Archiv der Kategorie: Uncategorized
Wo fängt Süditalien an ?
… In Ravenna, haben wir nach einer ersten Nacht in Südtirol bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt einstimmig beschlossen, als wir Bologna passiert hatten und Richtung Küste blauer Himmel sichtbar wurde. So verließen wir die Autobahn Richtung Süden am Sonntag Nachmittag für einen Abstecher ins 15km entfernte Ravenna. Dank guter Ratgeber und Navi war es kein Problem einen Platz für die Nacht direkt beim Mausoleum des Gotenkönigs Theoderich zu finden, von dem aus man zu Fuß in 10 min im alten Stadtzentrum war.
So konnten wir den Sonnenschein beim Bummel durch die Gassen genießen, im Straßencafe sitzen und anderen beim Bummeln zusehen. Merlin fand das ziemlich stressig, all die Menschen, die noch dazu lautstark unverständlich miteinander redeten und gestikulierten. So war er froh, als er abends im Auto bleiben durfte, während wir zum Abendessen noch einmal loszogen.
Frühstück gibt’s am Meer, so die Beschlusslage – was sich als garnicht so einfach herausstellte, denn obwohl Hafenstadt, liegt Ravenna aufgrund jahrhundertelanger Verlandung gut 10km vom Meer entfernt. Dieses Gebiet ist aber durchzogen von unzähligen Kanälen und Lagunen und verbaut mit Hafenanlagen, durch die man sich einen Weg suchen muß. Das Ganze erinnert doch sehr an die Lagune von Venedig, und in den kleinen Strandorten fühlt man sich wie auf dem Lido. Im verschlafenen Porto Corsini fanden wir dann einen Platz am Strand, der im Sommer wahrscheinlich überquillt vor Badegästen. Jetzt waren die Bagnos, Cafes und Restaurants bereits in den Winterschlaf gefallen und wir hatten den Strand für uns.
Bereits an den Kanälen waren uns die merkwürdigen Pfahlbauten aufgefallen, von denen aus große Netze ins Wasser abgesenkt werden können, um sie dann schnell anzuheben, wenn ein Fischschwarm sich darüber verirrt hat. Ähnliche Konstruktionen hatten wir in Südindien an der Koromandelküste bei Cochin zuletzt gesehen. Beim Spaziergang auf der Hafenmole von Marina di Ravenna fanden wir noch eine kuriose Miniaturversion davon – mobile Vorrichtungen, mit Spannseilen an Laternenpfosten oder anderen Haltepunkten verzurrt, transportiert auf kleinen Karren aus umgebauten PKW-Anhängern mit angedocktem Elektroantrieb, einem Moped ähnlich.
Der älteste Staat der Welt
Nein, Italien ist nicht gemeint, aber knapp 60 km südlich von Ravenna liegt auf einer steilen Klippe 10km vom Meer entfernt der Kleinstaat San Marino, den wir als nächstes Ziel ansteuern wollten. Wieder eine Aktion mit Hindernissen, denn das Navi zeigte nur einen weißen Fleck in der Karte – wer denkt denn auch daran, die Karten von San Marino separat herunterzuladen…..
Da San Marino jedoch, neben dem Drucken von Briefmarken und dem Prägen von Münzen im Wesentlichen vom Tourismus lebt, ist die Anreise bestens ausgeschildert. Da der Tag jedoch schon weit fortgeschritten war und wir uns von den verschlafenen Badeorten nicht trennen konnten, verschoben wir den Besuch auf den nächsten Tag und suchten uns einen Platz für die Nacht. Den fanden wir an einem Aussichtspunkt auf einem Berggrad mit tollem Blick hinüber nach San Marino und über die ganze Küstenebene bis Rimini. Leider war die Pizzeria mit Panoramablick in der alten Burg neben unserem Stellplatz geschlossen und somit war selber kochen angesagt.
Am nächsten Morgen ging es dann hinüber nach San Marino. Auch wenn die Hauptsaison offensichtlich vorbei war, hielten wir uns an die Empfehlung, das Womo unterhalb des eigentlichen Berggrades auf einem der Parkplätze abzustellen und mit der Seilbahn hinauf zur 750m hoch gelegenen Altstadt zu fahren. Das war gut so, denn selbst diese Plätze waren bereits ziemlich belegt. Man kann sich kaum vorstellen, was hier in der Hauptsaison los sein muß.
