Alle Beiträge von Carola Hoffmann

Impressionen aus Sevilla

Nachdem wir uns den ersten Tag in Sevilla ins Zentrum des Tourismus begeben haben, zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten wie Alcazar ( nur von aussen ), Kathedrale ( hier liegt Columbus begraben) mit dem wunderschönen ehemaligen Minaret, nun Glockenturm und dem mittelalterlichen Viertel Barrio de Santa Cruz, beginnen wir heute unsere Tour auf der anderen Seite des Gualdaqivir im Stadtviertel Triana. Ein schöner Stadtteil- Herz der Keramikherstellung und des Flamenco, voller Leben in den engen Gassen und den weißen und bunten Wohnhäusern. Sehr sehenswert ohne „Sehenswürdigkeiten“.

Dann fahren wir mit unseren Rädern über eine der unzähligen Brücken über den Gualdaquivir zur Kirche Macarena.

Der Innenraum erschlägt uns mit seinem Glanz von Gold und Silber. Wie unglaublich reich war doch diese Stadt.

Von hier geht es ins Getümmel der Altstadt. Mit dem Fahrrad geht es nur im Schritttempo voran. Gefühlt ist heute am Sonntag ganz Sevilla unterwegs. Am ersten kleinen Platz machen wir Pause, essen Tapas, genießen die Sonne und spanisches Familienleben um uns herum.

Am Nachmittag ist es deutlich ruhiger in den Gassen. Die Geschäfte sind bis 17 Uhr zu, die unzähligen Bars, Bodegas, Cafés und Restaurants voll. Wir arbeiten uns zum Plaza de Espana durch, den es erst seit 1929 gibt, der aber mehrere hundert Jahre alt wirkt.

Auch hier spanischer Sonntagstrubel. Wir sitzen in der Sonne vor dem halbrunden Bauwerk auf wunderschönen Keramikbänken. Überall herrliche Fliesen am Gebäude, an Brücken, Geländer und auf dem Boden. Ein Sonntagsvergnügen scheint es hier auch zu sein, in einem mit schwerfälligen Ruderbooten völlig überfüllten Graben um einander herum zu navigieren.

In den Durchgängen des Gebäudes gibt es Flamencoaufführungen.

Von hier aus sind es nur wenige Minuten zu unserem Wohnmobil.

Spanische Gepflogenheiten

Wir sind nun etwas mehr als 3 Wochen in Spanien unterwegs, und nach manchen anfänglichen  Irritierungen  lernen wir täglich dazu. Ausnahmslos haben wir bisher nur freundliche, hilfsbereite, offene Spanier erlebt, aber leider sprechen sie nur spanisch und wir nicht . Das ist natürlich ihr gutes Recht , sie leben hier und wir sind Gäste im Land. Aber es erstaunt uns schon, dass, ob jung ob alt, ob in der Apotheke oder im Restaurant , ob in Sevilla oder am Meer, kaum jemand englisch, französisch oder deutsch spricht. Es soll damit zusammenhängen, dass in der Schule kein Wert auf Fremdsprachen gelegt wird.

Das macht das Einkaufen und Essenbestellen aber auch spannender und überraschender. Wir wundern uns immer wieder, was uns so serviert wird.

Das Essengehen ist aus mehrerer Hinsicht gewöhnungsbedürftig. Da sind zum Einen die für uns ungewöhnlichen Essenzeiten. Ab Mittags sind die Bars, Restaurants, Bodegas rappelvoll. Bis ca. 16 Uhr wird verzehrt was fettig und frittiert ist und vom Tier stammt oder Kartofffel heißt. Abendessen gibt es dann nicht vor 20 Uhr, meist sogar erst ab 21 Uhr.

Das ist jetzt sehr ungerecht von mir, denn es gibt auch jede Menge Fischgerichte. Nur sind Langusten, Muscheln, Tintenfische usw. so garnicht unser Ding.

Mittlerweile haben wir aber auch einige tolle Tapas entdeckt, bei denen sogar  mal ein Salatblatt dabei ist.

Das ist nämlich die nächste Überraschung: obwohl in unseren Gemüseabteilungen viel Obst und Gemüse aus Spanien liegt, sind sie hier eher gering bestückt. Was es immer gibt und was ganz köstlich ist, das sind Apfelsinen und Mandarinen, und die kosten fast nichts.

Zur Zeit gibt es auch köstlichen wilden grünen Spargel. Überall auf dem Lande sieht man Leute, die ihn sammeln.

Aus Frankreich sind wir gewöhnt, dass es immer frisches köstliches Baguette gibt. Hier wird auf Brot nicht so viel Wert gelegt. Bisher haben wir kaum Bäckereien entdeckt.

Nun aber genug vom Essen.

Wir sind ja viel mit Fahrrädern unterwegs und sind begeistert. Es wird viel für Fahrradfahrer getan. In den Städten gibt es deutlich farbig gekennzeichnete, häufig zweispurige Radwege ,die auch geschickt und sicher über verkehrsreiche Straßen  und Kreisel führen. Und die Autofahrer

sind ausgesprochen aufmerksam und rücksichtsvoll. Das ist absolut toll.

Weiterhin sind wir freudig überrascht über die Sauberkeit in den Städten, Parks, Picknickplätzen usw. Überall befinden sich Abfalleimer, die regelmäßig geleert werden und kein Papier fliegt herum. Das haben wir so nicht erwartet, und es macht das Herumreisen und Entdecken doch sehr angenehm.

