Südlich von Agadir

Die Nacht war friedlich, nur der Wind wollte nicht nachlassen und lärmte die ganze Nacht um unser Auto. So gab es trotz Sonnenschein am nächsten Morgen Frühstück im Auto, bevor wir uns auf den Weg machten, die Großstadt Agadir zu durchqueren. Südlich von Agadir zieht sich ein wüstenartiges Gebiet die nächsten 1000km entlang der Küste, nur unterbrochen von den Mündungsgebieten der Flüsse Sousse, Massa und Draa. Wobei der südlichste davon eigentlich schon hunderte Kilometer zuvor in der Sandwüste verloren geht.

Ein Naturschutzgebiet an der Mündung des Massa war unser nächstes Ziel. Leider ist Google Maps nicht sehr aussagekräftig, was die Qualität der Straßenverhältnisse betrifft, über die es uns leitet. Wir hatten da schon manche Überraschung erlebt. Und so war es auch dieses Mal. Kurz vor dem Ziel verlor sich das, was Google eine Straße nannte in den Sanddünen. Wir konnten glücklicherweise wenden, ohne im Sand stecken zu bleiben und vertrauten für den Rest der Strecke lieber der Karte von OpenStreetMap. Am Zielort erwartete uns eine Art Picknickpark und ein Ökomuseum, dass allerdings geschlossen ist. Statt der uns angebotenen zweistündigen Führung zur Vogelbeobachtung schnappten wir uns lieber unsere Fahrräder und fuhren ein Stück den Fluss entlang. Übernachten im Park war nicht erlaubt, aber ein paar Kilometer außerhalb fand sich ein ruhiger Platz direkt am Flussufer, wo wir unser Lager aufschlugen.

Am nächsten Morgen gab es vor der Weiterfahrt nur einen Tee, da wir hofften in einem der nächsten Orte frisches Brot fürs Frühstück zu bekommen. Wir hatten allerdings kein Glück, die Bäckereien waren alle noch geschlossen und die Straßenläden leergekauft. Irgendwann bogen wir deshalb ab auf eine einsame Piste Richtung Strand, um an derem Ende in den Sanddünen Eierpfannkuchen zu backen. Warum man hier eine 5km lange Piste angelegt hatte, die dann ein paar 100m vor dem Meer im Sand endet, erschloss sich uns nicht.

Gestärkt ging es wieder zurück zur Straße und weiter in Richtung Aglou. Nach 2 Nächten in der Wildnis sehnten wir uns nach einer heißen Dusche und Carola hatte dort einen Wohnmobilstellplatz mit guten Bewertungen entdeckt.

Der Wind muß auch in dieser öden Gegend in den letzten Tagen ziemlich kräftig gewesen sein, denn die schmale Asphaltstraße war immer wieder von Sandverwehungen bedeckt und man mußte sehr aufpassen, weil man in der grellen Mittagssonne kaum erkennen konnte, wie hoch die Verwehungen waren. Kurz vor Aglou trafen wir dann auf Räumfahrzeuge, die begonnen hatten, die Straße von den Sandverwehungen zu befreien.

Der Wohnmobilstellplatz war mit allem Komfort ausgestattet, und von der terassenförmig in den Berghang gebauten Anlage hatte man einen weiten Blick hinaus aufs Meer.

Sidi Kaouki

Etwa 25km südlich von Essaouira liegt der kleine Ort Sidi Kaouki, der sich in den letzten Jahren zum beliebtesten Surferspot in Marokko entwickelt hat. Hier sind Wohnmobile noch willkommen. Es gibt keine größeren Hotels, dafür aber viele kleine Pensionen und mehrere Wohnmobilstellplätze. Ein guter Ort um für ein paar Tage zu bleiben und in Marokko anzukommen.


Den Regen haben wir inzwischen hinter uns zurückgelassen, aber der kräftige Wind ist uns geblieben. Die Kitesurfer freut es, aber als Radfahrer ist es schon komisch, wenn man auch bergab ordentlich in die Pedale treten muss. Trotzdem genossen wir unsere Radtouren entlang der Küste – zumindest in eine Richtung war der Wind ja auf unserer Seite.
Dank der vielen Surfer gibt es hier genug Cafés und Restaurants, die trotz Ramadan tagsüber geöffnet haben. Allerdings sollte man bis Sonnenuntergang satt sein, denn die meisten Lokale schließen dann, weil die Betreiber selbst essen wollen.

