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Abstecher zum Fort Bou-Jerif

Am nächsten Morgen beschlossen wir, vor dem Frühstück erst einmal ein Stück zu fahren. Die nagelneue Straße war hervorragend ausgebaut und an Gefahrenstellen sogar mit Leitplanken ausgestattet – ein völliges Novum in Marokko.Nach einigen Kilometern stießen wir auf eine landeinwärts führende Piste, an der ein großes handgemaltes Schild darauf hinwies, dass man auf diesem Weg mit einem Allradfahrzeug nach 10km das uns bekannten Wüstencamp beim Fort Bou-Jerif erreichen würde.Offroadtauglich ist unser Auto nicht, trotzdem bogen wir auf die Piste ab, allerdings nur, um uns abseits der Straße einen Frühstücksplatz zu suchen. Beim Frühstück waren wir nicht allein, denn solange wir uns nicht bewegten, tauchten nach und nach Atlashörnchen aus ihren Erdlöchern auf. Leider waren sie sehr fotoscheu, und sobald wir uns bewegten, verschwanden sie sofort in ihren Bauten.

Gestärkt ging es nach dem Frühstück wieder zurück auf die neue Asphaltstrasse. Zu sehen gab es nicht viel. Nur Felsen und Sand und ab und zu ein einsames, neu wirkendes Haus. Die Landschaft wirkte ziemlich trostlos, und wir konnten uns nicht erklären, wie jemand auf die Idee kommen konnte, sich hier ein Haus zu bauen.

Ab und zu öffneten sich Ausblicke auf einsame Kiesstrände, aber auch hier war kein Mensch zu sehen. Schließlich erreichten wir den Oued Noun. Es gab hier tatsächlich etwas landeinwärts eine neue Brücke, über die die Straße weiter Richtung Süden führte. Zum, laut Karte an der Küste liegenden Ort Foum Assaka gab es aber nur eine miserable Piste, und der kleine Ort war praktisch verlassen und bestand bis auf zwei, noch bewohnbar wirkende Häuser, nur noch aus Ruinen.  Kein Ort um zu verweilen, und so fuhren wir weiter.

Ein kurzes Stück hinter der Brücke zweigte landeinwärts eine ebenfalls nagelneue Straße ab und dieses Mal wies ein Schild darauf hin, dass Fort Bou-Jerif auf dieser Strasse für alle Fahrzeuge bequem erreichbar sei. 

Das machte uns neugierig und wir änderten kurzerhand unsere Tagespläne. Eine Dusche und ein leckeres Abendessen in dem komfortablen Wüstencamp waren deutlich attraktiver, als die Weiterfahrt zum einsamen Strand von Plage Blanche. Leider hatten die Aufsteller des Schildes vergessen, zu erwähnen, dass die letzten 4 km dieser neuen Strasse noch nicht fertiggestellt waren. Zum Umkehren hatten wir aber keine Lust, als wir das feststellten,und so kämpften wir uns über eine provisorische Piste durch, bis wir das verfallene Fort aus der französischen Kolonialzeit erreichten. 2017 hatten wir eine Nacht hier am plätschernden Fluss voller quakender Frösche verbracht, bevor wir ins komfortable Wüstencamp umgezogen waren. Jetzt war der Fluss völlig ausgetrocknet und von der damals grünen Landschaft waren nur ein paar ziemlich vertrocknete Bäume übrig. Also zogen wir gleich weiter in das nur einen Kilometer entfernte Wüstencamp und gönnten uns ein wenig Luxus.
Am nächsten Morgen blieb es uns nicht erspart, dieselbe provisorische Piste wieder zurück zu fahren, denn wir hatten uns ja vorgenommen, die neue Küstenstrasse bis zu ihrem aktuellen Ende zu erkunden. Laut unserer aktuellsten Karte fehlt nur noch ein wenige 100m langes Teilstück über den Fluss bei Plage Blanche, um die Nationalstrasse eins kurz vor TanTan erreichen zu können. 
Sollte die Brücke inzwischen fertiggestellt sein, wollten wir bis nach TanTan weiterfahren. Wenn nicht wäre dies, genau wie 2017, der südlichste Punkt unserer Reise, und wir würden uns einen schönen Platz an den Sanddünen des Flussdeltas suchen und hier die Nacht verbringen.