Soweit meine Beobachtungen zu den kleinen Dingen, die irgendwie auch das Reisen ausmachen.

Übernachtungen

Ich denke wir sind mittlerweile ziemlich erfahren darin schöne Übernachtungsplätze zu finden. Wir stehen nicht gern auf Campingplätzen, sondern haben gern einen Platz für uns allein, am Liebsten in schöner Natur ohne künstliches Licht, mit freiem Blick zu den Sternen. Das ist in Spanien nicht schwierig. Es finden sich solche Plätze an Wanderparkplätzen oder Picknickplätzen, die die Spanier lieben und die ab Sonnenuntergang völlig verlassen sind.

Auch Plätze an Sehenswürdigkeiten, Burgruinen, Kapellen usw sind wunderbare Plätze oder im Hafen. In großen oder touristischen Städten wie Córdoba, Sevilla, Ronda usw gibt es ausgewiesene Stellplätze in Nähe der historischen Altstadt. Diese Plätze sind in Spanien hervorragend: sauber und nachts ruhig. In kleineren nicht so touristischen Orten verfügen diese Plätze oft über Strom, Wasser und der Möglichkeit zu entsorgen. Immer wieder waren wir überrascht über die Sauberkeit dieser Orte. Hin und wieder, so alle 5-7 Tage fahren aber auch wir einen Campingplatz an, um zu duschen und um Wäsche zu waschen. Dabei suchen wir uns kleine Plätze aus. Auf den letzten beiden Campingplätzen waren wir die einzigen Besucher. Auf all unseren Übernachtungsplätzen haben wir uns absolut sicher gefühlt.

Nun sind wir in Portugal. Mal sehen, ob es hier genauso einfach wird, einen für uns geeigneten Übernachtungsplatz zu finden. Die erste Nacht haben wir ganz ruhig am Friedhof von Silves übernachtet. Und diese Nacht stehen wir mit Blick auf das Meer oberhalb einer kleinen Bucht kurz vor dem süd-westlichen Ende Portugals.

Angenehme Überraschung

Ciudad Rodrigo ist so eine angenehme Überraschung. Es ist Zufall, dass wir hier landen. Für den Aufenthalt über Ostern hatten wir uns Salamanca ausgesucht. Schließlich hatten wir diese Stadt wegen heftigem Schneefall auf unserer Hinreise übergangen. Da wir aber nicht sicher waren , ob wir in Salamanca an den Feiertagen einen vernünftigen Camping- oder Stellplatz finden, wollten wir vorher noch einmal entspannen und duschen. In Ciudad Rodrigo, etwa 70km vor Salamanca, finden wir einen kleinen , von  spanischen Familien besuchten Campingplatz gegenüber der vollständig von einer Mauer umgebenen mittelalterlichen Stadt.Am ersten Abend betrachten wir die angestrahlte Stadt nur von unserem Platz aus.

Am nächsten Tag, es ist Karfreitag, brechen wir vor dem Frühstück auf, denn wir wollen nicht wieder in der Mittagshitze rumlaufen, wie in Monsanto. Es geht über eine Brücke, dann steil bergauf, durch ein dickes Tor in der Stadtmauer und wir tauchen ein in das historische Zentrum.

Wir laufen durch schmalen Gassen, vorbei an Palästen und Plätzen bis wir auf dem Plaza Mayor landen.

Es ist noch nicht viel los in der Stadt, aber wir finden am Platz ein Café und beobachten, wie sich innerhalb einer halben Stunde der Platz  füllt.

Aus allen Gassen strömen Menschen.Aus mehreren Lautsprechern erklingt nun emotionsgeladene Musik. Dann hört man näherkommend aus zwei gegenüberliegenden Richtungen Trommeln und rhythmisches Stampfen. Und dann befinden wir uns mittendrin in einem Umzug einer christlichen Gemeinschaft anlässlich der Semana Sancta, der Osterwoche. Menschen mit wallenden  Gewändern und spitzen Hüten , die auch den ganzen Kopf bedecken und nur zwei Augenschlitze haben, bewegen sich rhythmisch wankend. Große Statuen werden in der Mitte des Zuges von vielen getragen: eine Marienstatue und ein Statue des gekreuzigten Jesus , die sich auf einander zubewegen. Ein beeindruckendes Schauspiel, auch wegen der großen Menge an schweigenden Zuschauern.

Wir gehen zurück zum Campingplatz, holen das Frühstück nach und machen Mittagspause.

Gegen 19Uhr, die Hitze-26Grad- hat sich etwas gelegt, machen wir uns erneut in die Stadt auf, diesmal mit Fahrrädern. Mit uns strömen Menschenmassen in die Altstadt,und schon bald stecken wir fest. Es gibt kein Durchkommen mehr und wir verfolgen den Umzug von mindestens 10 christlichen Gemeinschaften , jeweils mit 100 und mehr Beteiligten. Der ganze Leidensweg Christis wird hier auf großen Festwagen dargestellt, die durch die Stadt getragen werden.

Dazu viel Trommeln , rhythmisches Stampfen, aber auch Blasinstrumente. Das geht mehrere Stunden so, und dann strömen die Besucher in die Restaurants und Bars.

Es ist ein unglaubliches Stimmengewirr in allen Gassen. Wir setzen uns auf eine Bank,  essen eine Pizza aus dem Karton und genießen den Trubel.