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3000km geschafft !!!

Wir sind heute Nachmittag nach 4 Tagen Fahrt und knapp 3000 zurückgelegten Kilometern heil und gesund in Algeciras angekommen. Vom Frühlingsanfang mit 18 Grad in Deutschland über Sturm und Schneeregen bei 2 Grad in Frankreich bis zu 27 Grad und blauem Himmel im Süden Spaniens war alles dabei. Unser Auto hat sich aber tapfer und ohne Murren durch alle Klimazonen gekämpft und selbst Merlin hat sich tapfer und geduldig geschlagen.

Zur Belohnung ging es deshalb am Nachmittag noch einmal hinauf in die Berge vor der Stadt, wo Merlin mal das Sagen hatte. Unsere Fährtickets für morgen vormittag hatten wir ja im bewährten Reisebüro in Algeciras erstanden. Die ausgefüllten Einfuhrpapiere für unser Auto gab es wieder als Service gleich dazu. So konnten wir in Ruhe den Nachmittag genießen und im Sonnenuntergang bei tollem Blick auf den Hafen und den hinter der Bucht liegenden Felsen von Gibraltar wieder hinunterrollen zu unserem Übernachtungsplatz auf dem Lidl-Parkplatz neben dem Reisebüro, wo sich inzwischen bestmmt 30 weitere Wohnmobile versammelt hatten, die vermutlich in die gleiche Richtung wollen wie wir.

Ferien auf dem Bauernhof

Genauso fühlt man sich auf unserem aktuellen Platz in Moulay Bousselham! Um uns herum stehen in einem etwas verwilderten parkartigen Gelände unter Eukalyptusbäumen mehrere Wohnmobile und Geländewagen, meist Franzosen, aber auch etliche Deutsche. Dazwischen laufen Hühner, Gänse, Perlhühner, ein paar Katzen, diverse Schafe und eine Kuh samt Kälbchen herum. Insbesondere die Hühner sind ziemlich aufdringlich bei ihrer Futtersuche und schrecken auch nicht davor zurück ins Auto zu klettern, wenn es dort etwas Fressbares zu finden gibt!

Zudem hört sich das Federvieh offenbar gern reden, denn das Gegacker und Gekrähe geht von früh bis spät, ohne Unterlaß.

Safi und die Straße der Ölsardinen

Nachdem wir uns 2 Tage in Moulay Bousselham erholt hatten, und das Auto wieder fit war, zog es uns weiter nach Süden. Die Großstädte und das Hauptindustriegebiet Marokkos rund um Casablanca wollten wir schnell hinter uns lassen, und so fuhren wir auf der neuen Autobahn drum herum. Der letzte neue Autobahnabschnitt endete bei Safi. So beschlossen wir, hier für eine Nacht zu bleiben und erst am nächsten Tag nach Essaouira weiterzufahren. Safi hat zwar etwa 500.000 Einwohner und ist eine große Hafenstadt, Zentrum der Salpeterindustrie und weltweit der zweitgrößte Exporthafen für Ölsardinen, wirkt aber im Zentrum mit der gut erhaltenen ummauerten portugiesischen Altstadt eher kleinstädtisch. Da unser Campingplatz nur 2 km von der alten Stadtmauer entfernt war, machten wir uns abends noch einmal zu Fuß auf den Weg, die Altstadt zu erkunden.
Merlin war froh im Auto bleiben zu dürfen, und wir freuten uns mal wieder das orientalische Leben in den schmalen Gassen genießen zu können. Nach einem leckeren Abendessen (keine Sardinen!) gönnten wir uns dann den Luxus eines Taxis. Für umgerechnet 1,20 Euro wurden wir den steilen Berg hinauf zurück zu unserem Stellplatz chauffiert.

Bevor es am nächsten Tag weiter Richtung Essaouira ging, hielten wir noch einmal an der Stadtmauer, um uns auf einem Hügel einen alten Stadtteil anzuschauen, in dem noch viele Töpferfamilien das traditionelle Handwerk ausüben und viele alte, mit Ginsterreisig beheizte Brennöfen betrieben werden.

