Zurück in Europa

Ein paar Einkäufe für die Reise gab es noch zu erledigen, inclusive einer letzten Füllung von dem preiswerten marokkanischen Diesel für unser Auto, mit dem es uns ohne Pannen mehr als 3000km über Straßen und Pisten durch Marokko gefahren hat. Dann ging es hinüber in den Hafen. Irgendeine Engstelle gibt es hier jedes Mal, an der man Geduld braucht. Dieses Mal gab es keine Warteschlangen am Ticketbüro, und auch die Passkontrolle verlief zügig. Dafür brauchten wir 1 Stunde  Geduld beim Zoll, wo jedes Fahrzeug durch den einzigen vorhandenen Röntgenscanner kontrolliert wurde. Dabei kam es immer wieder zu Verzögerungen, weil es dauerte, bis jeweils alle Insassen ihr Fahrzeug verlassen hatten. 5 Minuten vor dem offiziellen Abfahrtstermin erreichten wir schließlich die Fähre, die allerdings noch ziemlich leer war. Offenbar zu leer um abzufahren, und so wartete man einfach mit der Abfahrt, bis sich das Fahrzeugdeck einigermaßen gefüllt hatte. Mit 1,5 Stunden Verspätung ging es schließlich los. So pünktlich waren wir bisher noch nie über die Straße von Gibraltar gekommen!

Die Abfertigung auf spanischer Seite dauerte noch einmal eine gute Stunde, weil wir zielsicher wieder einmal die langsamste Abfertigungsschlange ausgewählt hatten. Mit insgesamt etwa 5 Stunden waren wir damit aber noch ganz gut durchgekommen. Trotzdem war der Tag gelaufen und reichte nur noch um einen Supermarkt anzusteuern und all die Dinge zu kaufen, die uns auf dem Speiseplan der letzten 6 Wochen gefehlt hatten. Dann suchten wir uns einen Platz für die Nacht und köpften vor dem Schlafengehen noch eine Flasche vom gerade erworbenen Cidre.

Schon in den letzten Tagen hatte ich das Gefühl, dass mit den Hinterreifen unseres Autos etwas nicht stimmte, schob es aber immer auf die Straßenverhältnisse. Jetzt auf einer europäischen Autobahn und entsprechend höherer Geschwindigkeiten wurde klar, dass die Vibrationen eindeutig von unseren Hinterrädern verursacht wurden. Natürlich passiert so etwas immer am Wochenende und so blieb uns nur, den Sonntag mit maximal 80km/h über die Autobahn zu zuckeln und am Montag früh die nächste Reifenwerkstatt aufzusuchen. Den Reifen war äußerlich nichts anzusehen, aber auf der Auswuchtmaschine zeigte sich gleich, dass einer der Reifen nicht mehr rund lief und ausgetauscht werden muß. So stehen wir jetzt in einer kleinen Stadt 40 km hinter Salamanca und warten auf den bestellten neuen Reifen. Mal sehen, wie lange es dauert…….

Abschied von Fès

Am nächsten Morgen steckte uns der zweitägige Soukmarathon noch in den Knochen und wir kamen nur schwer aus dem Bett. Schon am Abend hatten wir überlegt, dass wir, wenn wir noch bleiben wollten, erst einmal einen Ruhetag einlegen müssten. Das würde aber bedeuten aus der Altstadt hinaus auf den einzigen Campingplatz von Fès zu fahren, denn hier auf dem Parkplatz würde das nicht funktionieren. Wir haben uns für die Alternative entschieden, Fès zu verlassen und uns die weitere Erkundung der Stadt für einen Folgebesuch aufzuheben. Aber einen Überblick über die Stadt wollten wir uns noch verschaffen, und so fuhren wir hinauf zur südlichen der beiden Bastionen, die in früheren Zeiten über die Stadt gewacht haben und genossen den Ausblick ausgiebig, wenn auch mit etwas Wehmut.

Dann ging es hinaus aus der Stadt.

Eigentlich hatten wir gedacht, in den blühenden Wiesen vor der Stadt einen ruhigen Frühstücksplatz zu finden, aber aus der Ruhe wurde nichts, denn drei neugierige Jugendliche hatten uns entdeckt und kamen ans Auto. Leider sprachen sie kaum Französisch und kein Englisch, sodaß die Verständigung sehr eingeschränkt war. Sie hatten viel Zeit, und nach dem obligatorischen Fotoshooting mußte ich irgendwann doch energisch werden, weil sie anfingen Wünsche zu äußern. Schließlich gaben sie auf, und wir konnten unser unterbrochenes Frühstück fortsetzen.

