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Durch den Alentejo nach Süden

In den letzten Tagen hat sich ein gewisser Urlaubsschlendrian bei uns eingestellt – an manchen Tagen kommen wir einfach nicht weit. So hangeln wir uns von Stausee zu Städtchen zu Stausee durch den Alentejo Richtung Süden. Und wenn wir unterwegs etwas Interessantes entdecken, bleiben wir manchmal gleich stecken. An den Stauseen findet sich immer ein geeigneter Platz zum Übernachten, und wenn wir morgens nicht in Gang kommen und der Platz uns gefällt, bleiben wir einfach für eine weitere Nacht.

So war es auch hier am Barragem do Alvito.

Gestern ging es weiter nach Serpa. Die kleinen Landstrassen folgen hier uralten Handelswegen, deren Spuren immer wieder für einen Fotostop sorgen.

Die Stadt Serpa lag im Sonntagsschlaf. Trotzdem parkten wir gleich am Stadtrand, denn die portugiesischen Städte haben so ihre Tücken: ehe man sich versieht, landet man ohne Warnung in engen steilen Gassen, für die unser Fahrzeug einfach nicht gebaut ist.

Mehr Bilder zu Serpa gibt es in den Galerien.

So ist es auch nicht immer einfach, die richtige Ausfallstrasse zu finden. Entsprechend brauchten wir eine Weile, um einen passierbaren Zugang zu der Strasse zu finden, die uns zu unserem angepeilten Übernachtungsplatz an den Stromschnellen des Rio Guadiana führen sollte.

Ein Wegweiser führte uns auf einer staubigen Piste ein paar Kilometer durch einsame Hügel auf ein einigermaßen ebenes Plateau. Von hier ging es nur noch steil bergab, hinunter zu der “Pulo do Lupo = Wolfssprung“ genannten Engstelle, wo der Rio Guadiana sich seinen Weg durch die Felsschlucht gebahnt hat.

Nichts für einen Abendspaziergang, und so beschlossen wir den Abstieg auf den nächsten Tag zu verschieben.

Morgens, noch vor dem Frühstück, machten wir uns auf den Weg. Der Weg war allerdings so steil, dass Carola auf halber Strecke genug hatte und Merlin und ich alleine hinunterkletterten. Unten angekommen versuchte ich vergeblich einen geeigneten Platz zu finden, um einen Blick auf die unüberhörbaren Stromschnellen zu werfen. Die Kletterei wurde jedoch zu abenteuerlich, sodaß ich aufgab und umkehrte.

Zurück am Auto war dann erst einmal ein ausgiebiges Frühstück fällig, bevor wir uns wieder auf den Weg machten.

Die Ruinen der Mina de São Domingos

Am östlichen Rand des Nationalparks Vale do Guadiana  befindet sich eine der ältesten Erzminen Europas. Bereits die Phönizier haben hier Kupfer, Silber und Gold gewonnen. Später haben die Römer  den Tagebau bis in 40m Tiefe vorangetrieben. Im 19ten Jahrhundert begann dann der industielle Bergbau, der erst 1966 ein Ende fand. Die Minengesellschaft ließ damals einfach alles verfallen, eine Umweltsicherung oder Sanierung fand nicht statt. Die 120m tiefe Tagebaugrube ist heute ein schwarzer giftiger See.

Paradoxerweise wurde in den letzten Jahren das ganze Gelände zu einem Teil des Naturschutzgebiets erklärt. Offenbar haben sich Pflanzen und Tiere hier angesiedelt, die ansonsten auf der iberischen Halbinsel nicht vorkommen.

So kann man jetzt durch die Ruinen der Industrieanlagen spazieren wie durch ein etwas morbides Freiluftmuseum.

Dieser Vogel ist hier allerdings allgegenwärtig und prägt mit seinen Nestbauten das Landschaftsbild.

Durch das Reich der Störche nach Westen zum Meer

An der Mine von São Domingos haben wir den südlichsten Punkt dieser Reise erreicht. Von hier wenden wir uns Richtung Westen. Der Wetterbericht meldet inzwischen auch für die Atlantikküste und den Norden Portugals angenehme Temperaturen um die 20 Grad und Sonnenschein. Es gibt also keinen Grund mehr den Norden Portugals zu meiden, der ja eigentlich unser Ziel war.

Auf dem Weg nach Mértola und weiter nach Castro Verde durchqueren wir offenbar das Reich der Störche. Auf jedem geeigneten Mast oder Schornstein und sogar in den Bäumen haben sie ihre Nester gebaut. und alle sind zur Zeit bewohnt!

Diese Region ist für die Portugiesen geschichtsträchtiger Boden, denn hier wurde 1143 im Rahmen der Reconquista  die entscheidende Schlacht gegen die Mauren gewonnen und der Staat Portugal gegründet. Maurische Einflüsse finden sich hier überall. Zum Beispiel die Mesquita in Mértola, eine kurzerhand zur Kirche umgewidmete Moschee, der man lediglich einen kleinen Glockenturm verpaßt hat.

