Auch wenn es uns bei Corinne und Fazid gut gefallen hat, zog es uns doch weiter in die Palmenoasen des Drâa. Dieses Mal fuhren wir nicht nach Asslim, sondern suchten uns am Südende von Agdz einen Weg aus der Stadt hinunter in die Oase, stellten unser Auto im Schatten einer Palme ab und tauchten ein in den Irrgarten der schmalen Pfade, die sich in den Oasengärten verlieren. Dank GPS-Tracker fanden wir zurück zu unserem Auto und entdeckten hinter hohen Lehmmauern inmitten der Gärten ein kleines idyllisches Gästehaus. Der freundliche Besitzer hatte gerade das Tor in der Mauer aufgeschlossen und lud uns ein, sein kleines Paradies zu besichtigen. Dann ging es wieder weiter Richtung Süden. An einer Kreuzung lockte uns ein Straßencafé zu einem kurzen Halt, der dann länger als geplant wurde, denn hinter dem Haus entdeckten wir einen schattigen Garten, wo aus dem geplanten Kaffee unter duftenden Orangenbäumen ein komplettes Mittagsmenue wurde. Gesättigt ging es weiter zu unserem Tagesziel Zagora. Die Provinzhauptstadt Zagora hat in den letzten Jahren einen regelrechten Bauboom erlebt und präsentierte sich deutlich gewachsen und wohlhabender als vor 3 Jahren. Hier schauten wir uns nach einem neuen Platz für die Nacht um, fanden aber nichts, dass uns gefiel. Nach mehreren Besichtigungen landeten wir schließlich doch wieder etwas außerhalb der Stadt in den Palmengärten von Amezrou. Himi, den wir noch von unserem Besuch 2014 kannten, hat sich 2016 mit einem eigenen Camp selbstständig gemacht, das er mit sehr viel Engagement führt und das jetzt zu den schönsten Camps Marokkos zählt. Die hiesigen Plamengärten mit vielen alten Dattelpalmen, jeweils geschützt von hohen Lehmmauern, haben uns schon vor 6 Jahren fasziniert, und so nutzten wir das schöne Licht des späten Nachmittags für einen ausgiebigen Rundgang. Auch hier ist die Orientierung nicht leicht, denn die Wege verzweigen sich und wechseln ständig die Richtung oder enden in einem ummauerten Garten. Morgens, als wir aufstanden, lag bereits ein frisches noch ofenwarmes Brot auf unserem Tisch und so stand einem ausgiebigen Frühstück in der Morgensonne nichts mehr im Wege. Von hier ging es danach nur ein paar Kilometer weiter nach Tamegroute. Das Dorf ist bekannt für seine grün lasierte Keramik und die Zaouia Nassiria. Sidi M´hamid ben Nassir hat hier im 17. Jh. eine Schule gegründet, die zu ihrer Blütezeit weit über 1000 Schüler beherbergte. Heute pilgern die Menschen hierher an sein Mausoleum für „Baraka“ (Segen) und hoffen auf Heilung von allerlei Gebrechen. Die ehemaligen Wohnräume der Schüler dienen heute als Pilgerherberge und Krankenstation. 2014 hatten wir das Glück, zum einmal jährlich stattfindenden Moussem, eine Art Pilgerfest mit Jahrmarktscharakter, hier zu sein und kamen nicht dazu, uns in Ruhe alles anzuschauen (siehe Reisebericht Marokko 2014). Das haben wir jetzt nachgeholt. Insbesondere die Bibliothek mit alten arabischen Handschriften wollte ich mir noch einmal genauer anschauen. Über 4000 Handschriften wurden hier erstellt und gesammelt, teilweise noch aus den 12. Jh stammend. Ein über 90-jähriger Mann im Rollstuhl, der von allen Anwesenden sehr ehrfürchtig behandelt wurde, erklärte uns in einem Kauderwelsch aus deutsch und französisch die Themengebiete der einzelnen Sammlungen und wies auf besonders schöne Exemplare in den Glasvitrinen hin. Leider ist Fotografieren hier streng verboten, sodaß ich keine Bilder machen konnte. Ein junger Berber, den ich in der Bibliothek angesprochen hatte, bot sich an, uns noch etwas herumzuführen. So hatten wir Gelegenheit, die Vorräume des Heiligtums zu betreten, wo die Pilger die Wirkung