Cadiz

Kaum 30km von Jerez de la Frontera entfernt liegt die alte Hafenstadt Cadiz. Gegründet etwa 800 v.Chr. von phönizischen Kaufleuten auf einer dem Festland vorgelagerten Insel, gilt sie als eine der ältesten Städte Europas. Durch die Jahrhunderte hat die Stadt wegen ihrer strategischen Lage und ihres Reichtums eine wechselvolle Geschichte durchlebt, und wurde Spaniens Handelszentrum mit den überseeischen Kolonien.

Heute ist Cadiz über eine schmale Landzunge und zwei Brücken mit dem Festland verbunden. So konnten wir direkt hineinfahren und fanden, da Wochenende war, einen Parkplatz am Hafen, nahe der Altstadt.

Gerade 1,5 km breit und dreiseitig von Wasser umgeben, ist die Altstadt gut zu Fuß zu erkunden, zumal die Straßen weitgehend rechtwinkelig angelegt sind.

Dadurch fehlt aber auch das Flair enger verwinkelter Gassen. Samstag ist offenbar allgemeiner Einkaufs- und Ausgehtag und entsprechend belebt war die Stadt.

Besonders rund um die Markthalle herrschte richtiger Trubel. Dicht bei dicht standen hier die kleinen Tische der Restaurants und Delikatessenstände. Leider nichts für uns, denn die Spanier lieben jede Art von Meeresgetier und hier, direkt an der Quelle, gab es mehr als genug davon. In einem japanischen Restaurant wurden dann auch wir fündig und stärkten uns für den Rückweg zum Hafen.

Hinaus aus der Stadt fuhren wir durch das moderne Cadiz im Südosten der Altstadt. Aus der Platznot heraus ist die Stadt hier eher in die Höhe gewachsen und zieht sich, bis die Landzunge einfach zu schmal wird, den kilometerlangen Sandstrand entlang.

Cabo Trafalgar

Die Suche nach einem Übernachtungsplatz hatte uns von Cadiz entlang der Küste nach Osten geführt. Hier säumen auf 30km Zeltplätze und Feriensiedlungen den breiten Strand. Um diese Jahreszeit wirkt die Gegend aber ziemlich verlassen.

  In Los Caños de Meca, einer ehemaligen Hippiekolonie am Cabo Trafalgar, sollte es inzwischen einen Stellplatz für Wohnmobile geben.
Nachdem wir einmal daran vorbei gefahren waren, fanden wir ihn schließlich in einer engen Seitenstrasse, machten aber nach kurzer Besichtigung schnell kehrt. Eng beieinander standen hier auf einem Kiesplatz bestimmt 50 Wohnmobile, die sich 2 Container mit Duschen und WCs teilen mussten. Da teilten wir uns lieber einen kleinen Parkplatz am Strand, den wir beim Vorbeifahren gesehen hatten, mit ein paar Surfern, die hier standen. Die Einfahrt war zwar mit einer Höhenbegrenzung blockiert, aber die dort parkenden Fahrzeuge der Surfer zeigten uns, dass es noch einen anderen Zugang geben musste, den wir auch schnell fanden. Die Hippiekolonie hat sich im Lauf der Jahre in einen kleinen Ferienort verwandelt, und 2 Restaurants, ein kleiner Laden und eine zur Zeit allerdings verlassene Ferienhaussiedlung hatten sich dazugesellt. Bei unserer Erkundungstour am nächsten Tag entdeckten wir sogar ein winziges Café, mit einer für Spanien ungewöhnlich großen Auswahl an Kaffeesorten und leckeren Kuchen und Torten. Da konnten wir natürlich nicht vorbeifahren.

Trotzdem war der Ursprung des Ortes als Hippiekolonie nicht zu verleugnen, denn der Weg durch die Dünen zum noch aktiven Leuchturm auf der Spitze des Kaps war gesäumt von improvisierten Lokalen und bunten Verkaufsständen.

Auf die geschichtliche Bedeutung des Ortes weist nur ein unscheinbarer Gedenkstein für die hier gefallenen Seeleute hin. Immerhin fand hier 1805 die berühmte Seeschlacht statt, bei der die britische Armada die spanische Flotte vernichtend schlug.

Die Zufahrt zum Leuchtturm und der dort befindliche Gedenkstein waren zum Zeitpunkt unseres Besuches allerdings weitgehend im Sand der Dünen versunken.

