Archiv der Kategorie: Manfred

Ankunft in Marokko

Cap Spartel, Herkulesgrotten
Endlich ist Schluss mit der ewigen Fahrerei! Nach 4 Tagen Fahrt und 3000km sind wir gestern Mittag in Algeciras aufs Schiff gefahren und nach 1,5 Std. Überfahrt bei starkem Wind und entsprechendem Seegang in Ceuta auf afrikanischem Boden angekommen. Von der Fähre ging es direkt zum Grenzübergang, da wir die durch die Flüchtlingsdramen aus den Medien bekannte spanische Enklave schnell hinter uns lassen wollten. Die Grenzabfertigung war problemlos in einer guten Stunde geschafft und so konnten wir das doch sehr bedrückende Grenzgebiet hinter uns lassen und Richtung Tanger aufbrechen. Unser erstes Quartier wollten wir bei den Herkulesgrotten am südlichen Stadtrand von Tanger aufschlagen. Eigentlich wollten wir die Stadt Tanger ja umfahren, aber irgendwie landeten wir doch prompt mitten im Marktgewimmel und konnten uns nur im Schritttempo durchkämpfen. So bekamen wir, kaum angekommen gleich eine volle Dosis arabisches Leben mit.
Die Grotten waren dann wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, aber der Campingplatz war ruhig und wir genossen die ( kalte) Dusche und leerten die Flasche Cidre, die wir beim Kauf der Fährtickets als Präsent bekommen hatten auf unsere Ankunft in Marokko.

Manfred

Asilah

Moulay Busselham, 3. Oktober
Nach der doch etwas anstrengenden Fahrerei haben wir uns ein paar Tage Ruhe verdient. Die Lagune von Moulay Busselham schien uns der geeignete Ort dafür. Auf dem Weg dorthin machten wir aber noch einen Zwischenstop in der malerischen Hafenstadt Asilah. image
Die von einer Festungsmauer umgebene Altstadt wirkt regelrecht herausgeputzt mit ihren weiß und blau gestrichenen Häusern und scheint ähnlich wie Essaouira ein Künstlertreffpunkt zu sein. Viele Hausfassaden sind in den unterschiedlichsten Stilrichtungen bemalt. Die Altstadt ist sozusagen eine einzige große „open air“ Galerie.imageMerlin war das Ganze noch nicht geheuer und er war froh, als wir wieder aus den engen Gassen mit den ganzen fremden Geräuschen und Gerüchen heraus waren.

image
So war er auch froh, als wir dann unser vorläufiges Ziel an der Lagune von Moulay Busselham erreicht hatten und dort einen ruhigen schattigen Platz zum Ausruhen vorfanden.

Manfred

Volubilis

Volubilis liegt in der Nähe der Königsstädte Meknes, Fes und der heiligen Stadt Moulay Idriss und ist wohl die bedeutendste römische Ausgrabungsstätte in Marokko. Seit 1979 zählt sie um UNESCO Weltkulturerbe. Die Ruinen liegen an einem flachen Berghang mit einem wunderbaren Blick in die weite Ebene voller Olivenbäume und auf die weiter in den Bergen liegende Stadt Moulay Idriss.
Blick auf Moulay IdrissErstaunlich sind die vielen erhaltenen Bodenmosaiken und Wasserbecken in vielen Häusern. Die alten Römer wussten offenbar, wie man sich so weitab von Zuhause das Leben angenehm gestaltet.
Volubilis Mosaik
Merlin fand es hier auch ganz gut, denn er konnte stundenlang frei zwischen den Ruinen herumstromern und sich ab und an mal von ganzen Reisegruppen bewundern und kraulen lassen.

Nachdem die Sonne soweit gesunken war, dass man es wagen konnte Merlin im im Schatten geparkten Auto zu lassen, fuhren wir die paar Kilometer hinüber nach Moulay Idriss, dem wohl wichtigsten Pilgerort Marokkos. Es heißt, dass 7 Besuche hier einer Pilgerreise nach Mekka gleich zu setzen sind. Ziel der Pilger ist das Grabmal von Moulay Idriss I, des Gründers der marrokanischen Dynastie und damit des ersten marrokanischen Staates. Leider ist das Heiligtum und die Moschee für Nichtmuslime nicht zugänglich und so konnten wir nur durch das Tor einen Blick hinein werfen und über den davor liegenden Platz schlendern, unter dessen Arkaden dutzende Devotionalienhändler ihre Stände hatten und Kerzen in allen Größen und was Pilger sonst noch so als Erinnerung an ihre Pilgerreise nach Hause mitbringen, anboten. Eingang zum Grabmal von Moulay IdrissNach einem aufmunternden echten Lavazzo Cappucino in einem Cafe in der Stadt ging’s durch die Gassen zurück zum Auto und dann weiter Richtung Azrou zu unserem anvisierten Übernachtungsziel.