Nach 2 Tagen hatten wir so viel Sonne abbekommen, dass wir beschlossen, mal wieder einen Tag im Auto zu verbringen und langsam weiter nach Süden zu fahren. In dieser Region wachsen die Arganbäume, aus deren Früchten das wertvolle Arganöl gewonnen wird. Am Straßenrand sieht man immer wieder kleine Stände, an denen die Bauern der Region das begehrte Öl, Honig oder Amlou verkaufen. Bei einem von ihnen hielten wir an und erstanden Amlou und Arganhonig.

Märkte spielen in Marokko immer noch eine wichtige Rolle im Leben der Menschen außerhalb der großen Städte.  Jeder Ort hat seinen wöchentlichen Markttag und man erkennt sofort ob Markttag ist, wenn man in den Ort hineinkommt, denn die Durchfahrtsstraße ist verstopft mit Lieferwagen, Taxis, Eseln, Lastkarren aller Art, und natürlich Menschen mit ihren Einkäufen. Hier wird alles gehandelt, was der Mensch zum Leben braucht.  Für uns ist es immer ein Vergnügen anzuhalten und sich umzusehen.
Und unsere eigenen Vorräte müssen ja auch gelegentlich aufgefrischt werden. Heute hielten wir in Tamri, offenbar Anbauregion für Papayas und kleine süße Bananen, die zwar nicht auf unserem Einkaufszettel standen, sich aber trotzdem zu Tomaten, Orangen, Zwiebeln und frischem Koriander gesellt hatten, als wir bepackt zu unserem Auto zurückkehrten.

So gut versorgt, machten wir uns auf die Suche nach einem Platz für die Nacht. Außerhalb der Ortschaften gibt es hier an der Küste wenig Möglichkeiten die Straße zu verlassen. Unser erster Versuch scheiterte nach wenigen 100m an der sehr begrenzten Geländetauglichkeit unseres Auto. Der zweite Versuch war dann erfolgreich, und so stehen wir jetzt keine 100m von der Brandung entfernt, aber außer Sicht- und Hörweite der Straße in wüstenartigem Gelände. Mal sehen, wie die Nacht wird. Bellende Bewacher haben wir zumindest genug!

Essaouira

Eine Nacht blieben wir in dem Camp an der Sanddüne, dann zog es uns weiter. Zu wenig Wärme und zu viel Regen ließen uns immer noch nicht zur Ruhe kommen. Etwas mehr als 200km waren es noch bis Essaouira, und dort versprach der Wetterbericht für morgen strahlenden Sonnenschein. Leider gibt es in Essaouira keine stadtnahen Stellplätze , und so blieben wir für die Nacht gut 10km vor der Stadt, wo Privatleute vor kurzem den Garten ihrer Villa für Wohnmobilreisende geöffnet haben und gerade dabei sind, ihn entsprechend herzurichten.

Am nächsten Morgens ging es dann bei strahlendem Sonnenschein hinunter in die Stadt. Der uns von früheren Besuchen bekannte Parkplatz an der alten Stadtmauer ist inzwischen für Wohnmobile gesperrt. Offenbar will die Stadtverwaltung Wohnmobile von Altstadt, Strand und Hafen fern halten, und hat sogar rund um die Altstadt viele Straßen komplett für Wohnmobile gesperrt. Ein freundlicher Polizist wies uns den Weg aus der Verbotszone zum offenbar einzigen für Wohnmobile erlaubten Parkplatz am Südende des Strandes, etwa 2,5km von der Altstadt entfernt. Dort angekommen, beschlossen wir, endlich einmal unsere Fahrräder abzuladen und für eine Tour entlang des Strandes in die Altstadt zu nutzen. Essaouira war schon immer ein touristischer Hotspot in Marokko und hat sich in den letzten Jahren immer mehr herausgeputzt. Trotz Ramadan und Freitag. waren die engen Gassen voller Menschen, und Geschäfte, Restaurants und Cafés waren geöffnet.

