Nach 4 faulen Tagen in den Sanddünen des Erg Chebbi beschlossen wir, einen zweiten Versuch zu starten, doch noch in die Oase Figuig zu kommen. Im Prinzip bedeutete das, die gleiche Strecke, die wir gekommen waren, erst einmal etwa 350km zurückzufahren, bevor wir wieder Neuland erkunden konnten. In Rissani machten wir einen kurzen Zwischenstop, um unsere Vorräte aufzufüllen, Geld abzuheben, zu tanken und mal wieder in einem Café zu sitzen und Leute zu beobachten. Dann ging es weiter auf vertrauten Pfaden. Mittags hielten wir, wie auf dem Hinweg, an einem Fluß einige Kilometer vor Boudnib. Vor ein paar Tagen war es zumindest noch ein Fluss gewesen. Jetzt musste Merlin schon suchen, um noch ein paar Pfützen für ein Bad zu finden. Mittagsruhe konnte man hier allerdings auch nicht halten, denn offenbar hatte der ganze Servicetross der Rallye beschlossen, uns zu verfolgen und auf dieser Strecke den Heimweg anzutreten. Und so donnerten allerlei merkwürdige Trucks mit Anhängern auf denen ramponierte Rennfahrzeuge festgeschnallt waren, an uns vorbei über die Brücke. Als wieder Ruhe eingekehrt war, wurde es auch für uns Zeit weiterzuziehen.
Beim Starten des Motors leuchtete eine gelbe Warnleuchte in der Instrumententafel auf und wollte auch nach wiederholten Startversuchen nicht ausgehen. „Bitte lassen sie ihren Motor umgehend in der nächsten Werkstatt überprüfen“ meldete das Diagnosedisplay. Na toll, woher hier eine Werkstatt nehmen, die in der Lage ist, eine Motordiagnose auszulesen und richtig zu interpretieren! 15km entfernt in Boudnib sollte es eine französische Farm geben, bei der Camper auch übernachten können. Vielleicht können die uns weiterhelfen – dachten wir, fuhren hin und landeten, anstatt in einem kleinen Farmcamp, mitten im Servicelager der nächsten Rallye. Die „Marokko Desert Challenge“ von Agadir quer durch Marokkos Süden bis zur algerischen Grenze am Mittelmeer hatte die halbe Stadt und vor allem das Camp besetzt und hier ein Etappenlager aufgebaut. Mindestens 500 Rennfahrzeuge aller Variante wurden gerade von den Serviceteams zerlegt, repariert und für die nächste Etappe fit gemacht. Wir mit unseren Camper mußten mitten hinein. Da sollte sich doch wohl Hilfe finden.
Dem war aber nicht so. Diagnosegeräte für normale Serienautos braucht man bei so einem Rennen offenbar nicht. Auch die Franzosen, denen das Camp gehört, machten uns keine Hoffnung im Umkreis von 300km eine entsprechend qualifizierte Werkstatt zu finden. Glücklicherweise war unser Auto die 15km problemlos gefahren, ohne Anzeichen irgendwelcher Probleme. So beschlossen wir, einfach weiter in die nächste größere Stadt Buarfa zu fahren. Das bedeutete zwar einen Umweg auf unserer Fahrt nach Figuig, aber einsame Wüstenpisten wollten wir doch erst einmal vermeiden. Auf jeden Fall wollten wir nicht im Rennlager übernachten! Es war inzwischen spät geworden, und so kamen wir nicht mehr weit. Sobald wir wieder etwas Abstand von der, hier dicht an die Straße heranführenden, algerischen Grenze gewonnen hatten, bogen wir auf eine Piste in eine Palmoase unterhalb einiger Plateauberge um einen ruhigen Platz für die Nacht zu finden. Erstaunlicherweise hatten wir selbst hier guten Internetempfang, und so nutzte ich den Abend, um im Web nach möglichen Fehlerursachen zu fahnden. Das diese Fehlermeldung häufig auftaucht, hatte ich schnell herausgefunden. Von Kontaktproblemen in Sensorleitungen,über schlechte Dieselqualität, bis zu Funktionsfehlern der Einspritzpumpe war alles dabei. Oft auch der Kommentar, dass die Kontrollleuchte irgendwann einfach wieder erloschen war, ohne das sich irgendein Defekt gezeigt hatte. Solange keine weiteren Alarmmeldungen auftauchen, könne man einfach weiterfahren – die Lampe sei ja nicht umsonst gelb und nicht rot!