Wir hatten Glück und trafen einen netten Töpfer, der uns die Öfen seiner Familie zeigte und erklärte, wie sie betrieben werden. Obwohl hier in Safi, wie in den meisten Städten, am Sonntag nicht gearbeitet wird ( Ausnahme sind die heiligen Städte Fès und und Meknès in denen, wie oft auch auf dem Lande, noch der Freitag als offizieller Ruhetag gilt), fanden wir sogar einen Ofen, der gerade beheizt wurde.

Dann ging es raus aus der Stadt, die Küste entlang nach Süden. Hier reiht sich die Küste entlang eine Konservenfabrik an die andere, weshalb diese Strasse auch „Straße der Ölsardinen“ genannt wird.

So mussten wir ein ganzes Stück fahren, bis Merlin endlich zu seinem Recht kam und wir in Souira Qdima, einem um diese Jahreszeit noch im Winterschlaf befindlichen kleinen Badeort,am Strand anhielten. Seit gestern hatte der Wind aufgefrischt, und es war richtig kühl geworden. Merlin genoss das Wetter jedoch, und tobte im Sand mit den einheimischen Hunden herum, während sich die Wohnmobilisten, die sich in erstaunlich großer Zahl hier eingefunden hatten vor dem kalten Wind und dem aufgepeitschten Sand in ihre Fahrzeuge geflüchtet waren.

In Moulay Bouzarqtoune machten wir noch einmal Pause und schauten den Wind- und Kitesurfern zu, die den Sturm und die hohen Wellen offensichtlich genossen. Inzwischen war es spät geworden, und so beschlossen wir, nicht mehr nach Essaouira zu fahren, sondern kurz vorher auf einem Campingplatz die Nacht zu verbringen und die heißen Duschen zu nutzen, um uns den Sand und das Salz aus den Haaren zu waschen.

Ein Wiedersehen mit Essaouira

Im November 2011 waren wir das letzte Mal hier, trotzdem ist die Stadt vertraut, als wäre es gestern gewesen. Carola steuert zielsicher den kleinen Platz des ehemaligen Getreidemarktes an, auf dem wir schon manchen Kaffee getrunken haben. Hier gönnen wir uns erst einmal ein schönes Frühstück, denn wir sind heute morgen nach dem Aufstehen sofort losgefahren, um das langsame Erwachen der Stadt zu erleben.
Merlin bewacht währenddessen wieder unser Auto, dass wir direkt neben dem östlichen Stadttor Bab Marrakesch geparkt haben. So können wir in Ruhe durch die Gassen schlendern, in denen inzwischen der vormittägliche Markttrubel begonnen hat. Der obligatorische Blick von der meerseitigen Stadtmauer auf das gegen die Felsen und die Befestigungsmauern herantosende Meer bleibt uns leider verwehrt, da die Mauerzugänge wegen Renovierungarbeiten gesperrt sind. So müssen wir uns mit dem Blick von der Hafenzufahrt auf die sich an den Felsen brechenden Wellen begnügen, der offenbar auch für marrokanische Touristen ein Anziehungspunkt ist, denn hier herrscht reges Fotoshooting. Nach einem letzten obligatorischen Stop im Café de France auf der Place Moulay Hassan geht es dann zurück zum Auto und weiter ins 30 km entfernte Sidi Kaouki mit seinem breiten, kilometerlangen Sandstrand, einem ruhigen ehemaligen Hippieziel, jetzt beliebter Treff von Surfern und französischen Rentnern.
Wegen des extremen Windes ist das Betreten des Strandes aber eine echte Herausforderung. Man fühlt sich eher wie in einen Sandsturm in der Wüste, nur die Temperatur, die trotz strahlendem Sonnenschein nicht mehr als gefühlte 10 Grad beträgt, passt nicht dazu. Glücklicherweise flaut der Wind über Nacht ab, und wir beschließen noch einen Tag auf dem gut geführten sauberen WoMo-Stellpatz zu bleiben. So kommt Merlin auch zu seinem Recht und kann stundenlang mit den vielen wilden, aber friedlichen Hunden am Strand herumtoben.

