Atlantikküste

17.11.2014 – Oualidia
Wir sind wieder alleine unterwegs. Sonntag morgen, nach einem letzten gemeinsamen Frühstück, brachen alle unsere Besucher auf. Einige nach Marrakesch, um ihren Rückflug rechtzeitiig zu erreichen, einige noch mit einem Zwischenstop irgendwo in den Bergen. Bei uns dauerte das Packen etwas länger – in einer Woche hat man nach und nach doch einiges aus dem Auto herausgeholt, dass nun alles Stück für Stück wieder zurückgebracht und verstaut sein wollte. Dann hieß es auch für uns Abschied nehmen, auch wenn es schwer fiel und nach vielen Umarmungen manövrierten wir unser Auto wieder hinaus aus den engen Gassen auf die Strasse Richtung Télouet. Nachdem Gabriele und Klaus-Peter am Samstag so begeistert von der Strecke zwischen Tamdakht und Télouet erzählt hatten, die sie am Morgen gefahren waren und uns versicherten, dass sie auch für unser Fahrzeug zu bewältigen sein müsste, haben wir uns entschieden, garnicht zurück auf die Hauptstrasse zu fahren, sondern diesen Weg zu nehmen. Mit der Sonne im Rücken hatten wir einen wunderbaren Blick auf die großartige Landschaft und die kleinen Siedlungen, die an den unmöglichsten Stellen an den Hängen der Berge klebten. imageimageDie Strasse ist in diesem Abschnitt ganz neu gebaut und gut zu fahren. Die Ortschaften wirken sehr ursprünglich und haben sich offensichtlich noch nicht an den jetzt möglichen touristischen Durchgangsverkehr angepasst. Nicht wie weiter unten an der Strasse, wo überall Hotels, Restaurants und Cafés um Kundschaft werben. Teilweise erinnerten uns die Orte an Bergdörfer in Nepal. Je höher man kommt, desto mehr verschwindet die Lehmbauweise des trockenen Südens und wird ersetzt durch Steinbauten. Es wird auch wieder grüner und auf den Berghängen tauchen mehr und mehr Bäume und Sträucher auf. Offenbar schaffen es die Wolken manchmal bis hierher über die Berge Regen zu bringen. In Télouet angekommen hat man das Gefühl in einem ganz anderen Land zu sein. Auf dem Hinweg über die Berge vor 6 Wochen ist uns das nicht so krass aufgefallen wie jetzt hier. Die berühmte Kasbah der Glaoui, die hier steht, hat außer dem Namen nichts gemeinsam mit den typischen Kasbahs des Süden. Aus Bruchstein gebaut, verwinkelt, mit vielen Türmchen, wirkt sie eher wie eine mittelalterliche Ritterburg aus Europa. imageimageDer Ort wirkt ärmlich und rauher. Man sieht ihm an, dass es hier auf 1700m Höhe sehr nass und kalt werden kann. Nach einem Omelett Berbère in einem der kleinen Straßenlokale fühlen wir uns gestärkt den bisher höchsten Pass auf unserer Reise zu überqueren und den Hohen Altlas hinter uns zu lassen.image In abenteuerlichen Serpentinen geht es hinauf auf 2250m und auf der anderen Seite wieder hinunter. Bei etwa 2000m stoßen wir dort von oben in die Wolkendecke hinein und es wird regelrecht dunkel. imageDie nächsten 1000 Höhenmeter geht es nur im Schritttempo mit Warnblinkanlage und voller Beleuchtung weiter hinunter. Dichter Nebel und Nieselregen und Temperaturen unter 10 Grad sind keine guten Voraussetzungen für eine Fahrt auf dieser schmalen, wenig gesicherten Passstrasse. Wir kommen aber heil hinunter, der Himmel lichtet sich und das Thermometer steigt wieder auf freundliche Werte, als wir in der Ebene von Marrakesch auf 400m Höhe ankommen. Dank Navi durchqueren wir stressfrei die Millionenstadt und finden 10 km nördlich den komfortablen Campingplatz, wo wir unser Auto in Ruhe vom Wüstenstaub befreien können und bei der Gelegenheit gleich Bilanz bei unseren Vorräten machen. Nur wenige Kilometer vom Campingplatz entfernt gibt es nämlich einen großen Marjane Supermarkt, der alles hat, was es sonst hier nicht gibt, allerdings auch zu teilweise exotischen Preisen. Mit aufgefüllten Vorräten geht es am nächsten Morgen knapp 200km nach Nordwesten an die Atlantikküste, wo wir in der Nähe eines kleinen Fischerdorfes noch ein paar Tage ausspannen wollen, bevor wir die Rückreise nach Hause antreten. Aus dem trockenen Süden kommend, finden wir hier alles viel grüner, auch wenn die meisten Felder um diese Jahreszeit auch hier nur kahle Erde zeigen. Man erkennt aber, dass hier intensiv Landwirtschaft betrieben wird und auch die Bewässerungssysteme einen intakteren und gepflegteren Eindruck machen und vor allem auch Wasser führen! Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir unser Ziel und endlich darf Merlin wieder am Strand herumtoben – Sand ist eben doch nicht gleich Sand! imageDie Dünung ist hier am offenen Meer recht kräftig und donnert an unserem Übernachtunspatz recht lautstark auf die Felsen, die sich hier mit Sandabschnitten abwechseln. Mal sehen wie wir da schlafen können….
Manfred

1 thought on “Atlantikküste

  1. Lieber Manfred, liebe Carola,
    das sind ja eindrückliche und lebendige Berichte sowohl vom denkwürdigen Geburtstag wie von den Tagen danach und der Fahrt. Jetzt macht ihr also noch ein paar Tage Atlantikurlaub. Ich wünsche euch gute Entspannung und eine angenehme Weiterfahrt.
    Übrigens waren Bekannte von mir auch nach Marrakesch geflogen und dort in der Region unterwegs, die Welt ballt sich da anscheinend derzeit (manche sagen, das sei die einzige Region bzw. das einzige Land im arabischen Raum, in das sie derzeit fahren würden).
    Eure letzten Texte habe ich immer runtergeladen und Mutter vorgelesen bzw. die Bilder gezeigt (via Laptop), kommenden Mittwoch mache ich das auch wieder.
    Liebe Grüße
    Heinz

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