Die nächsten 100km wechselten sich blühende Felder und Wiese mit riesigen Orangenplantagen ab.
An einem Verkaufsstand an der Straße erstand ich 2kg Orangen, nachdem ich dem Verkäufer klar gemacht hatte, dass ein ganzer Sack voll Orangen für uns 2 Personen einfach zu viel wäre.

Die sogenannte Nationalstrasse entpuppte sich auf weiten Strecken als Großbaustelle. Oft kamen wir nur im Schritttempo voran, und das Fahren war sehr anstrengend. Wir waren deshalb froh, als wir am Nachmittag in Ouezzane ankamen und uns im Hotel Rif ein Stellplatz am Rande eines Swimmmingpools zugewiesen wurde. Das Wasser des Pools sah nicht mehr sehr frisch aus und reizte uns nicht zum Schwimmen, aber der Platz zwischen Rosen und Bougainville gefiel uns gut.

Die heiße Dusche am Morgen war auch nicht schlecht, und nach einem gemütlichen Frühstück in der Morgensonne machten wir uns auf den Weg zu unserer letzten Etappe in Marokko. Sie führte uns durch das Rif-Gebirge, vorbei an den Städten Chefchauen und Tétouan.
Tétouan stand eigentlich auch noch auf unserem Besuchsprogramm, aber wir waren noch so voll mit Eindrücken von Fès, dass wir den Besuch auf die nächste Reise verschoben.

Als wir am Rande der Straße mal wieder eine der unzähligen mobilen Kaffeebars entdeckten, die uns überall auf dieser Reise aufgefallen waren,hielten wir spontan. Wenigstens 1 Mal mußten wir einen „Kaffee on the way“ probiert haben. Natürlich waren wir neugierig, und der junge Baristo erzählte uns, dass die Idee während der Coronazeit entstanden ist. Stolz erklärte er mir seine Eigenkonstruktion mit Solarbetrieb. Der Kaffee war übrigens ausgezeichnet.


Als letzten Übernachtungsplatz in Marokko hatten wir den kleinen Ort Ksar Seghir, unmittelbar vor dem riesigen Hafen von Tanger Med, ausgesucht und genossen am Abend noch einmal die marokkanische Küche mit Blick auf die spanische Küste im Sonnenuntergang.

 

2. Tag in Fès

Heute wollen wir es etwas entspannter angehen und lassen uns nach einem ausgedehnten Frühstück von einem der kleinen roten Taxis zum Bab Bouljoud, dem bekannten blauen Stadttor am höchsten Punkt der Altstadt bringen.

Von hier ziehen sich die verschiedenen Souks etwa drei Kilometer den Berg hinunter bis zu dem Gerberviertel unten am Fluss. Für die 2,5 km Taxifahrt zahlen wir weniger als 1 Euro. Wo es befahrbare Straßen gibt, lohnt sich Laufen hier wirklich nicht. Die Souks der Altstadt sind allerdings selbst für die kleinsten Autos unzugänglich, also heißt es ab hier laufen. Wir lassen uns einfach treiben und schlendern durch die verwinkelten, zum großen Teil überdachten Gassen. Die Menschen sind sehr angenehm. Man wird zwar immer wieder von Händlern und selbst ernannten Guides angesprochen, aber wenn man signalisiert, dass man kein Interesse hat, lassen sie einen in Ruhe. Die Zeit vergeht wie im Flug und als wir uns Mittags an einem kleinen Imbissrestaurant ausruhen, haben wir kaum die Hälfte des Weges hinunter zum Fluss geschafft. Deshalb beschließen wir unseren eigentlichen Plan, mittags für eine größere Pause zum Auto zurückzukehren und dann am späteren Nachmittag noch einmal loszulaufen, aufzugeben, und unsere Mittagspause jetzt hier hier zu machen. Das stellt sich als perfekt heraus. Anstatt selbst zu laufen, beobachten wir, was im Laufe von 1-2 Stunden an so einem kleinen Platz im Souk so alles passiert.

Ein Händler mit einem großen Teppich auf einem Lastkarren hält an und rollt seinen gebrauchten Teppich mitten auf dem Weg aus. Männer aus den kleinen Läden um uns herum begutachten den Teppich und es wird viel diskutiert. Schließlich wird der Teppich wieder aufgerollt, an eine Wand gelehnt und der Mann verschwindet mit seinem Karren – ohne Teppich. Offenbar wurde gerade ein Geschäft von Händler zu Händler abgeschlossen. Es gibt noch viele solcher kleinen Ereignisse, die uns die Zeit vertreiben bis wir weiterziehen. Immer wieder bleiben wir irgendwo hängen und oft ist unser Gepäck danach schwerer als davor und unser Geldbeutel leert sich sichtlich.

