Bis hierher waren wir über die Reiseroute einig, alles weitere wollten wir vor Ort entscheiden. Klar ist nur, dass wir Mitte März in امحاميدالغيزلان(M‘hamid) am Rande der Hamada du Drâa sein wollen. Also entweder über Marrakech und eine der Passstraßen über den Hohen Atlas, oder im Bogen entlang der Küste Richtung Agadir….
Die Entscheidung fiel für die uns bisher noch unbekannte Route über den Tizi-n-Test Pass. Der Wetterbericht versprach für die nächsten Tage sommerliche Temperaturen über 30 Grad in Marrakech, da sollten die Pässe frei sein und in den Berge angenehme Temperaturen zu erwarten sein.
Also ging es am nächsten Tag auf die Autobahn Richtung Rabat und Casablanca. Kurz vor Casablanca fuhren wir Merlin zuliebe noch einmal für eine Mittagspause ans Meer, bevor wir die Küste Richtung Marrakech verließen. Knapp 600km sind auch auf der Autobahn eine lange Strecke, da ist eine Unterbrechung immer willkommen, zumal die Landschaft nicht viel zu bieten hat, nur endlose trockene Felder, Gemüseplantagen und Bananentreibhäuser. Erst kurz vor Marrakech wird die Landschaft interessanter und abwechslungsreicher. Man hat den Eindruck erst hier Südeuropa wirklich zu verlassen und Afrika zu betreten.
Mit dem Sonnenuntergang erreichten wir den komfortablen Campingplatz etwa 10km vor der Stadt. Hier treffen sich alle Wohnmobilfahrer, die über den hohen Atlas wollen oder von dort kommen mit denen, die sich die Stadt anschauen wollen, aber froh sind, abends aus dem Trubel entkommen zu können.
Wir genossen den lauen Abend und saßen bis in die Nacht draußen bei Temperaturen um 20 Grad.
Eine heiße Dusche am Morgen und frisches Baguette zum Frühstück ist natürlich auch nicht zu verachten.
Am nächsten Morgen ging es dann einmal quer durch die Stadt hinaus in die Berge.
An einem Stausee, der die Wasserversorgung von Marrakech sichern soll, wollten wir Merlin ein Bad gönnen, denn das Thermometer kletterte gegen Mittag trotz Berge deutlich über 20Grad. Der See war jedoch bis auf einen kläglichen Rest ausgetrocknet. Offenbar hat es diesen Winter wenig Regen und Schnee gegeben, und der Wasserbedarf der modernen Großstadt Marrakech kann kaum noch befriedigt werden. Die marrokanische Freizeitindustrie hat aus der Not eine Tugend gemacht und nutzt den ausgetrockneten See als Abenteuergelände für Quadfahrer. Entsprechende Fahrzeuge kann man rund um den See ausleihen.
Auch wir fuhren rund 500m in den See hinein, damit Merlin doch noch zu seinem Bad kam. Dann ging es weiter hinauf in die Berge. In أمزميز(Amizmiz) war Markttag und wir nutzten die Gelegenheit um unsere Vorräte an Brot und Gemüse etwas aufzufrischen, bevor es nach einem Kaffee weiterging.Obwohl wir uns inzwischen in etwa 900 m Höhe befanden, stieg das Thermometer munter weiter Richtung 30 Grad, und so nutzten wir die Chance, als wir einen schmalen Weg entdeckten, der von der Straße hinunter an den Fluss führte, um unsere Tagesetappe vorzeitig zu beenden. Dank der Trockenheit fanden wir einen ebenen Platz mit stabilem Untergrund, der als Übernachtungsplatz geeignet war. Sicherheitshalber drehten wir das Auto so, dass wir im Notfall schnell wieder höheres Gelände erreichen könnten. Auch wenn es nicht nach Regen aussah, kann man in den Bergen nie wissen….Der Rest des Tages verging mit faulenzen im Schatten!! (An die Sonne mußten wir uns erst einmal gewöhnen!)
Nach einer ruhigen kühlen Nacht, das Flüsschen war brav in seinem Bett geblieben, wurden wir erst unruhig, als die Sonne über die Berge kletterte und es schnell warm wurde. Eigentlich hatten wir die Stadt Taroudannt südlich des Hohen Atlas als Tagesziel angepeilt, aber der Wetterbericht sagte dort für morgen Temperaturen von über 36 Grad voraus. Kein Wetter um in einer Stadt herumzulaufen oder Merlin gar alleine im Auto zurückzulassen. Also beschlossen wir, die Etappe zu kürzen und noch einen weiteren Tag in den Bergen zu bleiben.
In Tinmal, heute ein kleines Bergdorf von kaum 200 Einwohnern, machten wir einen Abstecher zur in den 90er Jahren renovierten Ruine einer riesigen Moschee aus dem 12. Jahrhundert, heute nur noch Museum und deshalb auch für Nichtmuslime zu betreten. Kaum vorstellbar, dass es hier damals eine reiche Stadt gegeben haben muß, denn die Moschee bot Platz für gut 2000 Gläubige. Von hier verbreitete sich die Dynastie der Almohaden im 12. Jahrhundert über ganz Marokko, das moslemische Spanien, sowie Algerien und Tunesien.
Auf 1500m Höhe fanden wir etwas später abseits der Straße einen Platz, wo wir im Schatten einiger Bäume Mittagspause machen konnten. Das Thermometer hatte inzwischen selbst in dieser Höhe die 30 Grad Marke erreicht, aber dank eines leichten Windes war es im Schatten gut auszuhalten. Und wir hatten uns Sorgen gemacht, ob der Pass wegen Kälte und Schnee überhaupt passierbar ist…..
Am Nachmittag ging es dann in abenteuerlichen Serpentinen weiter hinauf. Auf 2200m Höhe, kurz vor dem Pass, beendeten wir die Tagesetappe auf einem einsamen Platz etwas abseits der Straße. Neuer Rekord: 58km in knapp 7Stunden, davon 40km bergauf und 17km bergab. Kurz vor Sonnenuntergang bekamen wir noch Gesellschaft von einem weiteren Wohnmobil und verbrachten den Abend bei netten Gesprächen und einem Glas Rotwein.
Tja, das Glas Rotwein ist jetzt auch schon ein paar Tage her und Schnee sieht wirklich anders aus als es eure Bilder zeigen. Hier hatten hier einen Tag (Do. vor einer Woche) ziemliches Schneechaos mit gesperrten Straßen und noch mehr umgestürzten Bäumen. Aber jetzt hat sich wohl bei Petrus herumgesprochen, dass meteorologisch bereits Frühling ist. Die Natur beginnt nachzuziehen. Euch weiterhin alles Gute und schöne Erlebnisse!
Das Wasser war auch nicht überall so grün wie auf dem Bild mit den Fröschen!