Manfred

Es lohnt sich, auch mal in die etwas älteren Artikel zu schauen, das ich Bilder oft erst zu einem späteren Zeitpunkt einfügen kann….

Viel Spaß beim Lesen

Manfred

Fortsetzung Azrou

7. Oktober 2014

Der Platz unter den Kirschbäumen gefiel uns so gut, dass wir beschlossen, 2 Nächte zu bleiben und den Tag für einen Ausflug in die umliegenden Berge zu nutzen. Dort konnten wir Merlin mal wieder freien Auslauf gönnen.
Azrou liegt unmittelbar am Rande des mittleren Atlas und in der Umgebung gibt es regelrechte Skigebiete der reichen Marokkaner. Die Stadt Ifrane, 17km von Azrou entfernt, ist das Zentrum des Wintersports und wirkt eher wie ein europäischer Bergort aus dem Elsass oder dem Schwarzwald.
Jetzt im Oktober wirkt die Landschaft allerdings noch nicht winterlich. Die Sonne brennt noch ganz ordentlich, und entsprechend ist alles sehr vertrocknet. Nur in einigen Kraterseen findet man noch etwas Wasser und Grün darum herum. Die Wälder bestehen aus kleinen Bergeichen und in höheren Lagen Zedern, die teilweise sehr alt und mächtig wirken. Die offenen Flächen dazwischen sind zur Zeit eher Staub und Geröllwüsten.Zedernwald

Abends, zurück im Camp, genossen wir die heiße Dusche (das warme Wasser kommt hier aus einem mit Holz beheizten alten Badeofen) und anschließend die vom netten, perfekt deutsch sprechenden Platzbesitzer für uns zubereiteten Forellen. Ein echte Leckerbissen!

Manfred

Oasengärten im Ziztal

17. Oktober 2014 – Wieder auf Achse
Nach 5 Nächten in der Wüste fiel es uns richtig schwer, wieder unsere Sachen zusammen zu packen. Man kann sich an das Leben gewöhnen: morgens vor Sonnenaufgang aufstehen, in die Sanddünen hineinlaufen und auf dem Kamm einer Düne sitzend zuzusehen, wie die Sonne sich langsam Düne für Düne erobert. Dann im Schatten einer Dattelpalme ausgiebig frühstücken und anschließend mit Handtuch und Buch in den Schatten der Olivenbäume am kühlen Pool. Nachmittags, wenn die Sonne an Kraft verloren hat, ein wenig die Umgebung erkunden und anschließend, rechtzeitig zur Abendvorstellung, wieder einen guten Platz auf den Dünen suchen. Dinner bei Kerzenschein am Pool und anschließend Sterne bestaunen, bis man vor Erschöpfung ins Bett fällt.
Das Wetter hat sich in den letzten Tagen beruhigt: absolut klarer Himmel und nur am frühen Morgen ein leichter Wind. Das Thermometer sinkt nachts auf ca. 20 Grad und steigt im Laufe des Tages langsam auf 30 – 35 Grad an. Da die Luftfeuchtigkeit aber nur ca. 20% beträgt, nimmt man die Temperatur nicht so wahr. Nachteil des schönen Wetters ist, dass die Dramatik der Sonnenauf- und -untergänge doch deutlich nachgelassen hat.

