Archiv für den Monat: September 2015

Wo fängt Süditalien an ?

… In Ravenna, haben wir nach einer ersten Nacht in Südtirol bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt einstimmig beschlossen, als wir Bologna passiert hatten und Richtung Küste blauer Himmel sichtbar wurde. So verließen wir die Autobahn Richtung Süden am Sonntag Nachmittag für einen Abstecher ins 15km entfernte Ravenna. Dank guter Ratgeber und Navi war es kein Problem einen Platz für die Nacht direkt beim Mausoleum des Gotenkönigs Theoderich zu finden, von dem aus man zu Fuß in 10 min im alten Stadtzentrum war.

So konnten wir den Sonnenschein beim Bummel durch die Gassen genießen, im Straßencafe sitzen und anderen beim Bummeln zusehen. Merlin fand das ziemlich stressig, all die Menschen, die noch dazu lautstark unverständlich miteinander redeten und gestikulierten. So war er froh, als er abends im Auto bleiben durfte, während wir zum Abendessen noch einmal loszogen.

Frühstück gibt’s am Meer, so die Beschlusslage – was sich als garnicht so einfach herausstellte, denn obwohl Hafenstadt, liegt Ravenna aufgrund jahrhundertelanger Verlandung gut 10km vom Meer entfernt. Dieses Gebiet ist aber durchzogen von unzähligen Kanälen und Lagunen und verbaut mit Hafenanlagen, durch die man sich einen Weg suchen muß. Das Ganze erinnert doch sehr an die Lagune von Venedig, und in den kleinen Strandorten fühlt man sich wie auf dem Lido. Im verschlafenen Porto Corsini fanden wir dann einen Platz am Strand, der im Sommer wahrscheinlich überquillt vor Badegästen. Jetzt waren die Bagnos, Cafes und Restaurants bereits in den Winterschlaf gefallen und wir hatten den Strand für uns.

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Bereits an den Kanälen waren uns die merkwürdigen Pfahlbauten aufgefallen, von denen aus große Netze ins Wasser abgesenkt werden können, um sie dann schnell anzuheben, wenn ein Fischschwarm sich darüber verirrt hat. Ähnliche Konstruktionen hatten wir in Südindien an der Koromandelküste bei Cochin zuletzt gesehen. Beim Spaziergang auf der Hafenmole von Marina di Ravenna fanden wir noch eine kuriose Miniaturversion davon – mobile Vorrichtungen, mit Spannseilen an Laternenpfosten oder anderen Haltepunkten verzurrt,  transportiert auf kleinen Karren aus umgebauten PKW-Anhängern mit angedocktem Elektroantrieb, einem Moped ähnlich.

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Der älteste Staat der Welt

Nein, Italien ist nicht gemeint, aber knapp 60 km südlich von Ravenna liegt auf einer steilen Klippe 10km vom Meer entfernt der Kleinstaat San Marino, den wir als nächstes Ziel ansteuern wollten. Wieder eine Aktion mit Hindernissen, denn das Navi zeigte nur einen weißen Fleck in der Karte – wer denkt denn auch daran, die Karten von San Marino separat herunterzuladen…..

Da San Marino jedoch, neben dem Drucken von Briefmarken und dem Prägen von Münzen im Wesentlichen vom Tourismus lebt, ist die Anreise bestens ausgeschildert. Da der Tag jedoch schon weit fortgeschritten war und wir uns von den verschlafenen Badeorten nicht trennen konnten, verschoben wir den Besuch auf den nächsten Tag und suchten uns einen Platz für die Nacht. Den fanden wir an einem Aussichtspunkt auf einem Berggrad mit tollem Blick hinüber nach San Marino und über die ganze Küstenebene bis Rimini. Leider war die Pizzeria mit Panoramablick in der alten Burg neben unserem Stellplatz geschlossen  und somit war selber kochen angesagt.

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Am nächsten Morgen ging es dann hinüber nach San Marino. Auch wenn die Hauptsaison offensichtlich vorbei war, hielten wir uns an die Empfehlung, das Womo unterhalb des eigentlichen Berggrades auf einem der Parkplätze abzustellen und mit der Seilbahn hinauf zur 750m hoch gelegenen Altstadt zu fahren. Das war gut so, denn selbst diese Plätze waren bereits ziemlich belegt. Man kann sich kaum vorstellen, was hier in der Hauptsaison los sein muß.

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Gegründet im 4. Jahrhundert während der Christenverfolgung hat San Marino seine im 13. Jahrhundert erhaltene Unabhängigkeit bis heute erhalten, basierend auf der damals geschaffenen demokratischen Verfassung. Staatsoberhaupt sind 2 Kapitäne, die jeweils für 6 Monate gewählt werden. Seit 2008 prägt San Marino seinen eigenen Euro. Die Altstadt ist schön herausgeputzt, aber 100% touristisch ausgerichtet mit seinen Geschäften: Restaurant-Souvenirs-Schmuck-Waffen-Cafes-Kuriositäten. Eine merkwürdige Mischung, insbesondere die vielen Waffengeschäfte waren auffallend. Vom mittelalterlichen Schwert (noch nachvollziehbar) bis zur modernen Maschinenpistole ist hier alles zu haben. Ist das der Ersatz für das fehlende stehende Heer?..

Bei so viel Tourismusprogramm fehlte dann, sozusagen als Highlight nur noch eins im Tagesablauf: das Traumziel der Deutschen in den 50ger Jahren – Rimini. Einmal die Strandpromenade entlang flanieren, falls es so etwas dort überhaupt noch gibt. Beim Eingeben des Ziels im Navi war mir aufgefallen, dass der kilometerlange Strand mit Hausnummern versehen war. Hat man dort alles verbaut??

Es gibt sie noch, die Strandpromenade und eine Erklärung für die Hausnummern: entlang der Strandpromenade reiht sich über mehrere Kilometer ein Bagno ans andere. Mit Umkleidekabinen und allem was dazu gehört.

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Dahinter dann der jetzt breite Strand (die Liegstühle und Sonnenschirme sind schon für den Winter eingemottet) mit feinstem Sand. Vor den Bagnos jeweils eine Tafel mit den Hotels, deren Gäste hier vermutlich freien Strandservice genießen. Jetzt geht es eher gemütlich zu, selbst die Parkplätze an der Promenade sind fast alle leer. Immerhin finden wir noch ein geöffnetes Cafe am Strand, wo wir die Abendsonne genießen können, bevor wir uns auf die Suche nach einem Platz für die Nacht machen.

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