Nordwärts

21. November 2014 – Chefchaouen
Beim Lärm der Brandung in Oualidia sind wir gut eingeschlafen, wurden aber kurz darauf von einer Polizeikontrolle aufgeweckt, die mit Blaulicht neben unserem Auto stand und uns durch kräftiges Klopfen weckte. Das Übernachten sei hier zu gefährlich und der ältere Mann, der uns erlaubt hatte für 20DH, ungefähr 2€, hier zu übernachten, sei nicht in der Lage, uns zu beschützen. Nach kurzer Debatte erlaubten sie uns aber, den Rest der Nacht hier zu bleiben. Am nächsten Abend sollten wir aber zu dem offiziellen Campingplatz von Oualidia fahren. Der offizielle Campingplatz entpuppte sich als fußballplatzgroßer asphaltierter Parkplatz mitten in einer neuen Feriensiedlung am Rande von Oualidia. Außer einem offiziellen Parkwächter, der sich uns auch gleich vorstellte und für die Nacht kassierte, gab es aber nichts weiter, was einen Campingplatz ausmacht. Dafür schien sich der ganze Ort darauf eingerichtet zu haben, hier parkende Wohnmobilisten zu versorgen. Ständige tauchte jemand auf, der uns frisches Meeresgetier anbot, auf Wunsch auch vor unserem Auto gekocht oder gegrillt, oder uns eine von seiner Frau lecker zubereitete Tajine am Auto servieren wollte. Den gleichen Service gab es dann auch am Strand, wo die Fischer sogar ein paar Plastiktische und Stühle bereitstehen hatten. imageAm nächsten Morgen ging es dann weiter nordwärts in die alte portugiesische Hafenstadt El Jadida. Der dortige Campingplatz war nicht schön, lag aber sehr zentral, sodass wir abends zu Fuß die Strandpromenade entlang in die Innenstadt laufen konnten. Aus portugisischer Zeit existiert eigentlich nur noch die, einer mittelalterlichen Festung gleichende Altstadt an Hafen. Die ist aber dafür hervorragend erhalten und sogar noch bewohnt.imageimageWas heute in den noch deutlich erkennbaren Kirchenbauten ist, konnten wir allerdings nicht herausfinden. Mitten in der alten Festung befindet sich ein wunderbares altes unterirdisches Gewölbe, das einmal als Zisterne gedient haben könnte. Direkt vor der Festung begann der lebendige Souk und da mussten wir natürlich auch durch bevor wir den Rückweg über die moderne Strandpromenade antraten.
1 Tag Großstadt war uns genug, und so ging es am nächsten Tag weiter nach Norden. 15km vor El Jadida trafen wir auf den Fluß Oum Rbia, dessen Quellen wir auf der Reise nach Süden im Hohen Atlas besucht hatten. Jetzt ist er ein breiter Fluss, an dessen Ufer noch eine kleinere alte Festungsstadt liegt. Azemour ist noch ursprünglicher und lebendiger, aber auch ärmlicher und weniger touristisch als die Altstadt von El Jadida. Besonders auffällig waren, ähnlich wie in Asilah die vielen Malereien und Graffiti an den Hauswänden.
imageFür die nächste 100km um Casablanca herum nahmen wir die neue Autobahn und konnten den Moloch so ganz gut und zügig umgehen. In Mohamedia beginnen die Strände nördlich von Casablanca und so haben wir hier noch eine letzte Nacht am Atlantic eingeplant. Von Strandidylle aber auch hier keine Spur, dunkle Wolken und heftiger Wind, der die Gischt der Brandung weit ins Land hinein trägt laden nicht zu Spaziergängen. Dazu kommt, dass rechts und links vom Campingplatz große mehrstöckige Wohnsiedlungen entstehen, sodass man sich vorkommt wie beim Picknick auf einer Großbaustelle. So fällt uns der Abschied vom Atlantik nicht schwer, als wir am nächsten Morgen Richtung Nordosten nach Chefchaouen aufbrechen. Kurz vor Ouezzane treffen wir auf unsere Route vom Anfang der Reise und fahren ein Stück auf vertrauter Strasse. In Ouezzane biegen wir dann aber ab nach Norden und fahren durch die Ausläufer des Rifgebirges in die blaue Stadt Chefchaouen. Auf der Anreise hatten wir um diese Region noch einen Bogen gemacht, weil sie wegen der großen Cannabis-Anbaugebiete im Rifgebirge als etwas unsicher gilt. Chefchaouen zählt jedoch zu den schönsten Städten Marokkos und seine Altstadt wurde in den 60ern zum Weltkulturerbe erklärt. Die Stadt wurde um 1450 von aus Spanien fliehenden Mauren gegründet und war wegen des alten Hasses der Mauren auf die Christen, die sie aus Andalusien vertrieben hatten, bis 1960 für Christen verbotenes Territorium. imageimageDie gut erhaltene maurische Altstadt hat aber ihr touristisches Potential erkannt und man wird inzwischen als Europäer nicht mehr schief angeschaut. Blaue Stadt wird sie genannt, weil Blau in allen Schattierungen die Fassaden der Häuser, nicht nur der Altstadt, eindeutig dominiert.

Manfred

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