Glücklicherweise gibt es inmitten der verwinkelten Basargassen ein Postamt mit Geldautomat, zu dem uns ein freundlicher Händler den Weg weist. Hier können, wir unseren Geldbeutel wieder füllen, sodaß unser Abendessen gesichert ist. Inzwischen sagt uns unsere Nase, dass wir uns dem Gerberviertel nähern. Die großen Gerbereien haben hier auf den Dächern ihrer Verkaufsräume Terrassen errichtet, von denen man einen guten Blick auf die Innenhöfe mit den vielen Bottichen hat, in denen die Häute von Ziegen, Schafen und auch Kamelen bearbeitet werden. Damit man den Geruch besser verträgt, bekommt man am Eingang einen Zweig Minze gereicht, und gegen einen kleinen Obolus erklären die Mitarbeiter einem gerne die Prozedur. Es ist schon ein archaischer Anblick zu sehen, wie hier mit den gleichen Methoden wie seit Jahrhunderten gearbeitet wird.

Natürlich sind die Dachterassen nur durch die Verkaufsräume zu erreichen und wieder zu verlassen, und man muß aufpassen, dass man nicht ruckzuck in ein Verkaufsgespräch verwickelt ist, von dem man nur schwer wieder loskommt.

Aber wir haben ja noch eine Verabredung. In der Lederwerkstatt von gestern werden wir noch etwas vertröstet und auf einen Tee eingeladen, bis uns die fertige Mappe präsentiert wird. Sie ist wirklich gut gearbeitet, leider aber wegen eines Missverständnisses etwas klein geraten. Wir wollen sie trotzdem nehmen, bleiben aber bei den folgenden Preisverhandlungen hart und bestehen auf dem ursprünglich genannten Preis und lassen keine Nachverhandlung wegen des aufwendigen, fein gearbeiteten Golddrucks zu.

Inzwischen fühlen wir uns in diesem Teil des Souks fast zuhause und finden ohne Hilfe aus dem Wirrwarr hinaus. Am Place Rcif finden wir ein Restaurant für unser wohlverdientes Abendessen, bevor wir, bepackt mit unseren Einkäufen und mit lahmgelaufenen Beinen zu unserem Auto zurückkehren.

Viele weitere Bilder in der Galerie:  Souk von Fès

Ankommen in Fès

Die Fahrt von Azrou nach Fès ca 80 km ist nicht spektakulär: viel Landwirtschaft, hügelig,verstreute Farmen, kleine Orte, bunte Blumenwiesen und der Einsatz von unzähligen Eseln als Transportmittel. Die Menschen sind hier distanzierter und die kleinen Jungs aufdringlicher und leicht aggressiv.

In Fès stellen wir uns auf den Parkplatz Jdid- Rcif direkt an der Altstadt. Man darf hier auf einem der oberen Park -Terrassen für 40 Dh (4 Euro ) übernachten. Außer uns stehen etwa noch 5 Womos auf diesem großen sauberen Platz. Über uns ist eine vielbefahrene Straße, um uns rum einige wilde Hunde, die sehr unterwürfig sind und vor uns der Blick auf die Altstadt von Fès.Nach einer Mittagspause machen wir uns auf den Weg.

Etwa 700 Meter sind es bis zum ersten Eingang in die Souks. Wir landen nach ca 1 km an den Tannerien  ( Ort der Lederbearbeitung und Färbung), allerdings auf der Rückseite am Graben – Gestank, Dreck.
Dann verlaufen wir uns total in den verwinkelten Bazargassen. Es gibt soviel zu gucken und Orientierung, auch mit dem Handy, ist nicht möglich.

An einem Platz in der Nähe der Tannerien finden wir ein Ledergeschäft, in dem wir uns wegen einer Wunschbestellung aus Deutschland erkundigen wollen. Wir haben Fotos von einer „Lesemappe“ mit Golddruck. So etwas haben sie nicht, sind aber sofort bereit, sie anzufertigen mit gewünschtem Golddruck und in der gewünschten Größe. Wir suchen ein schön gefärbtes blaues Leder aus und zahlen 100 Dh an. Morgen Nachmittag können wir die Mappe abholen. Inshallah!

Wir lassen uns weiter durch die, nun am Abend übervollen, überdachten, engen Gassen treiben mit ungefährer Richtung zurück zu unserem Auto.

