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Aid al-Adha

5. Oktober 2014 Das Opferfest
Man sagt ja „Reisen bildet“ , aber manchmal kann es auch von Vorteil sein, sich im Voraus etwas intensiver mit der Religion und der Kultur des Reiselands zu beschäftigen.
Dann hätte man nämlich gewußt, das dieses Jahr das große Opferfest am. 5. Oktober beginnt und etwa 1Woche andauert und dass in dieser Zeit praktisch das gesamte öffentliche Leben lahmgelegt ist.
In der Praxis ist das mit dem vorab informieren allerdings nicht so einfach, da die islamischen Feiertage sich nach dem islamischen Kalender richten und der schreibt zur Zeit das Jahr 1435. Dazu kommt, dass das islamische Kalenderjahr 11 Tage kürzer ist und sich damit die Termine jedes Jahr verschieben.
So passiert es dann, dass man sich morgens über die nicht enden wollenden Gesänge der Muezzin wundert, und beim morgentlichen Broteinkauf auf ausgestorbene Straßen und geschlossene Geschäfte trifft. Am späteren Vormittag, nachdem man sich im Fernsehen überzeugt hat, dass der König und der oberste Imman das Opfer vollzogen haben, beginnen alle Familien, die es sich leisten können damit vor den Häuser einen Hammel zu schlachten.
Jetzt wissen wir auch, warum wir in den letzten Tagen ständig Viehmärkte am Straßenrand sahen und überall Menschen mit einem Hammel auf den unmöglichsten Transportmitteln unterwegs waren.
Das Opferfest erinnert übrigens an die alttestamentarische Geschichte als Gott Abraham befiehlt, seinen Sohn Isma’il zu töten und als dieser gehorchen will, ihn aber zurückhält und ihm befiehlt statt seinem Sohn einen Hammel zu opfern.
So sitzen wir jetzt auch im Park eines kleinen Hotels 5km hinter Ouezzane anstatt durch die wie ausgestorben wirkende Stadt zu laufen. Vielleicht unternehmen wir heute Abend noch einmal einen Versuch. Mal sehen, was der Hotelbesitzer für Tipps hat.

Manfred

Mittlerer Atlas

8. Oktober 2014 Ain Leuh und die Quellen des Oum er Rbia
Am nächsten Morgen änderten wir unsere geplante Route aufgrund von Tipps des Hausherren. Anstatt die Nationalstrasse nach Süden durch den Atlas zu nehmen, fuhren wir auf kleinen Straßen in die Berge hinein, um die Quellen des längsten Flusses Marokkos zu besuchen. Von dort wollten wir uns über die Berge wieder nach Südosten zur Nationalstrasse N13 durchschlagen.
Unterwegs machten wir Halt im kleinen Marktflecken Ain Leuh, wo Mittwochs Markttag der Berber aus den umliegenden Bergen ist. Zielsicher entschieden wir uns am Ortseingang an einer Straßengabelung für die Straße, die mitten hinein führte und steckten nach wenigen 100 m fest. Markt in Ain LeuhStehen bleiben ging nicht, da wir mit unserem Auto den restlichen Verkehr komplett blockiert hätten. Die Bewohner nahmen das aber sehr gelassen, und dirigierten uns durchs Gewimmel den Berg hinauf, wo wir am anderen Ortsausgang einen schattigen Platz fürs Auto und Merlin fanden. Zu Fuß ging’s dann noch einmal den Berg hinunter durch die Marktstrassen für ein paar Einkäufe und den obligatorischen Kaffee.Markt in Ain Leuh

Anschließend ging’s weiter durch die Berglandschaft, immer rauf und runter zwischen 1400m und 1800m, auf einer immerhin auf ca. 2,5m Breite asphaltierten Strasse. Die Quellen hätten wir dann beinahe verpaßt, weil wir kurz davor auf einen kleinen Nebenfluss stießen, den wir für den ‚Oum er Rbia‘ hielten und dem wir an einer Straßengabel Flußaufwärts folgen wollten. Ein Hinweisschild wies uns dann doch den rechten Weg.
Wir kamen offenbar zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt, denn sonst hätte uns der Verkehr den Weg weisen müssen, denn an Ziel war alles mit Autos verstopft und wir mußten ein ganzes Stück weiterfahren, bis wir einen geeigneten Halteplatz für unser Auto fanden. Merlin streikte bei dem Trubel wieder und blieb im Auto, was auch gut war, denn die Quellen entpuppten sich als typisch marokkanisches Picknickziel. Beidseitig des kurz nach der Quelle bereits recht reißenden Gebirgsbaches war die schmale Schlucht zugebaut mit kleinen, schilfgedeckten Rastplätzen, Lokalen und Souvenirständen. Durch sie hindurch führten schmale Pfade und Stiege bis hinauf zum imposanten Wasserfall am oberen Ende der Schlucht, bis zu dem sich die Mutigeren für einen Obulus von 3DH kletternd vorwagen durften. Hier wurde dann posiert und fotografiert……Oum er Rbia