La Ruta de los Pueblos Blancos

Am Kap Trafalgar verließen wir die Küste. Das Wetter war inzwischen etwas wärmer geworden, sodaß wir uns trauten

, auf der „Straße der weißen Dörfer“ hinauf in den Parque Natural Sierra de Grazalema und von dort weiter nach Ronda zu fahren. Erster Halt war in Vejer de la Frontera, einer alten maurisch geprägten Stadt auf einem Hochplateau. Unser Auto musste vor der Stadtmauer auf uns warten, denn die engen Straßen der Altstadt waren einfach nicht dafür gemacht. Das Gewirr der engen Gassen und die weißgetünchten Fassaden der meist zweigeschossigen Häuser geben der Stadt das maurische Flair, mit dem die Bewohner auch eifrig kokettieren, denn Hotels und Restaurants zieren sich mit orientalischen Namen und in den Läden sieht man viel marokkanisches Kunsthandwerk.

Leider war das Wetter uns nicht so wohl gesonnen. Regenschauer und ein kalter Wind trieben uns bald zurück zum Auto.

Weit kamen wir an diesem Tag nicht mehr. Kurz vor unserem nächsten Ziel suchten wir uns einen ruhigen Parkplatz für die Nacht, in der Hoffnung, dass der folgende Tag besseres Wetter bescheren würde.

Am Morgen ging es dann ohne Regen nach Arcos de la Frontera. Der Besuch solch alter enger Orte mit einem Fahrzeug, das nicht die Abmessungen eines Kleinwagens hat, bedarf immer guter Vorplanung. Wer will schon in einer engen Gasse steckenbleiben auf der Suche nach einen geeigneten Parkplatz! Wohl dem, der ein Navigationssystem hat, dass die Abmessungen des eigenen Fahrzeug bei der Routenplanung berücksichtigt – wir haben es nicht und sind deshalb schon öfter ins Schwitzen geraten. So auch hier, beim Versuch den offiziellen Platz zur Entsorgung unseres Abwassers anzufahren und dann den angepeilten Parkplatz zu erreichen. Wer Spass daran hat, darf sich die Karte unserer Reiseroute soweit heranzoomen, dass er unsere Irrfahrt durch Arcos de la Frontera verfolgen kann.

Die Altstadt liegt auf einen schmalen Felsgrad in einer Schlaufe des Rio Guadalete und ist an der schmalsten Stelle keine 100m breit.

Vom Parkplatz am Rande der Neustadt hatte man einen wunderbaren Blick darauf. Wir wussten also schon, dass wir im Laufe des Tages wieder viele Höhenmeter zurücklegen würden und so durften die Fahrräder beim Auto bleiben. Der kürzeste Weg hinauf führte sowieso über viele Treppen.

Trotzdem steht man in den steilen engen Gassen immer wieder vor geparkten Autos und fragt sich, wie die überhaupt hierher kommen konnten, denn die einzige Straße, die auf dem Felsgrad zwischen den Häusern Platz hat, ist bestenfalls einspurig befahrbar.

Es muss wohl irgend ein findiges System geben, dass den Verkehr abwechselnd mal in der einen, mal in der anderen Richtung zulässt. Denn während wir uns in einem winzigen Lokal an der Straße stärkten, kamen aus beiden Richtungen Fahrzeuge vorbei.

Zurück am Auto beschlossen wir, für die Nacht hier zu bleiben, denn der Platz machte einen sehr ruhigen Eindruck.

Die nächste Tagesetappe führte uns hinauf in die wunderschöne Bergwelt der Sierra de Grazalema mit ihren 1600m hohen Gipfeln. Hier hatten sich die Wolken offenbar verfangen, denn bald fuhren wir nur noch durch Nebel und Nieselregen. Auf einem Wanderparkplatz kurz hinter El Bosque hielten wir an. Irgendwie kam uns der Platz bekannt vor. Aber es dauerte eine Weile, bis wir erkannten, dass wir vor ziemlich genau 3 Jahren hier auf der Anreise nach Marokko Station gemacht hatten. Damals, es war auch Anfang März, hatten wir hier gepicknickt und waren mit Merlin im Sonnenschein spazieren gegangen, denn wir wollten ihm nach der langen Fahrt noch etwas Auslauf gönnen, bevor wir in Algeciras auf die Fähre gingen.

So plötzlich mit den Erinnerungen konfrontiert, wurde uns beiden mal wieder bewusst, wie sehr uns der kleine Kerl fehlt.

Jetzt standen wir hier im Nebel, und von den Bergen war nichts zu sehen. Wir blieben über Nacht, und hofften auf Wetterbesserung.

