Die Schluchtoasen von Ait Mansour

Am nächsten Morgen schien die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Von den Gewitterwolken war nichts mehr zu sehen. Bei diesem Licht entfalteten die bemalten Felsen eine ganz neue Stimmung.Ich musste erst einmal mit der Kamera losziehen und das Morgenlicht einfangen, bevor wir zu unserer geplanten Tour in die Schlucht von Ait Mansour aufbrachen.
In den Reiseführern als attraktives Ziel für Offroad-Reisende beschrieben, sollte die Strecke auf den ersten 30km auch für kleinere Wohnmobile befahrbar sein. Also los: zuerst allerdings nicht, wie erwartet, hinunter, sondern auf schmaler Asphaltstrasse von knapp 1000m hinauf auf über 1600m Höhe. Dann ging es wieder ein paar hundert Meter hinunter. DieFelswände rechts und links rückten näher und näher, bis wir in eine dicht mit alten Palmen bestandene Schlucht eintauchten. Das gestrige Gewitter hatte den Wasserstand des kleinen Flüsschens offensichtlich kurzfristig deutlich ansteigen lassen, denn die Strasse war an den Furten noch nass und verschlammt, obwohl auch im Flussbett nur noch stellenweise Wasser stand. An einer etwas breiteren Stelle war ein kleiner Parkplatz eingerichtet, wo wir unser Fahrzeug neben einem weiteren Wohnmobil, dass sich hierher getraut hatte, abstellten, um die weitere Schlucht zu Fuß zu erkunden. Rechts und links der Strasse tauchten immer wieder an die Felswand geklebte Häuser zwischen den Palmen auf. Neben der Strasse waren Palmblätter in großen Haufen aufgeschichtet. Mehrmals sahen wir Männer, die damit beschäftigt waren, die herunterhängenden, trockenen, alten Palmblätter aus den Kronen zu sägen und aufzuschichten. Offenbar hatte es hier eine lange Trockenzeit gegeben, nach dem Verhältnis der verbliebenen zu den abgesägten Blättern zu urteilen. An einem kleinen Laden, der auch ein paar Stühle auf die Strasse gestellt hatte, gönnten wir uns einen Kaffee, bevor wir wieder umkehrten. Die Straße sah bis hierhin nicht schlechter aus als vorher, und irgendwo musste das Wasser ja auch wieder aus dem Tal herausfließen, und so beschlossen wir, weiter zu fahren. Mal sehen, wie weit wir kommen.
20km später, das Tal hatte sich inzwischen geweitet, endete die Strasse an einer Querstrasse, die neu asphaltiert war. War auch hier die Offroad-Aera vorbei? Wir beschlossen, es einfach auszuprobieren und den auf unserer Karte als unbefestigte Piste gekennzeichnteten Rundweg durch 2 weitere Schluchten zurück zu unserem Ausgangspunkt weiter zu fahren. Nachdem wir weitere 10 km später die Zufahrt zur Goldmine von Akka passiert hatten, war es vorbei mit breiten ausbetonierten Furten. Die Straße hatte zwar immer noch eine Asphaltdecke, die war aber immer mehr in Auflösung begriffen. Dazwischen immer wieder mal Strecken, die offenbar neu ausgebaut waren. Nur die Furten wurden mehr und mehr zum Problem, nicht wegen des Wassers, davon war nicht mehr viel zu sehen, dafür aber umsomehr von den Auswirkungen seiner Kraft. Ausgebaute Betonfurten waren einfach weggespült worden und an etlichen Stellen mussten wir erst einmal Hand anlegen, große Steine wegräumen oder Steine aufschichten, um die Furten für unser Auto passierbar zu machen. Da wir ständig den Fluss kreuzen mussten, kamen wir nur sehr langsam vordan. So hieß es erst einmal einen geeigneten, etwas höher liegenden Platz zu finden, an dem wir ruhig über Nacht stehen konnten, ohne befürchten zu müssen, beim nächsten Regenfall von einer Flutwelle überrascht zu werden.
Die Nacht blieb aber ruhig und trocken mit traumhaftem Sternenhimmel. Morgens wurden wir wieder vom Sonnenschein geweckt. Wir beschlossen, früh loszufahren und erst in Tafraoute, versorgt mit frischem Brot, zu frühstücken. Ein paar km weiter, zwischen 2 anstrengenden Flußdurchquerungen, trafen wir einen alleine reisenden Deutschen mit ähnlichen Fahrzeug, der hier schon seit 4 Tagen sein Quartier bezogen hatte. Er erzählte uns, dass er vor 2 Tagen das Gewitter in den umgebenden Bergen beobachtet hatte, bei ihm sei aber kein Tropfen Regen gefallen. Nachts sei er dann von einem gleichmäßigen Rauschen geweckt worden und hätte im Schein der Taschenlampe gesehen, dass das vorher trockene Flussbett bereits völlig überflutet war. Schnell hätte er erst einmal seine Sachen gepackt, um sich und sein Fahrzeug im Notfall schnell auf höhergelegenen Grund retten zu können. Den Rest der Nacht hätte er damit verbracht, anhand von Markierungen den Wasserstand zu beobachten, bis er sicher war, dass dieser wieder fiel. Als es dann hell wurde, war das Spektakel vorbei und außer dem feuchten Boden deutete nichts mehr auf die Ereignisse der Nacht hin.
Wer das einmal erlebt hat, weiss, warum immer wieder davor gewarnt wird in trockenen Flussbetten sein Lager aufzuschlagen!
2 weitere Furten mussten wir noch provisorisch reparieren, bevor die Strasse deutlich anstieg. Offenbar waren wir die ersten, die nach dem Regen diese Straße befuhren. Außer einem jungen Mann, der uns mit seinem Motorrad bei einer der Furten zu Hilfe kam, war uns noch kein Fahrzeug begegnet.
Nach knapp 100km Abenteuertour stießen wir dann kurz vor dem Paß wieder auf die Strasse, die wir gekommen waren.
Jetzt hielt uns nichts mehr von unserem Frühstück ab, dass allerdings inzwischen eher ein Mittagessen geworden war. Nur ein kurzer Halt beim Bäcker in Tafraoute, dann hieß es erst einmal : frühstücken.

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