Die Reise endet, bevor sie richtig begonnen hat….
Nach vielen Überlegungen und Zweifeln, haben wir heute früh definitiv entschieden unsere Reise bereits nach knapp 500km abzubrechen und umzukehren.
Schon die Reisevorbereitungen waren durch Krankheit erschwert und verzögert, und vielleicht wollten wir auch nicht auf die Alarmsignale hören.
Kurz nach dem Aufbruch meldeten sich dann bei Manfred die Krankheitssymtome heftig zurück und zwangen uns zu einem Zwischenhalt, und heute früh fiel dann die Entscheidung umzukehren und erst einmal die Lage zu klären…
مرحبا في المغرب
Willkommen in Marokko !
Kaum zu glauben, aber wir haben es doch noch geschafft!
Seid gestern Abend ca. 21:30Uhr Ortszeit haben wir mal wieder marokkanischen Boden unter den Füssen. Weit sind wir aber nicht mehr gekommen, denn nachdem wir fast 1 Std auf die Zollabfertigung warten mussten, fing es noch dazu an heftig zu regnen und so schlugen wir kurzerhand direkt hinter der Zollabfertigung im Hafen unser Nachtlager auf.
Eigentlich hatten wir uns das anders vorgestellt.
Am Vortag waren wir extra bis in die Nacht gefahren, um nicht morgens im Verkehrschaos von Sevilla zu viel Zeit zu verlieren und am Nachmittag in Algeciras eine Fähre nach Marokko nehmen zu können. Im Prinzip klappte das auch, und wir bekamen noch Tickets für die Fähre um 17:30.
Leider hatten wir uns zielsicher eine Fährlinie ausgesucht, die es mit der Pünktlichkeit nicht so genau nahm, und so standen wir stundenlang im Hafen von Algeciras, bevor die Fähre überhaupt ankam.
Gegen 19:00 Uhr durften wir endlich auf die Fähre, und gegen 20:00 Uhr war der letzte LKW verladen und die Fähre legte ab. Als Belohnung dafür, dass wir so lange gewartet hatten und dadurch als eines der ersten Fahrzeuge auf die Fähre gefahren waren, durften wir bei der Ankunft noch 1 Stunde warten und erst als Letzte die Fähre verlassen. Damit waren wir auch die Letzten, die beim Zoll ankamen.
Statt der 50 Minuten, die die Überfahrt normalerweise dauert, plus 1 Stunde für die Abfertigung haben wir knapp 6 Stunden gebraucht! Das ist zumindest für uns ein neuer Rekord!
Nach einer ruhigen verregneten Nacht ging es dann am nächsten Morgen bei blauem Himmel und Sonnenschein im Bogen um Ceuta herum wieder an die Mittelmeerküste. In einem der vielen Badeorte, die hier entlang der Küste entstehen, gönnten wir Merlin einen Strandspaziergang und uns ein gutes Frühstück in einem der unzähligen Cafes und Restaurants entlang der großzügigen Strandpromenade.50 km weiter fanden wir dann einen guten Platz auf einem ehemaligen Bauernhof, wo wir den Rest des Tages mit Nichtstun verbrachten – vom Fahren hatten wir nach knapp 3000km in 4 Tagen erst einmal genug.Den Abend hat unser Gastgeber treffend wie folgt dokumentiert……
Entlang der Mittelmeerküste – mal auf der anderen Seite…
Zwei Tage sind inzwischen vergangen, die wir zu einem nicht unerheblichen Teil schon wieder mit Fahren verbracht haben. Entlang der Mittelmeerküste, immer Richtung Osten, sind es gut 250km Luftlinie bis zur algerischen Grenze, das sollte an einem Tag gemütlich zu schaffen sein.
441km sind wir bis jetzt tatsächlich gefahren, und es fehlen noch mindestens 50km bis wir nicht mehr weiter nach Osten können. Dabei haben wir 5812 Höhenmeter erklommen – nicht auf einmal, denn zwischendrin ging es immer wieder runter. Höher als 800m über NN sind wir dabei nie gekommen.Die Ausläufer des Rifgebirges reichen doch bis an die Küste heran und haben die Straßenbauer vor echte Herausforderungen gestellt. Da bleiben die touristischen Bauprojekte schnell hinter einem, und es geht eher ursprünglich zu. Für den Sommerurlaub baut man sich am Strand kurzerhand einfache Hütten aus allem was sich so findet….
Je weiter man nach Osten kommt, werden die Berge friedlicher und es findet sich Raum für großflächigere Landwirtschaft.