40km Strasse, über die es nicht viel zu erzählen gibt, sind es von der Abzweigung, an der wir die Küstenstrasse gestern verlassen hatten bis nach Plage Blanche. Anfangs noch dicht an der felsigen Küste, entfernte sich die Strasse immer weiter vom Meer, so daß wir von dem hier beginnenden endlosen Strand nichts zu sehen bekamen. Das bleibt wohl weiterhin den Allradfahrzeugen vorbehalten, die sich auf die am Strand entlangführenden Pisten trauen.

Am Plage Blanche ging es dann tatsächlich nicht weiter, denn ein paar hundert Meter vor dem Fluss endet der Asphalt und nur eine Schotterpiste führt noch bis ans Wasser.

Bei geringerem Wasserstand mag hier eine Querung des Flusses für Allradfahrzeuge möglich sein, denn zumindest eine Piste führt auf der anderen Seite weiter. Für uns war aber eindeutig Schluss hier und wir kehrten zur alten Strasse zurück, die wir kurz zuvor gekreuzt hatten, und fuhren hinunter zu den Sanddünen an der Flussmündung.

Ramadan

Am Samstag erfahren wir und alle Marokkaner, ob das Ende des Ramadan am Sonntag oder Montag ist. Der König wird es bekanntgeben.

Bis dahin sollte man sich gut versorgt haben, denn für 2-3Tage ist dann alles geschlossen: Märkte, Geschäfte, Lokale. Zum Zuckerfest am Ende des Ramadan treffen sich die Familien und es wird gut und ausdauernd gegessen, sich beglückwünscht und beschenkt. Alles ein bisschen so, wie Weihnachten bei uns.

Wir wissen noch nicht so richtig, ob wir uns auf das Ende des Ramadans freuen oder es bedauern sollen. Es ist schon unglaublich ruhig in dieser Zeit. Vor 10 Uhr trifft man kaum einen Menschen auf der Straße. Die Straßen sind wie leergefegt. Erst gegen 14 Uhr wird es lebendiger, und für eine kurze Zeit öffnen die Märkte, und es wird eingekauft. Eine Stunde vor Sonnenuntergang erstirbt dann wieder jedes öffentliche Leben. Alle ziehen sich ins Zuhause zurück und warten sehnlichst auf den Ruf des Muezzin, der das abendliche Fastenbrechen einläutet. Dann wird gegessen und getrunken, alles was nahrhaft ist, beginnend mit Milch und Datteln, viele Eier, die nahrhafte Suppe Harira, Gemüse , Fleisch und Süßes. Nach dem letzten Gebet gegen 21 Uhr versinkt das Land wieder in Stille.

Tagsüber sind die Marokkaner wie immer freundlich, aber verlangsamt, schläfrig und distanzierter.

Inwieweit Religiösität, Tradition oder gerade bei jungen Menschen das Gefühl von Zusammengehörigkeit beim Ausüben des Ramadan eine Rolle spielen, erschließt sich uns nicht.

Wir sind gespannt , wie es nach Ramadan weitergeht, bzw. wie wir uns dann im trubeligen, geschäftigen Marokko fühlen werden.

Von Aglou nach Sidi Ifni

Unsere nächste Etappe führt uns wieder in vertrautes Gebiet. 2017 waren wir von Agadir aus in die Berge des Antiatlas gefahren und erst 20 km südlich unseres aktuellen Übernachtungsplatzes wieder auf die Küste getroffen, die hier steil ins Meer abfällt. Die spektakulären Ausblicke zwischen Mirleft und Sidi Ifni hatten uns schon damals fasziniert, und auch dieses Mal machten wir mehrere Abstecher von der Straße an den Rand der Abbruchkante.

An einer der wenigen Stellen, an denen die Straße hinunter an den Strand führt, hielten wir für eine Mittagspause.

Dann ging es weiter nach Sidi Ifni. Hier nutzten wir die wahrscheinlich letzte Gelegenheit für die nächsten Tage, um noch einmal zu tanken und Brot, Obst und Gemüse einzukaufen, bevor wir uns ins Unbekannte vorwagten.