des vom Grab des heiligen Mannes ausgehenden Segens erwarteten. Das Grabmal selbst durften wir als Nichtmuslime nicht betreten, nur einen Blick hineinwerfen. Mit unserem Begleiter hatten wir dann auch Gelegenheit, den alten Ksar zu besuchen. Allein hat man kaum eine Chance sich darin zurechtzufinden, denn in den Wohnkomplex aus Lehm führen nur wenige Zugänge, und alle Wege sind überdacht. Etwa 1400 Menschen leben und arbeiten hier noch heute sozusagen unter einem Dach. Die berühmten grünen Töpferwaren werden nach alten Rezepten in Handarbeit hergestellt und ernähren viele Familien, die sich jeweils auf einen Arbeitsschritt spezialisiert haben. Eine Familie baut den Ton ab, eine bereitet ihn auf, und eine 3. Familie arbeitet an den in den Boden eingelassenen Töpferscheiben mit Fußbetrieb. Weitere Familien organisieren Brennmaterial für die Öfen, kümmern sich um die Lasur oder betreiben die Öfen. Zusammen bilden sie eine Kooperative, die den Erlös aus dem Verkauf teilt.Dann ging es weiter, immer dem Verlauf des Flusses folgend, der aber zur Zeit nur aus gelegentlich zwischen den Palmen auftauchenden Tümpeln besteht. Immerhin genug Wasser für Abkühlungen für Merlin. Wir hatten uns vorgenommen, dieses Mal nicht der Hauptstrasse zu folgen, sondern öfter die Flussseite zu wechseln und kleine Nebenstrassen oder Pisten zu erkunden, die sich jedoch alle als solide Asphaltstrassen erwiesen. Die Hauptstrasse selbst ist inzwischen zweispurig und hat beidseitig eine zusätzliche schmale Spur für Mopeds, Fahrräder und Karren. Erstaunlich, was hier in 3 Jahren geschaffen wurde. Auch die Ortschaften wirken weniger ärmlich und sauberer.
In Tagounite, etwa 30 km vor Mˋhamid beendeten wir unsere Tagesetappe in einem Camp zwischen dem Ort und dem weiten ausgetrockneten Flusstal, das hier mehr den Eindruck afrikanischer Savanne vermittelt. Offenbar verirren sich nicht viele Reisende hierher, alle wollen die letzten 30 km bis zu den ersten Sanddünen hinter sich bringen, und so hatten wir den Platz für uns.
Ihr Lieben, wie schön von Eurem „relativ“ normalen Leben in Marokko zu lesen und die entsprechenden Bilder zu sehen- mit alltäglichen Situationen und viel zwischenmenschlichen Kontakt ! Genießt Eure Zeit in der Sonne und in der Normalität !
In der CV-freien Zone !
Hier vor Ort gerät zunehmend alles in einen Ausnahmezustand- aber wir sind wohl auf (obwohl wir unseren geplanten Wo-Mo-Urlaub nach Frankreich und Spanien streichen mussten) und glücklicherweise gesund ! Und denken an Euch !
Hallo Gabriele, mit der Normalität in der coronafreien Zone ist es inzwischen auch hier vorbei. Seit Montag sind alle Schulen geschlossen und viele Cafés und Restaurants ebenfalls. Heute waren wir zum Einkaufen in M‘hamid, und haben keinen einzigen Touristen in der Stadt angetroffen. Auch hier sind heute alle Cafés zu, und die Menschen reagieren fast distanziert und vorsichtig auf uns, als hätten sie Angst sich bei uns anzustecken….
Tolle Bilder ………….tolle Eindrücke aus einer ganz anderen Welt. Ihr verfolgt sicher den Coronastress und die Situation der Grenzen…. Kommt gut durch!!!!!!! Vielleicht könnt Ihr ja länger bleiben 🙂
Danke Manfred, jetzt hat’s geklappt.
Es freut mich sehr, dass es euch gut geht !!!!!
( und meine kleinen Sorgen unbegründet waren)
Und beim Lesen von Merlins Geschichten und Betrachten der wunderbaren Fotos ( sogar mein lieber Baqi ist sitzend auf dem Autoreifen ja mit von der Partie) krieg‘ ich Reiselust und Neugier auf das tolle Land……
Aber nun erstmal das Haus hüten und meine Reisen auf Edeka und Celle beschränken.
Eine wunderbare Zeit euch weiter und bleibt gesund !!!!
Liebe Grüße, Ulrike