Heute Morgen sind wir dann wieder ca. 100 km zurück Richtung Norden gefahren, allerdings soweit möglich nicht auf der Nationalstrasse, sondern auf kleinen Straßen durch die Palmenoasen des Oued Ziz. Hier kommt man sich noch vor wie auf einer Zeitreise. Die Orte sind festungsartig aus Lehm und Stroh erbaut, teilweise mit Ornamenten verziert und haben nur wenige Zugangstore, die in das Labyrinth der engen, teilweise überbauten Gassen führen. imageOhne ortsvertrauten Führer ist es schwierig, sich zu orientieren. Die Durchgänge sind teilweise sehr dunkel und man hat keine Vorstellung in was man gerade hineinläuft.image In Maadid, einem dieser Ksour, ist es uns auch zum ersten Mal begegnet, dass eine Horde Kinder so aufdringlich wurde, dass weder energisches Auftreten, noch das Eingreifen in der Nähe befindlicher Erwachsener uns von der Plage befreien konnte. Da hilft dann nur noch den Rückzug anzutreten. 

Unser Nachtlager haben wir etwas weiter in den Bergen, im hier schon enger werdenden Ziztal im Camp einer netten Berberfamilie bei Aoufous aufgeschlagen. imageBeim Abendspaziergang haben wir uns prompt in den fast urwaldartigen Palmengärten verlaufen und uns fest vorgenommen, morgen ein GPS mitzunehmen, damit uns das nicht noch einmal passiert.

Manfred

Straße der Kashbas

21. Oktober 2014 – Oase Tinerhir und Todraschlucht

Wir haben den Tafilalet hinter uns gelassen und fahren am Südrand des Atlas Richtung Westen entlang der Straße der Kashbas. Einen Tag lang sind wir noch durch die Oase des Ziztals gewandert, diesmal ohne uns zu verirren, dank GPS.image
Zur Zeit ist Dattelernte und wir treffen immer wieder auf Bauern, die ihre mit Dattelbündeln beladenen Esel über die schmalen Pfade treiben. Obwohl wir ja mitten durch ihre Gärten trampeln, sind die Menschen sehr freundlich: Nach dem obligatorischen Austausch von Begrüßungen werden wir immer wieder aufgefordert, uns einfach zu nehmen, was wir wollen. Die Frauen winken Carola gerne zu sich heran und wollen ihr am liebsten ganze Dattelbüschel mitgeben. Dazu wird viel geredet, ohne dass wir irgend etwas verstehen. Irgendwann stoßen wir auf eine kleine Strasse, die in einen Ort auf der anderen Seite des Flusses führt. Prompt tauchen auch ein paar Kinder auf und Merlin wird sofort nervös und will nur noch weg. So verzichten wir auf den Besuch des Ortes und laufen zurück.
Am nächsten Morgen fahren wir die schon bekannte Straße weiter zurück bis Errachidia und biegen dort nach Westen ab in Richtung Goulmima. Die Straße führt durch flache, staubige Geröllwüste, in der Ferne im roten Dunst die Silhouette der Berge. In Goulmima wollen wir uns einen alten Ksar anschauen, der zur Zeit mit Mitteln der UNESCO restauriert wird. Ksar BoulmalmeKaum halten wir in der prallen Sonne, werden wir sofort angesprochen, ob wir einen Führer wollen. Wir wollen schon, denn ohne Führer sollte man nicht hineingehen, aber Englisch oder Deutsch sollte er sprechen können. Nach einigem Palaver auf Französisch wird schließlich jemand gerufen, der Englisch versteht und dem wir klar machen können, dass wir zuerst einen Schattenplatz für unser Auto brauchen. Merlin muss im Auto bleiben – er würde sicher keine 10 Schritte in den dunklen Ksar hineinlaufen.Ksar Boulmalme
Sofort werden wir mit unserem Auto in eine überbaute Gasse dirigiert, wo wir es einfach stehen lassen sollen – alles überhaupt kein Problem – und so kann der Rundgang beginnen. Unser Führer entpuppt sich als freundlicher, kompetenter Begleiter, der uns viel über das Leben in einem Ksar erzählt, uns durch die verwirrenden teilweise stockdunklen Gassen führt und erläutert, wie so ein Ksar aufgebaut ist. Die ehemaligen Bewohner haben den Ksar verlassen und außerhalb neue Häuser gebaut, denn im Ksar gibt es keine Kanalisation und kein fließendes Wasser. Trotzdem ist der Ksar bewohnt, denn für die Berber aus den kleinen Dörfern bietet sich hier eine kostenlose Wohnmöglichkeit nahe der Stadt, die sie gerne nutzen, besonders wenn sie Mädchen haben, die zur Schule gehen sollen, denn auf den Dörfern gibt es keine Schulen für Mädchen. Es gibt 2 Brunnen, die für die etwa 3000 Bewohner die einzige , aber kostenlose Wasserversorgung sind. Strom ist das einzige, was die Bewohner selbst zahlen müssen.

