Alle Beiträge von Manfred Hoffmann

Obere Zizschlucht

10. Oktober 2014 – Kasbah Jurassique

Nach 8-stündiger Fahrt auf Straßen, bei denen ab und zu mal ein paar Flecken Asphalt zwischen Schotter und Geröll hervorschauten, waren wir froh, endlich wieder eine normale Straße zu erreichen. Die 80 km Strecke, die uns von unserem traumhaften Nachtlager auf der Hochebene über mehrere Pässe mit bis zu 2100m zurück zur N13 führte, war doch eher was für Geländefahrzeuge und ging an die Grenzen von Fahrer und Fahrzeug. Die traumhafte Berglandschaft entschädigte aber reichlich für die Mühe.Mittlerer AtlasPiste durch den mittleren Atlas
Die letzten 25km bis zum Ksar Timnay auf breiter Asphaltstraße wurden nur noch für einen kurzen Einkaufsstop in Zaida unterbrochen, um unsere Brotvorräte aufzufrischen.
Ksar Timnay scheint Treffpunkt der Wüstenfahrer zu sein, denn der große ummauerte Platz des Ksar stand voll mit Fahrzeugen mit Trailern, die mit Geländemotorrädern und Quads beladen waren. Das Wohnmobilcamp war zugestellt mit einem knappen Dutzend großer Wohnmobile einer französischen Rentnergruppe, die offenbar im Konvoi unterwegs waren. So suchten wir uns etwas abseits einen einigermaßen ruhigen Stellplatz. Im zugehörigen Restaurant gab’s WiFi, sodaß wir nach der obligatorischen Tajine – diesmal mit Lammfleisch- unseren Blog aktualisieren konnten.
Nach einem ruhigen Frühstück – die französischen Rentner waren bereits wieder aufgebrochen – machten wir uns wieder auf gen Süden in Richtung Wüste. Immer wenn man meinte, die Berge hinter sich gelassen zu haben, zeigte der Höhenmesser, dass wir uns noch auf einem ca. 1500m hoch gelegenen wüstenartigen Geröllplateau befanden. Prompt tauchten noch 2 mal aus dem Dunst neue Berge auf, die es zu überqueren galt, um dahinter, sozusagen 1 Etage tiefer, auf ein neues Plateau zu stoßen. Bald tauchten auch die ersten Palmen auf und auch die Bauweise der kleinen Siedlungen am Straßenrand änderte sich. Hier wird offenbar doch noch viel mit Lehm gebaut und die flachen Gebäude mit den abgestuften Verzierungen auf den Dächern wirkten schon sehr afrikanisch. In Rich trafen wir auf den Oued Ziz, der wieder etwas mehr grün in die Landschaft brachte und den wir in den nächste Tagen hinunter ins Tafilalet, dem größten Oasengebiet Marokkos, begleiten wollen. In Rich machten wir einen kleinen Rundgang durch den Souk, der allerdings, da Freitag war, nicht viel zu bieten hatte. Markt in RichDafür fanden wir aber einen Geldautomaten, der bereit war, gegen Vorzeigen einer deutschen Bankkarte, Bargeld auszuspucken. So konnten wir uns unbeschwert frisches Brot, Kekse und sogar einen Kaffee am zentralen Platz des Ortes leisten.
Direkt hinter Rich erhebt sich eine weitere Bergkette, durch die sich der Oued Ziz eine spektakuläre Schlucht geschnitten hat, in deren oberem Ende wir unser aktuelles Lager aufgeschlagen haben. In einer Flußschleife liegt hier, umgeben von steilen Hängen eine kleine Kasbah mit ein paar Obstgärten am Flussufer, die wir als Quartier ausgewählt haben. Der Platz nennt sich Kasbah Jurassique, warum, ist an den Bildern leicht zu erkennen.Ksar Jurassic

Obere Ziz SchluchtHier ist es wegen des kräftigen Windes, der durch die Schlucht bläst, einigermaßen kühl und Merlin kann nach Herzenslust im Flußbett herumtollen und baden.

Manfred

Erg Chebbi.