Gegründet im 4. Jahrhundert während der Christenverfolgung hat San Marino seine im 13. Jahrhundert erhaltene Unabhängigkeit bis heute erhalten, basierend auf der damals geschaffenen demokratischen Verfassung. Staatsoberhaupt sind 2 Kapitäne, die jeweils für 6 Monate gewählt werden. Seit 2008 prägt San Marino seinen eigenen Euro. Die Altstadt ist schön herausgeputzt, aber 100% touristisch ausgerichtet mit seinen Geschäften: Restaurant-Souvenirs-Schmuck-Waffen-Cafes-Kuriositäten. Eine merkwürdige Mischung, insbesondere die vielen Waffengeschäfte waren auffallend. Vom mittelalterlichen Schwert (noch nachvollziehbar) bis zur modernen Maschinenpistole ist hier alles zu haben. Ist das der Ersatz für das fehlende stehende Heer?..
Bei so viel Tourismusprogramm fehlte dann, sozusagen als Highlight nur noch eins im Tagesablauf: das Traumziel der Deutschen in den 50ger Jahren – Rimini. Einmal die Strandpromenade entlang flanieren, falls es so etwas dort überhaupt noch gibt. Beim Eingeben des Ziels im Navi war mir aufgefallen, dass der kilometerlange Strand mit Hausnummern versehen war. Hat man dort alles verbaut??
Es gibt sie noch, die Strandpromenade und eine Erklärung für die Hausnummern: entlang der Strandpromenade reiht sich über mehrere Kilometer ein Bagno ans andere. Mit Umkleidekabinen und allem was dazu gehört.
Dahinter dann der jetzt breite Strand (die Liegstühle und Sonnenschirme sind schon für den Winter eingemottet) mit feinstem Sand. Vor den Bagnos jeweils eine Tafel mit den Hotels, deren Gäste hier vermutlich freien Strandservice genießen. Jetzt geht es eher gemütlich zu, selbst die Parkplätze an der Promenade sind fast alle leer. Immerhin finden wir noch ein geöffnetes Cafe am Strand, wo wir die Abendsonne genießen können, bevor wir uns auf die Suche nach einem Platz für die Nacht machen.
Der Süden ruft…
Gradara, eine der besterhaltensten mittelalterlichen Festungsstädte Italiens ist unser Anlaufpunkt für die Nacht. Dort, am Fuß der mächtigen Stadtmauern, finden wir einen Wohnmobilparkplatz mit Ver- und Entsorgungsmöglichkeit, wo wir unser Fahrzeug für die Nacht abstellen und gleich noch zu einem Rundgang durch die Gassen und entlang der Wehrmauern aufbrechen. Außer ein paar Hundebesitzern auf Abendrunde begegnet uns zu dieser Zeit – es ist 20:00 Uhr- niemand mehr, die letzten Lokale klappen gerade die Läden herunter. Glücklicherweise sind die Zeiten vorbei, wo die Stadttore bei Sonnenuntergang geschlossen wurden, sodaß wir unbehelligt wieder hinaus zu unserem Auto gelangen.
Am nächsten Morgen geht es nach einem Cafe gleich weiter. Das Wetter ist eher norddeutsch herbstlich, und uns zieht es weiter Richtung Süden. Nur unterbrochen durch einen kurzen Einkaufsstop fahren wir ca. 350km bis zu dem kleinen Naturschutzgebiet Punta Aderci bei Vasto. Offenbar haben wir es geschafft, dem trüben Wetter davon zu fahren, denn wir können bei blauem Himmel und Sonnenschein zum ersten Mal Tisch und Stühle auspacken und ein verspätetes, dafür umso ausgiebigeres Frühstück in der Sonne genießen.
Die Küste ist hier nicht mehr so flach, sondern abwechselungsreicher mit felsigen Abschnitten, unterbrochen von Sandbuchten, die wir gut gesättigt ausgiebig in beiden Richtungen erkunden. An den Felsen und auf der Mole des nahegelegenen kleinen Hafens stoßen wir wieder auf verschiedenste Varianten der bereits beschriebenen Pfahlbauten zum Fischfang. Inzwischen haben wir gelernt, dass sie hier Traboccos genannt werden.