Ksar Boulmalme
Nach einem kleinen Rundgang durch die hinter dem Ksar beginnende Flussoase verabschieden wir uns von unserem netten Führer und und bugsieren unser Auto wieder rückwärts aus der überbauten Gasse heraus.
In Goulmima halten wir uns nicht weiter auf, sondern fahren gleich weiter Richtung Tinerhir und Todraschlucht. Noch einmal geht es 60 km durch die Gröllwüste, nur unterbrochen durch eine merkwürdige Ortschaft, die sich mitten im Nichts kilometerlang entlang der Straße hinzieht und wirkt wie eine afrikanische Variante eines Ortes im Wilden Westen. Rechts und links der Strasse je eine Reihe Häuser, teilweise mit schönen Fassaden, Werkstätten, Cafes und ein paar Geschäfte, dahinter nur Sand und Geröll. Wir nähern uns den Bergen wieder und endlich kommen wir an eine Abbruchkante in der flachen Ebene und es geht in ein paar Serpentinen hinab Tal der Todra mit riesigen Palmenhainen.Todra Oase
Da es inzwischen später Nachmittag ist, biegen wir noch vor der eigentlichen Stadt Tinerhir von der Hauptstrasse ab auf eine Nebenstrasse, die uns den Fluss entlang in die Berge und zu unserem Übernachtungsziel am Eingang der Schlucht führen soll. Das Panorama entlang der Oase ist grandios, unten das dichte Grün der Palmen und darüber in die roten Felsen hineingebaut immer wieder alte, zum Teil verfallene Lehmburgen. Todra OaseNach 9 km erreichen wir unser Ziel, suchen uns einen Schattenplatz, bestellen uns eine Tajine zum Abendessen und machen noch einen kleinen Abendrundgang zu Erkundung der Umgebung.
Am nächsten Tag gehts erst einmal zurück in die Stadt, denn es ist Markttag und das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Wo der Markt stattfinden ist leicht zu finden, denn die Verkehrsdichte nimmt kurz davor dramatisch zu und so suchen wir uns einen Platz fürs Auto und ziehen los ins Marktgetümmel. Am Eingang der großen ummauerten Freifläche haben ein paar Hufschmiede ihre Stände aufgebaut. die Meisten kommen zwar inzwischen mit motorisierten Fahrzeugen, aber es gibt doch auch noch einige Pferde, Maultiere und Esel und sie haben offenbar gut zu tun. Auf dem Marktgelände wird alles gehandelt, was die Menschen auf den Dörfern so gebrauchen können, von Ost und Gemüse bis zur Polstergarnitur.Souk in Tinerhir
Wir schlendern durch die Marktstände,werden ab und zu freundlich gegrüßt, aber ansonsten eher verstohlen neugierig angeschaut. Viele Touristen haben sich hier offenbar noch nicht sehen lassen, obwohl die Stadt als Zugang zur Todraschlucht ein Touristenzentrum ist.Souk in Tinerhir
Gesättigt mit Marktbildern schauen wir uns noch etwas in der Stadt um und frischen unsere Vorräte in einem kleinen Supermarkt mit den Dingen auf, auf die wir nicht gerne verzichten, die es in den kleinen Kramläden überall an den Straßen aber nicht gibt.
Heute geht es dann nach einem gemütlichen Frühstück in die Todraschlucht. Zu früh loszufahren lohnt nicht, denn die Sonne schafft es erst spät am Vormittag in die Tiefen der Schlucht. Bereits nach ein paar km haben wir die engste Stelle erreicht und man meint, hier kann es wirklich nicht mehr weiter gehen. Die Felswände sind senkrecht mehrere 100 m hoch und rücken mehrmals auf etwas 10 m zusammen. Die Straße verläuft praktisch im Flussbett, denn mehr Platz ist nicht da.Todra Schlucht
Zwischen den vielleicht 1km auseinander liegenden Engstellen windet sich die Schlucht mehrmals und wird etwas breiter, sodass genug Platz für ein kleines an die Felsen geklebtes Hotel ist und man sogar einen Wendeplatz für die Touristenbusse einrichten konnte. Der gesamte Abschnitt der Schlucht zwischen den beiden Engstellen ist ein einziger Souvenirmarkt. Wider Erwarten bleiben wir aber völlig unbehelligt als wir anhalten und aussteigen. Offenbar gibt es lohnendere Kundschaft.Todra Schlucht
Auch auf der weiteren Fahrt durch die Schlucht bis nach Tamtatouchte ist nichts zu sehen von aufdringlichen Kindern und lästigen Händlern, wie in vielen Reisebüchern beschrieben. Im Tamtatouchte landen wir ungeplant auf einem kleinen Berbermarkt, der hier erst vor ein paar Wochen neu eingerichtet wurde, damit die Menschen zum Einkaufen nicht mehr die 25km durch die Schlucht bis Tinerhir fahren müssen.Souk in Tamtatouchte
Hassain ein Berber, der ganz gut englisch spricht und auf dem Markt frisch gepressten Orangensaft verkauft, begleitet uns über den Markt und erzählt uns darüber. Auch er hat angefangen neben seinem Haus eine kleines Camp für Touristen aufzubauen, sozusagen noch mit Familienanschluss. Wir wollen nicht in Tamtatouchte bleiben, obwohl es hier oben mehrere Campingmöglichkeiten gibt. Da wir den Rückweg durch die Schlucht erst im späten Nachmittagslicht antreten wollen, gönnen wir uns ein leckeres Mittagessen als einzige Gäste in einem kleinen Lokal im Ort.
Dann gehts noch einmal in die Schlucht hinunter. Man kann hier nur Schritttempo fahren, denn der Fluss hat die Straße arg ramponiert und teilweise fährt man eher in Flussbett. Aber es ist praktisch kein Verkehr und so kann auch der Fahrer die Landschaft genießen. Noch einmal Halt in der Engstelle im Abendlicht, und auf einmal wird es regelrecht voll, denn 2 Reisebussen sind gekommen und haben ihre Passagiere in der Engstelle ausgesetzt. Todra SchluchtSo haben die Händler ihr Abendgeschäft, wir sitzen im Flußbett und schauen zu und Merlin planscht im kalten Quellwasser, das hier in der Engstelle dem Flusslauf um diese Jahreszeit wenigstens etwas Wasser beschert.