Zurück oder weiter?

Nach einem Tag Pause am Strand fühlten wir uns fit für unseren ersten Abstecher in die Berge. Die Wasserfälle von Immouzer und das legendäre Hippieziel „Paradies Valley“ wollten erkundet werden. Nach unseren schon etwas älteren Karten gab es nur eine asphaltierte Straße hinauf, die nördlich von Agadir von der Hauptstrasse nach Essaouira abzweigt. Da wir aber nicht zweimal die gleiche Strecke fahren wollten, suchten wir uns eine vielversprechende, als landschaftlich schön gekennzeichnete Strecke weiter nördlich aus, die offenbar neu asphaltiert war.

20km später, nachdem wir uns auf ca. 600m hinauf gearbeitet haben, mit abenteuerlichen Blicken hinunter auf die Küste durch eine traumhafte Landschaft mit blühenden Lavendelbüschen zwischen Krüppelgehölz, Arganienbäumen und jeder Menge Thymian, endete die Asphaltstrasse plötzlich. Zuerst dachten wir uns nichts dabei, und fuhren die ziemlich holperige Piste im Schritttempo weiter, denn es kommt hier öfter mal vor, das Strassen von der Witterung zerstört werden und provisorisch wieder hergerichtet werden. Aber der Asphalt tauchte nicht wieder auf, und 3 km weiter, nach einer halben Stunde Fahrt auf immer schwierigerem Gelände machten wir Bilanz: noch 45km Piste lagen vor uns, bei unserem aktuellen Tempo eine volle Tagesetappe, mit der Ungewissheit, ob nicht doch irgendwo entgültig Schluss für unser Fahrzeug ist. Demgegenüber stand eine halbe Stunde Piste zurück, und dann ein Umweg von 40km auf Asphaltstrassen.

Damit sich der Abstecher auf die Piste aber wenigstens gelohnt hat, beschlossen wir, uns einen schönen Platz zu suchen, und die Nacht hier oben in der Wildnis zu verbringen. Merlin konnte hier herumlaufen, wie er wollte und wir wurden mit einem traumhaft klaren Sternenhimmel belohnt.

Am nächsten Morgen, das Frühstück fand wegen der morgendlichen Kälte im Auto statt ( das Thermometer hatte die 10 Gradmarke noch nicht erreicht), ging es wieder hinunter ans Meer, um 30km weiter südlich, kurz vor Agadir, einen neuen Anlauf zu wagen.