13. Oktober 2014 – Luxus in den Dünen
Haben wir unseren Reiseverlauf bisher an den Feiertagen orientiert, geht es inzwischen eher danach, an welchen Wochentagen wo Markt ist. Entsprechend beschlossen wir nach einem Ruhetag, am Sonntag früh aufzustehen und in einem Stück die 130km bis hinunter in die Wüste nach Rissani zu fahren, um uns den dort stattfindenden großen Markt anzusehen. Nach dem kräftigen Wind in der letzten Nacht, hatte es immer wieder etwas geregnet, was seit 3 Jahren nicht mehr vorgekommen sein soll und so wurde unser, von der Fahrt durch die Berge völlig eingestaubtes Auto einer Gratiswäsche unterzogen. Es fiel uns schwer, auf der folgenden Strecke hinunter ins Ziztal, nicht ständig anzuhalten, denn die Landschaft war wirklich beeindruckend. Aber, da wir planen, dieselbe Strecke wieder zurück zu fahren, schafften wir es, bis auf einige kurze Fotostops an besonders schönen Stellen, tatsächlich bis Rissani durch zu fahren.Ziz Tal
Auf den letzten 15km kamen wir noch in ein regelrechtes Unwetter mit Sandsturm und anschließend heftigem Regen, das aber, als wir in Rissani ankamen, bereits weitergezogen war.
Da niemand hier auf Regen eingestellt ist,versanken die Straßen und der Souk in Rissani ziemlich im Schlamm. Souk in Rissani
Die Menschen hier nehmen das aber mit der ortsüblichen Gelassenheit hin.
Beim Bäcker erstanden wir neben den typischen Fladenbroten auch eine Art riesiger Pizza, im Prinzip ein großes Fladenbrot, gefüllt mit kleingeschnittenem Fleisch, Zwiebeln, Ei und vielen Gewürzen. Da diese aber nur auf Bestellung gebacken wird, bekamen wir einen Zettel und die Weisung, in einer halben Stunde wieder zu kommen, eine gute Gelegenheit, sich den Trubel in Ruhe von einem Straßencafe aus anzuschauen. Nach 45 min war die ‚Pizza‘ tatsächlich fertig und wurde uns, fachmännisch zwischen 2 Pappdeckeln verschnürt, überreicht. Damit waren wir für mindestens 1Tag bestens mit Essen versorgt und machten uns, einem Tipp folgend, auf zu einem Beduinenhotel, das, nur über eine Sandpiste erreichbar, abseits der Strasse direkt am Fuß des großen Sanddünengebietes Erg Chebbi liegt.
Der nette Hotelbesitzer empfing uns freundlich auf deutsch, empfahl uns aber 2 Häuser weiter bei seinem Cousin zu campen, da sein Camp derzeit renoviert wird. Er schwang sich auch gleich auf sein Moped und geleitete uns dorthin.
Hier stehen wir nun unter Dattelpalmen im Sand. Vor uns etwa 200 Quadratkilometer Sanddünen, hinter uns der Garten des Beduinenhotels mit einen schönen Pool unter Olivenbäumen und lassen es uns gut gehen. Erg ChebbiErg Chebbi
Da der Wind gegen Abend noch einmal auffrischte, war im Nu alles mit einer dünnen Sandschicht bedeckt, was uns aber nicht daran hinderte zum Sonnenuntergang die nächsten Dünenkämme zu erklimmen um von dort das einzigartige Panorama zu genießen.
Ein Vorteil des Windes ist, dass er die Spuren der Motorräder und Geländewagen verweht, die sonst nach ein paar Tagen die Dünen verunstalten, denn dieser Platz war wohl bis vor einigen Tagen sozusagen das Trainingscamp der Wüstenralleyfahrer.
Nach einer angenehm kühlen Nacht waren wir bereits vor Sonnenaufgang wieder in den Dünen unterwegs um das Schauspiel des Sonnenaufgangs in den Sanddünen zu erleben.
Merlin war bereits gestern begeistert durch die Dünen getobt. Er ist hier sozusagen Hahn im Korb. Er hat sich gleich mit drei Hundedamen angefreundet und ist ständig unterwegs.
Den restlichen Tag verbrachten wir mit einem Rundgang durch die Oase und faulenzend am oder im Pool.