Nähert man sich der spanischen Enklave Melilla, trifft man auf rege Bautätigkeit. Offensichtlich floriert hier ein für beide Seiten lukrativer Handel. Einige der spanischen Inseln direkt vor der Küste sind problemlos mit jedem noch so winzigen Boot zu erreichen. ich Auffällig ist auch, dass entlang der ganzen Küste praktisch kein Französisch gesprochen wird. Mit Spanisch kommt man vielleicht noch etwas weiter, ansonsten heißt es arabisch lernen. Selbst die Straßenschilder sind oft nur arabisch beschriftet.
Die letzte Nacht haben wir auf einem Plateau etwas abseits der Straße, ein paar hundert Meter über der kleinen Hafenstadt El Jebha verbracht. Unten im Fischerhafen wäre es Merlin zu anstrengend geworden. Hier durfte er sich frei bewegen.
Heute Abend stehen wir am Strand von Qariat Arkmane, kurz hinter der Halbinsel von Melilla.Nach wie vor herrscht eher nordisches Wetter mit kaltem Wind und verregneten Nächten, auch wenn das Thermometer mittags schon mal über 20 Grad steigt. Die Sonne ist aber so intensiv, dass man aufpassen muss sich keinen Sonnenstich zu holen, denn wegen des Windes merkt man die Sonne nicht so.
Ausflug auf marokkanisch…
Nach einer unruhigen Nacht bei Sturm und Regen am Strand von Qariat Arkmane beschlossen wir, uns die letzten 20 km der marokkanischen Mittelmeerküste zu ersparen und Richtung Süden in die Beni Snassen Berge abzubiegen. Hier soll es in den Schluchten Thermalquellen geben, die von den Marokkanern gerne als Ausflugsziel genutzt werden.
Marokkanische Ausflugsziele liegen meist in den Bergen, in kühlen Schluchten entlang kleiner Gebirgsflüsse oder an Wasserfällen. Hier entstehen in den Sommermonaten improvisierte Ausflugslokale, dicht an dicht, am besten mit Tischen und Stühlen im flachen Wasser oder dicht daran, wenn das Wasser zu reißend ist.
Jetzt im kühlen Frühling ist wahrscheinlich noch nicht viel los, und es besteht keine Gefahr, auf den schmalen Straßen im Verkehr stecken zu bleiben.
Durch die fruchtbare Ebene des Oued Moulouya geht es zwischen Feldern mit Gemüse und Orangenplantagen nach Berkane am Fuß der Berge. Letzte Gelegenheit zu tanken und sich mit frischem Brot einzudecken. Dann geht es hinein in die Berge. Auf etwa 400m Höhe zweigt eine Seitenstraße ab, an der auf bunten Hinweistafeln bereits auf die Attraktion hingewiesen wird, die uns ein paar hundert Meter weiter erwartet. Vorher heißt es aber erst einmal 5DH, das sind etwa 50Cent Parkgebühr zu entrichten, damit man überhaupt weiter fahren darf.
Viel ist tatsächlich noch nicht los. Außer uns und ein paar Familien sieht man nur etliche Männer, die offenbar dabei sind, die Winterschäden an den noch leeren improvisierten Verkaufsbuden zu beseitigen. Auffällig ist der überall herumliegende Müll. Nach Saisonende scheint niemand mehr Ambitionen zu haben, den Müll des letzten Ansturms zu beseitigen. Vielleicht in der Hoffnung, dass sich das Problem bis zur nächsten Saison von alleine gelöst hat. Fußwege führen weiter in die Schlucht hinein und steile Treppen führen zu Aussichtspunkten an den Hängen. Hauptattraktion ist allerdings die Kamelhöhle, zu der ein breiter Weg führt. Hier entspringt irgendwo in den Tiefen der Höhle eine kräftige Thermalquelle, deren Wasser direkt vor der Höhle in einem großen Becken gesammelt wird, bevor es weiter hinunter in die Schlucht fließt. Ein schmaler Pfad führt ein Stück in die Höhle hinein, der weitere Zugang ist aber durch ein Gitter versperrt unter dem das Wasser hervorschießt.Hier haben sich die meisten Besucher gesammelt. Fotoshooting ist angesagt. Ein Selfie muss sein, aber auch Gruppenfotos in allen Konstellationen. Merlin ist sofort wieder der Star. Nachdem die ersten Frauen sich getraut haben, ihn zu streicheln, will jede mit ihm fotografiert werden. Einige mutige Männer haben sogar die Badehose eingepackt und planschen vergnügt im bestimmt 35Grad warmen Wasser herum – bei Lufttemperaturen um die 12Grad und leichtem Nieselregen!Da noch keines der Budenrestaurants, nicht einmal eine Teestube, geöffnet hat, beschließen wir, weiter zu fahren und einen ruhigen Platz zu suchen, wo wir uns selbst einen Kaffee kochen können.