Manfred

Tal der Rosen

26. Oktober 2014 – Bou Thrarar
Gestern ging es wieder zurück nach Boulmalne du Dadės. Noch einmal die Serpentinen rauf und runter. Diesmal hielten wir in Ait Arbi und liefen über die schmale Brücke hinüber in den kleinen Ort, um uns die alten Kasbahs aus der Nähe anzusehen, die uns schon auf dem Hinweg aufgefallen waren.

Kasbah Ait Arbi
Kasbah Ait Arbi

Als wir so um die alten Gemäuer herumliefen und einen möglichen Eingang suchten, sprach uns ein junger Mann an und erbot sich, uns herumzuführen. Er sprach leider nur ein paar Brocken Französisch und so bekamen wir nur magere Erklärungen in einer Mischung aus einem Berberdialekt und ein paar Brocken Französisch. Die Kasbah gehört danach seiner Familie, die aber inzwischen in mehreren neuen Häuser in der Nachbarschaft wohnt. Es wurden wohl schon mehrere Versuche begonnen, das Gebäude zu restaurieren und als Museum herzurichten. Bisher sind aber wegen Geldmangel nur einige grundlegende Sicherungsarbeiten am Dach erfolgt. So mussten wir im Dunklen die zerfallenen Treppenstufen hinaufsteigen, um in die oberen Etagen und auf das Dach zu gelangen, bekamen aber dafür einen Eindruck vom ursprünglichen Aufbau eines solchen Gebäudes. Die Aktion wäre fast daran gescheitert, dass sich im Treppenturm eine wilde Hündin mit ihren Jungen eingerichtet hatte. Glücklicherweise gab es einen zweiten Treppenturm, der allerdings in noch schlechterem Zustand war. So kamen wir dann doch nach oben. Kaum vorstellbar, dass hier noch vor 50 Jahren bis zu 10 Familien gewohnt haben.Kasbah Ait Arbi 2
Kasbah Ait Arbi 3Zurück an der Hauptstrasse fuhren wir noch einmal ins Zentrum von Boulmalne du Dadės, schlenderten über den Markt und durch die umliegenden Strassen und suchten uns einen Platz auf der schattigen Dachterasse eines kleinen Lokals mit Blick auf den zentralen Platz vor dem Souk, um von dort, die unten ablaufende Vorstellung, bei frisch gepresstem Orangensaft und einer Tajine anzuschauen.Boulmalne du Dadès 1
imageAb hier wendet sich der Dadės nach Westen entlang der Berge und so erscheinen die 25km bis nach El-Kelaa M’Gouna fast wie ein einziges Straßendorf. Die Gegend hier wird als Tal der Rosen bezeichnet, weil hier eine bestimmte Damaszener Rose wächst, deren Blüten im großen Stil zur Destillation von Rosenwasser verwendet werden. Jetzt, Ende Oktober, ist davon aber, abgesehen von vielen Läden, die Rosenduft in allen möglichen Darreichungsformen anbieten, nicht viel zu sehen. Wieder geht es hinein in die Berge. Leider führt die einzige asphaltierte Strasse erst einmal weg vom Tal des M’Gouna hinein in die kahlen Berge. Nach ca. 15km findet die Strasse aber auf 1600m Höhe doch wieder den Weg ins Flusstal und man befindet sich in einer, vom Tourismus noch weitgehend unberührten Berglandschaft mit kleinen Dörfern, wo unten am Fluss die Frauen Wäsche waschen und zum Trocknen in den Weiden und Rosenbüschen ausbreiten.