Manfred

Hier läßt sich’s aushalten

15. Oktober 2014 – Haven La Chance Desert Hotel

Die letzten Tage waren ziemlich prima bis perfekt. Erst waren wir zwei Tage an einem Platz, wo es endlich mal kühler war. Es hat sogar geregnet. Aber das Beste am Platz war, ich konnte nach Herzenslust im Oasengarten herumlaufen und es gab einen Fluss, durch den ich toben konnte. Wir haben tolle Spaziergänge gemacht. Ich habe in der Nähe unseres fahrbaren Zuhauses auch ziemlich schnell den Weg zur Küche an einem Haus gefunden, doch als ich stolz einen Knochen anschleppte, wurde er mir weggenommen. Es gab aber als Ersatz Leberwurst aus der Tube.
Und jetzt sind wir an einem Platz, der ist genial. Direkt vor unserem Wohnmobil türmt sich ein Riesensandkasten auf. Ich kann herumtollen soviel ich will. Das geht aber nur morgens und abends, ansonsten verbrenne ich mir die Pfoten . Über Mittag liege ich im Schatten von Bäumen am Schwimmbad.

Merlin am PoolAber da ist mir gestern was Peinliches passiert. Manche Leute springen mit so einem Platsch ins Wasser und planschen doll herum und da habe ich mir einen Spaß gemacht und bin immer am Schwimmbadrand entlanggerannt. Auf einmal bin ich ausgerutscht und Platsch war ich im Wasser. Als ich dann am Schwimmbadrand nicht rauskam, hat ein Mann mir rausgeholfen. Oh juckte mein Fell. Ich habe mich ordentlich an den Palmen geschubbert, die kratzen so schön und dann ordentlich im Sand gewälzt. Alles hat gelacht. Ich war ganz schön fertig. Nur gut, dass das keine meiner neuen Freundinnen gesehen hat. Die habe ich hier nämlich reichlich. Die kommen irgendwo aus dem Nichts. Ich kann herrlich mit Ihnen herumtoben und bin der Chef. Ich lasse sie auch aus meinem Wassernapf trinken und sie dürfen auch die Reste aus meiner Fressschüssel haben.Merlin Firtet
Neue Tiere habe ich auch kennengelernt, die sind riesengroß, gucken ziemlich arrogant und können Menschen tragen. Ich bleibe da lieber ein bisschen auf Distanz. Von diesen Viechern, die immer hintereinander herlaufen und Dromedar heißen, gibt es ziemlich viele hier.
Gestern sollte ich auch Flamingos kennenlernen,aber was immer das auch ist, es waren keine an dem See zu dem wir extra gefahren sind. Dafür wieder jede Menge Dromedare.
Also im Augenblick finde ich meine Herrschaften ganz okay.

Merlin

Es lohnt sich mal in die Galerien zu schauen, da gibt es viele neue Bilder!

Wer sich für unsere genauere Reiseroute interessiert,  findet unter  geplante Reiseroute unter der Karte einen Link, der auf Google Maps unsere aktuell gefahrene Route zeigt.

Viel Spaß beim Stöbern….

Oasengärten im Ziztal

17. Oktober 2014 – Wieder auf Achse
Nach 5 Nächten in der Wüste fiel es uns richtig schwer, wieder unsere Sachen zusammen zu packen. Man kann sich an das Leben gewöhnen: morgens vor Sonnenaufgang aufstehen, in die Sanddünen hineinlaufen und auf dem Kamm einer Düne sitzend zuzusehen, wie die Sonne sich langsam Düne für Düne erobert. Dann im Schatten einer Dattelpalme ausgiebig frühstücken und anschließend mit Handtuch und Buch in den Schatten der Olivenbäume am kühlen Pool. Nachmittags, wenn die Sonne an Kraft verloren hat, ein wenig die Umgebung erkunden und anschließend, rechtzeitig zur Abendvorstellung, wieder einen guten Platz auf den Dünen suchen. Dinner bei Kerzenschein am Pool und anschließend Sterne bestaunen, bis man vor Erschöpfung ins Bett fällt.
Das Wetter hat sich in den letzten Tagen beruhigt: absolut klarer Himmel und nur am frühen Morgen ein leichter Wind. Das Thermometer sinkt nachts auf ca. 20 Grad und steigt im Laufe des Tages langsam auf 30 – 35 Grad an. Da die Luftfeuchtigkeit aber nur ca. 20% beträgt, nimmt man die Temperatur nicht so wahr. Nachteil des schönen Wetters ist, dass die Dramatik der Sonnenauf- und -untergänge doch deutlich nachgelassen hat.

