Ensemble mit meist nur zwei Zugängen. Die engen Gassen sind völlig überbaut und nur durch Lichtschächte kommt ab und zu etwas Tageslicht herein. Die Häuser haben in der Regel 3 Geschosse, die um einen schachtartigen offenen Innenhof gebaut sind. Nur über diesen Schacht kommt Licht herein, denn die Außenwände stoßen unmittelbar an die Nachbarhäuser.

Jamal führte uns in das Haus seines Großvater, der hier bis 2004 gelebt hat. Heute leben wohl noch 10 Familien hier, alle anderen sind in „komfortablere“ neue Häuser umgezogen. 1960 waren die Häuser sogar noch minimalistisch mit Elektrizität versorgt worden, aber Wasser mußte von draußen hereingeholt werden.

Knapp 3 Stunden waren wir mit Jamal unterwegs, und es war schon früher Nachmittag, als wir zum Camp zurückkehrten. So beschlossen wir, noch eine Nacht hier zu bleiben, noch ein wenig zu faulenzen und uns noch einmal bekochen zu lassen

Abstecher zum Fort Bou-Jerif

Am nächsten Morgen beschlossen wir, vor dem Frühstück erst einmal ein Stück zu fahren. Die nagelneue Straße war hervorragend ausgebaut und an Gefahrenstellen sogar mit Leitplanken ausgestattet – ein völliges Novum in Marokko.Nach einigen Kilometern stießen wir auf eine landeinwärts führende Piste, an der ein großes handgemaltes Schild darauf hinwies, dass man auf diesem Weg mit einem Allradfahrzeug nach 10km das uns bekannten Wüstencamp beim Fort Bou-Jerif erreichen würde.Offroadtauglich ist unser Auto nicht, trotzdem bogen wir auf die Piste ab, allerdings nur, um uns abseits der Straße einen Frühstücksplatz zu suchen. Beim Frühstück waren wir nicht allein, denn solange wir uns nicht bewegten, tauchten nach und nach Atlashörnchen aus ihren Erdlöchern auf. Leider waren sie sehr fotoscheu, und sobald wir uns bewegten, verschwanden sie sofort in ihren Bauten.

Gestärkt ging es nach dem Frühstück wieder zurück auf die neue Asphaltstrasse. Zu sehen gab es nicht viel. Nur Felsen und Sand und ab und zu ein einsames, neu wirkendes Haus. Die Landschaft wirkte ziemlich trostlos, und wir konnten uns nicht erklären, wie jemand auf die Idee kommen konnte, sich hier ein Haus zu bauen.

Ab und zu öffneten sich Ausblicke auf einsame Kiesstrände, aber auch hier war kein Mensch zu sehen. Schließlich erreichten wir den Oued Noun. Es gab hier tatsächlich etwas landeinwärts eine neue Brücke, über die die Straße weiter Richtung Süden führte. Zum, laut Karte an der Küste liegenden Ort Foum Assaka gab es aber nur eine miserable Piste, und der kleine Ort war praktisch verlassen und bestand bis auf zwei, noch bewohnbar wirkende Häuser, nur noch aus Ruinen.  Kein Ort um zu verweilen, und so fuhren wir weiter.

Ein kurzes Stück hinter der Brücke zweigte landeinwärts eine ebenfalls nagelneue Straße ab und dieses Mal wies ein Schild darauf hin, dass Fort Bou-Jerif auf dieser Strasse für alle Fahrzeuge bequem erreichbar sei. 

Das machte uns neugierig und wir änderten kurzerhand unsere Tagespläne. Eine Dusche und ein leckeres Abendessen in dem komfortablen Wüstencamp waren deutlich attraktiver, als die Weiterfahrt zum einsamen Strand von Plage Blanche. Leider hatten die Aufsteller des Schildes vergessen, zu erwähnen, dass die letzten 4 km dieser neuen Strasse noch nicht fertiggestellt waren. Zum Umkehren hatten wir aber keine Lust, als wir das feststellten,und so kämpften wir uns über eine provisorische Piste durch, bis wir das verfallene Fort aus der französischen Kolonialzeit erreichten. 2017 hatten wir eine Nacht hier am plätschernden Fluss voller quakender Frösche verbracht, bevor wir ins komfortable Wüstencamp umgezogen waren. Jetzt war der Fluss völlig ausgetrocknet und von der damals grünen Landschaft waren nur ein paar ziemlich vertrocknete Bäume übrig. Also zogen wir gleich weiter in das nur einen Kilometer entfernte Wüstencamp und gönnten uns ein wenig Luxus.
Am nächsten Morgen blieb es uns nicht erspart, dieselbe provisorische Piste wieder zurück zu fahren, denn wir hatten uns ja vorgenommen, die neue Küstenstrasse bis zu ihrem aktuellen Ende zu erkunden. Laut unserer aktuellsten Karte fehlt nur noch ein wenige 100m langes Teilstück über den Fluss bei Plage Blanche, um die Nationalstrasse eins kurz vor TanTan erreichen zu können. 
Sollte die Brücke inzwischen fertiggestellt sein, wollten wir bis nach TanTan weiterfahren. Wenn nicht wäre dies, genau wie 2017, der südlichste Punkt unserer Reise, und wir würden uns einen schönen Platz an den Sanddünen des Flussdeltas suchen und hier die Nacht verbringen.

