Von Oase zu Oase durch die Wüste

Ich glaube, ich muss mal etwas über die Wüste schreiben. Man hat immer das Bild endloser Sanddünen vor Augen, wenn man über die Wüste liest. Tatsächlich prägen die Sanddünenfelder nur einen sehr kleinen Teil der Wüstenlandschaft. Die Region, durch die wir fahren, ist einen steinige Ebene auf 500-700m Höhe, durchzogen von manchmal bizarr felsigen Erhebungen, auf der außer den typischen dornigen Akazien und niedrigem Strauchwerk nichts wächst.
Teilweise ist der Boden so eben, dass man meint, das könne nicht natürlichen Ursprungs sein. Fahren kann man darauf allerdings nicht, denn er ist gleichmäßig bedeckt mit kleineren bis etwa fußballgroßen Steinen. Zwischendrin tauchen plötzlich wie mit dem Lineal gezogen regelmäßige Flächen auf, auf denen kein einziger Stein liegt, so als hätte jemand mit einer gigantischen Harke alles weggeräumt. Am meisten wird die Landschaft allerdings vom Wasser geprägt, so merkwürdig das auch klingen mag. Sie ist durchzogen von Oueds, trockenen Flussläufen, die ständig auch die Straße kreuzen. Meist sind diese Oueds nicht mehr als 1m tief, und die Straße führt einfach hindurch. Im Bereich der Furt ist die Strasse meist ausbetoniert und durch etwa 40cm hohe Betonmarkierungen auf beiden Seiten gekennzeichnet. Solche Furten können nur wenige Meter breit sein, aber auch mehrere 100 Meter.
An anderen Stellen sind die Oueds regelrechte Cañons, die das Wasser 10m oder mehr in den Wüstenboden hineingegraben hat. Man kann stundenlang an so einem Oued entlangfahren, ohne es zu bemerken. Hält man an und geht ein Stück in die Wüste hinein, steht man plötzlich an einer Abbruchkante und schaut hinunter in eine andere Welt. Wir haben es erlebt, dass wir an einer solchen Stelle ins trockene Flussbett hinuntergeklettert sind, in dem riesige alte Palmen standen. Ein paar Kilometer weiter schauten wir noch einmal hinunter und plötzlich zog sich ein breiter Wasserlauf durch das Oued. Offenbar reichen wenige Höhenmeter aus, um das unterirdisch fließende Wasser zutage treten zu lassen.
Dann gibt es die großen Oasen. Riesige Palmwälder tauchen aus dem staubigen Dunst auf. An ihren Ränder kleine Ortschaften oder sogar Städte wie Tata, mit über 10.000 Einwohnern. Hier gibt es alles um das Leben in der Wüste, bei sommerlichen Temperaturen von über 50 Grad, erträglicher zu machen. Die Straßen sind gesäumt von Arkadengängen, die Schatten spenden. Es gibt Geschäfte, Tankstellen, sogar ein öffentliches Schwimmbad!
Wieder mit Benzin und Wasser versorgt, machten wir von Tata aus ein paar Abstecher in die Berge. Wenige Kilometer von der Oase entfernt, hielten wir für die Nacht am Rande eines bizarren ca. 10m tiefen Oueds. Offenbar hatte kalkhaltiges Wasser hier die Felsen ausgewaschen und regelrechte Tropfsteinhöhlen entstehen lassen. Für Merlin und mich ein Paradies zu herumklettern und entdecken. Nachdem es am nächsten Morgen zu heiß zum Herumklettern wurde, fuhren wir 40km weiter in die Berge hinein. Auf etwa 900m Höhe öffnet sich plötzlich eine große Hochebene, an deren Rand die kleine Oase Tamtoute liegt. Viele Touristen waren hierher offenbar noch nicht vorgedrungen, denn wir wurden äußerst scheu beäugt. Die Frauen zogen sofort ein Tuch übers Gesicht oder verschwanden im nächsten Haus. Leider gab es in der Oase keine Möglichkeit unser Auto abzustellen, da rechts und links der schmalen Strasse sofort die dicht bewachsenen Palmengärten begannen. So mussten wir uns damit begnügen, im Schritttempo durch das Dorf und die Oase zu fahren. Zurück am Eingang zur Oase hielten wir am einzigen Platz, an dem es auch ein paar Geschäfte und Cafes gab. Auf dem ganzen Weg waren uns schwer bepackte Menschen begegnet, die offenbar vom Einkaufen kamen.  Hinter einem Torbogen entdeckten wir den kleinen Markt, der wohl gerade zuende ging. Die Gemüsehänder hatten offenbar mit dem Ausverkauf begonnen, denn sie stapelten ihr restliches Gemüse zu kleinen Häufchen: immer ein paar Kartoffeln, Paprika, Tomaten, Zwiebeln, Auberginen und Orangen und übertönten sich mit Preisangeboten. Auch wir nutzten die Gelegenheit unsere Vorräte aufzustocken. Anschließend saßen wir noch eine Weile in einem der Cafes und beobachteten das Treiben auf dem Platz, bevor es zurück ging nach Tata.
Diesmal wollten wir auf dem städtischen Wohnmobil-Stellplatz mitten in der Stadt übernachten, um abends noch ein wenig in der Stadt herumstöbern zu können.

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