Über den Wasserfall ins Paradies

Unser zweiter Anlauf war von mehr Erfolg gekrönt. Durch enge Schluchten ging es langsam hinauf. An etlichen Stellen war man noch eifrig dabei, die Schäden, die das jetzt mickerige Flüsschen der Straße zugefügt hat, zu beseitigen. Ganze Brücken waren weggerissen worden, und teilweise war die Strasse nur noch eine provisorische Piste. Aber im Gegensatz zu gestern, tauchte der Asphalt immer wieder unter der Piste auf. Auch hier wieder Lavendel, Thymian und Krüppelholz an den Hängen. Die Täler ähnelten eher kleinen Oasen mit Palmen und Mandelbäumen. Am Eingang ins Paradies Valley fuhren wir erst einmal vorbei, denn das wollten wir uns für den Rückweg aufsparen, und so ging es jetzt erst einmal weiter hinauf. Auf 1200m Höhe erreichten wir Immouzer, offenbar der Marktflecken der Region, und offenbar hatten wir genau den Markttag erwischt, denn die einzige Straße durch den Ort war ziemlich verstopft. Fahrende Händler hatten ihre Fahrzeuge hier abgestellt oder ihre Waren auf der Strasse ausgebreitet. Überall wurden Esel, Karren und Autos beladen und entladen, und wir mussten uns im Schritttempo unseren Weg bahnen. Ehe wir uns versahen, waren wir auch schon wieder aus dem Ort heraus, und vor uns führte die Straße in Serpentinen wieder in ein weites Tal hinunter. Wo sollte hier denn ein Wasserfall herkommen? 2 km weiter und etwa 150m tiefer wussten wir es, denn er fiel fast unmittelbar hinter dem Ort senkrecht etwa 100m hinunter.
Dass die Marokkaner Ausflüge und Picknicks lieben, hatten wir schon auf früheren Reisen gelernt, und hier am Fuß des Wasserfalls war entsprechend ein typisches marokkanisches Ausflugsziel entstanden. Obwohl die Ausflugsaison noch weit entfernt war, konnte man erahnen, was hier im Sommer los sein musste. Jetzt ging es noch sehr beschaulich zu, nur wenige Imbissstände und Souvenirhändler hatten sich bereits eingerichtet und waren auch noch garnicht richtig in Verkaufsstimmung. Nur als eine kleine Gruppe europäischer Ausflügler aus Agadir auftauchte, kam kurz Leben auf, und ein mutiger Klippenspringer konnte erfolgreich seinen dramatischen Sprung aus etwa 15m Höhe von den Felsen in die schmale Schlucht in einen offenbar tieferen Gumpen verkaufen. Danach kehrte wieder Ruhe ein.Nach einem Mittagsimbiss ging es wieder hinauf nach Immouzer, wo inzwischen offenbar alle Geschäfte getätigt waren, denn die Händler waren am Zusammenräumen, und so kamen wir problemlos hindurch. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie anders eine Strecke aussieht, wenn man sie in umgekehrter Richtung fährt. Hinunter in die Schlucht kam es uns viel kürzer vor, und so hatten wir bald den Eingang ins Paradies Valley erreicht. An dieser Stelle verläßt die Straße die Schlucht, die hier immer schmäler wird und klettert die Berge hinauf. Ein schmaler Pfad führt aber weiter hinein in die Schlucht entlang eines kleinen Flüsschens, das zwischen den Felsen immer wieder kleine Becken bildet, in denen man wunderbar baden kann – wenn das Wetter danach ist. Hierhin haben sich in den 70er Jahren gerne Hippies zurückgezogen. Es geht eine Legende, dass ein krankes Hippiepaar, das hierher kam, das Tal nach mehreren Wochen völlig gesundet verlies. Die Hippiezeiten sind vorbei, der Name Paradies Valley blieb, und heute ist der Ort – wie sollte es anders sein – ein beliebtes Ausflugsziel für junge marokkanische Paare. Es gibt ein paar improvisierte Ausflugslokale, eine echte logistische Herausforderung, denn alles muss auf dem Rücken über den schmalen Pfad von der Strasse hierher transportiert werden. Das klappt offenbar prima, nur am Rücktransport des Mülls hapert es noch, obwohl  überall entsprechende Schilder aufgestellt sind.

Ein bisschen Hippieflair ist noch zu spüren, wenn man sich die improvisierten Lokale anschaut und es geht auch, zumindest um diese Jahreszeit noch sehr relaxed zu. Hier läßt es sich gut aushalten, auf einem Felsen in der Sonne sitzend, die Füße im garnicht so kalten Wasser und den kleinen Fischen zuschauen, die einem um die Füße huschen.

Leider kein Platz um über Nacht zu verweilen, und so verlassen auch wir das Paradies, nachdem die Sonne hinter den Felswänden verschwunden ist und fahren ein Stück Richtung Agadir zurück, bis wir einen Stellplatz finden, der mit dem dekadenten Komfort heißer Duschen ausgestattet ist .