Wir hatten bis zu unserem geplanten Übernachtungsplatz noch ca. 20 km vor uns und konnten deshalb nicht wie die meisten marokkanischen Familien zum Abendpicknick bleiben.Quelle des Oum er Rbia
Diese Strecke zog sich aber dann doch wegen der immer schlechter werdenden Straßenverhältnisse in die Länge und so erreichten wir unseren einsamen Lagerplatz auf einem brettebenen Hochplateau, dass wie ein flacher ausgetrockneter See wirkte gerade bei Sonnenuntergang. Ein paar 100m abseits der Strasse fanden wir unter alten Zedern einen etwas blickgeschützten Stellplatz, der wohl schon anderen vor uns gefallen hatte, denn wir fanden eine Feuerstelle vor, an der sogar noch etwas Brennholz bereit lag. Bewacht von Merlin, der im Dunklen seine Kreise um uns zog, saßen wir dann am Lagerfeuer und warteten auf den Mondaufgang.Am Lagerfeuer
Manfred

Obere Zizschlucht

10. Oktober 2014 – Kasbah Jurassique

Nach 8-stündiger Fahrt auf Straßen, bei denen ab und zu mal ein paar Flecken Asphalt zwischen Schotter und Geröll hervorschauten, waren wir froh, endlich wieder eine normale Straße zu erreichen. Die 80 km Strecke, die uns von unserem traumhaften Nachtlager auf der Hochebene über mehrere Pässe mit bis zu 2100m zurück zur N13 führte, war doch eher was für Geländefahrzeuge und ging an die Grenzen von Fahrer und Fahrzeug. Die traumhafte Berglandschaft entschädigte aber reichlich für die Mühe.Mittlerer AtlasPiste durch den mittleren Atlas
Die letzten 25km bis zum Ksar Timnay auf breiter Asphaltstraße wurden nur noch für einen kurzen Einkaufsstop in Zaida unterbrochen, um unsere Brotvorräte aufzufrischen.
Ksar Timnay scheint Treffpunkt der Wüstenfahrer zu sein, denn der große ummauerte Platz des Ksar stand voll mit Fahrzeugen mit Trailern, die mit Geländemotorrädern und Quads beladen waren. Das Wohnmobilcamp war zugestellt mit einem knappen Dutzend großer Wohnmobile einer französischen Rentnergruppe, die offenbar im Konvoi unterwegs waren. So suchten wir uns etwas abseits einen einigermaßen ruhigen Stellplatz. Im zugehörigen Restaurant gab’s WiFi, sodaß wir nach der obligatorischen Tajine – diesmal mit Lammfleisch- unseren Blog aktualisieren konnten.
Nach einem ruhigen Frühstück – die französischen Rentner waren bereits wieder aufgebrochen – machten wir uns wieder auf gen Süden in Richtung Wüste. Immer wenn man meinte, die Berge hinter sich gelassen zu haben, zeigte der Höhenmesser, dass wir uns noch auf einem ca. 1500m hoch gelegenen wüstenartigen Geröllplateau befanden. Prompt tauchten noch 2 mal aus dem Dunst neue Berge auf, die es zu überqueren galt, um dahinter, sozusagen 1 Etage tiefer, auf ein neues Plateau zu stoßen. Bald tauchten auch die ersten Palmen auf und auch die Bauweise der kleinen Siedlungen am Straßenrand änderte sich. Hier wird offenbar doch noch viel mit Lehm gebaut und die flachen Gebäude mit den abgestuften Verzierungen auf den Dächern wirkten schon sehr afrikanisch. In Rich trafen wir auf den Oued Ziz, der wieder etwas mehr grün in die Landschaft brachte und den wir in den nächste Tagen hinunter ins Tafilalet, dem größten Oasengebiet Marokkos, begleiten wollen. In Rich machten wir einen kleinen Rundgang durch den Souk, der allerdings, da Freitag war, nicht viel zu bieten hatte. Markt in RichDafür fanden wir aber einen Geldautomaten, der bereit war, gegen Vorzeigen einer deutschen Bankkarte, Bargeld auszuspucken. So konnten wir uns unbeschwert frisches Brot, Kekse und sogar einen Kaffee am zentralen Platz des Ortes leisten.
Direkt hinter Rich erhebt sich eine weitere Bergkette, durch die sich der Oued Ziz eine spektakuläre Schlucht geschnitten hat, in deren oberem Ende wir unser aktuelles Lager aufgeschlagen haben. In einer Flußschleife liegt hier, umgeben von steilen Hängen eine kleine Kasbah mit ein paar Obstgärten am Flussufer, die wir als Quartier ausgewählt haben. Der Platz nennt sich Kasbah Jurassique, warum, ist an den Bildern leicht zu erkennen.Ksar Jurassic

Obere Ziz SchluchtHier ist es wegen des kräftigen Windes, der durch die Schlucht bläst, einigermaßen kühl und Merlin kann nach Herzenslust im Flußbett herumtollen und baden.