Am nächsten Morgen hingen die Wolken noch immer zwischen den Bergen und wir beschlossen, einfach weiter zu fahren. Dem auf knapp 1000m Höhe liegenden Bergort Grazalema, der unser letztes Ziel auf der Straße der weißen Dörfer war, wollten wir aber wenigstens einen kurzen Besuch abstatten.

Dort angekommen hieß es also: Regenjacken an und los. Abgesehen von den auch hier weißgetünchten Häusern und den Orangenbäumen in den Gärten, könnte der Ort auch irgendwo in den Alpen liegen. 

Aber nein, auch das Bronzestandbild im Ortskern machte klar, wo wir waren.

Vom Regen durchweicht, aber um einige Kostproben lokalen Schafs- und Ziegenkäse reicher ließen wir die Berge hinter uns und fuhren hinunter nach Ronda. Hier wollten wir auf einem komfortablen Campingplatz ein paar Tage Station machen, Wäsche waschen und uns in Ruhe die Stadt anschauen.

Ronda

Die Stadt Ronda ist ein Traumziel für jeden Fotografen. Gelegen auf einem Felsplateau, dass von einer tiefen Schlucht durchschnitten wird, bietet sie hinter jeder Ecke neue spektakuläre Ausblicke.


Die berühmte Puente Nuevo, die seit dem 18. Jahrhundert die maurische Altstadt auf der Südseite der Schlucht mit der Neustadt auf der Nordseite verbindet, ist sicher eins der meistfotografierten Bauwerke Spaniens. Zudem ist sie noch heute das Nadelöhr für alle, die nicht die kilometerlange Umgehungsstrasse nutzen wollen, um von einem Stadtteil in den anderen zu kommen.

Da unser Quartier ein paar Kilometer vor der Stadt lag, waren wir mal wieder per Rad unterwegs. Auf den Hauptstrassen kein Problem, aber die Seitensträßchen waren teilweise so steil, dass Carola öfters streikte und ich erst einmal auf Erkundung vorgeschickt wurde.

Man muss schon gut zu Fuß sein, wenn man die Brücke  von allen Seiten vor die Linse bekommen will.

Knapp 50m tiefer in der Schlucht kann man auch über eine deutlich ältere kleine Brücke zur anderen Seite hinüber gelangen, muss dann aber auf der anderen Seite wieder steil hinauf.
Leider ist aus maurischer Zeit, bis auf das Gassengewirr der Altstadt, nicht viel erhalten geblieben. Nach der Rekonquista wurden viele muslimische Gebäude niedergerissen und Moscheen mit Kirchen überbaut, und ein schweres Erdbeben im 16. Jh. zerstörte vieles, das bis dahin noch erhalten war.

Auf dem Rückweg  zum Campingplatz bekamen wir dann noch einen ordentlichen Schrecken, als ich plötzlich meine Umhängetasche mit Geld, Papieren und Handy vermisste. Kurz zuvor hatten wir uns auf einer Bank in einem kleinen Park ausgeruht, da musste ich sie liegengelassen haben. Sofort kehrte ich um und sauste zurück. Zum Glück ging es bergab und so war ich schnell am Ort des Geschehens und fand die Tasche noch vor, wie ich sie verlassen hatte! Große Erleichterung!

Das schöne Abendlicht lockte uns auf dem Heimweg noch zu zwei kurzen Abstechern in die Olivenhaine der Umgebung, einfach nur die Landschaft und den Ausblick auf die Stadt genießen, und vom Touristentrubel erholen.

Spanische Gepflogenheiten

Wir sind nun etwas mehr als 3 Wochen in Spanien unterwegs, und nach manchen anfänglichen  Irritierungen  lernen wir täglich dazu. Ausnahmslos haben wir bisher nur freundliche, hilfsbereite, offene Spanier erlebt, aber leider sprechen sie nur spanisch und wir nicht . Das ist natürlich ihr gutes Recht , sie leben hier und wir sind Gäste im Land. Aber es erstaunt uns schon, dass, ob jung ob alt, ob in der Apotheke oder im Restaurant , ob in Sevilla oder am Meer, kaum jemand englisch, französisch oder deutsch spricht. Es soll damit zusammenhängen, dass in der Schule kein Wert auf Fremdsprachen gelegt wird.

Das macht das Einkaufen und Essenbestellen aber auch spannender und überraschender. Wir wundern uns immer wieder, was uns so serviert wird.