40km Strasse, über die es nicht viel zu erzählen gibt, sind es von der Abzweigung, an der wir die Küstenstrasse gestern verlassen hatten bis nach Plage Blanche. Anfangs noch dicht an der felsigen Küste, entfernte sich die Strasse immer weiter vom Meer, so daß wir von dem hier beginnenden endlosen Strand nichts zu sehen bekamen. Das bleibt wohl weiterhin den Allradfahrzeugen vorbehalten, die sich auf die am Strand entlangführenden Pisten trauen.

Am Plage Blanche ging es dann tatsächlich nicht weiter, denn ein paar hundert Meter vor dem Fluss endet der Asphalt und nur eine Schotterpiste führt noch bis ans Wasser.

Bei geringerem Wasserstand mag hier eine Querung des Flusses für Allradfahrzeuge möglich sein, denn zumindest eine Piste führt auf der anderen Seite weiter. Für uns war aber eindeutig Schluss hier und wir kehrten zur alten Strasse zurück, die wir kurz zuvor gekreuzt hatten, und fuhren hinunter zu den Sanddünen an der Flussmündung.

Ramadan

Am Samstag erfahren wir und alle Marokkaner, ob das Ende des Ramadan am Sonntag oder Montag ist. Der König wird es bekanntgeben.

Bis dahin sollte man sich gut versorgt haben, denn für 2-3Tage ist dann alles geschlossen: Märkte, Geschäfte, Lokale. Zum Zuckerfest am Ende des Ramadan treffen sich die Familien und es wird gut und ausdauernd gegessen, sich beglückwünscht und beschenkt. Alles ein bisschen so, wie Weihnachten bei uns.

Wir wissen noch nicht so richtig, ob wir uns auf das Ende des Ramadans freuen oder es bedauern sollen. Es ist schon unglaublich ruhig in dieser Zeit. Vor 10 Uhr trifft man kaum einen Menschen auf der Straße. Die Straßen sind wie leergefegt. Erst gegen 14 Uhr wird es lebendiger, und für eine kurze Zeit öffnen die Märkte, und es wird eingekauft. Eine Stunde vor Sonnenuntergang erstirbt dann wieder jedes öffentliche Leben. Alle ziehen sich ins Zuhause zurück und warten sehnlichst auf den Ruf des Muezzin, der das abendliche Fastenbrechen einläutet. Dann wird gegessen und getrunken, alles was nahrhaft ist, beginnend mit Milch und Datteln, viele Eier, die nahrhafte Suppe Harira, Gemüse , Fleisch und Süßes. Nach dem letzten Gebet gegen 21 Uhr versinkt das Land wieder in Stille.

Tagsüber sind die Marokkaner wie immer freundlich, aber verlangsamt, schläfrig und distanzierter.

Inwieweit Religiösität, Tradition oder gerade bei jungen Menschen das Gefühl von Zusammengehörigkeit beim Ausüben des Ramadan eine Rolle spielen, erschließt sich uns nicht.

Wir sind gespannt , wie es nach Ramadan weitergeht, bzw. wie wir uns dann im trubeligen, geschäftigen Marokko fühlen werden.

Von Aglou nach Sidi Ifni

Unsere nächste Etappe führt uns wieder in vertrautes Gebiet. 2017 waren wir von Agadir aus in die Berge des Antiatlas gefahren und erst 20 km südlich unseres aktuellen Übernachtungsplatzes wieder auf die Küste getroffen, die hier steil ins Meer abfällt. Die spektakulären Ausblicke zwischen Mirleft und Sidi Ifni hatten uns schon damals fasziniert, und auch dieses Mal machten wir mehrere Abstecher von der Straße an den Rand der Abbruchkante.

An einer der wenigen Stellen, an denen die Straße hinunter an den Strand führt, hielten wir für eine Mittagspause.