In Sidi Ifni hatten wir 2017, mangels für uns befahrbarer Straßen, die Küste verlassen und waren weiter landeinwärts nach Guelmin mit seinem bekannten Kamelmarkt gefahren. Von dort waren wir auf abenteuerlichen Pisten noch einmal Richtung Meer gefahren, hatten einen Weg zu den endlosen Sandstränden des Plage Blanche gefunden und das Wüstencamp an den Ruinen des Forts Bou-Jerif besucht. ( siehe Reisebericht Marokko Frühjahr 2017) Damals war der Küstenstreifen südlich von Sidi Ifni bis in die Westsahara hinein den Allradfahrzeuge  vorbehalten. Das ist jetzt 8 Jahre her, und überall in Marokko wurden in der Zwischenzeit neue Asphaltstrassen gebaut. Ob das auch für diese Region gilt, wollen wir in den nächsten Tagen erkunden.

Leider basieren die meisten verfügbaren digitalen Karten auf veralteten Satellitenbildern. Google Maps hilft in dieser Region nicht weiter, dass hatten wir gerade selbst erlebt. Am vertrauenserweckenden erschien uns die auf OpenStreetMap basierende Karte von OrganicMaps. Danach sollte es eine neue Küstenstraße geben die als RR118 von Sidi Ifni über Foum Assaka und Echatea El Abied fast durchgängig asphaltiert die Küste entlang führt, und erst kurz vor Tan-Tan wieder in die Nationalstraße RN1 Richtung Westsahara und Mauretanien mündet.

Tatsächlich fanden wir die neue Straße problemlos, und als wir sicher waren, dass sie nicht nur ein paar Kilometer aus der Stadt herausführt, um dort zu enden, suchten wir uns für die Nacht einen ruhigen Platz auf der Steilküste mit Blick über das Meer. 

In der Abenddämmerung bekamen wir noch Besuch von einem freundlichen Soldaten der Küstenwache, der uns, nach anfänglichem Zögern und telefonischer Rücksprache mit seinem Chef erlaubte, für eine Nacht hier zu bleiben. Der Ordnung halber wurden noch unsere Pässe und der Fahrzeugschein fotografiert, dann wünschte er uns eine gute Nacht. Offenbar hatte er den Auftrag bekommen, gut auf uns aufzupassen, denn gegen 21 Uhr kam er auf einem Kontrollgang noch einmal ans Auto und lies sich versichern, dass es uns wirklich gut ging.

Südlich von Agadir

Die Nacht war friedlich, nur der Wind wollte nicht nachlassen und lärmte die ganze Nacht um unser Auto. So gab es trotz Sonnenschein am nächsten Morgen Frühstück im Auto, bevor wir uns auf den Weg machten, die Großstadt Agadir zu durchqueren. Südlich von Agadir zieht sich ein wüstenartiges Gebiet die nächsten 1000km entlang der Küste, nur unterbrochen von den Mündungsgebieten der Flüsse Sousse, Massa und Draa. Wobei der südlichste davon eigentlich schon hunderte Kilometer zuvor in der Sandwüste verloren geht.

Ein Naturschutzgebiet an der Mündung des Massa war unser nächstes Ziel. Leider ist Google Maps nicht sehr aussagekräftig, was die Qualität der Straßenverhältnisse betrifft, über die es uns leitet. Wir hatten da schon manche Überraschung erlebt. Und so war es auch dieses Mal. Kurz vor dem Ziel verlor sich das, was Google eine Straße nannte in den Sanddünen. Wir konnten glücklicherweise wenden, ohne im Sand stecken zu bleiben und vertrauten für den Rest der Strecke lieber der Karte von OpenStreetMap. Am Zielort erwartete uns eine Art Picknickpark und ein Ökomuseum, dass allerdings geschlossen ist. Statt der uns angebotenen zweistündigen Führung zur Vogelbeobachtung schnappten wir uns lieber unsere Fahrräder und fuhren ein Stück den Fluss entlang. Übernachten im Park war nicht erlaubt, aber ein paar Kilometer außerhalb fand sich ein ruhiger Platz direkt am Flussufer, wo wir unser Lager aufschlugen.

Am nächsten Morgen gab es vor der Weiterfahrt nur einen Tee, da wir hofften in einem der nächsten Orte frisches Brot fürs Frühstück zu bekommen. Wir hatten allerdings kein Glück, die Bäckereien waren alle noch geschlossen und die Straßenläden leergekauft. Irgendwann bogen wir deshalb ab auf eine einsame Piste Richtung Strand, um an derem Ende in den Sanddünen Eierpfannkuchen zu backen. Warum man hier eine 5km lange Piste angelegt hatte, die dann ein paar 100m vor dem Meer im Sand endet, erschloss sich uns nicht.