In Castra Verde wurde dafür, in Erinnerung an die siegreiche Schlacht, eine Basilika gebaut, deren Inneres auf bemalten Fliesen die Geschehnisse verherrlicht.

Nach soviel Historie suchen wir uns einen friedlichen Platz oberhalb eines ziemlich ausgetrockneten Stausee, bevor wir am nächsten Tag zum Atlantik hinunterrollen.

 

Tipps

Durch antippen eines Bildes in den Galerien läßt es sich vergrößern.

Durch Tippen am rechten oder linken Bildrand kommt man auf das nächste oder vorherige Bild.

Auf der Stellplatzkarte sind unsere Übernachtungsplätze blau gekennzeichnet.

Orte die wir uns angeschaut haben sind grün markiert.

Strandurlaub mal anders…

In Vila Nova de Milfontes erreichen wir das Meer und sind angenehm überrascht. An Stelle von Hotelburgen und riesigen Campingplätzen finden wir einen kleinen herausgeputzten Ort, der sich in die Bucht schmiegt, die durch den hier mündenden Rio Mira gebildet wird. Problemlos finden wir einen Parkplatz und bummeln durch die kleinen Gassen. Man merkt, dass hier im Sommer mehr los ist, denn es gibt viele Cafés und Restaurants. Jetzt wirkt es eher verschlafen. Der große Sandstrand liegt geschützt in der durch die Flussmündung gebildeten Bucht und wirkt trotz strahlendem Sonnenschein abgesehen von einer Handvoll Sonnenhungriger leergefegt.Nördlich von hier zieht sich über viele Kilometer die felsige Steilküste, immer wieder unterbrochen von feinen Sandstränden, die nur über kilometerlange Sand- oder Schotterpisten erreichbar sind. Erstaunlicherweise gibt es am Ende der Pisten große Parkflächen und schön angelegte Aussichtspunkte und Zugänge zu den Stränden. Tagsüber kommen einige Surfer hierher um in den Wellen ihrer Passion nachzugehen.

Abends wird es jedoch einsam, nur ein paar Wohnmobile halten die Stellung.

 

Märkte, Klosterfestungen und Stauseen

Für die nächsten Tage verabschieden wir uns vom Meer, denn die Region um Setubal und Lisboa wollen wir in weitem Bogen umfahren. Das heißt aber nicht Verzicht auf jegliches Kulturprogramm, denn wir wollen auf unserem Bogen durch das Landesinnere in Tomar, der angeblich schönsten Stadt Portugals Station machen.

Kaum losgefahren, halten wir spontan am Strassenrand, denn neben der Strasse haben wir einen großen Markt entdeckt. Er erinnert uns an die Märkte in Marokko, nur dass hier außer Federvieh keine Tiere gehandelt werden. Ansonsten ist aber alles zu haben, was das Herz begehren könnte. Ich finde auch endlich einen geeigneten Sonnenschutz für meinen Kopf. Zuhause hat meine Fantasie nicht ausgereicht,  mir vorzustellen, dass uns hier 4 Wochen strahlender Sonnenschein erwartet, und dementsprechend blieben die Kopfbedeckungen im Schrank.

Bis Tomar sind es eigentlich nur etwa 280km. Aber es kostet uns einen ganzen Tag, den wir, bis auf eine ausgedehnte Mittagspause an einem kleinen Fluß, im Auto verbringen. Kurz vor Tomar gönnen wir uns mal wieder eine Nacht auf einem Campingplatz, mit heißer Dusche und Abendessen in einem schönen Restaurant.

Tomar wird oft als schönstes Städtchen Portugals bezeichnet, bekannt ist es aber vor allem durch die gigantische Anlage des die Stadt überragenden Convento do Cristo. Die von den Templern 1160 begonnene und später von den Christusritter erweiterte Anlage zählt heute zum UNESCO Weltkulturerbe und ist wohl neben dem Kraq de Chevalier in Syrien die beeindruckendste Ordensburg, die wir bisher gesehen haben. Mehr Bilder davon gibt es in den Galerien und natürlich im Internet unter: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Convento_de_Cristo

Google bietet sogar einen 3D Rundgang durch die Räume. Da kann man sich wenigstens nicht so verlaufen wie im Original….

Vor der Weiterfahrt statten wir aber auch der Stadt einen kurzen Besuch ab.

Selbst die Straßenschilder sind hier kleine Kunstwerke.

Dann wird es Zeit, sich nach einem Platz für die Nacht umzusehen. Der Rio Zêzere ist hier in der Nähe auf fast 100km Länge zu einer Perlenkette von Seen aufgestaut und bietet sicher ein geeignetes Plätzchen. Auf der Suche danach stoßen wir auf einen winzigen Pilgerort am Ufer, wo ein alter maurischer Wachturm eine Flußschleife bewacht hat. Hier ist es allerdings zu eng für unser Auto. Ein paar Kilometer weiter findet sich dann ein schöner Platz. Die Überreste einer alten im Stausee versunkenen Strasse führen uns hier direkt ans Wasser.