Völlig abgelaufen und erschöpft von den vielen Eindrücken landen wir auf dem Platz Rcif. Von dort kennen wir den Weg zurück zu unserem Parkplatz. Wir wollen allerdings noch etwas essen. Die Restaurants befinden sich 4 bis 5 Geschosse hoch auf einer Dachterrasse. Das schaffe ich nicht mehr.

Und so landen wir hungrig und völlig erschöpft am Auto und müssen selber kochen.

Viele weitere Bilder findet ihr in der Galerie:

Souk von Fès

Ostern unter alten Kirschbäumen

Am nächsten Morgen kommen wir kaum zum Packen, denn in Sichtweite am anderen Ufer des Sees beobachten wir, wie mehrere Landrover einen zum Wohnmobil umgebauten Allrad- LKW bergen, der mit der Vorderachse völlig im weichen Uferboden eingebrochen ist, als er versuchte einen PKW aus einer ähnlichen Situation zu befreien.  Mit vereinten Kräften von 3 Landrovern schaffen sie es tatsächlich den LKW rückwärts wieder zu befreien, und wir können endlich aufbrechen. Noch einmal klettern wir hinauf in die völlig karge Bergwelt auf über 2500m, dann geht es in abenteuerlichen Serpentinen gut 1000m hinunter.

Damit haben wir den Hohen Atlas hinter uns gelassen und die Täler des mittleren Atlas erreicht. Die Vegetation ist hier zwischen 1000 und 1500m Höhe völlig anders als auf der Südseite. Selbst in höheren Lagen gibt es Bäume an den ansonsten kahlen Berghängen, und in den Tälern wird viel Obst angebaut. Sogar die ersten Olivengärten tauchen auf.

Die erste größere Stadt, die wir erreichen, ist Zaouiat Cheikh. Mit etwa 25000 Einwohnern, breiten baumbestandenen Straßen mit Bürgersteigen und modernen Restaurants und Cafés könnte sie  genau so gut in Spanien oder Frankreich liegen, ist aber überhaupt nicht von europäischen Touristen geprägt.

Entsprechend gibt es auch keine Einrichtungen für Camper. Wir fahren deshalb weiter,  nachdem wir noch ein paar Einkäufe für das morgige Osterfrühstück gemacht haben, und suchen uns einen ruhigeren Platz abseits der viel befahrenen Hauptstraße.

Im zweiten Anlauf finden wir eine schöne Stelle, werden aber kurz nach Sonnenuntergang von der Polizei gestört und aufgefordert aus Sicherheitsgründen bis zur 5km entfernten videoüberwachten Tankstelle zu fahren. Dort könnten wir sicher übernachten. Die erste Tankstelle nach 4km will uns nicht, aber ein paar Kilometer weiter werden wir vom Tankwart freundlich in eine Parklücke eingewiesen. Hier ist es zwar deutlich lauter, aber glücklicherweise legt sich die Unruhe bald, und wir können einigermaßen ruhig schlafen. Für das Osterfrühstück suchen wir uns am nächsten Morgen einen schöneren Platz in den blühenden Wiesen abseits der Straße und fahren dann weiter nach Azrou, einem marokkanischen Ferienort, der wegen seiner kühlen Lage auf 1500m und den ihn umgebenden Zedernwäldern  mit ihren wild-lebenden Affen sehr beliebt ist.

Etwas oberhalb des Ortes gibt es einen schönen kleinen Stellplatz für Wohnmobile, wo wir unter alten Kirschbäumen unser Osterquartier beziehen. Jetzt in den Ostertagen ist der Platz gut besucht von Spaniern und Franzosen, die die Ferien für einen kurzen Marokkourlaub nutzen, denn von Tanger bis hierher sind es nur gut 500km.Die Temperaturen sind für uns noch sehr gewöhnungsbedürftig. Bei unserer Ankunft sind es trotz Sonnenschein gerade mal 12 Grad und wir verbringen den Abend im geheizten Auto. Morgens glitzert der Frost auf unseren Dachluken, aber die Sonne macht dem schnell ein Ende. Trotz Lufttemperaturen nicht über 16 Grad genießen wir es, in der Sonne unter einem strahlend blauen Himmel zu faulenzen. Mittags wollen wir mit den Rädern hinunter in den Ort fahren, aber Carola streikt auf halber Strecke, als sie sieht, wie steil es die letzten Kilometer hinunter geht und fährt zurück. Ich fahre weiter und bummle durch den lebendigen Ort, der mit seinen steilen Gassen einen kleinen Vorgeschmack gibt auf das, was uns in Fes erwartet. Hier gibt es jede Menge Konditoreien, und ich lasse mir eine Auswahl für unseren Osterkaffee in einen Karton packen. Ein paar weitere Einkäufe noch, dann mache ich mich auf den Rückweg. Der steile Aufstieg, der Carola verschreckt hatte, erweist sich als harmloser als befürchtet, und ich bin im Nu zurück am Auto. Den Nachmittag genießen wir in der Sonne bei Kaffee und Keksen, dann geht es ans Packen und Aufräumen, denn morgen früh wollen wir nach Fes aufbrechen.