Gestärkt ging es wieder zurück zur Straße und weiter in Richtung Aglou. Nach 2 Nächten in der Wildnis sehnten wir uns nach einer heißen Dusche und Carola hatte dort einen Wohnmobilstellplatz mit guten Bewertungen entdeckt.

Der Wind muß auch in dieser öden Gegend in den letzten Tagen ziemlich kräftig gewesen sein, denn die schmale Asphaltstraße war immer wieder von Sandverwehungen bedeckt und man mußte sehr aufpassen, weil man in der grellen Mittagssonne kaum erkennen konnte, wie hoch die Verwehungen waren. Kurz vor Aglou trafen wir dann auf Räumfahrzeuge, die begonnen hatten, die Straße von den Sandverwehungen zu befreien.

Der Wohnmobilstellplatz war mit allem Komfort ausgestattet, und von der terassenförmig in den Berghang gebauten Anlage hatte man einen weiten Blick hinaus aufs Meer.

Sidi Kaouki

Etwa 25km südlich von Essaouira liegt der kleine Ort Sidi Kaouki, der sich in den letzten Jahren zum beliebtesten Surferspot in Marokko entwickelt hat. Hier sind Wohnmobile noch willkommen. Es gibt keine größeren Hotels, dafür aber viele kleine Pensionen und mehrere Wohnmobilstellplätze. Ein guter Ort um für ein paar Tage zu bleiben und in Marokko anzukommen.


Den Regen haben wir inzwischen hinter uns zurückgelassen, aber der kräftige Wind ist uns geblieben. Die Kitesurfer freut es, aber als Radfahrer ist es schon komisch, wenn man auch bergab ordentlich in die Pedale treten muss. Trotzdem genossen wir unsere Radtouren entlang der Küste – zumindest in eine Richtung war der Wind ja auf unserer Seite.
Dank der vielen Surfer gibt es hier genug Cafés und Restaurants, die trotz Ramadan tagsüber geöffnet haben. Allerdings sollte man bis Sonnenuntergang satt sein, denn die meisten Lokale schließen dann, weil die Betreiber selbst essen wollen.

Nach 2 Tagen hatten wir so viel Sonne abbekommen, dass wir beschlossen, mal wieder einen Tag im Auto zu verbringen und langsam weiter nach Süden zu fahren. In dieser Region wachsen die Arganbäume, aus deren Früchten das wertvolle Arganöl gewonnen wird. Am Straßenrand sieht man immer wieder kleine Stände, an denen die Bauern der Region das begehrte Öl, Honig oder Amlou verkaufen. Bei einem von ihnen hielten wir an und erstanden Amlou und Arganhonig.

Märkte spielen in Marokko immer noch eine wichtige Rolle im Leben der Menschen außerhalb der großen Städte.  Jeder Ort hat seinen wöchentlichen Markttag und man erkennt sofort ob Markttag ist, wenn man in den Ort hineinkommt, denn die Durchfahrtsstraße ist verstopft mit Lieferwagen, Taxis, Eseln, Lastkarren aller Art, und natürlich Menschen mit ihren Einkäufen. Hier wird alles gehandelt, was der Mensch zum Leben braucht.  Für uns ist es immer ein Vergnügen anzuhalten und sich umzusehen.
Und unsere eigenen Vorräte müssen ja auch gelegentlich aufgefrischt werden. Heute hielten wir in Tamri, offenbar Anbauregion für Papayas und kleine süße Bananen, die zwar nicht auf unserem Einkaufszettel standen, sich aber trotzdem zu Tomaten, Orangen, Zwiebeln und frischem Koriander gesellt hatten, als wir bepackt zu unserem Auto zurückkehrten.

So gut versorgt, machten wir uns auf die Suche nach einem Platz für die Nacht. Außerhalb der Ortschaften gibt es hier an der Küste wenig Möglichkeiten die Straße zu verlassen. Unser erster Versuch scheiterte nach wenigen 100m an der sehr begrenzten Geländetauglichkeit unseres Auto. Der zweite Versuch war dann erfolgreich, und so stehen wir jetzt keine 100m von der Brandung entfernt, aber außer Sicht- und Hörweite der Straße in wüstenartigem Gelände. Mal sehen, wie die Nacht wird. Bellende Bewacher haben wir zumindest genug!

