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Verlassene Thermen, Dolmen und urige Dorfcafés

Wir konnten uns kaum trennen von unserem idyllischen Platz am See. Hier könnte man gut ein paar Tage stehen, aber wir wollten ja noch ein bisschen von Portugal sehen. Ponte de Sor hiess der nächste Ort auf unserer Route, der Gelegenheit gab, einzukaufen und unser Abwasser zu entsorgen. Ab hier wird es bergiger und Eukalyptusbäume dominieren die Landschaft. Papierindustrie ist ein boomender Wirtschaftszweig in Portugal und Eukalyptus wächst so schnell, dass er schon nach 7 Jahren geerntet werden kann. Eine etwas eintönige Landschaft, und während ich fuhr, suchte Carola nach Abwechselung entlang der Strecke. Dorfcafés waren immer eine gute Gelegenheit anzuhalten, und winzige abzweigende Strässchen waren oft für eine Überraschung gut. Ataleia war so ein Fall, wo wir wieder einmal fast zwischen den Häusern stecken blieben.

Das Café am Dorfrand lag verlassen in der Mittagssonne, drinnen ein paar alte Leute vor dem Fernseher, vom Wirt keine Spur. Dem Wortschwall und der Gestik der Gäste entnahmen wir, dass wir uns laut bemerkbar machen sollten, um die Wirtin aus ihrer Siesta aufzustören. Das funktionierte auch prompt, und wir bekamen für 1,60€ zwei „Café com Leite“. Für den Rückweg zur Strasse suchten wir uns einen anderen Weg, der zwar die eng stehenden Häuser umging, dafür aber durch einen holperigen Hohlweg führte, der auch nicht breiter war!

Ein Hinweisschild, das den Weg zu einem Hügelgrab in der Nähe wies, war das Nächste, was uns von der Strasse lockte. Antas heissen diese Dolmen hier. Eine breite Strasse, die sich als Zufahrt zu einer verlassenen Wellnesstherme entpuppte, führte fast dorthin. Wer hatte wohl hier im Nichts, 50km von der nächsten Stadt entfernt einen großen Gebäudekomplex mit Badeanlagen und großen Parkplätzen in die Landschaft gestellt und dann vergessen ? Oder war das noch ein Opfer der Corona Pandemie?

Der Dolmen stand zwar auch verlassen in der Landschaft, aber er wirkte nicht so. Im Laufe der Jahrtausende hatte er Gesellschaft von einer kleinen Kapelle bekommen, deren Reste er wahrscheinlich überdauern wird…

Auf dem Weg zurück zu unserer Route wären wir ohne Carolas Hinweis in einem engen Tal fast an einer alten Brücke aus der Römerzeit vorbeigefahren. Ein Trupp Waldarbeiter hatte sie gerade für uns von dem sie überwuchernden Gestrüpp befreit, sie wäre sonst neben der neuen Brücke kaum zu entdecken gewesen.

Durch weitere große Eukalyptuspflanzungen ging es schließlich hinunter zum Rio Tejo.

In Vila Velha de Ródão, einem kleinen Ort am Fluss, gab es einen Stellplatz für Wohnmobile, wo wir über Nacht blieben. Rund um den Ort wurden in den letzten Jahren mehrere große Papierfabriken aus dem Boden gestampft und haben dem ansonsten bedeutungslosen Ort einen gewissen Wohlstand beschert. Wasser und Holz gibt es ja hier genug.

Abschied von Portugal

An unserem letzten Tag in Portugal fuhren wir morgens erst ein Stück, bevor wir uns einen schönen Platz zum Frühstücken suchten. Viehzäune rechts und links der Strasse  machten die Suche schwer. Immer wenn ein abzweigender Weg auftauchte, war er mit einem Gatter versperrt. Eine kleinen Kapelle, zu der ein schmaler Weg zwischen Feldsteinmauern führte, bot uns endlich einen Platz zum Halten und zum Wenden, denn rückwärts wären wir nie aus dem engen Weg herausgekommen.

Bei der Suche nach einem Frühstücksplatz war Carola auch auf das Dorf Monsanto gestoßen. Laut Wikipedia zählt es zu den 12 besonderen mittelalterlichen Dörfern Portugals und war bereits Kulisse für manchen Film. Das machte uns neugierig. Und so wurde unsere geplante Route wieder einmal kurzfristig geändert. Monsanto liegt an einem Berghang, der übersät ist mit riesigen Felsen, die aussehen, als hätten Riesen Kegeln gespielt.

Beim Bau der Häuser wurden die Felsen kurzerhand einbezogen, wodurch teilweise kuriose Bauten entstanden. Entsprechend gibt es auch nur wenige befahrbare Wege, dafür umso mehr Treppen und enge Durchgänge. Das bot genug Fotomaterial für eine eigene Galerie Monsanto.

Wer hätte gedacht, dass Portugal uns auf den letzten Kilometern noch so ein Highlight präsentieren würde.

Der Grenzübergang an einer kleinen Bergstrasse war dann völlig unspektakulär. Nur ein Schild wies darauf hin, dass wir soeben die Grenze passiert hatten. Kein Kontrollposten, kein Schlagbaum war zu sehen.