Heute Morgen sind wir dann wieder ca. 100 km zurück Richtung Norden gefahren, allerdings soweit möglich nicht auf der Nationalstrasse, sondern auf kleinen Straßen durch die Palmenoasen des Oued Ziz. Hier kommt man sich noch vor wie auf einer Zeitreise. Die Orte sind festungsartig aus Lehm und Stroh erbaut, teilweise mit Ornamenten verziert und haben nur wenige Zugangstore, die in das Labyrinth der engen, teilweise überbauten Gassen führen. imageOhne ortsvertrauten Führer ist es schwierig, sich zu orientieren. Die Durchgänge sind teilweise sehr dunkel und man hat keine Vorstellung in was man gerade hineinläuft.image In Maadid, einem dieser Ksour, ist es uns auch zum ersten Mal begegnet, dass eine Horde Kinder so aufdringlich wurde, dass weder energisches Auftreten, noch das Eingreifen in der Nähe befindlicher Erwachsener uns von der Plage befreien konnte. Da hilft dann nur noch den Rückzug anzutreten. 

Unser Nachtlager haben wir etwas weiter in den Bergen, im hier schon enger werdenden Ziztal im Camp einer netten Berberfamilie bei Aoufous aufgeschlagen. imageBeim Abendspaziergang haben wir uns prompt in den fast urwaldartigen Palmengärten verlaufen und uns fest vorgenommen, morgen ein GPS mitzunehmen, damit uns das nicht noch einmal passiert.

Manfred

Straße der Kashbas

21. Oktober 2014 – Oase Tinerhir und Todraschlucht

Wir haben den Tafilalet hinter uns gelassen und fahren am Südrand des Atlas Richtung Westen entlang der Straße der Kashbas. Einen Tag lang sind wir noch durch die Oase des Ziztals gewandert, diesmal ohne uns zu verirren, dank GPS.image
Zur Zeit ist Dattelernte und wir treffen immer wieder auf Bauern, die ihre mit Dattelbündeln beladenen Esel über die schmalen Pfade treiben. Obwohl wir ja mitten durch ihre Gärten trampeln, sind die Menschen sehr freundlich: Nach dem obligatorischen Austausch von Begrüßungen werden wir immer wieder aufgefordert, uns einfach zu nehmen, was wir wollen. Die Frauen winken Carola gerne zu sich heran und wollen ihr am liebsten ganze Dattelbüschel mitgeben. Dazu wird viel geredet, ohne dass wir irgend etwas verstehen. Irgendwann stoßen wir auf eine kleine Strasse, die in einen Ort auf der anderen Seite des Flusses führt. Prompt tauchen auch ein paar Kinder auf und Merlin wird sofort nervös und will nur noch weg. So verzichten wir auf den Besuch des Ortes und laufen zurück.
Am nächsten Morgen fahren wir die schon bekannte Straße weiter zurück bis Errachidia und biegen dort nach Westen ab in Richtung Goulmima. Die Straße führt durch flache, staubige Geröllwüste, in der Ferne im roten Dunst die Silhouette der Berge. In Goulmima wollen wir uns einen alten Ksar anschauen, der zur Zeit mit Mitteln der UNESCO restauriert wird. Ksar BoulmalmeKaum halten wir in der prallen Sonne, werden wir sofort angesprochen, ob wir einen Führer wollen. Wir wollen schon, denn ohne Führer sollte man nicht hineingehen, aber Englisch oder Deutsch sollte er sprechen können. Nach einigem Palaver auf Französisch wird schließlich jemand gerufen, der Englisch versteht und dem wir klar machen können, dass wir zuerst einen Schattenplatz für unser Auto brauchen. Merlin muss im Auto bleiben – er würde sicher keine 10 Schritte in den dunklen Ksar hineinlaufen.Ksar Boulmalme
Sofort werden wir mit unserem Auto in eine überbaute Gasse dirigiert, wo wir es einfach stehen lassen sollen – alles überhaupt kein Problem – und so kann der Rundgang beginnen. Unser Führer entpuppt sich als freundlicher, kompetenter Begleiter, der uns viel über das Leben in einem Ksar erzählt, uns durch die verwirrenden teilweise stockdunklen Gassen führt und erläutert, wie so ein Ksar aufgebaut ist. Die ehemaligen Bewohner haben den Ksar verlassen und außerhalb neue Häuser gebaut, denn im Ksar gibt es keine Kanalisation und kein fließendes Wasser. Trotzdem ist der Ksar bewohnt, denn für die Berber aus den kleinen Dörfern bietet sich hier eine kostenlose Wohnmöglichkeit nahe der Stadt, die sie gerne nutzen, besonders wenn sie Mädchen haben, die zur Schule gehen sollen, denn auf den Dörfern gibt es keine Schulen für Mädchen. Es gibt 2 Brunnen, die für die etwa 3000 Bewohner die einzige , aber kostenlose Wasserversorgung sind. Strom ist das einzige, was die Bewohner selbst zahlen müssen.