Dann ging es weiter nach Sidi Ifni. Hier nutzten wir die wahrscheinlich letzte Gelegenheit für die nächsten Tage, um noch einmal zu tanken und Brot, Obst und Gemüse einzukaufen, bevor wir uns ins Unbekannte vorwagten.

In Sidi Ifni hatten wir 2017, mangels für uns befahrbarer Straßen, die Küste verlassen und waren weiter landeinwärts nach Guelmin mit seinem bekannten Kamelmarkt gefahren. Von dort waren wir auf abenteuerlichen Pisten noch einmal Richtung Meer gefahren, hatten einen Weg zu den endlosen Sandstränden des Plage Blanche gefunden und das Wüstencamp an den Ruinen des Forts Bou-Jerif besucht. ( siehe Reisebericht Marokko Frühjahr 2017) Damals war der Küstenstreifen südlich von Sidi Ifni bis in die Westsahara hinein den Allradfahrzeuge  vorbehalten. Das ist jetzt 8 Jahre her, und überall in Marokko wurden in der Zwischenzeit neue Asphaltstrassen gebaut. Ob das auch für diese Region gilt, wollen wir in den nächsten Tagen erkunden.

Leider basieren die meisten verfügbaren digitalen Karten auf veralteten Satellitenbildern. Google Maps hilft in dieser Region nicht weiter, dass hatten wir gerade selbst erlebt. Am vertrauenserweckenden erschien uns die auf OpenStreetMap basierende Karte von OrganicMaps. Danach sollte es eine neue Küstenstraße geben die als RR118 von Sidi Ifni über Foum Assaka und Echatea El Abied fast durchgängig asphaltiert die Küste entlang führt, und erst kurz vor Tan-Tan wieder in die Nationalstraße RN1 Richtung Westsahara und Mauretanien mündet.

Tatsächlich fanden wir die neue Straße problemlos, und als wir sicher waren, dass sie nicht nur ein paar Kilometer aus der Stadt herausführt, um dort zu enden, suchten wir uns für die Nacht einen ruhigen Platz auf der Steilküste mit Blick über das Meer. 

In der Abenddämmerung bekamen wir noch Besuch von einem freundlichen Soldaten der Küstenwache, der uns, nach anfänglichem Zögern und telefonischer Rücksprache mit seinem Chef erlaubte, für eine Nacht hier zu bleiben. Der Ordnung halber wurden noch unsere Pässe und der Fahrzeugschein fotografiert, dann wünschte er uns eine gute Nacht. Offenbar hatte er den Auftrag bekommen, gut auf uns aufzupassen, denn gegen 21 Uhr kam er auf einem Kontrollgang noch einmal ans Auto und lies sich versichern, dass es uns wirklich gut ging.

Südlich von Agadir

Die Nacht war friedlich, nur der Wind wollte nicht nachlassen und lärmte die ganze Nacht um unser Auto. So gab es trotz Sonnenschein am nächsten Morgen Frühstück im Auto, bevor wir uns auf den Weg machten, die Großstadt Agadir zu durchqueren. Südlich von Agadir zieht sich ein wüstenartiges Gebiet die nächsten 1000km entlang der Küste, nur unterbrochen von den Mündungsgebieten der Flüsse Sousse, Massa und Draa. Wobei der südlichste davon eigentlich schon hunderte Kilometer zuvor in der Sandwüste verloren geht.

Ein Naturschutzgebiet an der Mündung des Massa war unser nächstes Ziel. Leider ist Google Maps nicht sehr aussagekräftig, was die Qualität der Straßenverhältnisse betrifft, über die es uns leitet. Wir hatten da schon manche Überraschung erlebt. Und so war es auch dieses Mal. Kurz vor dem Ziel verlor sich das, was Google eine Straße nannte in den Sanddünen. Wir konnten glücklicherweise wenden, ohne im Sand stecken zu bleiben und vertrauten für den Rest der Strecke lieber der Karte von OpenStreetMap. Am Zielort erwartete uns eine Art Picknickpark und ein Ökomuseum, dass allerdings geschlossen ist. Statt der uns angebotenen zweistündigen Führung zur Vogelbeobachtung schnappten wir uns lieber unsere Fahrräder und fuhren ein Stück den Fluss entlang. Übernachten im Park war nicht erlaubt, aber ein paar Kilometer außerhalb fand sich ein ruhiger Platz direkt am Flussufer, wo wir unser Lager aufschlugen.