Das Essengehen ist aus mehrerer Hinsicht gewöhnungsbedürftig. Da sind zum Einen die für uns ungewöhnlichen Essenzeiten. Ab Mittags sind die Bars, Restaurants, Bodegas rappelvoll. Bis ca. 16 Uhr wird verzehrt was fettig und frittiert ist und vom Tier stammt oder Kartofffel heißt. Abendessen gibt es dann nicht vor 20 Uhr, meist sogar erst ab 21 Uhr.

Das ist jetzt sehr ungerecht von mir, denn es gibt auch jede Menge Fischgerichte. Nur sind Langusten, Muscheln, Tintenfische usw. so garnicht unser Ding.

Mittlerweile haben wir aber auch einige tolle Tapas entdeckt, bei denen sogar  mal ein Salatblatt dabei ist.

Das ist nämlich die nächste Überraschung: obwohl in unseren Gemüseabteilungen viel Obst und Gemüse aus Spanien liegt, sind sie hier eher gering bestückt. Was es immer gibt und was ganz köstlich ist, das sind Apfelsinen und Mandarinen, und die kosten fast nichts.

Zur Zeit gibt es auch köstlichen wilden grünen Spargel. Überall auf dem Lande sieht man Leute, die ihn sammeln.

Aus Frankreich sind wir gewöhnt, dass es immer frisches köstliches Baguette gibt. Hier wird auf Brot nicht so viel Wert gelegt. Bisher haben wir kaum Bäckereien entdeckt.

Nun aber genug vom Essen.

Wir sind ja viel mit Fahrrädern unterwegs und sind begeistert. Es wird viel für Fahrradfahrer getan. In den Städten gibt es deutlich farbig gekennzeichnete, häufig zweispurige Radwege ,die auch geschickt und sicher über verkehrsreiche Straßen  und Kreisel führen. Und die Autofahrer

sind ausgesprochen aufmerksam und rücksichtsvoll. Das ist absolut toll.

Weiterhin sind wir freudig überrascht über die Sauberkeit in den Städten, Parks, Picknickplätzen usw. Überall befinden sich Abfalleimer, die regelmäßig geleert werden und kein Papier fliegt herum. Das haben wir so nicht erwartet, und es macht das Herumreisen und Entdecken doch sehr angenehm.

Soweit meine Beobachtungen zu den kleinen Dingen, die irgendwie auch das Reisen ausmachen.

Via Verde de la Sierra

Nach den vielen Dörfern und Städten der letzten Tage stand uns der Sinn mal wieder nach Landschaft und Natur. Eine Radtour durch die Berge mit nicht zu viel bergauf und bergab wäre jetzt genau das Richtige. Das gibt es tatsächlich!

Die Via Verde de la Sierra ist ein 37km langer Radweg auf einer Eisenbahntrasse durch die Berge, die niemals fertiggestellt wurde. Mit 30 Tunneln und 4 Viadukten sicher ein besonderes Erlebnis, das wir uns nicht entgehen lassen wollten. Auf dem Weg dorthin machten wir noch einen kleinen Umweg durch die Sierra de Grazalema nach Zahara de la Sierra. Schon der Name machte uns  neugierig, und eigentlich wollten wir die an einen Berggipfel geklebte Stadt schon auf unserer Tour durch die weißen Dörfer besuchen, hatten aber wegen des schlechten Wetters darauf verzichtet.

Die Erbauer dieser Bergdörfer müssen andere Prioritäten gehabt haben, als wir heute.  Sicherheit ging ihnen eindeutig vor Bequemlichkeit, denn das Zentrum des Ortes lag fast 100m höher, als die letzte für uns befahrbare Straße. Und so hieß es mal wieder: zu Fuß hinauf gehen.

Bis zur alten Burgruine auf dem Gipfel schafften wir es allerdings nicht, dazu sahen die Lokale im Schatten der Orangenbäume im lebendigen Ortszentrum zu einladend aus.

Hinab zum Auto ging es dann irgendwie schneller….

Das Problem bei Radwegen auf alten Bahntrassen ist, sie sind in der Regel keine Rundwege, man muss irgendwann umkehren. 37 km hin und dann wieder zurück war uns etwas viel für eine Tagestour, deshalb haben wir uns als Startpunkt den kleinen Ort Coripe, etwa auf halber Strecke, ausgesucht. Der Bahnhof liegt etwa 1km außerhalb des Ortes, zwischen einer Brücke und einem Tunnel, und ist heute ein kleiner Gasthof, in dem sich die durchreisenden Radfahrer stärken können.