So verändert der Tourismus auch die islamische Welt. Wir genossen es, uns mal wieder durch die Gassen treiben zu lassen, in einem Lokal eine Kleinigkeit zu essen und frisch gepressten Orangensaft zu trinken.
Im Laden einer Frauenkooperative konnte ich sogar Amlou erstehen, eine marokkanische Spezialität aus Mandelmus, Arganöl und Honig, sehr lecker!

Erstaunlicherweise kamen wir mit unseren Fahrrädern in den engen Gassen gut zurecht. Wir mussten zwar die ganze Zeit schieben und machmal wurde es ziemlich eng, aber die Marokkaner sind das gewöhnt und nehmen es mit viel Gelassenheit.

Straßenleben

Heute früh ging es nach einem gemütlichen Frühstück weiter Richtung Süden, denn die Ausläufer der spanischen Unwetter reichen bis weit südlich Casablanca und führen auch hier immer wieder zu Sturm und heftigem Regen. Dem wollen wir endlich entkommen! Die gut ausgebaute mautpflichtige  Autobahn erlaubt zwar schnelles Vorankommen, ist aber total langweilig zu fahren, und so beschlossen wir, zumindest einen Teil der Strecke auf der alten Landstraße zu fahren. Hier geht es lebendiger zu. Man begegnet Pferde- und Eselskarren, Obst- und Gemüsehändlern die ihre Waren am Straßenrand verkaufen und in den Ortschaften bleibt man gelegenlich fast in Straßenmärkten stecken. Die großen Städte Rabat, Mohammedia, Casablanca und Al Jadida umfährt man allerdings besser auf der Autobahn, wenn man überhaupt vorankommen will. Trotzdem waren wir knapp 9 Stunden unterwegs als wir unser Ziel nach 470km erreichten. Carola hatte einen kleinen Campingplatz am Fuß einer riesigen Sanddüne als Ziel ausgesucht. Die Ausstattung ist ziemlich minimalistisch und das ganze Camp inclusive seiner Bewohner wirkt , als wäre es aus der Hippiezeit übrig geblieben. Aber die Landschaft ist wirklich einmalig.

Wiedersehen mit Asilah

Als erstes Nachtquartier hatten wir uns ein Restaurant mit angeschlossenem Campingplatz, 70 km südlich von Tanger, ausgesucht. Mal wieder duschen, einen Tag ausruhen und abends bekocht werden , war unser Ziel. Der Platz liegt allerdings kaum 100m vom Meer entfernt, und so konnten wir, als der Sturm in der Nacht die Küste erreichte, wegen des Brandungslärms kaum schlafen.

Am nächsten Morgen hatte der Sturm sich gelegt, und so beschlossen wir, unseren Ruhetag für einen Ausflug ins nahegelegene Städtchen Asilah zu nutzen, das wir von früheren Reisen noch gut in Erinnerung hatten.  Die portugiesische Altstadt ist ein Touristenmagnet, denn die weißen Hauswände werden jährlich neu von Künstlern aus der ganzen Welt als Leinwände genutzt.

Wir nutzten den Ausflug auch gleich um bei MarocTelekom eine neue Mobilfunk SIM- Karte zu besorgen, denn das kostenlose EU- Roaming funktioniert hier nicht.

Rechtzeitig zum Fastenbrechen waren wir wieder beim Tahadart Camping und nutzten die Gelegenheit , uns noch einmal bekochen zu lassen. Das Restaurant hat wegen des Ramadan tagsüber geschlossen, öffnet aber nach Sonnenuntergang für ein paar Stunden und wird dann auch von vielen marokkanischen Familien zum Fastenbrechen besucht.

Von Kontinent zu Kontinent

Pünktlich um 9:00 Uhr, 1 Stunde vor dem offiziellen Abfahrtstermin, waren wir an der Fähre. Das hätten wir uns sparen können, denn in den nächsten 3 ½ Stunden passierte nichts, außer dass sich die Warteschlangen vor den Abfertigungsterminals langsam füllten. Wir hätten es eigentlich wissen müssen, denn so war es uns bisher jedes Mal ergangen. Die eigentliche Abfertigung ging dann recht zügig, allerdings dauerte es weitere 2 Stunden bis der letzte LKW es geschafft hatte, rückwärts in den Schiffsbauch hinein  zu manövrieren, und das Schiff endlich ablegen konnte.

