Wir hatten davon gehört, dass im Agadir Lehne, 4 km nördlich von Tata, die Wasserverteilung für die Oasengärten noch genau so ablaufen soll, wie vor 500 Jahren. Auf dem Weg von Tamtoute zurück nach Tata kamen wir in der Abenddämmerung an Lehne vorbei und beschlossen mal nachzuschauen, ob man davon etwas sehen kann. Zwischen dem Ort und den Oasengärten stellten wir unser Auto am Ende einer Lehmpiste ab und liefen in die Gärten hinein. Wir hatten offenbar zufällig den richtigen Platz gefunden, denn schon nach wenigen Schritten stießen wir auf ein kleines Becken, aus dem in alle Richtungen Bewässerungskanäle herausführten. Alles wirkte recht neu betoniert, mit richtigen Metallschiebern zum Öffnen und Schliessen der Kanäle. Das sah nicht so aus wie vor 500 Jahren. Direkt daneben saßen in einem offenen Lehmhaus zwei Männer, vor sich ein merkwürdiges Metallgefäß, dass schon eher so aussah, als hätte es mehrere 100 Jahre auf dem Buckel. Als einer der Männer merkte, dass wir sein Gefäß anstarrten, winkte er uns heran und lud uns ein, bei ihnen Platz zu nehmen. Leider sprach nur einer von ihnen ein wenig Französisch, und unsere Arabischkenntnisse halfen auch nicht viel weiter. Aus der Nähe sah das Gefäß aus wie eine Schale von etwa 30cm Durchmesser, abgedeckt von einem mehrfach geflickten kupfernen Deckel, ähnlich der Haube einer Tagine. Auf meine Bitte öffnete der Mann den Deckel, und nun konnte man sehen, dass das Gefäß mit Wasser gefüllt war. Auf dem Wasser schwamm eine kleinere Kupferschale, die am Boden ein winziges Loch hatte, durch das Wasser eindringen konnte, und sie langsam füllte. Während wir davor saßen, und er mir mit vielen Gesten auf arabisch versuchte, das System zu erklären, versank die kleine Schale im Wasser. Er hob sie heraus, leerte sie und legte sie wieder auf die Wasseroberfläche. Dann knüpfte er einen neuen Knoten in ein an dem Deckel befestigtes Seil, dass schon etliche Knoten aufwies. Wie wir erfuhren, braucht das Wasser 1 Stunde, um die kleine Schale zu füllen und zu versenken. Die Besitzer der Felder kommen hierher zum Wasserwächter und bezahlen dafür, dass das Wasser für mehrere Stunden auf ihre Felder geleitet wird. In einem dicken Buch wird festgehalten, wer wieviel Wasser bekommen hat. Wir durften fotografieren soviel wir wollten, mussten aber versprechen aus Deutschland Bilder zu schicken. Da beide nur arabisch schreiben konnten, diktierten sie mir eine Adresse….. ob da wohl was ankommt?