Durch die Todra Schlucht nach Imilchil

Am nächsten Morgen stehe ich früh auf, denn ich will mit dem Fahrrad einmal durch die Engstelle der Schlucht fahren, solange noch keine Touristen da sind. Es ist noch ziemlich kalt, aber ich genieße die Fahrt trotzdem. In der Schlucht sind ein paar Souvenirhändler schon wach und fangen an, ihre Stände aufzubauen, ansonsten habe ich die Straße für mich.

Ein paar Stunden später, als wir mit dem Auto hindurch fahren, sieht es ganz anders aus. Die Schlucht ist verstopft mit Autos, denn jeder will anhalten und ein paar Fotos machen. Dazwischen Reisebusse, die Touristengruppen mitten in der Schlucht absetzen.

Etwa 800Meter lang ist die Engstelle, und der größte Trubel findet auf den ersten 400m statt. Dann wird es schnell ruhiger. Am anderen Ende der Engstelle gibt es einen Parkplatz, auf dem viele Camper übernachten. Hier können auch die Busse wenden, denn weiter durch die Schlucht fährt kaum jemand. Wir nutzen den Platz für ein verspätetes Frühstück in der Sonne und kommen ins Gespräch mit einem jungen Paar, das in ihrem Allrad-LKW lebt und gerade in Gambia, Senegal und Mauretanien unterwegs war. Sie gehören zu den Menschen, die es geschafft haben, Beruf und Reisen miteinander zu verbinden, und die man hier in Marokko öfters trifft.Ab hier wird die Straße deutlich einsamer. Wir treffen noch auf eine Gruppe Steilwandkletterer und auf eine Ziegenherde, die ihnen beim Klettern Konkurrenz macht, dann windet sich die Strasse hinaus aus der Schlucht.

Den Grund sehen wir, als wir oben ankommen. Ein riesiger Staudamm wurde hier in den letzten Jahren gebaut, der die Schlucht völlig abriegelt und damit die Stadt Tinghir vor zukünftigen Flutkatastrophen schützt und gleichzeitig eine kontrollierte Wasserversorgung der Oase sicherstellt.

In Tamtetoucht, dem ersten Bergort oberhalb der Schlucht, machen wir halt an einem kleinen Gasthaus. Wir bestellen Kaffee und Omelett und staunen mal wieder nicht schlecht, was der Gastwirt da in seiner kleinen Küche für uns gezaubert hat.Als Krönung gibt es noch einen Nachtischteller mit Zimtorangen, Bananen und Yoghurt. Nachdem wir das Essen gebührend gelobt haben, fragen wir ihn, seit wann es denn die Straße gibt. Er erzählt, dass die Straße 2020 ausgebaut wurde und viele Veränderungen für die Menschen gebracht hat. Mit der Straße kamen Elektrizität und Mobilfunkanschluss und das habe das Leben der Menschen nicht nur zum Guten verändert.

Hier im Quellgebiet des Oued Todra gibt es Wasser genug, die Landschaft ist grün und die Menschen leben von der Landwirtschaft.

Bald darauf überqueren wir den ersten Pass. Auf 2650m sind wir bis dahin geklettert und wir werden erst auf der Nordseite des Atlas wieder unter 2000m kommen.

Hier oben wirken die Dörfer noch sehr archaisch. Vom steigenden Wohlstand zeugen nur die allgegenwärtigen Solarpanels und Satelittenantennen auf fast jeder Lehmhütte.
Auf den Bergen wächst kein Baum und kein Strauch, nur an den Orten in den Tälern wird etwas Landwirtschaft betrieben. Immer wieder müssen wir Furten durchqueren und sind froh, dass wir problemlos durchkommen. Noch vor einer Woche wäre das wegen der starken Regenfälle nicht möglich gewesen.


Der Ort Imilchil enttäuscht uns. Er wirkt sehr chaotisch und touristisch und bietet uns keinen Grund zum Anhalten. So fahren wir weiter zum ein paar Kilometer entfernten Bergsee Lac Tislit und finden einen ruhigen Platz am Ufer des Sees.