Nach einer ruhigen Nacht zeigt sich dasWetter immer noch trübe. Immerhin ist es mit 17 Grad deutlich wärmer als an unserem letzten Übernachtungsplatz. So fahren wir nach dem Frühstück nochmals ca. 100km weiter Richtung Süden zur Halbinsel Gargano, die sich mit bis zu 1000m Höhe etwa 50 km ins Meer hinaus erstreckt und einen der schönsten Küstenabschnitte Süditalien haben soll. Diesmal geht es nicht über die Autobahn, sondern über kleine Straßen und sofort fällt auf, dass die Orte viel ärmlicher wirken und überall Dreck die Straßenränder säumt. Ist das ein Zeichen, dass wir im Süden angekommen sind?
Bei Lesina biegen wir ab auf die Halbinsel Gargano. Unser erster Halt beim Torre Mileto wirkt auch nicht besser und so fahren wir gleich weiter nach Rodi Garganico, einem kleinen Ort mit engen Gassen auf einem Felsen steil über dem Meer. Das Auto muss draußen bleiben, Merlin passt darauf auf, und wir schlendern durch die steilen Gassen. Der Ort wirkt zwar auch etwas verlassen, ob wegen Siesta oder Saisonende ist nicht klar, auf jeden Fall aber sauber und freundlich. Wir finden sogar ein geöffnetes Lokal, wo man uns eine Pizza frisch aus dem Holzofen serviert.
Es ist inzwischen noch einmal deutlich wärmer geworden und so werden, zurück am Auto, die Karten studiert, um nach einem ruhigen Platz Ausschau zu halten. Den finden wir auch, nachdem wir in Serpentinen hinunter in die nächste Bucht gefahren sind und den Wegweisern zur Sosta Camper gefolgt sind.
Für 15 Euro erwartet uns hier ein Stellplatz direkt am leeren Sandstrand, den wir mit mehreren Hunden, ein paar Fischern und 3 weiteren Campern teilen müssen, die im Laufe des Nachmittags eintrudeln. Abends ist es noch so milde, dass wir lange im Dunkeln draußen sitzen – bei Kerzenschein, Rotwein, Oliven und Erdnüssen…..
Nachts werden wir dann von heftigem Regen geweckt, der uns durch die offene Dachluke ins Bett platscht, begleitet von Blitz und Donner. Dabei ist es immer noch so warm, dass wir froh sind als der Regen nachläßt und wir die Luken wieder etwas öffnen können.
Malerische Küste und 1000jährige Wälder
Am nächsten Morgen sind nur noch leichte Wölkchen zu sehen, und wir frühstücken bei Sonnenschein draußen und sehen unseren Nachbarn bewundernd zu, wie sie ausdauernd mehrmals den Strand in beiden Richtungen entlangjoggen. Als sie dann ihre Badesachen auspacken und im Meer schwimmen gehen, ist Carola auch nicht mehr zu halten. Merlin als treuer Begleiter traut sich mutig hinterher ins flache Wasser, bis eine etwas größere Welle über ihn schwappt und er erschreckt und durchnäßt den Rückzug antritt. Dann doch lieber ein ordentliches Sandbad……
Nachdem die beiden zurück sind, gehe auch ich eine Runde schwimmen, bevor wir uns wieder auf den Weg machen. Am Ende der Bucht geht’s wieder in Serpentinen hinauf. Peschici liegt ebenfalls auf einem Felsen über dem Meer, ist aber größer und lebendiger als Rodi Garganico. Wir sind allerdings heute auch deutlich früher unterwegs als gestern.
In den kleinen Läden der Altstadt stocken wir mit Vergnügen unsere Vorräte mit leckerem Käse, frischem Brot und Obst auf, gönnen uns noch einen Cappuchino und machen uns dann auf, den Foresta Umbra zu erkunden.