Durch die Schlucht geht es hinauf auf 850m und anschließend in eine weite Hochebene voller Frühlingsblumen. Hier finden wir zwischen Olivenbäumen einen Platz für unsere Siesta.Unser Tagesziel ist der kleine Ort Guefait, etwa 50 km weiter südlich. Wegen schlechter oder überhaupt nicht auffindbarer Straßen müssen wir allerdings einen Umweg von fast 100km fahren. Selbst unsere digitalen Straßenkarten scheinen in dieser Region zu versagen.
So landen wir ungeplant in Jerada, einem Bergort, in dem früher mehrere Kohleminen in Betrieb waren, die heute aber wegen schlechter Ausbeute geschlossen sind. Überall verschandeln noch riesige schwarze Kohlehalden die Landschaft.In einem kleinen Waldstück wundern wir uns über die vielen kleinen schwarzen Hügel zwischen den Bäumen, bis wir entdeckten, dass hier offenbar noch in Handarbeit kleine Förderschächte betrieben werden. Löcher von kaum 1m Durchmesser mit einem an einem Dreibein befestigten Förderzug, daneben ein Zelt, ein paar Säcke und ein schwarzer Abraumhügel sind alle paar Meter zwischen den Bäumen entlang der Straße zu sehen.
Von Jerada führt eine relativ neue Straße nach Guefait durch eine ziemlich öde Hochebene. Kaum vorstellbar wo es hier grüne Gärten mit Wasser im Überfluß und vielen heißen Quellen geben soll.2km vor Guefait stoßen wir auf einen schmalen Fluß, der über die Jahrhunderte ein tiefes Tal in den lehmigen Boden gegraben hat.
Inzwischen sind wieder dunkle Wolken aufgezogen, und es stürmt derart, dass wir uns auf einer ebene Fläche, hoch genug über dem Fluß, einen Platz für die Nacht suchen. Merlin und ich trauen uns noch einmal kurz aus dem Auto, werden aber vom Sturm fast weggeblasen, der hier ungehindert über die kahle Ebene fegt.Entsprechend unruhig wird die Nacht im ständig wackelnden Auto, bis der Wind sich gegen morgen legt.
Frühstück gibts im Auto, da ist es doch deutlich wärmer. Nur Merlin ist bereits auf Tour durch die lehmige Erosionslandschaft und sucht Kontakt zu den wilden Hunden, die in der Ferne herumstreifen.
Gestärkt erkunden wir dann den Ort. Ein Deutscher hat hier eine Käserei aufgebaut, die wir allerdings nur geschlossen vorfinden. Schade, Käse gibt es in Marokko fast nirgends, und wir hätten die Gelegenheit gerne genutzt, unsere Vorräte mit einem marokkanischen Emmentaler aufzufüllen.
Im Sommer ist hier sicher viel Betrieb, jetzt wirkt der Ort wie ein gewöhnlicher ärmlicher Flecken. Wer nichts von den Quellen weiss, hält hier sicher nicht an. Auch wir müssen unser Auto abstellen und zu Fuß losziehen, um den Weg hinunter zum Fluß und den Quellen zu finden. Ein schmaler, völlig verbauter Weg führt hinunter, von allen Seiten rauscht Wasser herunter und wird in Rinnen und Becken gesammelt. Rechts und links des schmalen Weges sind mehr oder weniger kuriose Restaurants aufgebaut, denn der Innenraum besteht meist aus einem in Beton gefassten, erwa 20cm tiefen Becken, in dem die Tische und Stühle aufgestellt sind.
Manche der Quellen sind relativ kühl, andere gut 35Grad warm, so kann man sich vermutlich aussuchen, was einem am Besten behagt. Daneben gibt es richtige Badebecken, getrennt für Mann und Frau, das Becken der Frauen sogar überdacht! Unten am Fluss sammelt sich das warme Wasser und vermischt sich in natürlichen Becken zwischen großen Steinen mit dem Flusswasser. Ich habe mal an verschiedenen Stellen eine Hand ins Wasser gehalten und hatte das Gefühl, der ganze Fluss ist angenehm temperiert – und wieder keine Badehose dabei!
Auch hier war um diese Jahreszeit noch alles im Winterschlaf und man musste schon seine Fantasie bemühen, um sich vorzustellen, was hier in ein paar Wochen los sein wird.
Uns zog es aber weiter Richtung Süden – wir wollten jetzt Sonne und Wärme und nicht in ein paar Wochen….