Essaouira

Eine Nacht blieben wir in dem Camp an der Sanddüne, dann zog es uns weiter. Zu wenig Wärme und zu viel Regen ließen uns immer noch nicht zur Ruhe kommen. Etwas mehr als 200km waren es noch bis Essaouira, und dort versprach der Wetterbericht für morgen strahlenden Sonnenschein. Leider gibt es in Essaouira keine stadtnahen Stellplätze , und so blieben wir für die Nacht gut 10km vor der Stadt, wo Privatleute vor kurzem den Garten ihrer Villa für Wohnmobilreisende geöffnet haben und gerade dabei sind, ihn entsprechend herzurichten.

Am nächsten Morgens ging es dann bei strahlendem Sonnenschein hinunter in die Stadt. Der uns von früheren Besuchen bekannte Parkplatz an der alten Stadtmauer ist inzwischen für Wohnmobile gesperrt. Offenbar will die Stadtverwaltung Wohnmobile von Altstadt, Strand und Hafen fern halten, und hat sogar rund um die Altstadt viele Straßen komplett für Wohnmobile gesperrt. Ein freundlicher Polizist wies uns den Weg aus der Verbotszone zum offenbar einzigen für Wohnmobile erlaubten Parkplatz am Südende des Strandes, etwa 2,5km von der Altstadt entfernt. Dort angekommen, beschlossen wir, endlich einmal unsere Fahrräder abzuladen und für eine Tour entlang des Strandes in die Altstadt zu nutzen. Essaouira war schon immer ein touristischer Hotspot in Marokko und hat sich in den letzten Jahren immer mehr herausgeputzt. Trotz Ramadan und Freitag. waren die engen Gassen voller Menschen, und Geschäfte, Restaurants und Cafés waren geöffnet.

So verändert der Tourismus auch die islamische Welt. Wir genossen es, uns mal wieder durch die Gassen treiben zu lassen, in einem Lokal eine Kleinigkeit zu essen und frisch gepressten Orangensaft zu trinken.
Im Laden einer Frauenkooperative konnte ich sogar Amlou erstehen, eine marokkanische Spezialität aus Mandelmus, Arganöl und Honig, sehr lecker!

Erstaunlicherweise kamen wir mit unseren Fahrrädern in den engen Gassen gut zurecht. Wir mussten zwar die ganze Zeit schieben und machmal wurde es ziemlich eng, aber die Marokkaner sind das gewöhnt und nehmen es mit viel Gelassenheit.

Straßenleben

Heute früh ging es nach einem gemütlichen Frühstück weiter Richtung Süden, denn die Ausläufer der spanischen Unwetter reichen bis weit südlich Casablanca und führen auch hier immer wieder zu Sturm und heftigem Regen. Dem wollen wir endlich entkommen! Die gut ausgebaute mautpflichtige  Autobahn erlaubt zwar schnelles Vorankommen, ist aber total langweilig zu fahren, und so beschlossen wir, zumindest einen Teil der Strecke auf der alten Landstraße zu fahren. Hier geht es lebendiger zu. Man begegnet Pferde- und Eselskarren, Obst- und Gemüsehändlern die ihre Waren am Straßenrand verkaufen und in den Ortschaften bleibt man gelegenlich fast in Straßenmärkten stecken. Die großen Städte Rabat, Mohammedia, Casablanca und Al Jadida umfährt man allerdings besser auf der Autobahn, wenn man überhaupt vorankommen will. Trotzdem waren wir knapp 9 Stunden unterwegs als wir unser Ziel nach 470km erreichten. Carola hatte einen kleinen Campingplatz am Fuß einer riesigen Sanddüne als Ziel ausgesucht. Die Ausstattung ist ziemlich minimalistisch und das ganze Camp inclusive seiner Bewohner wirkt , als wäre es aus der Hippiezeit übrig geblieben. Aber die Landschaft ist wirklich einmalig.