 

Durch den Antiatlas nach Tafraoute

Südlich von Agadir verändert sich die Landschaft von der fruchtbaren Ebene zum kargen Bergland. Und es geht ordentlich hinauf. Bis 2100m reichen die Gipfel, und die Strasse läßt es sich nicht nehmen auch bis über 1600m anzusteigen. Auch die Häuser verändern ihren Charakter. Obwohl der Boden nicht viel hergibt, wirken sie viel größer und wohlhabender, meist frisch in blassen Rottönen gestrichen, teilweise in Ockertönen abgesetzt. Die hier lebenden Berberstämme waren schon immer darauf angewiesen ihr Geld woanders zu verdienen und haben es als Händler zu einem gewissen Wohlstand gebracht.

Bei kargem Boden und Höhenlagen um die 1000m war Vorratshaltung hier schon immer ein Thema, wovon die vielen, heute allerdings meist verfallenden Speicherburgen, Agadire genannt Zeugnis liefern. Einen davon, den Agadir Tizrgane, wollten wir uns genauer anschauen. Im 13. Jahrhundert auf einem steilen Hügel erbaut, diente er den in der Umgebung lebenden Familien als sicherer Aufbewahrungsort für Vorräte und Wertgegenstände und als Zufluchtsort in unruhigen Zeiten.

Auch dieser Agadir wird heute nicht mehr genutzt – das Geld kommt auf die Bank und Vorräte legt niemand mehr an. Seinen guten Erhaltungszustand verdankt er vermutlich einem kleinen aber feinen Hotel, das dort eingerichtet wurde. ( Zutritt nur bei Voranmeldung über einen separaten Zugang.) Wir hatten Glück, dass ein Mitarbeiter des Hotels unser Klopfen an der verschlossenen Pforte des Agadirs hörte und uns zusammen mit 2 französischen Paaren gegen eine kleine Gebühr hinein lies. Viel gab es nicht zu sehen, außer verwinkelten Gängen und ein paar schön bemalten verschlossenen alten Türen, vermutlich die Zugänge zu den Speichern der einzelnen Familien.

Auf der Weiterfahrt tauchten die verschiedensten Arten von Kakteen zwischen den auch hier oben noch wachsenden Aganienbäumen auf, während die Täler eher den Charakter von Palmoasen hatten. Dazwischen war der karge und steinige Boden überall bedeckt mit den verschiedensten Blumen. Je weiter wir nach Süden kamen, wurden die Gesteinsformationen immer skurriler. Die Natur hatte ihrer Fantasie bei der Gestaltung dieser Landschaft offenbar freien Lauf gelassen. In Tafraoute, einer weitläufigen Palmoase, die das Verwaltungszentrum dieser Region bildet, fanden wir einen Campingplatz zwischen Oase und Ort, der sowohl Merlin, als auch uns zusagte. Hier war für alle gesorgt: Merlin konnte in der Oase herumrennen, und wir hatten es nicht weit in den Ort hinein, sodaß die eigene Küche kalt bleiben konnte. Für 2 Tage nisteten wir uns hier ein. Dann zog es uns weiter, denn es gab noch so viel zu erkunden in der Umgebung. Weit kamen wir allerdings nicht, denn 7km weiter, hinter einer Bergkette, hatte der belgische Maler Jean Vérame 1983 bis zu 30m hohe Felsen in den verschiedensten Farben bemalt; etwa 20 t Farbe soll er verbraucht haben. Inzwischen hat die Winderosion, die die Felsskulpturen geschaffen hat, auch an der Farbe genagt. Aber die Marokkaner haben den Ball aufgefangen und malen munter weiter. Man kann auf Pisten in das mehrere Quadratkilometer umfassende Felsengewirr hineinfahren – wenn man sich traut – sonst heißt es wandern. Leider ist das Wetter sehr wechselhaft. Starker Wind läßt die Berge zum Teil völlig hinter einer Dunstwolke verschwinden: kein Smok, sondern vermutlich Staub. Dazu dunkle Wolken, die die Sonne verdecken, und dann wird es schnell ungemütlich kalt. Immerhin befinden wir uns ja noch auf etwa 1000m Höhe! Heute Nachmittag fielen sogar ein paar Regentropfen und in den Bergen donnerte es heftig. So blieben wir mit unserem Auto für die Nacht irgendwo zwischen den bemalten Felsen stehen und hoffen für morgen auf besseres Wetter.