Viel Parkraum gab es dort aber nicht, und so empfahl uns der Wirt für die Nacht einen Picknickplatz, ein paar hundert Meter weiter. Als wir dort ankamen, wunderten wir uns über die vielen Wohnmobile, die auf dem weiträumigen Gelände regelrechte Wagenburgen gebaut hatten, bis uns einfiel, dass das Wochenende begonnen hatte! Offenbar wurde der Picknickplatz  gern von spanischen Familien auf Wochenendausflug genutzt.
Am nächsten Morgen starteten wir zur ersten Etappe hinauf nach Olvera. 220 Höhenmeter auf knapp 22km waren zu bewältigen, die man aber kaum merkte. Zur Einstimmung ging es gleich zu Beginn durch den ersten von 20 Tunneln auf diesem Abschnitt, immerhin schon 175m lang. Es ist schon ein komisches Gefühl, vom grellen Sonnenlicht in den dunklen Tunnel zu fahren.

Man sieht trotz Beleuchtung fast nichts und kommt fast ins Taumeln, besonders wenn man das Ende wegen einer Kurve nicht erkennen kann. Nach ein paar Tunnel gewöhnt man sich etwas daran. Ein besonderes Highlight auf diesem wunderschönen Streckenabschnitt war ein Bahnhof unterhalb eines Felsmassivs, der als Vogelbeobachtungsstation genutzt wurde.

Auf dem Massiv lebt eine große Population  von Gänsgeiern, mehr als 200 Paare brüten hier. Man kann die mächtigen Vögel , mit einer Spannweite von mehr als 2m, von hier, über ein auf dem Berg installiertes ferngesteuertes Kamerasystem, quasi aus der Nähe beobachten.

Ein wirklich faszinierendes Schauspiel. Wir konnten uns kaum losreißen, zumal der nette Spanier, der die Vogelstation betreute, ausgezeichnet deutsch sprach und viel zu erzählen hatte. Trotz vieler Pausen erreichten wir unser Tagesziel, den Endbahnhof der Trasse, viel zu schnell. Auch dieser Bahnhof ist heute ein Gasthaus, und so genossen wir ein gutes Mittagessen, bevor wir uns wieder auf den Rückweg machten.

Zurück am Bahnhof Coripe gönnten wir uns noch ein Gläschen, dann kehrten wir für die Nacht zum bewährten Picknickplatz zurück. Hier war es, jetzt am Sonntagabend, deutlich ruhiger geworden.

Da es keinen Stromanschluss gab, wollte ich die Abendsonne nutzen, um die Batterien unserer Fahrräder mit Solarunterstützung vom Bordnetz zu laden, scheiterte aber, weil die doch ziemlich erschöpften Batterien der Fahrräder unsere Bordinstallation überforderten. Zuhause, beim Testen, waren die Batterien offenbar noch ziemlich voll gewesen, sodass das Problem nicht aufgetreten war.

Am nächsten Morgen sollte die 2. Etappe starten, diesmal zuerst bergab nach Puerto Serrano 85 Höhenmeter auf 15km mit nur 10 Tunneln, dafür aber 3 Viadukten. Zuerst mussten aber die Batterien geladen werden. Der Wirt des Gasthof wollte erst nicht, ließ uns dann aber gegen gute Bezahlung die Batterien im Gasthof aufladen. 2 Stunden Ladezeit mussten genügen, wir wollten ja schließlich nicht zu spät losfahren. Dieses Mal startete die Tour gleich mit einem Viadukt, von dem man allerdings nicht viel sah, außer seinem Schatten im Tal durch die noch tief stehende Sonne.

Das Highlight dieser Etappe auf der Via Verde de la Sierra war ein Tunnel von 900m Länge, der auch wieder nur spärlich beleuchtet war. Der Abstand der einzelnen Lampen war so groß, dass man in den Abschnitten dazwischen die Tunnelwände nicht mehr sehen konnte und auch vom Boden nur, was der Lichtkegel des Scheinwerfers beleuchtete. Der ständige hell – dunkel Wechsel hatte eine fast hypnotische Wirkung.

Wir mussten beide zwischendurch mal anhalten, um nicht zickzack zu fahren oder zu fallen. Die letzten Kilometer brachten dann noch eine Überraschung: der letzte Tunnel war offenbar nicht mehr befahrbar, und die Strecke führte statt dessen steil hinunter in ein Tal und auf der anderen Seite genauso steil wieder hinauf. Auf der 10 prozentigen Steigung schaffte es Carola nicht mehr anzufahren und musste schieben, bis wir einen ebenen Seitenweg fanden, auf dem sie Schwung holen konnte, um den Elektroantrieb zu aktivieren.