Wir sind auf gut Glück hier hinaufgefahren, ohne zu wissen,ob es hier einen geeigneten Übernachtungsplatz gibt. In Bou Thrarar halten wir an einer kleinen Herberge, deren Zufahrt aber bestenfalls für PKW taugt, um uns nach einem Stellplatz zu erkundigen. Bevor wir eine Auskunft erhalten, müssen wir im wunderschönen Innenhof Platz nehmen und einen Tee trinken, wie das hier so üblich ist. Während wir unseren Tee trinken, kommen mehrere Franzosen mit ihren Trekkingrädern in den Innenhof, offenbar auch eine Alternative den Hohen Atlas zu erkunden. Sie waren wohl mit kundigem Bergführer und Allrad-Begleitfahrzeug unterwegs und wollten hier Quartier beziehen.
Nachdem wir unseren Tee getrunken haben, werden wir an eine nette Familie verwiesen, die oberhalb des Ortes am Berghang eine Kasbah als Hotel betreibt und davor einen kleinen Stellplatz für Wohnmobile eingerichtet hat. Die Auffahrt ist nicht asphaltiert und für unser Auto gerade noch zu schaffen, die Aussicht von dort aber einfach toll. Nach dem Abendessen sitzen wir noch lange auf der Terrasse vor dem Haus und versuchen uns in musikalischer Verständigung mit einem der Söhne, der seine verstimmte Gitarre hervorholtund völlig fasziniert von meiner Drehleier ist.
Am nächsten Morgen fällt der angekündigte spektakuläre Sonnenaufgang wegen dichter Wolken aus, aber dafür giebt es Frühstück vom Haus mit frischen Pfannkuchen und Feigenmarmelade. Danach verabschieden wir uns schweren Herzens von den netten Menschen, die auch Merlin ins Herz geschlossen hat, denn er durfte überall frei herumlaufen und nutzte das auch weidlich aus.
Bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen, erkunden wir noch den alten Ortskern mit seinen, leider auch dem Verfall preisgegebenen, alten Kasbahs und fahren die Strasse noch ein paar Kilometer weiter, um zu sehen, ob sie hier tatsächlich endet und nur als Piste weitergeht. Die Bautätigkeit scheint aber weiter vorangekommen zu sein, als nach den Routenbeschreibungen zu erwarten war. Es war kein Ende des Asphalts abzusehen und so machen wir trotzdem kehrt, denn wir haben uns vorgenommen noch bis Agzd ins Draâtal vorzustoßen. Die weitere Etappe über Skoura nach Ouazzarzate wollenwir uns für gemeinsame Exkursionen mit unseren Besuchern Mitte November aufheben und so fahren wir, nachdem wir unsere Bargeldvorräte in El-Kelaa M’Gouna aufgefrischt haben und in der einzigen Pattisserie ein paar Leckereien erworben haben, durch bis in den Palmenhain von Agzd und beziehen Quartier im Palmenhain eines der letzten Nachfahren des Kaid Si Ali dessen Familie für 400 Jahre bis in die 40er Jahre des 20ten Jahrhundert als Vertreter des Sultans hier geherrscht haben.Kasbah Caid Ali