Wiedersehen mit Asilah

Als erstes Nachtquartier hatten wir uns ein Restaurant mit angeschlossenem Campingplatz, 70 km südlich von Tanger, ausgesucht. Mal wieder duschen, einen Tag ausruhen und abends bekocht werden , war unser Ziel. Der Platz liegt allerdings kaum 100m vom Meer entfernt, und so konnten wir, als der Sturm in der Nacht die Küste erreichte, wegen des Brandungslärms kaum schlafen.

Am nächsten Morgen hatte der Sturm sich gelegt, und so beschlossen wir, unseren Ruhetag für einen Ausflug ins nahegelegene Städtchen Asilah zu nutzen, das wir von früheren Reisen noch gut in Erinnerung hatten.  Die portugiesische Altstadt ist ein Touristenmagnet, denn die weißen Hauswände werden jährlich neu von Künstlern aus der ganzen Welt als Leinwände genutzt.

Wir nutzten den Ausflug auch gleich um bei MarocTelekom eine neue Mobilfunk SIM- Karte zu besorgen, denn das kostenlose EU- Roaming funktioniert hier nicht.

Rechtzeitig zum Fastenbrechen waren wir wieder beim Tahadart Camping und nutzten die Gelegenheit , uns noch einmal bekochen zu lassen. Das Restaurant hat wegen des Ramadan tagsüber geschlossen, öffnet aber nach Sonnenuntergang für ein paar Stunden und wird dann auch von vielen marokkanischen Familien zum Fastenbrechen besucht.

Von Kontinent zu Kontinent

Pünktlich um 9:00 Uhr, 1 Stunde vor dem offiziellen Abfahrtstermin, waren wir an der Fähre. Das hätten wir uns sparen können, denn in den nächsten 3 ½ Stunden passierte nichts, außer dass sich die Warteschlangen vor den Abfertigungsterminals langsam füllten. Wir hätten es eigentlich wissen müssen, denn so war es uns bisher jedes Mal ergangen. Die eigentliche Abfertigung ging dann recht zügig, allerdings dauerte es weitere 2 Stunden bis der letzte LKW es geschafft hatte, rückwärts in den Schiffsbauch hinein  zu manövrieren, und das Schiff endlich ablegen konnte.

90 Minuten dauert die Überfahrt und die marokkanische Grenzbehörde an Bord hatte gerade die letzten Pässe abgestempelt, als die Fähre in den Hafen von Tanger einlief. Wir hatten mit der Abfertigung bis zum letzten Moment gewartet, denn Schlange stehen auf einem Schiff bei kräftigem Wellengang ist kein Vergnügen. Immerhin hatten wir wieder festen Boden unter den Rädern bevor der Sturm die Straße von Gibraltar erreichte. Nach der obligatorischen Wartezeit beim Zoll durften wir den Hafen dann nach weiteren 30min verlassen.

Reiseplanung nach Wetterbericht

… heißt unsere neue Reisetaktik. Das nächste kleine Schönwettergebiet soll die südliche spanische Mittelmeerküste am Wochenende treffen. Also heißt es, den Freitag zu nutzen, um bis dorthin zu kommen und dann in den nächsten 2 Tagen bei besserem Wetter bis nach Algeciras zu fahren. Für Montag Abend gibt es wieder eine Sturmwarnung in der Straße von Gibraltar, da wollen wir dann hoffentlich vorher in Marokko angekommen sein. Geplant – getan! Bis Tarragona kamen wir am Freitag und wurden dort Samstag Morgen wie versprochen von der Sonne geweckt.

Kaffeepause bei Valencia
Kaffeepause bei Valencia

Bei Sonnenschein ging es Samstag bis in die Nähe von Murcia. Übernachtet haben wir in einem zum Wohnmobilstellplatz umgewidmeten Busdepot in Los Alcázares. (der angepeilte Campingplatz war wegen Überfüllung geschlossen! ) Auch Sonntag gab es wieder Sonnenschein. Zum Mittagessen gönnten wir uns einen Abstecher an den Strand von Torre del Mar und genossen noch einmal die Sonne.

Dann zogen wieder Wolken auf und wir erreichten Algeciras mit den ersten Regentropfen. Carlos legendäres Reisebüro hatte sogar am Sonntagabend noch geöffnet und so steht einer Überfahrt morgen Vormittag nichts mehr im Weg. Hauptsache das Wetter hält sich auch an die Vorhersage….