Ksar Boulmalme
Nach einem kleinen Rundgang durch die hinter dem Ksar beginnende Flussoase verabschieden wir uns von unserem netten Führer und und bugsieren unser Auto wieder rückwärts aus der überbauten Gasse heraus.
In Goulmima halten wir uns nicht weiter auf, sondern fahren gleich weiter Richtung Tinerhir und Todraschlucht. Noch einmal geht es 60 km durch die Gröllwüste, nur unterbrochen durch eine merkwürdige Ortschaft, die sich mitten im Nichts kilometerlang entlang der Straße hinzieht und wirkt wie eine afrikanische Variante eines Ortes im Wilden Westen. Rechts und links der Strasse je eine Reihe Häuser, teilweise mit schönen Fassaden, Werkstätten, Cafes und ein paar Geschäfte, dahinter nur Sand und Geröll. Wir nähern uns den Bergen wieder und endlich kommen wir an eine Abbruchkante in der flachen Ebene und es geht in ein paar Serpentinen hinab Tal der Todra mit riesigen Palmenhainen.Todra Oase
Da es inzwischen später Nachmittag ist, biegen wir noch vor der eigentlichen Stadt Tinerhir von der Hauptstrasse ab auf eine Nebenstrasse, die uns den Fluss entlang in die Berge und zu unserem Übernachtungsziel am Eingang der Schlucht führen soll. Das Panorama entlang der Oase ist grandios, unten das dichte Grün der Palmen und darüber in die roten Felsen hineingebaut immer wieder alte, zum Teil verfallene Lehmburgen. Todra OaseNach 9 km erreichen wir unser Ziel, suchen uns einen Schattenplatz, bestellen uns eine Tajine zum Abendessen und machen noch einen kleinen Abendrundgang zu Erkundung der Umgebung.
Am nächsten Tag gehts erst einmal zurück in die Stadt, denn es ist Markttag und das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Wo der Markt stattfinden ist leicht zu finden, denn die Verkehrsdichte nimmt kurz davor dramatisch zu und so suchen wir uns einen Platz fürs Auto und ziehen los ins Marktgetümmel. Am Eingang der großen ummauerten Freifläche haben ein paar Hufschmiede ihre Stände aufgebaut. die Meisten kommen zwar inzwischen mit motorisierten Fahrzeugen, aber es gibt doch auch noch einige Pferde, Maultiere und Esel und sie haben offenbar gut zu tun. Auf dem Marktgelände wird alles gehandelt, was die Menschen auf den Dörfern so gebrauchen können, von Ost und Gemüse bis zur Polstergarnitur.Souk in Tinerhir
Wir schlendern durch die Marktstände,werden ab und zu freundlich gegrüßt, aber ansonsten eher verstohlen neugierig angeschaut. Viele Touristen haben sich hier offenbar noch nicht sehen lassen, obwohl die Stadt als Zugang zur Todraschlucht ein Touristenzentrum ist.Souk in Tinerhir
Gesättigt mit Marktbildern schauen wir uns noch etwas in der Stadt um und frischen unsere Vorräte in einem kleinen Supermarkt mit den Dingen auf, auf die wir nicht gerne verzichten, die es in den kleinen Kramläden überall an den Straßen aber nicht gibt.
Heute geht es dann nach einem gemütlichen Frühstück in die Todraschlucht. Zu früh loszufahren lohnt nicht, denn die Sonne schafft es erst spät am Vormittag in die Tiefen der Schlucht. Bereits nach ein paar km haben wir die engste Stelle erreicht und man meint, hier kann es wirklich nicht mehr weiter gehen. Die Felswände sind senkrecht mehrere 100 m hoch und rücken mehrmals auf etwas 10 m zusammen. Die Straße verläuft praktisch im Flussbett, denn mehr Platz ist nicht da.Todra Schlucht
Zwischen den vielleicht 1km auseinander liegenden Engstellen windet sich die Schlucht mehrmals und wird etwas breiter, sodass genug Platz für ein kleines an die Felsen geklebtes Hotel ist und man sogar einen Wendeplatz für die Touristenbusse einrichten konnte. Der gesamte Abschnitt der Schlucht zwischen den beiden Engstellen ist ein einziger Souvenirmarkt. Wider Erwarten bleiben wir aber völlig unbehelligt als wir anhalten und aussteigen. Offenbar gibt es lohnendere Kundschaft.Todra Schlucht
Auch auf der weiteren Fahrt durch die Schlucht bis nach Tamtatouchte ist nichts zu sehen von aufdringlichen Kindern und lästigen Händlern, wie in vielen Reisebüchern beschrieben. Im Tamtatouchte landen wir ungeplant auf einem kleinen Berbermarkt, der hier erst vor ein paar Wochen neu eingerichtet wurde, damit die Menschen zum Einkaufen nicht mehr die 25km durch die Schlucht bis Tinerhir fahren müssen.Souk in Tamtatouchte
Hassain ein Berber, der ganz gut englisch spricht und auf dem Markt frisch gepressten Orangensaft verkauft, begleitet uns über den Markt und erzählt uns darüber. Auch er hat angefangen neben seinem Haus eine kleines Camp für Touristen aufzubauen, sozusagen noch mit Familienanschluss. Wir wollen nicht in Tamtatouchte bleiben, obwohl es hier oben mehrere Campingmöglichkeiten gibt. Da wir den Rückweg durch die Schlucht erst im späten Nachmittagslicht antreten wollen, gönnen wir uns ein leckeres Mittagessen als einzige Gäste in einem kleinen Lokal im Ort.
Dann gehts noch einmal in die Schlucht hinunter. Man kann hier nur Schritttempo fahren, denn der Fluss hat die Straße arg ramponiert und teilweise fährt man eher in Flussbett. Aber es ist praktisch kein Verkehr und so kann auch der Fahrer die Landschaft genießen. Noch einmal Halt in der Engstelle im Abendlicht, und auf einmal wird es regelrecht voll, denn 2 Reisebussen sind gekommen und haben ihre Passagiere in der Engstelle ausgesetzt. Todra SchluchtSo haben die Händler ihr Abendgeschäft, wir sitzen im Flußbett und schauen zu und Merlin planscht im kalten Quellwasser, das hier in der Engstelle dem Flusslauf um diese Jahreszeit wenigstens etwas Wasser beschert.