Im Bahnhof Porto Serrano war wieder Mittagspause angesagt. Dann ging es zurück. Bis auf den letzten Abschnitt war auch diese Strecke sehr gut zu fahren, wenn auch landschaftlich nicht ganz so spektakulär wie am Vortag.

Insgesamt gehört die Via Verde de la Sierra sicher zu den schönsten Fahrradrouten in Andalusien.

Den Rest des Nachmittags verbrachten wir faulenzend in der Sonne und blieben über Nacht noch einmal auf dem inzwischen fast vereinsamten Picknickplatz.

Mehr Bilder von der Radtour gibt es es in den Galerien : Via Verde de la Sierra

Cordoba

Nach soviel Ruhe und Natur sahen  wir uns gut vorbereitet für das kulturelle Highlight Andalusiens, die Stadt Cordoba mit der berühmten Mezquita Kathedrale. Da wir noch nicht wussten, wo wir einen Platz für unser Auto finden würden, beschlossen wir, auf einem Campingplatz einige Kilometer ausserhalb der Stadt anzuhalten, mal wieder richtig zu duschen und unser Auto für ein paar Tage ohne Versorgung vorzubereiten. Die Entscheidung war goldrichtig, denn der einzige stadtnahe Campingplatz war offenbar nicht mehr in Betrieb. So blieb uns nur der bewachte städtische Großparkplatz für Touristen, der allerdings den Vorteil hatte, sehr zentral zu liegen. Kurioserweise wird hier die Parkzeit wie in einem Parkhaus nach Minuten abgerechnet, allerdings mit einem akzeptablen Tageslimit.

Das Auto in sicherer Obhut konnten wir uns unbeschwert auf den Weg machen, die Stadt zu entdecken. Kaum 5 min später passierten wir die Stadtmauer und tauchten ein ins alte Stadtviertel San Basilio direkt an den Gärten des Alcazar de los Reyes Christianos, dem Palast, den die christlichen Eroberer sich am Ufer des Guadalquivir erbaut hatten, nachdem sie die Stadt eingenommen hatten.Hier fühlt man sich sofort in einer anderen Welt. Von der modernen Großstadt außerhalb der Stadtmauer ist nichts mehr zu spüren. Zweistöckige kleine Häuser säumen die schmalen gepflasterten Gassen, und die zum Teil geöffneten Haustüren geben den Blick frei auf kleine blumengeschmückte Innenhöfe. Ein paar 100m weiter stauen sich bereits die Besucher vor dem Eingang zum Alcazar. Wir machten einen Bogen drum herum, denn unser 1. Ziel war die Mesquita Kathedrale, sicher eines der berühmtesten Bauwerke der Welt. Der Name „Moschee-Kathedrale“ spricht schon für sich. Während 350 Jahren ständig vergrößert, entwickelte sie sich zu einer der bedeutendsten Moscheen der islamischen Welt, bis sie 1146 nach der christlichen Rückeroberung Cordobas zu einem christlichen Gotteshaus umgewidmet wurde.

Dies hatte in den darauffolgenden Jahrhunderten weitere bauliche Veränderungen zur Folge. Mitten in dem riesigen Wald von Säulen und zweifarbigen Doppelbögen steht heute eine christliche Kathedrale, während drum herum die wesentlichen Elemente der Moschee erhalten blieben. Natürlich muss jeder Besucher Cordobas einmal hier gewesen sein, aber trotz des Ansturms merkt man im Inneren nichts davon. Die mehr als 1000 Menschen, die mit uns dort waren, fielen kaum auf. Als wir nach über 2 Stunden wieder ins Sonnenlicht traten, mussten wir uns dazu überwinden, so fasziniert und beeindruckt waren wir von diesem unglaublichen Bauwerk. Den Rest des Tages liessen wir uns einfach durch die Altstadt treiben, genossen es unter Orangenbäumen Mittag zu essen und immer wieder schöne Gassen und Plätze zu entdecken, bis wir einfach nichts mehr aufnehmen konnten.