Am nächsten Morgen gab es vor der Weiterfahrt nur einen Tee, da wir hofften in einem der nächsten Orte frisches Brot fürs Frühstück zu bekommen. Wir hatten allerdings kein Glück, die Bäckereien waren alle noch geschlossen und die Straßenläden leergekauft. Irgendwann bogen wir deshalb ab auf eine einsame Piste Richtung Strand, um an derem Ende in den Sanddünen Eierpfannkuchen zu backen. Warum man hier eine 5km lange Piste angelegt hatte, die dann ein paar 100m vor dem Meer im Sand endet, erschloss sich uns nicht.

Gestärkt ging es wieder zurück zur Straße und weiter in Richtung Aglou. Nach 2 Nächten in der Wildnis sehnten wir uns nach einer heißen Dusche und Carola hatte dort einen Wohnmobilstellplatz mit guten Bewertungen entdeckt.

Der Wind muß auch in dieser öden Gegend in den letzten Tagen ziemlich kräftig gewesen sein, denn die schmale Asphaltstraße war immer wieder von Sandverwehungen bedeckt und man mußte sehr aufpassen, weil man in der grellen Mittagssonne kaum erkennen konnte, wie hoch die Verwehungen waren. Kurz vor Aglou trafen wir dann auf Räumfahrzeuge, die begonnen hatten, die Straße von den Sandverwehungen zu befreien.

Der Wohnmobilstellplatz war mit allem Komfort ausgestattet, und von der terassenförmig in den Berghang gebauten Anlage hatte man einen weiten Blick hinaus aufs Meer.

Sidi Kaouki

Etwa 25km südlich von Essaouira liegt der kleine Ort Sidi Kaouki, der sich in den letzten Jahren zum beliebtesten Surferspot in Marokko entwickelt hat. Hier sind Wohnmobile noch willkommen. Es gibt keine größeren Hotels, dafür aber viele kleine Pensionen und mehrere Wohnmobilstellplätze. Ein guter Ort um für ein paar Tage zu bleiben und in Marokko anzukommen.


Den Regen haben wir inzwischen hinter uns zurückgelassen, aber der kräftige Wind ist uns geblieben. Die Kitesurfer freut es, aber als Radfahrer ist es schon komisch, wenn man auch bergab ordentlich in die Pedale treten muss. Trotzdem genossen wir unsere Radtouren entlang der Küste – zumindest in eine Richtung war der Wind ja auf unserer Seite.
Dank der vielen Surfer gibt es hier genug Cafés und Restaurants, die trotz Ramadan tagsüber geöffnet haben. Allerdings sollte man bis Sonnenuntergang satt sein, denn die meisten Lokale schließen dann, weil die Betreiber selbst essen wollen.

Nach 2 Tagen hatten wir so viel Sonne abbekommen, dass wir beschlossen, mal wieder einen Tag im Auto zu verbringen und langsam weiter nach Süden zu fahren. In dieser Region wachsen die Arganbäume, aus deren Früchten das wertvolle Arganöl gewonnen wird. Am Straßenrand sieht man immer wieder kleine Stände, an denen die Bauern der Region das begehrte Öl, Honig oder Amlou verkaufen. Bei einem von ihnen hielten wir an und erstanden Amlou und Arganhonig.

Märkte spielen in Marokko immer noch eine wichtige Rolle im Leben der Menschen außerhalb der großen Städte.  Jeder Ort hat seinen wöchentlichen Markttag und man erkennt sofort ob Markttag ist, wenn man in den Ort hineinkommt, denn die Durchfahrtsstraße ist verstopft mit Lieferwagen, Taxis, Eseln, Lastkarren aller Art, und natürlich Menschen mit ihren Einkäufen. Hier wird alles gehandelt, was der Mensch zum Leben braucht.  Für uns ist es immer ein Vergnügen anzuhalten und sich umzusehen.
Und unsere eigenen Vorräte müssen ja auch gelegentlich aufgefrischt werden. Heute hielten wir in Tamri, offenbar Anbauregion für Papayas und kleine süße Bananen, die zwar nicht auf unserem Einkaufszettel standen, sich aber trotzdem zu Tomaten, Orangen, Zwiebeln und frischem Koriander gesellt hatten, als wir bepackt zu unserem Auto zurückkehrten.

So gut versorgt, machten wir uns auf die Suche nach einem Platz für die Nacht. Außerhalb der Ortschaften gibt es hier an der Küste wenig Möglichkeiten die Straße zu verlassen. Unser erster Versuch scheiterte nach wenigen 100m an der sehr begrenzten Geländetauglichkeit unseres Auto. Der zweite Versuch war dann erfolgreich, und so stehen wir jetzt keine 100m von der Brandung entfernt, aber außer Sicht- und Hörweite der Straße in wüstenartigem Gelände. Mal sehen, wie die Nacht wird. Bellende Bewacher haben wir zumindest genug!