Gravinas und Sassi

4 Tage vergangen seit wir bei blauem Himmel in Ostuni gestartet sind. Den Übernachtungsplatz in der Stadt haben wir gut ausgenutzt: abends trotz Regen noch einen Gute Nacht Drink in einer kleinen Bar, morgens Frühstück italienisch im Cafe mit Cappuccino und Crossini.

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Dann zur nächsten Panificio frische Paninis holen für das 2. (deutsche) Frühstück (man kann seine Herkunft halt doch nicht leugnen..).Das gab’s dann beim ersten Halt (Hundepinkelpause) auf dem Weg nach Massafra.

Massafra ist eine der apulischen Städte, die auf Tuffstein gebaut ist. Die Altstadt liegt zwischen 2 Gravinas, steilen Schluchten, deren Tuffsteinwände schon vor Jahrhunderten von Menschenhand ausgehöhlt wurden. Ähnlich wie in Kappadokien in der Türkei entstanden auch hier im 9. und 10. Jahrhundert, als der byzantinische Kaiser die Ikonenmalerei verbot, durch flüchtende Mönche aus Kleinasien und dem Balkan viele Höhlenkirchen mit Freskenmalereien.

Offenbar hat man hier aber schlechte Erfahrungen gemacht, denn wir fanden die Eingänge verschlossen und ein Hinweisschild auf Öffnungszeiten von ein paar Stunden am Vormittag. Beim Versuch durch die Stadt ans untere Ende der Canons zu gelangen, wären wir dann fast in den immer enger werdenden Straßen steckengeblieben. Kein Hinweis- oder Verbotsschild bereitete uns darauf vor:

Erst zweispurig teilte sich die Straße bergab plötzlich in 2 Einbahnstraßen, die sich immer schmaler werdend durch die Häuser schlängelten, bis wir irgendwann nicht mehr weiter kamen. Die Straße war einfach nicht breit genug für uns. Nur unter Einsatz von Hilfskräften für das Dirigieren beim Rückwärtsmanövrieren und Anhalten des Verkehrs, damit wir über eine Einbahnstrasse in der falschen Richtung aus der Engstelle entkommen konnten, kamen wir ohne größere Schrammen und Beulen aus der Misere. Danach hatten wir erst einmal genug von Massafra und flüchteten ans Meer. Das schöne Wetter wollten wir besser zum Baden nutzen.
Aus unerfindlichen Gründen haben die Italiener auch hier die Eisenbahnlinie direkt am Meer entlang gebaut, gerade weit genug weg, dass auch bei Sturm der Bahndamm trocken bleibt. Man muß also eine Stelle finden, wo man über oder unter der Bahnlinie an den Strand kommen kann. Ein einsamer, etwas verwahrloster Campingplatz bot sich an, der über einen Zugang zum Strand verfügte, an dem sich sogar, keine 100m vom Meer entfernt, ein kleiner Süßwasserteich fand.

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Die Quelle, die den Teich speiste, entsprang mitten darin und verwandelte den Teich in eine Art natürlichen Whirlpool. Hier könnte man es direkt ein paar Tage aushalten, wenn das Wetter so bliebe wie diesen Morgen…
Das Wetter hat den Erwartungen nicht standgehalten, trotzdem sind wir noch einen Tag dort geblieben. Merlin durfte frei herumstromern und faulenzen. Trotz abendlicher Gewitter und heftigem Regen fielen die Temperaturen kaum unter 20 Grad.
Samstag früh machten wir einen neuen Anlauf und fuhren vorsichtig wieder nach Massafra hinein, machten aber um die Altstadt einen Bogen und versuchten unser Glück zu Fuß. Die Touristinfo fanden wir verschlossen vor und ein Versuch auf eigene Faust vom unteren Ende in die Schlucht hinein zu kommen, scheiterte ebenfalls nach kurzer Strecke an einem Italiener, der mir den weiteren Zugang verwehrte.
Da es zudem auch wieder angefangen hatte zu regnen, verließen wir Massafra ohne viel von seinen Sehenswürdigkeiten gesehen zu haben und beschlossen, sozusagen die Seite zu wechseln – vielleicht ist das Wetter an der Südküste ja besser.

Das Wetter enttäuschte uns jedoch auch hier, bei Sturm und heftigem Regen fuhren wir ein Stück die italienische Fußsohle entlang. Bei Mesaponto hatte das Wetter ein einsehen und erlaubte uns die wenigen verbliebenen Überreste der einstigen griechischen Stadt zu besichtigen, in der Pythagoras vor fast dreitausend Jahren seine mathematische Sätze formulierte.

Das Wetter war noch immer stürmisch, und so hielt uns nichts mehr an der Küste, nachdem wir uns im einzigen offenen Lokal des im Sommer sicher trubeligen Badeortes Lido di Mesaponto gestärkt hatten.

Einen letzten Anlauf wollten wir noch machen, etwas von der Tuffsteinlandschaft und den Höhlenkirchen zu sehen, aber nicht in Massafra, sondern in Matera, etwa 40km westlich von Massafra.
Es war bereits dunkel als wir dort ankamen, und die Anfahrt zu unserem Übernachtungsplatz wäre ohne Navi schwierig geworden, denn Matera ist ebenfalls in die Tuffsteinwände über einer verzweigten Gravina gebaut und wir hatten uns einen Platz mit Panoramablick auf der gegenüberliegenden Seite des Cañons als Stellplatz für die Nacht ausgesucht. Dank Navi und entsprechender Beschreibung trauten wir uns im Dunklen die Schotterpiste am Cañonrand entlang zu fahren und wurden dafür auch mit einem grandiosen Blick auf die Lichter der Stadt belohnt.

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Gegen 20:00 Uhr wurde es auf einmal lebendig auf unserem einsamen Platz. Ein Auto nach dem anderen kam heraufgefahren. Es dauerte eine Weile, bis wir verstanden, dass in der kleinen Höhlenkirche in der Canonwand direkt unter unserem Stellplatz offenbar eine abendliche Messe stattfand. Eine Stunde später waren die Kirchgänger wieder verschwunden, aber auch die Stadtjugend schien den Platz gerne für nächtliche Rendevous zu nutzen und so bekamen wir bis 2:00 Uhr nachts immer wieder Besuch – es war schließlich Samstag.

Am nächsten Morgen lag dann die ganzen Stadt vor uns, als wir hinausschauten. Den Vormittag nutzten wir, um auf Klettertouren die Umgebung zu erkunden. Nachmittags ging es hinüber in die Stadt. Merlin hatte sich vormittags beim Klettern bereits ausgetobt und durfte in Auto bleiben, während wir die in den Tuffstein hineingebaute Altstadt erkundeten. Seit die Stadt in den 90gern zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt wurde, hat sich die vorher fast verlassene Altstadt wieder mit Leben gefüllt. Aus verlassenen dunklen Höhlenwohnungen, den Sassi wurden exklusive Quartiere für Touristen, Restaurants und Galerien, und auch die Bewohner sind in die jetzt attraktiv gewordene Altstadt zurückgekehrt.

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Abends bezogen wir wieder unseren Platz mit Panoramablick. Niemand scheint hier etwas gegen Wohnmobilisten zu haben. Selbst eine Polizeistreife, die am Abend bei uns hielt, grüßte freundlich und wünschte uns eine gute Nacht!

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