Aufgrund unserer Erfahrungen mit den spanischen Gepflogenheiten, kehrten wir erst einmal zum Auto zurück, um uns zu erholen und suchten uns im Internet die Öffnungszeiten der Restaurants in der Nähe heraus, bevor wir noch einmal loszogen. Gut gedacht, aber Pech gehabt, denn das von uns ausgewählte Lokal hatte seine Öffnungszeit kurzerhand von 20 Uhr  auf 21 Uhr geändert. Glücklicherweise besteht aber in Cordoba kein Mangel an Lokalen, und so fanden wir ein paar Gassen weiter einen Gastwirt, der zu dieser frühen Stunde geöffnet hatte und uns mit leckerem Essen und einem guten Wein mit den Spaniern versöhnte.

Am nächsten Morgen zog es uns nach einem guten Frühstück im Auto (die Spanier gehören wie die Franzosen zu den Frühstücksmuffeln) noch einmal in die Altstadtgassen. Speziell das alte Judenviertel zwischen Stadtmauer und Mesquita Kathedrale mit seinen verwinkelten engen Gassen hatten wir uns für heute aufgespart. Schnell mussten wir feststellen, dass dieser früher vermutlich ruhige Stadtteil, heute das touristische Zentrum der Altstadt ist. Ob wegen der Nähe zur Mesquita oder seines trotz allem Touristenrummel noch vorhandenen Charme ist schwer zu sagen.

 Besonders auffällig waren die vielen  Gruppenführungen. Alle trugen farbige Stöpsel in den Ohren, mal grün, mal rosa und vorneweg ein Führer mit Fähnchen und Mikrofon. Man musste manchmal aufpassen, in den engen Gassen nicht vom Menschenstrom mitgerissen zu werden! Bis mittags waren wir erschöpft von dem Trubel und beschlossen der Stadt zu entfliehen und uns zur Erholung in den nahen Bergen ein schönes Plätzchen zu suchen.

Cordoba liegt direkt am Fuß der Sierra Morena, und in den heißen Sommermonaten ziehen die Bewohner auf der Suche nach Erfrischung gerne hinauf in die Berge. Entsprechend gibt es hier viele Wandergebiete und Picknickplätze. Nur 20 km vor der Stadt, aber fast 500m höher, fanden wir, was wir suchten, und verbrachten den Rest des Tages damit, unsere Eindrücke zu verarbeiten und einfach nichts zu tun.

Medina Azahara مدينة الزهراء

Keine 10 km vom Stadtzentrum Cordobas entfernt, liegen an den Ausläufern der Sierra Morena die Ruinen von Madinat al-Zahra, vom Kalifen Abd al-Rahman III im Jahr 936 als geplante Palaststadt in Auftrag gegeben. Bereits 9 Jahre später vollzog sich der Umzug des gesamten Hofes von Cordoba in diese neue Stadt. Für rund 100 Jahre galt sie als eine der wichtigsten Städte im Mittelmeerraum.
Im Rahmen der christlichen Reconquista wurde sie fast völlig zerstört und geriet in Vergessenheit. 2018 wurde sie ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen.

Da konnten wir nicht dran vorbeifahren!

Die Zufahrt zum Ausgrabungsgelände ist seit einiger Zeit abgesperrt, und man hat 2km entfernt ein großes Informationszentrum gebaut. Von dort wird man mit Shuttlebussen zu den Ruinen gebracht. Auf dem Weg zum Informationszentrum wunderten wir uns über die vielen Menschen, die an der Straße unterwegs waren oder es sich bereits auf Campingstühlen bequem gemacht hatten, als würde hier gleich ein Umzug stattfinden. Im Besucherzentrum angekommen, schickte man uns gleich wieder hinaus mit der Information, dass in wenigen Minuten der letzte Bus zu den Ruinen fährt, weil danach die Strasse wegen einer Rallye für mehrere Stunden gesperrt wird.

Manchmal muss man Glück haben. Wir fanden noch Platz in dem Bus und hatten dann viel Zeit die Ruinen zu durchstöbern. Die Busladung hatte sich schnell auf dem Gelände verteilt, und weitere kamen ja nicht.

Leider war es ohne Vorbereitung schwierig, sich zwischen den Ruinen zurecht zu finden und sich ein Bild von der Stadt zu machen. Es gab nur wenige Erklärungen und die nur auf spanisch.

So erschloss sich uns vieles erst nach der Rückkehr ins Informationszentrum, wo es eine ausgezeichnete mehrsprachige Dokumentation gab und in Videos mit Computeranimation die Stadt regelrecht wieder zum Leben erweckt wurde.