So hielten wir es dann auch am nächsten Morgen, obwohl die Lampe hartnäckig weiter leuchtete. Wir hätten nicht so gemütlich frühstücken sollen, denn die Rallye war offenbar auch bereits gestartet. Der Tross hatte sein Lager abgebrochen und war unterwegs, das nächste Lager zu errichten. Zweimal stießen wir auf Straßensperren, wo die Rallyestrecke offenbar die Straße kreuzte. Der Verkehr wurde kurzerhand gestoppt, wenn eine Staubwolke das nächste, sich der Straße nähernde Rennfahrzeug ankündigte. In Bouarfa war dann die einzige Tankstelle von dicken Begleitfahrzeugen der Rallye blockiert – und so ein riesiger Wüstentruck fasst schon einige 100 Liter Diesel – das dauert! Ich nutzte die Gelegenheit, mit den Technikern eines polnischen und eines holländischen Teams über unser Problem zu sprechen, aber auch die konnten uns nicht mit einem Diagnosesystem weiterhelfen. Vom Tankwart bekam ich dann die Info, dass die nächste Fiatwerkstatt in Oujda, 280km weiter im Norden sei. Dort würden wir auf dem Rückweg sowieso durchkommen,und so beschlossen wir, unsere Tour wie geplant weiter fortzusetzen und auf unser Glück zu vertrauen.
Vollgetankt verließen wir hier die uns bekannte Strecke, um auf die neu asphaltierte, nach etwa 100km in Figuig endende Straße abzubiegen.
Die Oase Figuig liegt im äußersten Südosten Marokkos und ist fast eine Enklave, denn an drei Seiten grenzt sie an Algerien, und nur die eine Straße verbindet sie mit dem Rest des Landes. Ein großer Teil der Strecke führt durch eine Wüstenebene, und dank des kräftigen Windes bekommen wir das auch deutlich zu spüren: Sand überall in der Luft. Teilweise verschwindet der Horizont hinter einer gelbgrauen Wand. Wir finden zwar ein paar Bäume für eine Pause im Schatten, flüchten aber schnell wieder ins dicht verriegelte Auto.
Etwa 25km vor Figuig rücken kahle, bis zu 2000m hohe Berge von beiden Seiten näher und schützen vor dem Wind. (Wir befinden uns allerdings auch immer noch auf etwa 800m Höhe!) Hier bleibt der Sand, wo er hingehört, auf dem Boden, und wir trauen uns, noch einen kleinen Abstecher zu einer alten Palmengruppe an einem trockenen Flußbett zu machen. Rechts und links der kurzen Piste dorthin ist der Boden bedeckt mit merkwürdigen Gewächsen, die wie Korallen aussehen und sich auch so anfühlen. Im Schatten der mächtigen Palmen findet Merlin sogar noch ein paar klare Wasserstellen am Rande des trockenen Flußbetts und vergnügt sich nach einem kühlen Bad beim Fröschejagen! Auch uns hat es der alte Palmenhain angetan – ein idealer Picknickplatz, und wir tun uns schwer weiter zu fahren. Wir trösten uns damit, dass wir ja auf dem Rückweg wieder hier vorbeikommen.Ein paar Kilometer weiter werden wir an einem Kontrollposten angehalten. Jeder Besucher, der dieses Grenzgebiet besucht, wird hier registriert, bevor er weiter fahren darf. Unser Navi meint, in 1,5km werden wir das einzige Hotel der Oase erreicht haben, aber noch ist außer Wüste und Bergen nichts zu sehen. Dann macht die Straße einen Bogen um einen Ausläufer der Berge herum und vor uns liegen die ersten Häuser, hinter denen sich ein weites, palmbestandenes Tal öffnet. Wie meisten hatte unser Navi recht!
Über Figuig gibt es dann demnächst einen eigenen Bericht!
Viel Glück für Eure weitere Fahrt und für Euer Auto!!!Die Weite der Landschaft , der Atem der Wüste und die Ewigkeit der Natur ist in den Bildern so nachzuspüren…..Liebe Grüße von Ursel und Detlef
Hallo Carola, hallo Manfred, die Piste Figuig-Ich könnt Ihr zu ungefähr 2/3 des Weges gut fahren, das letzte Drittel ist dann aber definitiv mit Eurem Fahrzeug nicht zu schaffen. Wir sind zum Abend auf halber Strecke angehalten um zu übernachten. Nach einer guten halben Stunde kam eine Patroullie und bat uns weiter zu fahren bis zur nächsten Schule, dort könnten wir übernachten. Natürlich fuhren wir dann schon in die Dunkelheit hinein. Nach halsbrecherischen Straßen ca. 1,5 Km vor der Schule kam ein Militär-Jeep und forderte uns auf ihm zu folgen. Letztendlich folgten wir diesem und einem weiteren Jeep bis nach Ich hinein. Hier stehen wir nun direkt an der Kaserne, haben unsere Pässe abgeben müssen und bekommen die bei der Abfahrt wieder ausgehändigt.
– Aber sonst sieht es hier im dunkeln schon interessant aus. Falls Ihr also herkommen wollt, solltet Ihr den langen Weg wählen.
VG die Sternwanderer
Danke für die Info. Wir machen uns gerade auf den Weg und werden die Straße nehmen. Viele Grüße Carola & Manfred
Tja, das ist schon ne etwas andere Gegend als hier. Obwohl es hier im Taunus derzeit auch sehr schön ist, schon bald 2 Wochen schönes Frühlingswetter, bald ist die Apfel- und Kirschblüte vorbei. (Neidisch muss ich soundso nicht sein, bald geht es ins Wendland und dann nach Griechenland.) Aber das sind schon schöne Bilder und Berichte. Euch weiterhin eine tolle Zeit! LG Heinz