In Valverde del Fresno, der ersten Stadt in Spanien, verirrten wir uns mal wieder in der Altstadt. Die Strassen wurden immer enger, und irgendwann ging es nicht mehr weiter.

Auch hier erlebten wir die Spanier als sehr hilfsbereit. Ein junger Mann, der etwas englisch sprach, wurde herbeigerufen und bot sich an, uns aus dem Labyrinth der engen Gassen herauszuführen. Ein paar parkende Autos wurden weggefahren, damit wir rückwärts aus der Engstelle herauskamen, und dann folgten wir brav unserem Guide auf den richtigen Weg. Ohne weitere Komplikationen erreichten wir schließlich unser Tagesziel, einen kleinen Campingplatz vor den Mauern der Festungsstadt Ciudad Rodrigo.

Salamanca

Eigentlich wollten wir am späten Vormittag in Salamanca sein, noch etwas einkaufen und dann durch die Stadt bummeln. Wir hatten gelesen, dass die großen Oster-Umzüge hier am Karfreitag stattfinden und erwarteten, dass Samstag Mittag schon einige Besucher abgereist sein würden. Aber nur mit viel Glück fanden wir noch einen Parkplatz am Fluss. Über die alte Römerbrücke war man von dort schnell in der Altstadt.

Anstatt jetzt in der Mittagssonne durch die Stadt zu bummeln, beschlossen wir, uns in Ruhe die riesige Kathedrale anzuschauen. Mit Audioguides ausgerüstet, liefen wir 2 Stunden durch den Komplex aus alter und neuer Kathedrale, Kloster und Universität und erfuhren neben den Namen der Stifter und Künstler auch einiges über alte Kirchentraditionen und das Leben an der Universität im Mittelalter.

Als wir die Kathedrale verließen, war es Nachmittag geworden. Trotzdem waren alle Restaurant noch bis auf den letzten Platz besetzt. Wir fanden nur mit Mühe ein Café, wo wir zwar nichts zu essen bekamen, aber der Kaffee war gut und sitzen war auch mal ganz schön. Vom Kaffee etwas aufgemuntert,schlenderten wir durch die Gassen zum Plaza Mayor. Wie in Ciudad Rodrigo war der Platz festlich geschmückt und die Cafés und Restaurants unter den Arkaden, die sich rund um den großen Platz zogen, hatten einen Teil ihrer Tische beiseite geräumt,  um Platz für die Festumzüge zu machen.

Viele Balkone der den Platz umgebenden Häuser waren geschmückt mit den Farben und Emblemen der Bruderschaften, denen die Bewohner angehörten.

Viele Spanier nutzten ihren Osterausflug in die Stadt offenbar auch, um einkaufen zu gehen, denn die meisten Geschäfte waren ab 16:00 Uhr wieder bis in die Nacht geöffnet. Die Einkaufsstraßen reizten uns aber wenig, und so zog es uns immer wieder in die Umgebung des Plaza Major. Inzwischen hatten wir auch etwas zu essen bekommen und saßen gerade bei einem Glas frischgepresstem Orangensaft, als aus verschiedenen Richtungen wieder Trommeln zu hören waren.

Da wir inzwischen wussten, dass alle Festumzüge eine festgelegte Büßerstrecke zurücklegen mussten, die immer über den Plaza Mayor führt, kehrten wir noch einmal dorthin zurück, um dem Spektakel, dass diesmal von Blasmusik, wie bei einer italienischen Beerdigung, begleitet wurde, zuzuschauen.

Wir hätten wahrscheinlich noch die ganze Nacht durch die Stadt ziehen können, ohne dass der Trubel nachgelassen hätten, aber Müdigkeit und lahme Füsse veranlaßten uns zu unserem Auto zurückzukehren, wo wir trotz Großstadtlärm tief und fest schliefen. Nach einem gemütlichen Osterfrühstück zog es uns noch einmal in die Stadt. Diesmal nahmen wir allerdings die Fahrräder. Wir waren noch ein ganzes Stück vom der Kathedrale und vom Plaza Major entfernt als uns eine Prozession den Weg versperrte. Wieder war sie von einer Musikkapelle begleitet, die in der engen Gasse einen unglaublichen Lärm produzierte.

In Erwartung, dass sie auch wieder zum Plaza Major ziehen würde, beeilten wir uns, ihr zuvor zu kommen. Der Platz war heute deutlich ruhiger und wir fanden problemlos einen Platz in einem der Cafés. Die Prozession tauchte aber nicht auf, und so konnten stundenlang festlich gekleidete  oder gestylte Menschen und herausgeputzte Kinder beim Flanieren, Fotoshooting und Posen beobachten. Irgendwann war es dann aber genug, und wir sehnten uns nur noch nach Ruhe irgendwo in der Natur. Also fuhren wir zurück zum Auto, packten unsere Sachen und verliessen die Stadt. Ein paar Kilometer außerhalb der Stadt fanden wir schließlich ein schönes Plätzchen für einen ruhigen Sonntagnachmittag im Schatten einer Steineiche.