Also wieder hinunter in die Bucht und von dort ins Innere der Halbinsel, wo es noch 1000jährige Eibenwälder geben soll. Auf schmalen Sträßchen geht es erst durch Eichenwälder, dann überwiegend riesige Buchen hinauf auf 800m. Dort stellen wir das Auto auf einem Wanderparkplatz ab. Hier oben ist es deutlich kühler. Man kann sich vorstellen, dass im Sommer viele Menschen wegen der Kühle hier hinaufkommen. Leider sind die Wege nur italienisch ausgezeichnet, sodaß wir auf gut Glück loslaufen und darauf vertrauen, dass uns das Navi im Notfall den Weg zurück zum Auto weist. 2 Stunden später, zurück am Auto nach 6 km Rundweg, haben wir den Eibenwald zwar nicht gefunden, aber trotzdem eine wunderschöne Wanderung zwischen riesigen efeuüberwucherten Buchen, moosbewachsenen Felsen und dazwischen immer wieder Kolonien von wilden Alpenveilchen gemacht.
Zurück am Parkplatz erstehen wir bei einem fliegenden Händler, der hier noch auf die letzten Touristen der Saison wartet, ein Glas Kastanienhonig, nicht ohne uns vorher durch sein Angebot probiert zu haben. Fast wäre noch eine Flasche Limoncello mitgekommen, musste dann aber einer Tüte Limoncellogebäck weichen. Dann geht’s wieder die 800m hinunter an die Küste. Kurz vor Vieste finden wir einen Platz auf den steilen Klippen direkt am Meer. Unter uns donnert die Brandung gegen die ausgewaschenen Felsen. Mal sehen, wie gut man dabei schlafen kann….
Küstenslalom mit Panoramablick
Gut haben wir geschlafen, trotz Brandung, die allerdings gegen Morgen deutlich friedlicher wurde. Beim Morgenrundgang entdeckte ich, dass der Felsen, auf dem wir unser Auto geparkt haben, an vielen Stellen offenbar zur Steingewinnung genutzt worden war.
Der Kalkstein muß offenbar so weich sein, dass man einfach Blöcke herausschneiden kann und so entstanden Treppen und kleinere und größere Becken, in denen sich das Wasser der Brandung sammelt. Direkt vor unserem Auto war regelrecht ein Schwimmbad aus den Felsen gesägt worden, dessen Boden unter der Wasserlinie liegt und das somit mit jeder größeren Welle frisch nachgefüllt wird. In die Wände geritzte Grafitti zeugt von eifriger Nutzung.
Nach dem Frühstück ging es einmal über die Bucht mit breitem Sandstrand hinüber nach Vieste. Wir brauchten mehrere Anläufe, um eine Strasse zu finden, die nicht für Wohnmobile gesperrt war und uns trotzdem nahe genug an die Altstadt heranbrachte. Die Schilder scheinen aber nur für die Hauptsaison gedacht zu sein. Jedenfalls sahen wir genug italienische Womos, die sie ignorierten. Offenbar hat man es nur nicht für nötig befunden, eine saisonale Begrenzung an den Schildern anzubringen. Ähnliches scheint auch für viele Parkplätze zu gelten, die zumindest theoretisch gebührenpflichtig sind.
Die Stadt wirkt am Samstag Vormittag sehr lebendig, fast orientalisch mit Marktständen an den Straßen und Gemüse- und Obsthändlern, die mit kleinen Lastwagen in die engen Gassen hineinfahren und dabei lautstark ihre Waren anpreisen.
Die Altstadt ist wieder auf einen Felsen gebaut, der auf einer Seite steil zum Meer abfällt. Ein schmaler Weg verbindet die Gassen, die oft in kleinen Plätzen an der Kante enden und von denen man einen herrlichen Blick hinunter aufs Meer, die Felsen und den daran folgenden Sandstrand hat.
Eigentlich wollten wir ja ein Cafe mit freiem WiFi finden, was sich aber als schwierig herausstellt und so müssen wir uns mit einer Mobilfunkverbindung behelfen, um endlich mal die ersten Blogs zu veröffentlichen.
Die nächsten 50 km nach Vieste schraubt sich eine kleine Straße in abenteuerlichen Kehren an der Steilküste entlang. Glücklicherweise gibt es immer wieder kleine Parkbuchten an denen auch der Fahrer mal den Ausblick genießen kann, ohne in Gefahr zu laufen, Fahrzeug und Besatzung ernstlich in Gefahr zu bringen.