Manfred

Erg Chebbi.

13. Oktober 2014 – Luxus in den Dünen
Haben wir unseren Reiseverlauf bisher an den Feiertagen orientiert, geht es inzwischen eher danach, an welchen Wochentagen wo Markt ist. Entsprechend beschlossen wir nach einem Ruhetag, am Sonntag früh aufzustehen und in einem Stück die 130km bis hinunter in die Wüste nach Rissani zu fahren, um uns den dort stattfindenden großen Markt anzusehen. Nach dem kräftigen Wind in der letzten Nacht, hatte es immer wieder etwas geregnet, was seit 3 Jahren nicht mehr vorgekommen sein soll und so wurde unser, von der Fahrt durch die Berge völlig eingestaubtes Auto einer Gratiswäsche unterzogen. Es fiel uns schwer, auf der folgenden Strecke hinunter ins Ziztal, nicht ständig anzuhalten, denn die Landschaft war wirklich beeindruckend. Aber, da wir planen, dieselbe Strecke wieder zurück zu fahren, schafften wir es, bis auf einige kurze Fotostops an besonders schönen Stellen, tatsächlich bis Rissani durch zu fahren.Ziz Tal
Auf den letzten 15km kamen wir noch in ein regelrechtes Unwetter mit Sandsturm und anschließend heftigem Regen, das aber, als wir in Rissani ankamen, bereits weitergezogen war.
Da niemand hier auf Regen eingestellt ist,versanken die Straßen und der Souk in Rissani ziemlich im Schlamm. Souk in Rissani
Die Menschen hier nehmen das aber mit der ortsüblichen Gelassenheit hin.
Beim Bäcker erstanden wir neben den typischen Fladenbroten auch eine Art riesiger Pizza, im Prinzip ein großes Fladenbrot, gefüllt mit kleingeschnittenem Fleisch, Zwiebeln, Ei und vielen Gewürzen. Da diese aber nur auf Bestellung gebacken wird, bekamen wir einen Zettel und die Weisung, in einer halben Stunde wieder zu kommen, eine gute Gelegenheit, sich den Trubel in Ruhe von einem Straßencafe aus anzuschauen. Nach 45 min war die ‚Pizza‘ tatsächlich fertig und wurde uns, fachmännisch zwischen 2 Pappdeckeln verschnürt, überreicht. Damit waren wir für mindestens 1Tag bestens mit Essen versorgt und machten uns, einem Tipp folgend, auf zu einem Beduinenhotel, das, nur über eine Sandpiste erreichbar, abseits der Strasse direkt am Fuß des großen Sanddünengebietes Erg Chebbi liegt.
Der nette Hotelbesitzer empfing uns freundlich auf deutsch, empfahl uns aber 2 Häuser weiter bei seinem Cousin zu campen, da sein Camp derzeit renoviert wird. Er schwang sich auch gleich auf sein Moped und geleitete uns dorthin.
Hier stehen wir nun unter Dattelpalmen im Sand. Vor uns etwa 200 Quadratkilometer Sanddünen, hinter uns der Garten des Beduinenhotels mit einen schönen Pool unter Olivenbäumen und lassen es uns gut gehen. Erg ChebbiErg Chebbi
Da der Wind gegen Abend noch einmal auffrischte, war im Nu alles mit einer dünnen Sandschicht bedeckt, was uns aber nicht daran hinderte zum Sonnenuntergang die nächsten Dünenkämme zu erklimmen um von dort das einzigartige Panorama zu genießen.
Ein Vorteil des Windes ist, dass er die Spuren der Motorräder und Geländewagen verweht, die sonst nach ein paar Tagen die Dünen verunstalten, denn dieser Platz war wohl bis vor einigen Tagen sozusagen das Trainingscamp der Wüstenralleyfahrer.
Nach einer angenehm kühlen Nacht waren wir bereits vor Sonnenaufgang wieder in den Dünen unterwegs um das Schauspiel des Sonnenaufgangs in den Sanddünen zu erleben.
Merlin war bereits gestern begeistert durch die Dünen getobt. Er ist hier sozusagen Hahn im Korb. Er hat sich gleich mit drei Hundedamen angefreundet und ist ständig unterwegs.
Den restlichen Tag verbrachten wir mit einem Rundgang durch die Oase und faulenzend am oder im Pool.

