Über den Antiatlas ins Drâatal

Auch wenn die Sonne tagsüber ordentlich brennt, werden die Nächte in 1600-1800m Höhe ganz schön kalt. Da traut man sich erst aus den Federn, wenn die Sonne über die Berge geklettert kommt und etwas Wärme spendet.

So wird es schnell 11:00Uhr, bevor wir wieder unterwegs sind.

Unsere Tagesetappe führte uns von hier ca.150km Richtung Nordosten, quer über und durch den Antiatlas.

Überall wo es etwas Wasser gibt werden hier Argan- und Mandelbäume angebaut. In Igherm, dem einzigen größeren Ort auf unserer Strecke, trafen wir in einem Straßencafe ein junges Paar mit Kleinkind aus Deutschland, die ihre Elternzeit für eine Reise durch Marokko, Spanien und Portugal nutzten. Natürlich wurde die Gelegenheit weidlich genutzt, um Informationen und Tipps auszutauschen. Beim Versuch, im Ort unsere Vorräte etwas aufzufrischen, stellten wir fest, dass es zwar Fleisch, Brot und Eier gab, aber frisches Obst oder Gemüse nicht zu bekommen war. In dieser Einöde wächst offenbar nichts Essbares und die Bewohner sind auf den, in jedem größeren Ort einmal wöchentlich stattfindenden Markt angewiesen. Dafür wird hier aus Honig, Arganöl und gemahlenen Mandel ein leckerer Brotaufstrich namens „Amlou“ hergestellt, den wir schon auf früheren Reisen kennengelernt haben.

Ein paar Kilometer weiter hatten wir in einem kleinen Ort mehr Glück.  Es war offenbar Markttag und so kamen wir doch noch zu unserem Obst und Gemüse.

Ab hier begann die Straße einem ausgetrockneten Flussbett folgend, langsam auf knapp über 1000m Höhe hinunterzuführen. Alle paar Kilometer mußte dabei das Flussbett durchquert werden, denn Brücken gibt es nicht. Diese Furten sind normalerweise betoniert und problemlos zu durchfahren. Hier schien aber vor einiger Zeit viel Wasser hinuntergeflossen zu sein, denn von einigen Furten existierten nur noch Fragmente, und man mußte diese auf provisorischen Pisten durchs Flußbett umfahren.


Später erfuhren wir, dass der letzte heftigere Regen 8 Monate her ist und es seither nur einmal vor 4 Monaten etwas geregnet hat.

So langsam wird die Landschaft wieder grüner und besiedelter.

In der Hochburg des Safrananbaus Taliouine erreichten wir wieder vertrautes Gebiet. Hier hatten wir 2017 mehrfach Halt gemacht und den Safranmarkt besucht, und so wußten wir auch, wo wir uns für die Nacht komfortabel einquartieren konnten.

Aus dem grünen Tal von Taliouine ging es am nächsten Morgen wieder weit hinauf in die kahle Bergwelt.

Auf über 1800 m Höhe gibt es hier eine der weltgrößten Lagerstätten von Kobalt- und Zinkerz. Entsprechend gut ausgebaut ist die Straße, die hinaufführt und das riesige Minengelände passiert.

In Tazenakht, dem Handelszentrum für Berberteppiche, hielten wir auch nur für einen Kaffee, obwohl die Stadt dieses Mal einen deutlich freundlicheren Eindruck hinterließ, als bei unserem Besuch vor 3 Jahren (siehe Reisebericht Marokko 2017).
Weiter, unserer damaligen Route in umgekehrter Richtung folgend, ging es von hier über eine Nebenstraße noch einmal hinauf in die Berge und vom Pass auf 1650m langsam hinunter Richtung Drâatal. 

Gegen 15:00 Uhr erreicht die Hitze um diese Jahreszeit ihren Höhepunkt, bevor zum Abend hin ein kühler Wind aufkommt und es wieder angenehmer wird. Trotz Klimaanlage im Auto bevorzugen wir um diese Zeit einen Platz im Schatten für eine ausgedehnte Siesta, den wir unter einer alter Akazie abseits der Straße glücklicherweise auch fanden. Die letzten Kilometer des Tages legten wir am späten Nachmittag zurück.

Unser Quartier bezogen wir dieses Mal nicht beim Kaid Ali im Palmenhain von Agdz, sondern auf einer kleinen Farm, ein paar Kilometer vor der Stadt. Hier haben eine Französin und ein Marrokaner ein kleines Camp eröffnet, wo man zwischen den Feldern unter Palmen herzliche Aufnahme findet und Merlin sich frei bewegen kann. Abends saßen wir noch lange draußen und genossen die laue Vollmondnacht. Dies ist ein Platz, den man genießen muss, und so blieben wir noch einen Tag länger hier.


Auf einer kleinen Wanderung durchs ausgetrocknete Flußbett hinter der Farm entdeckten wir ein paar Tümpel voller Frösche, die der Fluss bei seinem letzten Besuch übrig gelassen hatte. Merlin war begeistert. Endlich durfte er mal wieder richtig durchs Wasser toben und Frösche jagen, anstatt sich im Staub zu wälzen. So hat er jetzt auch mal wieder seine Originalfarbe, die in den letzten Tagen in ein mattes graubraun übergegangen war.

Ein Gedanke zu „Über den Antiatlas ins Drâatal

  1. Spontaner Gedanke bei dem Bild mit den Fröschen: Grün war m.W. nicht die Originalfarbe des Hundes… aber vermutlich gelang es ihm einfach, Staub abzuwaschen, ohne sich zu ergrünen…..

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