Die Schluchtoasen von Ait Mansour

Am nächsten Morgen schien die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Von den Gewitterwolken war nichts mehr zu sehen. Bei diesem Licht entfalteten die bemalten Felsen eine ganz neue Stimmung.Ich musste erst einmal mit der Kamera losziehen und das Morgenlicht einfangen, bevor wir zu unserer geplanten Tour in die Schlucht von Ait Mansour aufbrachen.
In den Reiseführern als attraktives Ziel für Offroad-Reisende beschrieben, sollte die Strecke auf den ersten 30km auch für kleinere Wohnmobile befahrbar sein. Also los: zuerst allerdings nicht, wie erwartet, hinunter, sondern auf schmaler Asphaltstrasse von knapp 1000m hinauf auf über 1600m Höhe. Dann ging es wieder ein paar hundert Meter hinunter. DieFelswände rechts und links rückten näher und näher, bis wir in eine dicht mit alten Palmen bestandene Schlucht eintauchten. Das gestrige Gewitter hatte den Wasserstand des kleinen Flüsschens offensichtlich kurzfristig deutlich ansteigen lassen, denn die Strasse war an den Furten noch nass und verschlammt, obwohl auch im Flussbett nur noch stellenweise Wasser stand. An einer etwas breiteren Stelle war ein kleiner Parkplatz eingerichtet, wo wir unser Fahrzeug neben einem weiteren Wohnmobil, dass sich hierher getraut hatte, abstellten, um die weitere Schlucht zu Fuß zu erkunden. Rechts und links der Strasse tauchten immer wieder an die Felswand geklebte Häuser zwischen den Palmen auf. Neben der Strasse waren Palmblätter in großen Haufen aufgeschichtet. Mehrmals sahen wir Männer, die damit beschäftigt waren, die herunterhängenden, trockenen, alten Palmblätter aus den Kronen zu sägen und aufzuschichten. Offenbar hatte es hier eine lange Trockenzeit gegeben, nach dem Verhältnis der verbliebenen zu den abgesägten Blättern zu urteilen. An einem kleinen Laden, der auch ein paar Stühle auf die Strasse gestellt hatte, gönnten wir uns einen Kaffee, bevor wir wieder umkehrten. Die Straße sah bis hierhin nicht schlechter aus als vorher, und irgendwo musste das Wasser ja auch wieder aus dem Tal herausfließen, und so beschlossen wir, weiter zu fahren. Mal sehen, wie weit wir kommen.
20km später, das Tal hatte sich inzwischen geweitet, endete die Strasse an einer Querstrasse, die neu asphaltiert war. War auch hier die Offroad-Aera vorbei? Wir beschlossen, es einfach auszuprobieren und den auf unserer Karte als unbefestigte Piste gekennzeichnteten Rundweg durch 2 weitere Schluchten zurück zu unserem Ausgangspunkt weiter zu fahren. Nachdem wir weitere 10 km später die Zufahrt zur Goldmine von Akka passiert hatten, war es vorbei mit breiten ausbetonierten Furten. Die Straße hatte zwar immer noch eine Asphaltdecke, die war aber immer mehr in Auflösung begriffen. Dazwischen immer wieder mal Strecken, die offenbar neu ausgebaut waren. Nur die Furten wurden mehr und mehr zum Problem, nicht wegen des Wassers, davon war nicht mehr viel zu sehen, dafür aber umsomehr von den Auswirkungen seiner Kraft. Ausgebaute Betonfurten waren einfach weggespült worden und an etlichen Stellen mussten wir erst einmal Hand anlegen, große Steine wegräumen oder Steine aufschichten, um die Furten für unser Auto passierbar zu machen. Da wir ständig den Fluss kreuzen mussten, kamen wir nur sehr langsam vordan. So hieß es erst einmal einen geeigneten, etwas höher liegenden Platz zu finden, an dem wir ruhig über Nacht stehen konnten, ohne befürchten zu müssen, beim nächsten Regenfall von einer Flutwelle überrascht zu werden.
Die Nacht blieb aber ruhig und trocken mit traumhaftem Sternenhimmel. Morgens wurden wir wieder vom Sonnenschein geweckt. Wir beschlossen, früh loszufahren und erst in Tafraoute, versorgt mit frischem Brot, zu frühstücken. Ein paar km weiter, zwischen 2 anstrengenden Flußdurchquerungen, trafen wir einen alleine reisenden Deutschen mit ähnlichen Fahrzeug, der hier schon seit 4 Tagen sein Quartier bezogen hatte. Er erzählte uns, dass er vor 2 Tagen das Gewitter in den umgebenden Bergen beobachtet hatte, bei ihm sei aber kein Tropfen Regen gefallen. Nachts sei er dann von einem gleichmäßigen Rauschen geweckt worden und hätte im Schein der Taschenlampe gesehen, dass das vorher trockene Flussbett bereits völlig überflutet war. Schnell hätte er erst einmal seine Sachen gepackt, um sich und sein Fahrzeug im Notfall schnell auf höhergelegenen Grund retten zu können. Den Rest der Nacht hätte er damit verbracht, anhand von Markierungen den Wasserstand zu beobachten, bis er sicher war, dass dieser wieder fiel. Als es dann hell wurde, war das Spektakel vorbei und außer dem feuchten Boden deutete nichts mehr auf die Ereignisse der Nacht hin.
Wer das einmal erlebt hat, weiss, warum immer wieder davor gewarnt wird in trockenen Flussbetten sein Lager aufzuschlagen!
2 weitere Furten mussten wir noch provisorisch reparieren, bevor die Strasse deutlich anstieg. Offenbar waren wir die ersten, die nach dem Regen diese Straße befuhren. Außer einem jungen Mann, der uns mit seinem Motorrad bei einer der Furten zu Hilfe kam, war uns noch kein Fahrzeug begegnet.
Nach knapp 100km Abenteuertour stießen wir dann kurz vor dem Paß wieder auf die Strasse, die wir gekommen waren.
Jetzt hielt uns nichts mehr von unserem Frühstück ab, dass allerdings inzwischen eher ein Mittagessen geworden war. Nur ein kurzer Halt beim Bäcker in Tafraoute, dann hieß es erst einmal : frühstücken.