Manfred

 

Drâatal

31. Oktober 2014 – Amezrou
4 Tage ist der letzte Eintrag her, da gibt es einiges nachzuholen. Ich will mal versuchen zu rekapitulieren: 3 Tage sind wir in Asslim im Palmenhain an der Kasbah von Caïd Ali geblieben, haben gefaulenzt, sind kreuz und quer durch die Palmengärten der Flussoase gelaufen, haben Entdeckungstouren im verlassenen Ksar, dem alten, aus Lehm erbaute Wehrdorf unternommen und natürlich die Kasbah besichtigt. Kasbah Caid Ali 4Kasbah Caid Ali 9Kasbah Caid Ali 7Gaelle, die französische Frau des jüngsten Enkels des letzten Caïd, hat sich viel Zeit für uns genommen und uns viel über die Familie, die Geschichte der Caïds und das Leben in solch einer Kasbah erzählt. Und das auf sehr nette Weise in Deutsch mit französischem Akzent. 2 Tage waren wir dort praktisch die einzigen Gäste. Die Touristensaison ist dieses Jahr überall im Land sehr mager ausgefallen. Gaelle meinte, dass die ständig anfallenden Renovierungsarbeiten zur Erhaltung des 250 Jahre alten, aus Lehm erbauten Gebäudekomplexes deshalb zur Zeit, wegen fehlender Einnahmen aus dem Gästebetrieb, ruhen müssen. Aber Allah hatte wohl ein Einsehen, denn am 3. Abend tauchte unverhofft zuerst der rote Truck von Rotel-Tours mit 20 deutsche Gästen auf, eine halbe Stunde später zwei große Offroad Trucks aus Frankreich, und in der Dämmerung noch drei weitere Jeeps. Bei Gaelle wurden wir auch 2 weitere alte Auto-Verbandskästen los, die wir zum Verschenken mitgenommen hatten. Den ersten Verbandskasten hatten wir bereits im Dadèstal einem netten Marokkaner überlassen, der sich sehr darüber gefreut hatte.
Nachdem wir so viel über die Caïds des Drâatals erfahren hatten, gehörte die Fahrt zum nicht weit entfernten alten Ksar Tamnougalt mit dem Stammsitz der Familie von Caïd Ali zum Pflichtprogramm. Insbesondere, da der Ksar noch bis in die 60er Jahre bewohnt war; die letzte Karawane soll hier Ende der 60 Jahre durchgezogen sein. Heute leben hier nur noch 20 Familien mit etwa 180 Personen. Das ist alles, was vom alten Verwaltungszentrum und wichtigen Karawanenhandelsplatz mit ehemals knapp 10.000 Einwohnern übrig geblieben ist, nachdem die Caïds mit der französischen Kolonisierung ihren Einfluß verloren, da sie bis zuletzt zum Sultan gehalten hatten. Tamnougalt 11Wichtigste Einkommensquelle der Einwohner ist, neben den Touristen, die Filmindustrie, die gerne hier dreht, wenn eine alte Karawanenstadt benötigt wird. Auch ‚Himmel über der Wüste‘ von Paul Bowles wurde von Bertolucci hier gedreht. Wir hatten Glück und fanden einen sehr netten Führer, über dessen hervorragende Kenntnisse der marokkanischen Geschichte wir uns nur wundern konnten. Er sprach sehr gut Englisch, ohne es jemals in der Schule gelernt zu haben. Dazu noch Französisch, Arabisch und die Sprache der Mezgita-Berber.
Als Mitglied einer der hier verbliebenen Familien kannte er den Ksar natürlich bestens. So konnten wir neben der alten Kasbah des Caïd noch 2 weitere erhaltene Kasbahs, das alte Judenviertel, die Mellah, die Karawanserei und auch die alte Moschee anschauen. Tamnougalt 1Tamnougalt 3Tamnougalt 5Tamnougalt 13Gerade als wir auf der Dachterasse einer Kasbah standen und das tolle Panorama bewunderten, gab es ein dumpfes Geräusch und unser Guide schaute sich etwas besorgt um, sagte aber nichts. Später, als wir im einzigen Lokal des Ortes noch einen Tee tranken und etwas aßen, entschuldigte er sich und verschwand für eine Weile. Als er zurück