Eigentlich hatten wir ja gehofft, noch einmal eine Bucht mit Sandstrand zu finden – für eine Mittagspause inclusive Bad für Mensch und Hund – aber die sind entweder in privater Hand oder blockiert von Hotels oder Campingplätzen oder zu felsig zum Baden. So beschließen wir den Gargano zu verlassen und suchen uns hinter Manfredonia, wo die Küste wieder flach und sandig ist, einen geöffneten Campingplatz. Mal wieder eine warme Dusche ist auch nicht schlecht.
Es lohnt sich auch noch mal in die ersten Berichte zu schauen, dort gibt es jetzt auch Bilder!!
Also, ich will auch mal was sagen…
Mein Herrchen beschreibt ja alles ganz gut, und deswegen musste ich mich noch nicht so schnell zu Wort melden. Zumal ich ja auch hin und wieder erwähnt werde. Es hat lange gedauert, bis meine Herrschaften verstanden haben, dass ich mal wieder ein bisschen Abwechslung gebrauchen kann. Ich habe mich demonstrativ vors Wohnmobil gelegt und wenn möglich hinein, und irgendwann haben sie es kapiert. Als dann mein Sack mit Futter und die Näpfe ins Auto geräumt wurden, war ich mir sicher, es geht bald los.
Am Anfang war ich noch ganz aufgeregt bei jedem Stopp. Mittlerweile nehme ich das gelassen.
Also die Menschen hier sind ausgesprochen nett zu mir. Ich bekomme jede Menge Streicheleinheiten und verzückte Zurufe. Ich verstehe nur nicht, warum, wenn sie doch Hunde mögen, so viele hier in einem erbärmlichen Zustand sind. Selbst an meinen Wassernapf gehen sie, um mal vernünftiges Wasser zu bekommen. Und ich sage auch nichts, wenn mein Frauchen Ihnen von meinen Hundekuchen abgibt. Sie sind sehr lieb, und ich komme mit allen gut aus.
Was mir nicht so gut gefällt, ist das Meer. Erst bin ich begeistert hinein gelaufen aber dann hat es mich attackiert und ist weiß schäumend über mich geschwappt. Ich habe beschlossen, es mag mich nicht und ich es auch nicht. Außerdem schmeckt es überhaupt nicht und richtig kühl ist es auch nicht. Ab jetzt warte ich am Strand, wenn meine Herrschaften baden.
Zu Besuch bei Friedrich II.
Unser Campingplatz mit Wifi und heißer Dusche lag direkt am Meer und so nutzten wir den Rest des Nachmittags für einen Strandspaziergang. Vor den Campingplätzen, die hier fast einer am anderen liegen ist der Sandstrand sauber, aber sobald man den Bereich verlässt,hat man dass Gefühl über eine Müllkippe zu laufen. Ich kann mir kaum vorstellen, das all der Müll hier vom Meer angespült wurde.
Den nächsten Morgen gehen wir langsam an, es ist schließlich Sonntag. Also ausgiebiges Frühstück, dann ein Bad im Meer und eine heiße Dusche, dann sind wir bereit fürs Sonntagsprogramm:
Castel del Monte, Repräsentationsbau oder Jagdschloss Friedrichs des Zweiten, liegt von weitem sichtbar auf einer Hügelkuppe etwa 50 km landeinwärts.
Viele Legenden ranken sich um dieses ungewöhnliche Bauwerk, an dessen Entwurf Friedrich II 1240 persönlich beteiligt gewesen sein soll. Es hat einen achteckigen Grundriss mit achteckigen Türmen an allen Ecken. Um einen ebenfalls achteckigen Innenhof gruppieren sich auf 2 Etagen 16 gleichartige Räume, jeweils einer pro Seite. Die Räume sind nicht durchgängig miteinander verbunden, sodass der Besucher mehrmals den Innenhof durchqueren muß, um in alle Räume zu gelangen.