An der Stadtmauer von Tiznit

Nur etwa 100 km von Tafraoute entfernt bietet Tiznit ein völlig anderes Bild: etwa 40 km vor der Stadt endet das Bergland des Antiatlas ziemlich plötzlich, und man schaut hinunter in eine weite, kahle Ebene. In Serpentinen geht es jetzt von gut 1000m Höhe hinunter auf unter 200m. Man hat das Gefühl hier beginnt bald die Wüste. Während in den Bergen noch alles grün war, wächst hier kaum ein Baum, nur hier und da ein Busch. Auch die Häuser sehen völlig anders aus und wirken deutlich einfacher und ärmer.
Tiznit selbst ist eine typische Kleinstadt der Vorsahara, mit wuchernden Vororten, die meist wie eine Dauerbaustelle wirken. Die Altstadt hat allerdings ihren besonderen Charme. Als Garnisonsstadt und Ausgangpunkt der Handelskaravanen in den Süden vor ca. 140 Jahren erbaut, ist sie noch heute völlig von einer 6km langen, zinnengekrönten Mauer aus gestampftem Lehm umgeben. Erstaunlicherweise hat die Stadtverwaltung direkt am Stadttor Bab Oulad Jarrar einen städtischen Campingplatz erbaut, der konsequent mit kolonialer Bürokratie verwaltet wird. Beim näheren Kennenlernen erwies sich der Aufwand allerdings als offensichtlich notwendig, denn der sich ewig an der Stadtmauer hinziehende Platz war voll in der Hand französischer Rentner, die sich mit ihren riesigen Mobilhomes hier häuslich eingerichtet hatten. Kein Ort für uns und schon garnicht für Merlin. Für eine Nacht blieben wir aber doch, denn von hier war man in ein paar Minuten zu Fuß mitten im abendlichen Markttrubel, und das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Abendessen gab es in einem der kleinen Strassenlokale, dann ging es zurück zu Merlin, der mal wieder lieber im Auto geblieben war, denn der Trubel orientalischer Städte liegt ihm so garnicht: viel zuviel Gerüche und Geräusche auf einmal!
Am nächsten Morgen noch eine kurze Einkaufs- und Sightseeing-Runde, dann flüchteten wir, nachdem wir die Abmeldeprozedur erfolgreich hinter uns gebracht hatten, die letzten Kilometer hinunter ans Meer und suchten uns einen einsamen Platz auf den Klippen zum Frühstücken.