In der Nacht fällt das Thermometer auf 2 Grad und wir packen alle Decken aus, die wir dabei haben. Morgens werfen wir erstmals vor dem Aufstehen unsere Heizung an. Die Sonne hilft mit, das Auto schnell aufzuwärmen und selbst draußen steigen die Temperaturen schnell auf etwa 18 Grad. Der Platz gefällt uns, und wir beschließen einen Tag hier zu bleiben und machen eine Radtour zu einem 8 Kilometer entfernten zweiten noch etwas größeren Bergsee. .Das Tal mit den beiden Seen ist ein Naturschutzgebiet. Der Staat hat sich viel Mühe gegeben, an beiden Seen Picknickplätze einzurichten. Aber alles wirkt, wie nicht ganz fertiggestellt und dann sich selbst überlassen. Auf unserer Radtour treffen wir auf mehrere große Schafherden und abends kommen sie an den See zum Trinken. Das spärliche Grün zwingt sie offenbar, ständig unterwegs zu sein, um satt zu werden.


Abends bekommen wir Besuch von einem Mann auf dem Moped, der uns erklärt, dass wir hier kostenlos übernachten dürften, er aber unsere Pässe und unser Fahrzeugkennzeichen fotografieren muß. Dann wünscht er uns eine gute Nacht und verschwindet.

Die Reise geht weiter

Montag war allgemeiner Abreisetag, und das Camp leerte sich kontinuierlich. Wir ließen uns Zeit. Ich war bereits früh auf und schnappte mir mein Fahrrad, um beim Bäcker im Ort frisches Brot zu holen, als ich die große Überraschung erlebte: das trockene Flussbett des Draa war gerade dabei, sich mit Wasser zu füllen. Die erste Flutwelle war wohl vor kaum 30 Minuten an der Brücke eingetroffen, ein unglaublicher Anblick in der Morgensonne. Der Chef des Hotels und einige Mitarbeiter standen vor dem Tor und sahen dem Spektakel mit strahlenden Gesichtern zu. Ähnlich erging es mir dann auch im Ort. Strahlende Gesichter überall. Da wird einem erst richtig bewusst, welche Rolle das Wasser im Leben der Menschen hier spielt. Hat der Fluss einmal richtig Wasser, ist das Leben für mehrere Jahre gesichert.

Nach vielen Verabschiedungen verließen wir als eines der letzten Autos das „Hamada du Draa“. In den nächsten Monaten wird es hier ruhiger werden, bis mit Ende der großen Hitze im September die nächste Touristensaison beginnt.

Wir fahren zurück Richtung Norden.

In Tamegroute machen wir Mittagspause, und ich besuche die Handschriftenbibliothek der Sufi Bruderschaft der Nasiriyya.

Dann geht es weiter nach Zagora. Wir fahren einmal hinüber auf die andere Seite des Draa, um zu sehen wieviel Wasser er hier führt. Dann geht es weiter in Richtung Tazzarine.

Nach einer Woche unter Menschen steht uns der Sinn nach einem einsamen Platz irgendwo abseits der Straße. Ein paar Kilometer vor der Stadt finden wir einen schönen Platz unter einer Schirmakazie.Ein netter junger Mann, der in der Nähe wohnt, besucht uns und schenkt uns Möhren und Zwiebeln aus seinem Garten. Er warnt uns vor wilden Hunden in der Gegend und gibt uns seine Telefonnummer, damit wir ihn anrufen können, falls wir Probleme haben.

Wir schlafen tief und fest und hören nichts von den Hunden. Am nächsten Morgen fahren wir ein paar Kilometer weiter zu einer Tankstelle, wo wir nach dem Tanken unser Auto stehen lassen, um mit den Fahrrädern einen Ausflug in ein Tal in den 10km entfernten Bergen zu machen. Dort treffen wir auf eine Gruppe Franzosen, die mit ihren Geländefahrzeuge gerade eine Pause machen und uns auf einen Kaffee einladen, was wir dankend annehmen.

Als wir weiterfahren wollen, merke ich, daß das Hinterrad meines Fahrrads platt ist. Ich hätte mir keinen besseren Ort für eine Panne aussuchen können, denn die Männer helfen sofort. Wir finden nur einen winzigen Dorn, den wir herausziehen. Mit ihrem Kompressor ist das Rad schnell wieder aufgepumpt und scheint die Luft auch zu halten. Trotzdem fahren wir nur noch ein Stückchen weiter, bevor wir sicherheitshalber kehrt machen.

Bis zurück zum Auto hält der Reifen durch. Eine Reifenreparatur in der Mittagssonne ersparen wir uns und fahren weiter nach Tazzerine, wo wir uns in einem Lokal an der Straße ein Mittagessen gönnen.Gut gesättigt verlockt uns kaum 30km weiter die Landschaft zum Verlassen der Straße für eine Siesta. Der Platz, den wir finden gefällt uns so gut, dass wir beschließen für die Nacht hier zu bleiben.

