Alle Beiträge von Manfred Hoffmann

Strandurlaub mal anders…

In Vila Nova de Milfontes erreichen wir das Meer und sind angenehm überrascht. An Stelle von Hotelburgen und riesigen Campingplätzen finden wir einen kleinen herausgeputzten Ort, der sich in die Bucht schmiegt, die durch den hier mündenden Rio Mira gebildet wird. Problemlos finden wir einen Parkplatz und bummeln durch die kleinen Gassen. Man merkt, dass hier im Sommer mehr los ist, denn es gibt viele Cafés und Restaurants. Jetzt wirkt es eher verschlafen. Der große Sandstrand liegt geschützt in der durch die Flussmündung gebildeten Bucht und wirkt trotz strahlendem Sonnenschein abgesehen von einer Handvoll Sonnenhungriger leergefegt.Nördlich von hier zieht sich über viele Kilometer die felsige Steilküste, immer wieder unterbrochen von feinen Sandstränden, die nur über kilometerlange Sand- oder Schotterpisten erreichbar sind. Erstaunlicherweise gibt es am Ende der Pisten große Parkflächen und schön angelegte Aussichtspunkte und Zugänge zu den Stränden. Tagsüber kommen einige Surfer hierher um in den Wellen ihrer Passion nachzugehen.

Abends wird es jedoch einsam, nur ein paar Wohnmobile halten die Stellung.

 

Märkte, Klosterfestungen und Stauseen

Für die nächsten Tage verabschieden wir uns vom Meer, denn die Region um Setubal und Lisboa wollen wir in weitem Bogen umfahren. Das heißt aber nicht Verzicht auf jegliches Kulturprogramm, denn wir wollen auf unserem Bogen durch das Landesinnere in Tomar, der angeblich schönsten Stadt Portugals Station machen.

Kaum losgefahren, halten wir spontan am Strassenrand, denn neben der Strasse haben wir einen großen Markt entdeckt. Er erinnert uns an die Märkte in Marokko, nur dass hier außer Federvieh keine Tiere gehandelt werden. Ansonsten ist aber alles zu haben, was das Herz begehren könnte. Ich finde auch endlich einen geeigneten Sonnenschutz für meinen Kopf. Zuhause hat meine Fantasie nicht ausgereicht,  mir vorzustellen, dass uns hier 4 Wochen strahlender Sonnenschein erwartet, und dementsprechend blieben die Kopfbedeckungen im Schrank.

Bis Tomar sind es eigentlich nur etwa 280km. Aber es kostet uns einen ganzen Tag, den wir, bis auf eine ausgedehnte Mittagspause an einem kleinen Fluß, im Auto verbringen. Kurz vor Tomar gönnen wir uns mal wieder eine Nacht auf einem Campingplatz, mit heißer Dusche und Abendessen in einem schönen Restaurant.

Tomar wird oft als schönstes Städtchen Portugals bezeichnet, bekannt ist es aber vor allem durch die gigantische Anlage des die Stadt überragenden Convento do Cristo. Die von den Templern 1160 begonnene und später von den Christusritter erweiterte Anlage zählt heute zum UNESCO Weltkulturerbe und ist wohl neben dem Kraq de Chevalier in Syrien die beeindruckendste Ordensburg, die wir bisher gesehen haben. Mehr Bilder davon gibt es in den Galerien und natürlich im Internet unter: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Convento_de_Cristo

Google bietet sogar einen 3D Rundgang durch die Räume. Da kann man sich wenigstens nicht so verlaufen wie im Original….

Vor der Weiterfahrt statten wir aber auch der Stadt einen kurzen Besuch ab.

Selbst die Straßenschilder sind hier kleine Kunstwerke.

Dann wird es Zeit, sich nach einem Platz für die Nacht umzusehen. Der Rio Zêzere ist hier in der Nähe auf fast 100km Länge zu einer Perlenkette von Seen aufgestaut und bietet sicher ein geeignetes Plätzchen. Auf der Suche danach stoßen wir auf einen winzigen Pilgerort am Ufer, wo ein alter maurischer Wachturm eine Flußschleife bewacht hat. Hier ist es allerdings zu eng für unser Auto. Ein paar Kilometer weiter findet sich dann ein schöner Platz. Die Überreste einer alten im Stausee versunkenen Strasse führen uns hier direkt ans Wasser.

 

Coimbra

Nach Merlins morgendlichem Bad im Stausee und einem gemütlichen Frühstück geht es weiter nach Coimbra. Auf kleinen Landstraßen durch die Berge werden 60km fast zu einer Tagesetappe. Leider weigert sich unser Navi weiterhin einen Unterschied zu machen zwischen „Landstrasse“ und „asphaltiert, aber nur motorradtauglich“, was uns immer wieder zu abenteuerlichen Manövern zwingt. So wird es Nachmittag bis wir in Coimbra ankommen. Wieder zeigen sich die Portugiesen als sehr camperfreundlich. An einem Freizeitgelände am Rio Mondego direkt gegenüber der Altstadt haben sie einen kostenlosen Parkplatz für Wohnmobile eingerichtet. Hier kann sich Merlin erst einmal austoben und dann im Wohnmobil ausruhen, während wir uns zu Fuß auf den Weg machen, die Stadt zu erkunden.

