Cordoba

Nach soviel Ruhe und Natur sahen  wir uns gut vorbereitet für das kulturelle Highlight Andalusiens, die Stadt Cordoba mit der berühmten Mezquita Kathedrale. Da wir noch nicht wussten, wo wir einen Platz für unser Auto finden würden, beschlossen wir, auf einem Campingplatz einige Kilometer ausserhalb der Stadt anzuhalten, mal wieder richtig zu duschen und unser Auto für ein paar Tage ohne Versorgung vorzubereiten. Die Entscheidung war goldrichtig, denn der einzige stadtnahe Campingplatz war offenbar nicht mehr in Betrieb. So blieb uns nur der bewachte städtische Großparkplatz für Touristen, der allerdings den Vorteil hatte, sehr zentral zu liegen. Kurioserweise wird hier die Parkzeit wie in einem Parkhaus nach Minuten abgerechnet, allerdings mit einem akzeptablen Tageslimit.

Das Auto in sicherer Obhut konnten wir uns unbeschwert auf den Weg machen, die Stadt zu entdecken. Kaum 5 min später passierten wir die Stadtmauer und tauchten ein ins alte Stadtviertel San Basilio direkt an den Gärten des Alcazar de los Reyes Christianos, dem Palast, den die christlichen Eroberer sich am Ufer des Guadalquivir erbaut hatten, nachdem sie die Stadt eingenommen hatten.Hier fühlt man sich sofort in einer anderen Welt. Von der modernen Großstadt außerhalb der Stadtmauer ist nichts mehr zu spüren. Zweistöckige kleine Häuser säumen die schmalen gepflasterten Gassen, und die zum Teil geöffneten Haustüren geben den Blick frei auf kleine blumengeschmückte Innenhöfe. Ein paar 100m weiter stauen sich bereits die Besucher vor dem Eingang zum Alcazar. Wir machten einen Bogen drum herum, denn unser 1. Ziel war die Mesquita Kathedrale, sicher eines der berühmtesten Bauwerke der Welt. Der Name „Moschee-Kathedrale“ spricht schon für sich. Während 350 Jahren ständig vergrößert, entwickelte sie sich zu einer der bedeutendsten Moscheen der islamischen Welt, bis sie 1146 nach der christlichen Rückeroberung Cordobas zu einem christlichen Gotteshaus umgewidmet wurde.

Dies hatte in den darauffolgenden Jahrhunderten weitere bauliche Veränderungen zur Folge. Mitten in dem riesigen Wald von Säulen und zweifarbigen Doppelbögen steht heute eine christliche Kathedrale, während drum herum die wesentlichen Elemente der Moschee erhalten blieben. Natürlich muss jeder Besucher Cordobas einmal hier gewesen sein, aber trotz des Ansturms merkt man im Inneren nichts davon. Die mehr als 1000 Menschen, die mit uns dort waren, fielen kaum auf. Als wir nach über 2 Stunden wieder ins Sonnenlicht traten, mussten wir uns dazu überwinden, so fasziniert und beeindruckt waren wir von diesem unglaublichen Bauwerk. Den Rest des Tages liessen wir uns einfach durch die Altstadt treiben, genossen es unter Orangenbäumen Mittag zu essen und immer wieder schöne Gassen und Plätze zu entdecken, bis wir einfach nichts mehr aufnehmen konnten.

Aufgrund unserer Erfahrungen mit den spanischen Gepflogenheiten, kehrten wir erst einmal zum Auto zurück, um uns zu erholen und suchten uns im Internet die Öffnungszeiten der Restaurants in der Nähe heraus, bevor wir noch einmal loszogen. Gut gedacht, aber Pech gehabt, denn das von uns ausgewählte Lokal hatte seine Öffnungszeit kurzerhand von 20 Uhr  auf 21 Uhr geändert. Glücklicherweise besteht aber in Cordoba kein Mangel an Lokalen, und so fanden wir ein paar Gassen weiter einen Gastwirt, der zu dieser frühen Stunde geöffnet hatte und uns mit leckerem Essen und einem guten Wein mit den Spaniern versöhnte.

Am nächsten Morgen zog es uns nach einem guten Frühstück im Auto (die Spanier gehören wie die Franzosen zu den Frühstücksmuffeln) noch einmal in die Altstadtgassen. Speziell das alte Judenviertel zwischen Stadtmauer und Mesquita Kathedrale mit seinen verwinkelten engen Gassen hatten wir uns für heute aufgespart. Schnell mussten wir feststellen, dass dieser früher vermutlich ruhige Stadtteil, heute das touristische Zentrum der Altstadt ist. Ob wegen der Nähe zur Mesquita oder seines trotz allem Touristenrummel noch vorhandenen Charme ist schwer zu sagen.

 Besonders auffällig waren die vielen  Gruppenführungen. Alle trugen farbige Stöpsel in den Ohren, mal grün, mal rosa und vorneweg ein Führer mit Fähnchen und Mikrofon. Man musste manchmal aufpassen, in den engen Gassen nicht vom Menschenstrom mitgerissen zu werden! Bis mittags waren wir erschöpft von dem Trubel und beschlossen der Stadt zu entfliehen und uns zur Erholung in den nahen Bergen ein schönes Plätzchen zu suchen.

Cordoba liegt direkt am Fuß der Sierra Morena, und in den heißen Sommermonaten ziehen die Bewohner auf der Suche nach Erfrischung gerne hinauf in die Berge. Entsprechend gibt es hier viele Wandergebiete und Picknickplätze. Nur 20 km vor der Stadt, aber fast 500m höher, fanden wir, was wir suchten, und verbrachten den Rest des Tages damit, unsere Eindrücke zu verarbeiten und einfach nichts zu tun.

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