Bereits auf dem Parkplatz, auf den man zwangsweise noch unterhalb der Hügelkuppe geleitet wird, herrschte Trubel. Der Parkplatz ist auch eher ein Freizeitpark mit Spielplätzen, Picknickplätzen, Grillplätzen und einer Open Air Karaokebar, alles heute am Sonntag gut besucht von Großfamilien mit Kind und Kegel. Den Shuttlebusservice hinauf zum Castel nehmen wir nicht in Anspruch sondern gehen zu Fuß. So bekommt Merlin auch gleich seinen Spaziergang. Oben angekommen ist nicht weniger Betrieb, ganze Busladungen werden hier abgesetzt um das zum UNESCO Weltkulturerbe gehörende mächtige Bauwerk zu bewundern. Ein teil des Trubels erklärt sich vielleicht auch dadurch, dass heute am Sonntag jedermann freien Eintritt hat.
Zurück am Parkplatz beschließen wir, über Nacht hier zu bleiben, und suchen uns einen Platz möglichst weit entfernt von der Karaokebar, von der wir mit italienischen Schnulzen beschallt werden und genießen die Abendsonne.
Pünktlich zum Sonnenuntergang endet das Musikprogramm, der Parkplatz leert sich ziemlich schnell und wir haben gemeinsam mit einem zweiten Camper das Gelände für uns. Als wir am Montagvormittag nach einer ruhigen Nacht das Gelände verlassen, liegt es ruhig da und von Besuchern ist nichts zu sehen. Sonntags ist offenbar Ausflugstag. Wir wollen uns in den nächsten Tagen anschauen, wofür Apulien überall bekannt ist: die Trulli.
Noci ist die erste kleine Stadt, in der wir Halt machen, bekannt für ihre Weichkäsespezialitäten. In der Altstadt mit ihren kleinen Häusern und engen Gassen fällt auf, dass viele Dächer nicht mit Ziegeln, sondern übereinandergeschichteten flachen Steinplatten gedeckt sind, auch wenn sie nicht die typische Trulliform haben.
Die finden wir dann im nächsten Ort Alberobello. Hier sind zwei Stadtteile mit den typischen Trullihäusern touristisch herausgeputzt worden. Mehr als 1600 solcher Trulli soll es hier geben und in jedem 2. gibt es einen Souvenirladen. Alberobello ist offenbar ein beliebtes Landausflugsziel für Kreuzfahrtschiffe, die im 50km entfernten Hafen von Bari Halt machen.
Uns wirkt das Ganze zu sehr wie Disneyland, und so machen wir uns bald wieder auf, die ursprünglichen, weniger touristischen Trulli zu finden. Nur wenige 100m entfernt von Campingplatz am Stadtrand, auf dem wir für die Nacht Quartier nehmen, finden wir die verschiedensten Bauformen – einfach mal in der Galerie nachsehen…
Das war cool…
Gestern habe ich etwas erlebt, das ich spannend fand:
Wir waren mal wieder in so einen Ort, wo es immer bergauf und bergab geht, gefahren und ausgerechnet mittags, wenn ich normalerweise mein Schläfchen halte, sollte ich mit durch die heißen Straßen laufen. Wir waren noch nicht weit gekommen – ich habe da so meine Methoden, wenn ich keine Lust habe – da kamen aus den Gassen vor uns etwas traurige, aber irgendwie schräge Geräusche, die immer lauter wurden. Ich wollte schon den Abgang machen, da kamen aus der Gasse ein paar Männer in dunklen Anzügen, mit dunklen Sonnenbrillen auf der Nase, sehr lässig und schauten sich ständig um. Als hinter ihnen weitere Menschen auftauchten, die offenbar für die merkwürdigen Geräusche verantwortlich waren, traten die Männer einfach auf die Straße und hielten alle Autos mit lässigen Handbewegungen auf. Das hat mir sehr imponiert. Hinter den Krach machenden Menschen fuhr ein Auto im Schritttempo und dahinter kamen jede Menge weiterer dunkel gekleideter Menschen mit ernsten Gesichtern. Die maschierten alle einfach mitten auf der Straße den Berg hinunter.
Ich hab mir daraufhin mal von Carola die Sonnenbrille ausgeliehen. Ob die Autos so auch mehr Respekt vor mir haben? Mal sehen…
Merlin