Nur etwa 100 km von Tafraoute entfernt bietet Tiznit ein völlig anderes Bild: etwa 40 km vor der Stadt endet das Bergland des Antiatlas ziemlich plötzlich, und man schaut hinunter in eine weite, kahle Ebene. In Serpentinen geht es jetzt von gut 1000m Höhe hinunter auf unter 200m. Man hat das Gefühl hier beginnt bald die Wüste. Während in den Bergen noch alles grün war, wächst hier kaum ein Baum, nur hier und da ein Busch. Auch die Häuser sehen völlig anders aus und wirken deutlich einfacher und ärmer.
Tiznit selbst ist eine typische Kleinstadt der Vorsahara, mit wuchernden Vororten, die meist wie eine Dauerbaustelle wirken. Die Altstadt hat allerdings ihren besonderen Charme. Als Garnisonsstadt und Ausgangpunkt der Handelskaravanen in den Süden vor ca. 140 Jahren erbaut, ist sie noch heute völlig von einer 6km langen, zinnengekrönten Mauer aus gestampftem Lehm umgeben. Erstaunlicherweise hat die Stadtverwaltung direkt am Stadttor Bab Oulad Jarrar einen städtischen Campingplatz erbaut, der konsequent mit kolonialer Bürokratie verwaltet wird. Beim näheren Kennenlernen erwies sich der Aufwand allerdings als offensichtlich notwendig, denn der sich ewig an der Stadtmauer hinziehende Platz war voll in der Hand französischer Rentner, die sich mit ihren riesigen Mobilhomes hier häuslich eingerichtet hatten. Kein Ort für uns und schon garnicht für Merlin. Für eine Nacht blieben wir aber doch, denn von hier war man in ein paar Minuten zu Fuß mitten im abendlichen Markttrubel, und das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Abendessen gab es in einem der kleinen Strassenlokale, dann ging es zurück zu Merlin, der mal wieder lieber im Auto geblieben war, denn der Trubel orientalischer Städte liegt ihm so garnicht: viel zuviel Gerüche und Geräusche auf einmal!
Am nächsten Morgen noch eine kurze Einkaufs- und Sightseeing-Runde, dann flüchteten wir, nachdem wir die Abmeldeprozedur erfolgreich hinter uns gebracht hatten, die letzten Kilometer hinunter ans Meer und suchten uns einen einsamen Platz auf den Klippen zum Frühstücken.