90 Minuten dauert die Überfahrt und die marokkanische Grenzbehörde an Bord hatte gerade die letzten Pässe abgestempelt, als die Fähre in den Hafen von Tanger einlief. Wir hatten mit der Abfertigung bis zum letzten Moment gewartet, denn Schlange stehen auf einem Schiff bei kräftigem Wellengang ist kein Vergnügen. Immerhin hatten wir wieder festen Boden unter den Rädern bevor der Sturm die Straße von Gibraltar erreichte. Nach der obligatorischen Wartezeit beim Zoll durften wir den Hafen dann nach weiteren 30min verlassen.

Reiseplanung nach Wetterbericht

… heißt unsere neue Reisetaktik. Das nächste kleine Schönwettergebiet soll die südliche spanische Mittelmeerküste am Wochenende treffen. Also heißt es, den Freitag zu nutzen, um bis dorthin zu kommen und dann in den nächsten 2 Tagen bei besserem Wetter bis nach Algeciras zu fahren. Für Montag Abend gibt es wieder eine Sturmwarnung in der Straße von Gibraltar, da wollen wir dann hoffentlich vorher in Marokko angekommen sein. Geplant – getan! Bis Tarragona kamen wir am Freitag und wurden dort Samstag Morgen wie versprochen von der Sonne geweckt.

Kaffeepause bei Valencia
Kaffeepause bei Valencia

Bei Sonnenschein ging es Samstag bis in die Nähe von Murcia. Übernachtet haben wir in einem zum Wohnmobilstellplatz umgewidmeten Busdepot in Los Alcázares. (der angepeilte Campingplatz war wegen Überfüllung geschlossen! ) Auch Sonntag gab es wieder Sonnenschein. Zum Mittagessen gönnten wir uns einen Abstecher an den Strand von Torre del Mar und genossen noch einmal die Sonne.

Dann zogen wieder Wolken auf und wir erreichten Algeciras mit den ersten Regentropfen. Carlos legendäres Reisebüro hatte sogar am Sonntagabend noch geöffnet und so steht einer Überfahrt morgen Vormittag nichts mehr im Weg. Hauptsache das Wetter hält sich auch an die Vorhersage….

Anreise

Knapp 3000km sind es von unserem Heim bis zur Fähre nach Marokko in Südspanien. Bis jetzt haben wir immer die östliche Route über Bordeaux und Zentral-Spanien genommen. Wegen der aktuellen Unwetter in Spanien haben wir uns dieses Mal für die Westroute entlang des Mittelmeeres entschieden. Dienstag Mittag ging es endlich los- bei Kälte und Nieselregen. Die Ausläufer der Unwetter hatten inzwischen auch in Deutschland das Frühlingswetter vertrieben. Regen und Kälte begleiteten uns die nächsten 2 Tage, bis wir heute Morgen südlich von Lyon das erste Mal die Sonne sahen. Da uns aus Spanien weiterhin nur heftige Unwettermeldungen erreichten, beschlossen wir erst einmal eine Fahrpause einzulegen und machten einen Abstecher in die Camargue ins noch winterlich verschlafene Saintes-Maries-de-la-Mer. Mal sehen, ob der Wetterbericht morgen bessere Nachrichten für uns hat.

Reisefieber

Seit 2 Wochen laufen die Reisevorbereitungen. Die letzten Reparaturen am Wohnmobil sind erledigt und das Packen geht auch voran. Wir wollen dieses Mal unsere Fahrräder mitnehmen, und da wir nicht vorhaben immer auf Asphaltstrassen zu bleiben, waren zusätzliche Sicherungsmaßnahmen erforderlich, um sicherzustellen, dass Fahrräder und Träger den verschärften Anforderungen standhalten. Wenn alles klappt, kann es am Wochenende losgehen…