kam, erzählte er, dass bei einer der noch bewohnten Kashbahs, die wir kurz vorher besucht hatten, eine Wand eingestürzt war, als wir das Geräusch hörten. Glücklicherweise sind keine Menschen zu Schaden gekommen, aber mehrere Ziegen und Schafe, die auch in den Räumen gehalten werden, sind wohl von der einstürzenden Wand erschlagen worden. Für die betroffene Familie bedeutet das ein großes Unglück, dass sie ohne die Hilfe der Dorfgemeinschaft nicht bewältigen kann. Unser Guide meinte jedoch, dass in solch einem Fall hier noch alle Familien zusammenhalten und jeder etwas dazu beiträgt, den Schaden abzumildern und beim Wiederaufbau zu helfen. Um so mehr freute er sich auch, als wir uns bei seiner Entlohnung ungewohnt großzügig zeigten.
Nachdem wir unser Auto wieder durch die engen holperigen Gassen aus dem Ksar herausmanövriert hatten, ging es weiter durch das Drâatal nach Süden Richtung Zagora. Tamnougalt 14Das Drâatal zwischen Agdz und Zagora ist landschaftlich wirklich sehr schön. Die Straße verläuft entweder im Flusstal, oder am Rande und obwohl der Fluß bereits in Agdz kein Wasser mehr führt, wirkt es hier viel grüner als im unteren Dadèstal. Außerhalb des Flusstals weitet sich die Landschaft jetzt auch und man merkt, dass man sich der Wüste nähert. Zagora, früher Garnisonsstadt und letzter Karawanenhandelspunkt vor der Wüste, ist jetzt geprägt vom Wüstentourismus und Ausgangspunkt für Allrad oder Kameltouren in die großen Sanddünen des Erg Chegaga. Die Touren beginnen aber eigentlich erst im 90 km entfernten M’Hamid, wo die asphaltierte Strasse endgültig endet. Noch vor 15 Jahren endete die zivilisierte Welt jedoch am Südende von Zagora an dem berühmten Wegweiser:
=> Timbuktu 52 Tage
der heute im Museum steht ( eine Kopie auch im Zoo Hannover im Afrika- Gehege).Tibouctou
Unser erstes Quartier bezogen wir bei einem Musiker am Nordende der Stadt, dicht am Palmenhain und den ersten Sanddünen. Zagora 1Zagora 9Da uns der Platz aber etwas eng war, und es mit der Musik am ersten Abend auch nichts wurde, zogen wir heute morgen weiter in die Oase hinein, nachdem wir die Einkaufsmöglichkeiten von Zagora ausgeschöpft hatten. ( es gab sogar mal einen richtigen, dem holländischen Gouda ähnlichen Käse… bisher beschränkte sich die Käseauswahl auf verschiedene Geschmacksvarianten von Schmelzkäse der Sorte ‚La vache qui rit‘).
Hier in Amezrou werden wir wohl ein paar Tage bleiben, bevor wir uns wieder Richtung Norden auf den Weg machen. Der Platz unter hohen Dattelpalmen ist groß genug für Merlin, und wir sind noch die einzigen Gäste….
Bei unserer Ankunft wurden gerade Dattel geerntet, zumindest für einen der Beteiligten eine halsbrecherische Aktion, denn er muss ohne jegliche Sicherung hinauf in die Krone klettern, die schweren Fruchtstände mit der Machete abhacken und sie hinunterwerfen. Die anderen breiten unten lediglich ein großes Tuch aus und sammeln auf, was beim Aufprall der bis zu 10kg schweren Fruchtstände in alle Richtungen davonfliegt. Bei unserer Ankunft wurde die Arbeit erst einmal unterbrochen und gemeinsam der beste Platz für unser Auto ausgesucht. Kaum stand es dort, wurde ein großer Palmteppich davor ausgebreitet, ein Tisch und Stühle für uns aufgestellt und ein Tee serviert.Zagora 13 Zagora 4imageNachdem der erste Tee ausgetrunken war, ging unser Gastgeber wieder zu den Männern an die Arbeit und wir durften zusehen und Tee trinken. So läßt es sich sicher ein paar Tage aushalten……

Manfred