Wetterkapriolen in der Wüste

2 Tage später haben wir es geschafft! Samstag 19:00 Uhr sitzen wir in der Abendsonne unter alten Palmen draußen vor dem Auto und genießen die laue Luft im Tal des Oued Ziz in der Oase Meski.Die Wetterkapriolen der letzten Tage haben uns bewogen unsere Reiseroute zu ändern, die Oasen an der algerischen Grenze erst einmal links liegen zu lassen und gleich weiter Richtung Süden zu fahren.
Die vorletzte Nacht hat es fast durchgängig geregnet und das Thermometer sank auf 6 Grad. Noch glaubten wir, dass das Wetter 200km südlicher einfach besser sein müsste. Aber es wurde immer schlimmer. Offenbar war der Regen in der vergangenen Nacht über die gesamte Hochebene, die den größten Teil des Ostens Marokkos ausmacht, hinweggezogen und hatte die karge wüstenähnliche Landschaft in eine Schlammwüste verwandelt. Das Thermometer sank kontinuierlich, je weiter wir nach Süden kamen und erreichte seinen Tiefpunkt bei 1 Grad!Kurze Zeit später trauten wir unseren Augen kaum, denn die weißen Flecken, die überall auf den Steinen auftauchten entpuppten sich tatsächlich als Schnee! So hatten wir uns die nächsten Tage in der Wüste nicht vorgestellt, und damit fiel die Entscheidung, in Buarfar nach Südwesten abzubiegen und erst einmal Richtung Ziztal und Erg Chebbi zu fahren. Den Besuch der östlichen Oasen Iche und Figuig verschoben wir auf den Rückweg, wenn es hoffentlich auch hier etwas wärmer sein wird.
50km südwestlich von Buarfar hatte das Thermometer immerhin wieder deutliche Plusgrade erreicht, als wir unseren angepeilten Übernachtungsplatz auf einer kleinen Farm erreichten. Die Aussicht auf einen geschützten Platz mit heißer Dusche hatte uns hierher gelockt. Dank des Wassers aus 3 Tiefbrunnen wächst hier sogar Getreide und hunderte von jungen Olivenbäumen.Nach einer zwar kalten aber immerhin trockenen Nacht ging es heute früh bei Sonnenschein, aber immer noch heftigem Wind weiter. Die Straße nähert sich immer mehr der hier von West nach Ost verlaufenden algerischen Grenze und führt dann eine ganze Zeit direkt an der Grenze entlang, bevor diese ihren Verlauf nach Süden ändert, während die Straße Richtung Westen weiterführt. Damit man hier, wo es außer Sand, Steinen und ein paar einsamen Kamelen nichts gibt, nicht versehentlich das Land verläßt, hat man mitten im Nichts einen etwa 2m hohen Wall aufgeschüttet. Ansonsten ist von Grenzbefestigung und Überwachung nicht viel zu sehen. Gerüchte besagen, der Wall sei vermint. Wir fanden aber auch Stellen, wo er für ein paar Meter unterbrochen und durch einen verrosteten Schlagbaum ersetzt war. An anderen Stellen hatten sich offenbar Wasserläufe mangels geografischer Kenntnisse kurzerhand einen Weg gesucht und den Wall dabei einfach mitgenommen.

Gegen Mittag werden wir in Bouanane überraschend Zeugen eines Fantasia- Wettkampfs. Zwei französische Landrover, die uns kurz zuvor überholt hatten, kamen uns plötzlich wieder entgegen und bogen nach links auf einen freien Sandplatz zwischen den Häusern ab. Im Vorbeifahren sahen wir, dass dort offenbar etwas los war und hielten ebenfalls an. Der Sandplatz führte hinaus in die Wüste und hier hatten sich 20-30 abenteuerliche Gestalten auf geschmückten Pferden, jeder mit einer langen Flinte bewaffnet, versammelt. In zwei Gruppen ritten sie abwechselnd langsam in die Wüste hinaus, um von dort im vollen Galopp und mit wildem Geschrei und viel Gefuchtel mit den Flinten direkt auf uns und die übrigen hier versammelten Zuschauer zu zureiten. Etwa 20m vor uns rissen alle die Flinten hoch, feuerten sie mit einem abenteuerlichen Krach ab und brachten ihre Pferde auf wenigen Metern zum Stehen. Vor einer Gruppe älterer Männer, die wie eine Jury, wirkte, blieben sie noch einen Moment stehen, bevor sie der zweiten Gruppe den Platz frei machten. Eine Weile schauten wir zu, bevor wir vor dem unglaublichen Krach, den 15-20 gleichzeitig abgefeuerte Vorderlader machten, die Flucht ergriffen. Wir hatten vor allem Sorge, dass Merlin, den wir alleine im Auto zurückgelassen hatten, von dem Krach Panik bekommt.

Auf der weiteren Fahrt stieg das Thermometer auf 20 Grad und von Regen oder Schnee war nichts mehr zu sehen. Im Gegenteil, der Boden war staubtrocken, und der immer noch heftige Wind führte zu regelrechten Sandverwehungen, die uns zwangen, vorsichtig zu fahren, denn der Sand lag teilweise bereits bis 30 cm hoch auf der Straße.In dieser kahlen Landschaft versucht der marokkanische Staat im großen Stil entlang der Straße den Kampf gegen die vordringende Wüste aufzunehmen. Überall werden auf riesigen Flächen tausende von Dattelpalmen gepflanzt und Tiefbrunnen zur Bewässerung gebaut.Gegen Abend erreichten wir dann die Oase Meski, unser heutiges Etappenziel.

Vom Atlasgebirge herkommend hat der Fluß Ziz sich hier tief in die karge Hochebene eingegraben und so ein fruchtbares Tal geschaffen, das weit in den Süden reicht, bevor es sich im endlosen Sand verliert.
In Meski haben zur Zeit der französischen Besatzung Fremdenlegionäre eine hier entspringende Quelle in ein großes Bassin gefasst, in dem sie sich in der heißen Zeit erfrischen konnten. Das Becken existiert noch heute und ist ein beliebtes Ausflugsziel , das außer der lokalen Jugend am Wochenende auch Familien aus weiter entfernten Orten anlockt. Auch unter Marokkoreisenden auf dem Weg in die Sanddünen des Erg Chebbi ist dieser Platz schon immer ein beliebtes Zwischenziel. Unter riesigen alten Palmen, windgeschützt und schattig, läßt es sich gut aushalten.
Wir haben uns natürlich wieder einen Samstag ausgesucht, um hierher zu kommen und entsprechend munter geht es zu. Aber mit Sonnenuntergang verschwinden die Tagesgäste, und die lokale Jugend muss nach Hause, und wir haben den Platz zusammen mit ein paar anderen Reisenden für uns.
Mehr Bilder von der Fantasia und von Meski gibt es in den Galerien.

 

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