Eigentlich wollten wir nach dem Frühstück gleich weiterfahren, aber beim Packen bemerke ich, dass mein Fahrrad über Nacht wieder alle Luft aus dem Hinterrad verloren hat. So können wir es auf dem Fahrradträger nicht transportieren, ohne den Reifen völlig zu zerstören. Also beschließen wir den ruhigen Platz zu nutzen, um den Reifen richtig zu flicken.Kaum habe ich angefangen, tauchen zwei Jungen von vielleicht 13 und 15 Jahren auf ihren Fahrrädern auf und bestehen darauf, mir zu helfen. Gemeinsam schaffen wir es, das Löchlein im Schlauch zu finden und zu flicken. Dabei muss ich höllisch aufpassen, dass sie mir in ihrem Eifer nichts kaputtmachen.Zur Belohnung darf jeder mal eine Runde mit dem reparierten Fahrrad drehen und sie können garnicht genug davon bekommen. Stolz und glücklich ziehen sie schließlich wieder ab, jeder um 10 Dirham (etwa 1€) und ein paar Bananen reicher. Auch wir packen unsere Sachen, laden die Fahrräder auf und fahren los.

Etwa 40km geht es durch eine einsame afrikanische Steppenlandschaft, dann erreichen wir den Verkehrsknoten der Oase Alnif. Früher war hier wahrscheinlich eine Kreuzung von Karawanenwegen, heute treffen hier zwei Nationalstraßen aufeinander, und es ist Markttag. Entsprechend belebt ist der Ort. Natürlich lassen wir uns die Gelegenheit nicht entgehen, frisches Obst und Gemüse einzukaufen und dann bei einem Tee aus einer schattigen Ecke heraus das Marktleben zu beobachten.

Auf der weiteren Fahrt nach Norden wird die Landschaft abwechslungsreicher. Im Hintergrund tauchen die Berge des hohen Atlas auf, teilweise noch schneebedeckt.Immer wieder gibt es Oasen, die vom Südhang des Atlas mit Wasser versorgt werden. Schließlich stoßen wir auf die von Westen nach Osten verlaufende „Straße der Kasbahs“, die die Oasen an den Ausgängen der berühmten Schluchten des hohen Atlas verbindet und folgen ihr Richtung Westen zur Stadt Tinghir. Der aus einer schmalen Schlucht kommende Fluss Oued Todra hat hier am Fuß des Atlas ein Tal in den Wüstenboden gegraben , das vollständig von einer großen Palmenoase ausgefüllt wird. An ihren Rändern breitet sich die Stadt Tinghir aus, touristisches Zentrum für Ausflüge in die berühmte Todra-Schlucht, für Wander- und Klettertouren.

Wir waren zuletzt vor über 10 Jahren hier und erkennen die Stadt kaum wieder. Durch das Zentrum führt eine breite Straße mit vielen neuen mehrgeschossigen Häusern und Cafés und Restaurants überall. Wir halten uns nur kurz im Stadtzentrum auf, um an einem Geldautomaten unsere Bargeldreserven aufzufrischen. Dann biegen wir von der Hauptstraße ab, denn wir wollen in den nächsten Tagen durch die Todra-Schlucht hinauf in den Hohen Atlas fahren.

Die schmale Straße am Rande der immer enger werdenden Schlucht ist dicht bebaut mit kleinen Hotels. Sogar zwei Stellplätze für Wohnmobile gibt es. Auf einem davon finden wir mit etwas Überredung noch einen Platz für unser Auto und können noch mal duschen, Abwasser entsorgen und Trinkwasser auffüllen, bevor wir in die Berge aufbrechen.

Das Festivalfinale

Am Sonntag war uns das Wetter freundlich gesinnt. Durch den Regen war es in der Nacht deutlich abgekühlt, und wir haben wunderbar geschlafen. Bei angenehmen Temperaturen konnten wir der Sonne dabei zusehen, wie sie den Schlamm langsam trocknete. Das war auch nötig, denn Mohammed hatte uns zum Lunch im Camp Chraika eingeladen, und bis dahin musste der Eingang des Hotels einigermaßen passierbar sein. Wir nutzten die Zeit zum Wäsche waschen und um unsere Schuhe von den Auswirkungen des gestrigen Ausflugs zu befreien.

Die Sonne hat sich Mühe gegeben, und wir konnten das Tor und die Brücke einigermaßen unbeschadet mit unseren Fahrrädern passieren. Mohammed begrüßte uns wieder herzlich, und beim Erzählen und leckerem Essen verging die Zeit im Nu.

