3 Tage blieben wir in Mhamid und genossen Garten und Pool. Den 3. Tag hatten wir drangehängt, weil es hier Donnerstags einen ursprünglichen, etwas kuriosen Souk geben sollte. Kurios deshalb, weil er zweigeteilt ist: morgens, vor der Stadt, der Obst und Gemüsemarkt, auf dem traditionell die Männer einkaufen und abends, mitten in der Stadt, der Souk der Frauen, auf dem Haushaltsgegenstände, Kleider, Stoffe und Kosmetika angeboten werden. Verkäufer waren auf beiden Märkten Männer, und wir haben festgestellt, dass die Frauen eindeutig besser im Feilschen waren (mehr Bilder dazu in den Galerien).
Bevor wir der Wüste den Rücken kehrten, wollten wir noch eine Nacht Wüste pur geniessen. So füllten wir unsere Wasservorräte und hielten morgens früh beim Bäcker, gerade rechtzeitig, um die ersten frischen Brote aus dem Ofen zu bekommen. Dann ging es über das Ende der Strasse hinaus auf die Piste in Richtung Erg Chegaga. So früh war noch niemand auf den Beinen, der uns hätte aufhalten können, und die Piste sah recht fest aus. Ein paar Kilometer weiter standen wir vor den ersten größeren Sandverwehungen, die nächsten Sanddünen aber noch weit entfernt. Hier schon stecken zu bleiben, kam nicht in Frage. So machten wir kehrt und beschlossen, es an einer anderen Stelle noch einmal zu versuchen. Ein paar km die Strasse zurück fanden wir eine Stelle, an der fester Lehmboden bis an die nur wenige 100m entfernten Dünen heranreichte. Ein schöner Frühstücksplatz, aber nicht das, was wir gesucht hatten. Weiter ging es nach Ouled Driss, einer kleinen noch sehr ursprünglich wirkenden Oase. Diesmal machten wir uns zu Fuß auf, um das idyllische Lehmdorf zu erkunden. Eine fahrbare Piste fanden wir aber auch hier nicht. Ein weiterer Versuch endete an einem militärischen Sperrgebiet. Dann fanden wir endlich eine Piste, die uns weit genug hinaus ins Nichts brachte, bevor auch sie zu sandig für uns wurde. Hier, beschlossen wir, sollte es einsam genug sein, um echtes Wüstenfeeling aufkommen zu lassen.
Kurz vor Sonnenuntergang tauchte aus dem Dunst der Sanddünen eine Staubfahne auf, die sich uns näherte und als junger Beduine auf einem Motorrad entpuppte. Er hielt an und fragte, ob bei uns alles O.K. sei. Als wir bejahten, bot er an, uns eine fahrbare Strecke durch den Sand zu seinem nur wenige Kilometer entfernt hinter einer großen Düne liegenden Beduinenlager zu führen. Als wir antworteten, wir würden lieber hier alleine stehen bleiben, gab er mir seine Telefonnummer und meinte, wenn wir Probleme hätten oder es uns anders überlegen sollten, könnten wir in jederzeit anrufen und er wäre in 10 Minuten da. Dann stieg er wieder auf sein Motorrad und fuhr in die Wüste hinaus.
Telefonieren hier? Ich holte mein Telefon heraus und hatte erstaunlicherweise exzellenten 3G-Empfang. Also holte ich mir ein Satellitenbild der Gegend auf den Bildschirm und tatsächlich war in unserer Nähe ein Beduinencamp verzeichnet, buchbar online über Booking.com für 43,-€/Person und Nacht! Weiteres recherchieren ergab, dass im Umkreis von 10km mindestens 5 weitere Camps liegen müssten. Die Konsequenz daraus zeigte sich 20Minuten später, als sich auf dem Weg, den wir gekommen waren die nächste Staubwolke näherte und sich in einen Pulk von mindestens 10 Geländewagen auflöste, der in einiger Entfernung an uns vorbeibrauste. Das Ganze wiederholte sich noch mehrmals, bis in die Dunkelheit hinein. Offenbar hatten wir unser einsames Wüstencamp mitten auf einer Offroadautobahn durch die Wüste errichtet. Das der Campservice tatsächlich funktionierte, merkten wir, als in der Dunkelheit 2 Geländewagen in der Nähe im Sand stecken blieben. 30 Minuten hörten wir ihre Versuche, die Fahrzeuge wieder frei zu bekommen. Dann näherten sich aus der Wüste die Lichter eines 3. Fahrzeugs, und eine weitere halbe Stunde später hatten sie es wohl geschafft und verschwanden alle 3 hinter den Dünen. Erst jetzt kehrte die Ruhe ein, die man in solch einer Umgebung erwartet, und den Rest der Nacht störte uns niemand mehr. Der morgendliche Rückreiseverkehr blieb weitgehend aus, nur zweimal tauchten Fahrzeuge am Horizont auf, die offenbar von einem Beduinen auf dem Motorrad bis zu einem bestimmten Punkt eskortiert wurden, denn er drehte dann um und die Geländewagen fuhren alleine weiter. Beim 2. Mal kam das Motorrad zu uns heran und entpuppte sich als der besorgte Beduine vom Vortag. Angesprochen auf den Verkehr vom Vorabend meinte er, es seien gestern Abend noch viele Gäste gekommen, und zwei Fahrzeuge hätten sie nachts noch aus dem Sand ziehen müssen…
Fazit: Schau dir die Umgebung genauer auf Google Earth an, bevor du ein einsames Lager in der Wüste aufschlägst!