Via Verde de la Sierra Norte

Die Radtour auf der Bahntrasse hatte uns Appetit auf mehr gemacht, und kulturell waren wir erst einmal gesättigt. Also suchten wir in der Nähe nach einem weiteren Bahntrassenradweg. Bei Casalla de la Sierra, 80 km westlich von Cordoba, wurden wir fündig. Die zum Radweg ausgebaute Trasse einer stillgelegte Erzbahn entlang des Flüsschens Hueznar, hinauf ins ehemalige Erzabbaugebiet Cerro del Hierro, war genau das, was wir suchten.

Ein einsamer Campingplatz in der Nähe des Startpunktes der Trasse bot sich als Quartier an. Mit 20 km ist der Radweg nicht sehr lang, und 250 Höhenmeter sind, verteilt auf die Strecke, auch kein Problem. Und auf dem Rückweg geht es fast ständig bergab. Die Nacht war hier in den Bergen ziemlich kühl, kaum ein paar Grad über Null. Und morgens brauchte die Sonne Zeit, ihren Weg zu uns zu finden, und die Luft soweit aufzuwärmen, dass wir uns trauten,uns auf den Weg zu machen.

Die ersten Kilometer führt der Weg unten am Fluss entlang, bevor er diesen überquert und den Bahndamm erreicht.

Ab hier ist der Weg durchgehend asphaltiert und bequem zu fahren, auch wenn es stetig leicht bergauf geht. Immer wieder sieht man an der Stecke Ruinen kleiner verlassener Gebäude, die die Natur sich langsam zurückerobert.

Nach etwa 15 km erreicht man das Gebiet der Mine, auch hier die alten  Industrieanlagen, fast alle dem Verfall preisgegeben und von der Natur überwuchert.

Lediglich die Arbeitersiedlung scheint zum Teil noch bewohnt zu sein. Und in der ehemaligen Arbeiterkantine gibt es jetzt ein Lokal für die Besucher. Wir fuhren erst einmal bis zum vermutlichen Ende des Schienenwegs, wovon noch ein Lokschuppen und die Überreste einer Rangierdrehscheibe Zeugnis ablegen.

Die Mine selbst liegt an einem karstigen Berghang, der von bizarren Spalten durchzogen ist. Am Rande der Spalten führen Wanderwege hinauf zu Aussichtspunkten, von denen man in das ehemalige Abbaugebiet hinunterschauen kann. Das ganze Gebiet gilt heute als Naturdenkmal.  Carola war der Aufstieg zu schwer, und so fuhr ich alleine den steilen Weg hinauf in eine Art Mondlandschaft in den unterschiedlichsten Rottönen, aus denen grauschwarze Felsen herausragten.

Zurück von meinem Soloausflug versuchten wir erfolglos unser Glück in der Kantine – wir hatten mal wieder nicht bedacht, dass es Sonntag war und die Spanier Ausflüge lieben. Also machten wir uns ungestärkt auf den Rückweg.

In San Nicolas del Puerte, einem kleinen Ort etwas abseits des Radweges, wäre es uns fast genauso ergangen, aber dann bekamen wir dort doch noch etwas zu essen und konnten den Rest des Weges gestärkt zurückrollen.

Panaderia Rurale

Auf unserem einsamen Zeltplatz gab es kein Brot, und so beschlossen wir, im nächsten Ort erst einmal einen Bäcker zu suchen und dann auf einem Picknickplatz zu frühstücken. In San Nicolas del Puerte, wo wir am Vortag endlich unser Mittagessen bekommen hatten, zeigte uns Google den Weg zu einer „Panaderia rurale“. Da müssten wir doch fündig werden. Das Auto liessen wir unten am Fluss stehen und gingen die angegebene Gasse hinauf, fanden aber nur einen privaten Hauseingang, dessen Tür allerdings offen stand. Erst dachten wir, wir hätten uns in der Adresse geirrt, oder Google hätte uns falsch geschickt, gingen dann aber hinein. Im winzigen Flur war eine Zimmertür zu einer Art Tresen umgebaut worden, und aus dem Obergeschoss kam auf unser Rufen hin, eine Frau herunter, klappte den Tresen zur Seite, ging hindurch und verschwand in einem Hinterzimmer. Kurze Zeit später kam sie zurück und breitete vor uns auf dem Tresen eine Musterauswahl von Broten, Brötchen und Gebäckstücken aus. Nachdem wir gewählt hatten, packte sie die Kollektion zur Seite, verschwand wieder im Hinterzimmer und kam kurze Zeit später mit unserer Auswahl, jetzt offenbar frisch aus der Backstube, zurück. Als Bonus gab es sogar noch ein Gebäckstück extra dazu!