Manfred

Es lohnt sich mal in die Galerien zu schauen, da gibt es viele neue Bilder!

Wer sich für unsere genauere Reiseroute interessiert,  findet unter  geplante Reiseroute unter der Karte einen Link, der auf Google Maps unsere aktuell gefahrene Route zeigt.

Viel Spaß beim Stöbern….

Strasse der Kasbahs 2

24. Oktober 2014 – Dadėstal
Nach unserem Ausflug in die Todraschlucht ging es am nächsten Morgen wieder hinaus in die Einöde südlich des Atlas, aber nur, um 50 km weiter westlich wieder hinunter in die nächste Flussoase zu fahren.Strasse der Kasbahs

Das Dadėstal und das Todratal wetteifern sozusagen um den Titel des landschaftlich sehenswertesten Zieles in Marokko. Da mussten wir uns natürlich ein eigenes Urteil bilden.

Die Stadt Boumalne du Dadės hoben wir uns für den Rückweg auf, da das Tal hier seinen Anfang nimmt und für unser Fahrzeug eine Sackgasse ist, denn nach 60km endet in etwa 2000m Höhe der Asphalt im kleinen Ort M’semrir. Bis dahin gibt es aber genug zu sehen, und Fahrer und Fahrzeug werden voll beansprucht, denn die Strasse ist teilweise nur einspurig aus der überhängenden Felswand gehauen – ohne jegliche Absicherung auf der Talseite, wo es mehrere 100m fast senkrecht abwärts ging. Wahrscheinlich mehr Stress für den Beifahrer als den Fahrer, denn der Fahrer hat gar keine Zeit da hinunter zu schauen. Außerdem sitzt er immerhin 1m weiter weg vom Abgrund.
Überwiegen im Todratal die Rottöne, hat die Natur die Felsen hier in den unterschiedlichsten Farben gestaltet, bis hin zu verschiedenen Grüntönen.
Teilweise verengt sich auch hier das Tal schluchtartig, nur das hier wirklich kein Platz mehr für die Strasse bleibt und so haben die Straßenbauer das Kunstwerk vollbracht, die Strasse in Serpentinen an der Steilwand hinauf zu schrauben und auf der anderen Seite der Engstelle wieder hinunter. Dadèstal 4Etwa die Hälfte der 60km schafften wir noch am ersten Tag, dann hatte der Fahrer genug. Direkt hinter einem tunnelartigen Durchbruch fand sich in einer kleinen Oase die Kasbah Berbėre de la Montagne mit Hotel und Stellplätzen für ein paar Wohnmobile. Hier kann man auch mal ein paar Meter zu Fuß gehen, ohne Angst gleich irgendwo herunter zu fallen und Merlin durfte im Fluss baden. Hier, auf immerhin 1700m, wird es Nachts doch recht frisch.Dadèstal 6 Das Thermometer zeigte am nächsten Morgen um 10:00Uhr noch immer nicht mehr als 9 Grad, was aber auch daran lag, dass die Sonne noch keine Chance hatte, in die Schlucht hinein zu schauen.
Insgesamt liegt die Dadėsschlucht höher als die Todraschlucht, so dass auch die Vegetation anders ist. Es gibt hier keine Dattelpalmen sondern Pappeln und Apfelbäume und dazwischen viele wilde Rosen. Nur ein paar Kilometer weiter ist ja auch das Tal der Rosen, wo im großen Stil Rosen zur Gewinnung von Rosenwasser angebaut werden.
Die heutige Etappe führte uns dann hinauf bis auf 2100m. Dort weitet sich das Tal nach einem weiteren spektakulären Aufstieg und es gibt Platz für große Apfelplantagen. Erstaunlicherweise wird hier oben viel neu gebaut. Geld scheint es hier zu geben, denn die Häuser wirken deutlich reicher als weiter unten im Tal. Vielleicht liegt es ja auch an dem, im Vergleich zu der staubigen Steinwüste da unten, recht angenehmen Klima.
Ein paar 100m hinter M’semrir geben wir auf, denn hier endet die Asphaltstrasse und nach ein paar 100m Schotterstrasse ist auch damit Schluss. Nur noch Lehm und Geröll, endlich mal eine richtige Herausforderung für die Offroader und Motorradfahrer, die uns immer wieder begegnet sind.
Wir gönnen uns eine ausgiebige Mittagspause in einem kleinen Lokal in M’semrir und machen uns dann auf den Rückweg. Im Nachmittagslicht sieht die Landschaft wieder ganz anders aus – und jetzt ist der Fahrer mal auf der Talseite…..Mittag in M'Semrir
Wir schaffen es bis zum Abend wieder bis zu dem schon bekannten Platz und verkriechen uns auch bald nach dem Abendessen in die Federn. Gute Nacht!
Manfred