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Abschied vom Drâa – oder – Keine Dattelmarmelade aus Timiderte

Am nächsten Morgen verließen wir unser Wüstenlager und fuhren auf den Spuren, die ja jetzt reichlich vorhanden waren, zurück zur Strasse, die uns das Draatal hinauf Richtung Norden zurück nach Zagora und dann weiter nach Agdz führen würde. An der Strasse lagerten ein paar Beduinen mit ihren Kamelen und luden uns gleich auf einen Tee ein. Offenbar warteten sie auf Gäste, die auf dem Kamelrücken von der Strasse ins Beduinencamp reiten wollten. Wir hatten aber heute noch eine größere Strecke zu fahren vor uns und lehnten den Tee deshalb dankend ab.
Die Strecke bis Zagora, mit den vielen Baustellen, war uns ja schon von der Herfahrt bekannt. Trotzdem staunten wir wieder, mit welchem Aufwand hier eine breite Straße durch die Berge gebaut wurde. Zagora war uns von unserem letzten Besuch vor gut 2 Jahren noch sehr vertraut. Trotzdem staunten wir über die vielen neuen Gebäude und den Ausbau der Strassen. Wir nutzten die Gelegenheit unsere Vorräte an Dingen aufzufüllen, die nicht in jedem kleinen Ort zu haben sind. Dann ging es weiter das Drâatal hinauf Richtung Agdz. Nach 1 Woche in der Wüste konnten wir uns nicht satt sehen an dem dichten leuchtenden Grün der Dattelpalmen, die das ganze Draatal zwischen Agdz und Zagora in ein breites grünes Band verwandeln, das sich durch die ansonsten kahle Felslandschaft zieht.
Kurz vor Agdz wollten wir noch einen Zwischenstop in Timiderte einlegen, um mal wieder zu versuchen, die begehrte Dattelmarmelade zu erstehen, die nur hier von einem Kleinbetrieb produziert wird. Natürlich hatten wir wieder versäumt, uns telefonisch anzumelden und standen auch dieses Mal, genau wie 6 Monate zuvor, vor verschlossenen Türen. So gab es wieder keine Dattelmarmelade aus Timiderte.
Leicht frustriert ging es auf inzwischen vertrauten Wegen weiter nach Agdz und hinaus nach Asslim zur Kasbah Kaid Ali, wo wir wieder am Fuß der Kasbah unter alten Palmen Quartier bezogen.

Hier in Asslim beginnt die große Flussoase des Drâatals, die sich etwa 80km bis kurz hinter Zagora hinzieht. Weiter südlich, zwischen Zagora und Mhamid, gibt es immer wieder einzelne, zum Teil auch größere Palmoasen im Draatal, danach zieht sich nur noch ein trockenes Kiesbett durch die Wüste bis zum Atlantik.
Vom Verlauf des Drâa, von seinem Beginn am Stausee Al Mansour Ad Dahbi bei Ouarzazate bis nach Agdz hatten wir bisher noch nichts gesehen. Vor 2 Jahren hatten wir versucht die Staumauer auf einer Piste zu erreichen, waren aber kurz vorher an einem Militärposten aufgehalten worden. Solch strategisch wichtige Stellen sind hier streng abgeschirmt. Im letzten Herbst konnten wir bei unserem Abstecher zu den Wasserfällen von Tisgui einen Blick auf einen kurzen Abschnitt des hier noch engen Drâatals werfen. Diesmal wollten wir versuchen, von Asslim aus, dem Drâa noch ein Stück nach Norden zu folgen, bevor wir ihn endgültig verlassen würden, um von Agdz aus Richtung Westen das Gebiet zwischen Antiatlas und Hohem Atlas zu erkunden. Eine schmale Asphaltstrasse führte uns noch ein Stück weit durch kleine Dörfer oberhalb des hier noch recht breiten und dicht mit Palmen bestandenen Flusstals entlang. Um noch mehr vom Fluss zu sehen, bogen wir auf eine Piste ab, die hinunter ins Flusstal und auf der anderen Seite des Flusses zurück Richtung Asslim zu führen schien. Auf einer Konstruktion die halb Brücke, halb Furt war, überquerten wir den Drâa, der hier noch genug Wasser führte, um als Fluss bezeichnet zu werden. Auf der anderen Seite hielten wir an, um Merlin ein Bad zu gönnen. Er sauste gleich ab Richtung Wasser. Dummerweise hielt er genau auf eine Gruppe Frauen zu, die am anderen Ufer Wäsche wusch. Laut rufend flüchteten sie, alle Wäsche zurücklassend, weg vom Wasser, obwohl Merlin noch nicht einmal das diesseitige Ufer erreicht hatte. Wir winkten ihnen beruhigend zu und sorgten dafür, dass Merlin sich einen etwas weiter entfernten Badeplatz auswählte. Lachend kehrten sie zu ihrer Wäsche zurück, hielten Merlin aber immer im Auge. Auf schmaler Piste ging es jetzt am anderen Ufer entlang, bis zu einem kleinen Ort. Danach verlief sich die Piste im Geröll. Als ich mich zu Fuß aufmachte, um den Weg für eine Weiterfahrt zu erkunden, stieß ich nach kurzer Zeit auf einen breiten Bewässerungsgraben, der den Pistenverlauf kreuzte und nur über eine schmale, aus ein paar Palmstämmen gebaute Brücke überquert werden konnte. Gut genug für einen Esel oder ein Motorrad, aber nicht für unser Fahrzeug. Dahinter führte die Piste weiter zu einem Stauwehr, mit riesigen Betonblöcken, um die Gewalt des Wassers ein wenig zu beruhigen. Das erklärte auch das viele Wasser im Flussverlauf oberhalb des Wehres. Für uns hieß es jetzt aber, einen Platz zum Wenden finden und denselben Weg wieder zurück zu fahren, den wir gekommen waren.