Wüstenfort Bou-Jerif

Nachdem unsere Fahrt entlang der Küste zurück nach Foum Assaka gescheitert war, fuhren wir ein Stück die Asphaltstrasse zurück und bogen dann ab auf eine Piste, die zum Camp Bou-Jerif führen sollte. Hier hat vor ca. 30 Jahren ein französisches Paar ein Camp für Offroadfahrer eingerichtet und nachdem die alte Strecke über die P1300 nicht mehr befahrbar war, diese Piste eingerichtet. Etwa einen Kilometer von dem Camp entfernt liegt das alte französische Fort Bou-Jerif, das wir uns anschauen wollten.Bis zum Camp war die Piste auch für uns gut fahrbar. Der nächste Kilometer bis zum Fort war schon schwieriger, aber dank unserer neuen Luftfedern, die sich schon in der Schlucht von Ait Mansour bewährt hatten, konnten wir auch dieses Stück problemlos meistern. Dahinter war dann abe Schluss, denn hier hat sich der Oued Noun seinen Weg durch die Landschaft gebahnt und das war nur noch was für echte Geländefahrzeuge.Der Platz gefiel uns so gut, dass wir beschlossen hier für die Nacht zu bleiben, anstatt zurück zum Camp zu fahren.
Mehr Bilder zum Fort Bou-Jerif gibt es in den Galerien.

Merlin konnte hier frei herumstromern, was er auch ausgiebig ausnutzte. Überhaupt wird er immer mutiger und selbstständiger und schleicht sich gerne davon, wenn wir mal einen Moment unachtsam sind.

Auch den nächsten Tag blieben wir noch an diesem schönen Fleck, wanderten am Fluss entlang und beobachteten Merlin beim Herumtollen im Wasser. Man wundert sich, wie viel Leben in dieser kargen Landschaft  ist. Der Boden ist überall durchlöchert, und man sieht ständig die kleinen Atlashörnchen herumflitzen oder Männchen machen. Erst hielten wir sie für Erdmännchen, aber die gibt es wohl nur in Südafrika. Die Atlashörnchen sind Verwandte unserer Eichhörnchen, haben aber nicht so einen buschigen Schwanz und leben in Erdlöchern.Wo es Wasser gibt sind Frösche und Wasserschildkröten zu beobachten, die schnell abtauchen, wenn man sich nähert, aber neugierig bald wieder auftauchen, wenn man einen Moment ruhig wartet.

Für die nächste Nacht beschlossen wir ins Camp zurück zu fahren und uns mal wieder etwas Luxus zu gönnen, denn der neue Besitzer hat hier mitten im Nichts eine kleine Oase mit allem französischen Komfort geschaffen. Wasser aus dem Tiefbrunnen, Strom vom eigenen Generator und alles funktioniert und ist wunderschön angelegt. Abends ein Menue mit 3 Gängen, morgens Frühstück mit frischen Pfannkuchen und selbstgemachter Marmelade. Hier liesse es sich schon ein Weilchen aushalten. Wer auf den Geschmack gekommen ist, findet mehr unter: www.fortboujerif.comAber uns unruhige Geister zog es weiter zur Oase Tighmert…