Die 1290 gegründete Universität Coimbras ist die älteste Universität Portugals und eine der ältesten Europas.  Seit dieser Zeit gibt es auch die sogenannten Republicas, selbstverwaltete Studentenhäuser, die einen besonderen rechtlichen Status haben und auch heute noch eine wichtige Rolle im politischen und kulturellen Leben der Stadt spielen.

Bis in den Abend genießen wir das Leben in einer Stadt, in der jeder 5. Einwohner Student ist.Dann bummeln wir wieder hinunter zum Fluss und über die Fußgängerbrücke zu unserem Nachtquartier auf der anderen Seite.

Vielerlei Wasser

In der ersten Zeit in Portugal habe ich in erster Linie Erfahrung mit Stauseen gemacht. Die sind super. Ich kann ganz gemächlich hineinspazieren , bis mir das Wasser bis zum Bauch steht, so wie ich das gerne mag, eine Weile sich abkühlen und dann wieder herausspazieren. Finde ich perfekt.

Ganz anders ist es am Meer. Da will man sich abkühlen, steht im Wasser und dann kommt eine Welle und schwupp ist man richtig nass. Außerdem ist das Wasser ungenießbar, einfach unzumutbar und das Fell juckt auch ganz ordentlich. Allerdings muss ich sagen, dass am Strand rumtoben und sich im Sand wälzen schon viel Spaß macht.

Heute waren wir an einem Fluss in den Bergen mit Wasserfall. Da konnte man toll auf Felsen rumklettern, aber um ans Wasser zu gelangen, musste man sich schon sehr anstrengen.

Jedenfalls bin ich jetzt hundemüde.

Wandern im Parque Natural do Alvão

Nach so viel Kulturprogramm zieht es uns aus der doch recht dicht besiedelten Region zwischen Lisboa und Porto hinauf in die Berge in Portugals Norden.

Zwischen Lisboa und Porto haben wir noch einen Abstecher an den Atlantik unternommen, haben aber keinen schönen Platz zum Bleiben gefunden. Die Sanddünen fallen hier so steil zum Meer ab, dass es schwer ist wieder hinauf zu kommen, wenn man erst einmal unten ist. Das schreckt die Surfer aber nicht, denn die Brandung bietet ihnen hier offenbar optimale Bedingungen. Bis in die Dämmerung sind sie nicht zu stoppen.

Eine Nacht bleiben wir, dann verlassen wir die Küste wieder und fahren hinauf in den einsamen Nationalpark von Alvão. In den Bergen stellt die Trinkwasserversorgung kein Problem dar, denn immer wieder gibt es an der Strasse Quellen mit hervorragender Wasserqualität.

Immer wieder stoßen wir in den Bergen auf riesige Ziegenherden. 

Ein paar Schafe sind manchmal auch dabei.

Leider laden die Wasser- und Lufttemperaturen noch nicht zum Baden ein. Gelegenheiten gäbe es mehr als genug. Zum Wandern und Klettern ist das Wetter jedoch ideal.

Und ein schönes Plätzchen für einen kultivierten Sundowner findet sich auch immer!

Abschied von Portugal

Inzwischen reisen wir durch den hohen Norden Portugals nicht weit von der spanischen Grenze in Richtung Osten. Hier wirkt alles etwas rauher, nicht mehr so südländisch. Das liegt aber auch an der Höhe: wir bewegen uns seit ein paar Tagen zwischen 800m und 1200m über NN.

Die Hängebrücke auf den Bildern ist zwar noch in Betrieb, ein paar 100m entfernt gibt es aber eine neue Strassenbrücke, sodaß sie langsam in einen Dornröschenschlaf versinkt.

Die Häuser in den Dörfern sind meist aus Granit oder Schiefer gebaut und wirken eher trutzig. Nur die merkwürdig dimensionierten Maisspeicher bestehen aus Holz, stehen allerdings meist auf steinernen Stelzen.

Noch einmal übernachten wir an einem Stausee, dessen gegenüberliegendes Ufer praktisch schon in Spanien liegt.

Auch die Städte haben hier ihren eigenen charakteristischen Baustil.

Bragança, die letzte größere Stadt in Portugal, überrascht uns mit einer vollständig erhaltenen Festungsmauer um einen kleinen Altstadtkern, dem die neue Stadt zu Füßen liegt. Hier rüsten wir uns für den Heimweg, bevor wir uns auf Schleichwegen nordwärts durch die Berge Richtung Spanien auf den Weg machen.


Ein paar Kilometer vor der Grenze machen wir noch einen Abstecher nach Montesinho, einem winzigen Bergort, der der ganzen Gegend seinen Namen vererbt hat. Bevor wir uns für 3 Tage ins Auto setzen, ist noch einmal Bewegung angesagt.

5 Stunden später, nach einer wunderschönen 10 km langen Klettertour über 290 Höhenmeter, sind wir alle drei froh, die nächsten Tage im Sitzen verbringen zu können.