Auf dem Rückweg machten wir einen Abstecher zum Festivalgelände und besuchten die Stände des Normadenmarkts,


Dann ging es zurück zu unserem Quartier für eine etwas verspätete Siesta, denn der heutige Konzertabend könnte lang werden.

Als wir uns in der Dämmerung wieder auf den Weg zum Festivalgelände machten, war auf den Straßen richtig viel Leben, und der Markt war voller Menschen.

Wir kamen uns ein bißchen vor, wie auf einem Jahrmarkt. Auch das Konzertgelände war für Jedermann zugänglich, nur ein kleiner Bereich seitlich und vor der Bühne war für zahlende Besucher reserviert. Wir mischten uns unter das bunte Publikum außerhalb des reservierten Bereiches. Nach einer Woche hier in Mhamid gehörten wir schon fast zu den Einheimischen, und so kam es immer wieder zu netten Begegnungen, Begrüßungen und Hallos, was fast mehr Spaß machte, als das eigentliche Konzertprogramm.


Kurz nach Mitternacht, noch vor dem finalen Auftritt des Stars des Abends waren wir voll mit Eindrücken, konnten nicht mehr stehen und machten uns auf den Rückweg zum Hotel. Der Torwächter hatte uns freundlicherweise eine kleine Türe offengelassen, denn das große Eingangstor schließt er vor Mitternacht. So konnten wir ungehindert in unser Bett fallen.

 

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R(S)egentage

In der Nacht beginnt es zu regnen.Es regnet und regnet und regnet….Es wird kühl.

Wir wachen auf in einer Schlammlandschaft. Der Boden ist so rutschig und der Schlamm heftet sich an die Schuhsohlen. Der Ausgang aus unserem Camp ist unpassierbar. Ein ankommender Camper bleibt im Schlamm stecken, ein Motorradfahrer fällt in den Dreck.

Und die Marokkaner freuen sich. Welch ein Segen. Allah sei Dank . Uns tuen die Veranstalter des Festivals leid.

Am Nachmittag soll ein Kamelrennen stattfinden. Als der Regen nachlässt, machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Mit dem Fahrrad gebe es überhaupt kein Durchkommen. Mit Glück passieren wir ohne auszurutschen den Hotelausgang. Auf der Brücke über den Draa steht das Wasser Der ganze Weg durch den Ort besteht aus Pfützen.

Natürlich läuft der Schlamm in die Schuhe.

Egal!

Am Veranstaltungsort in der Wüste sind Kamele und Reiter anwesend, können aber nicht starten. Der nasse Wüstensand ist zu fest und zu rutschig für die empfindlichen Kamelfüsse.
Die Stimmung ist aber bestens und das Wüstenhockeyspiel kann stattfinden, in traditioneller Kleidung, barfuß, mit Holzschlägern und vollem Einsatz. Sowohl Spieler als auch Zuschauer haben viel Spaß.

Die marokkanischen Frauen sitzen in ihre schönsten bunte Tücher gehüllt in Gruppen am Spielfeldrand. Immer wieder hören wir das freundliche „Willkommen in Marokko“.

Wir kämpfen uns zurück zum Camp.

Und , wir müssen es gestehen, sind nicht gewillt uns am Abend zum Konzertgelände aufzumachen und verfolgen im Bett liegend die Auftritte der Künstler per Livestream im Internet.

Nomad Festival

Erste Impressionen vom Festival. aufgenommen Fr. 11.April 2025 in der Kasbah Azalay in Mhamid El Ghizlane.

Am Veranstaltungsort, im Palmenhain hinter dem Hotel, gab es bereits seit dem Nachmittag verschiedene Vorführungen nomadischer Aktivitäten. Als wir ankamen, wurde gerade vorgeführt, wie in der Wüste Brot gebacken wird. (siehe Video)Für das Musikprogramm hatte man für uns VIPs vor der Bühne Teppiche und Kissen auf einer Sanddüne ausgebreitet und versorgte uns mit Tee, trockenen Keksen und kühlem Wasser.
Es war schon ein komisches Gefühl, bei Vollmond unter Palmen auf einer Sanddüne am Rand der Sahara, kurz vor der algerischen Grenze solch eine Veranstaltung zu erleben. Um uns herum viel Presse, direkt hinter uns mehrere Filmkameras für die Lifeübertragung im Internet.Es dauerte eine Weile, bis Stimmung aufkam. Beim Finale mit dem algerischen Sänger Kader Tarhanine wurde dann getanzt und mitgesungen. Seine aktuelle Musik kennt hier offenbar jeder.