Manfred

Immer weiter geht’s

So langsam gewöhne ich mich an dieses Vagabundenleben und Fressen gibts immer reichlich von meinen Herrschaften und schöne lange Spaziergänge, die letzten Tage auch immer mit Bademöglichkeiten. Wenns zu trubelig wird, darf ich im Wohnmobil bleiben. Eigentlich habe ich hier fast mehr Freiheiten als zu Hause. Aber irgendwie schaffen Carola und Manfred es immer mich zu erwischen wenn ich einen schönen Knochen gefunden habe und ich muss ihn dann abgeben. Es könnte ruhig noch ein bisschen kälter werden nach meinem Geschmack. Die Nächte sind okay aber um die Mittagszeit muss ich mich in den Schatten verkriechen, aber das geht den Zweibeinern genauso. So jetzt muss ich aufhören zu berichten, weil wir zum Abendspaziergang aufbrechen wollen und da gehts erst einmal durch den Fluss und dann durch die Gärten. Da gibts dann nette Menschen, Esel und auch Hunde. Aber die Hunde haben alle Angst vor mir.Dadèstal 7
Ach, ich habe da noch so eine Erfahrung gemacht: die Erde ist hier ganz rot und wenn die nass ist, z.B. am Flussrand, ganz schmierig. Läuft man da durch und legt sich dann zum Mittagsschläfchen hin, dann trocknet das Zeug und wird hart wie Beton. Wenn man dann aufwacht und will losgehen, dann ziept’s ganz fürchterlich. Da hilft nur Zähne zusammen beißen und Frauchen pulen lassen.Dadèstal 8

Merlin

Strasse der Kasbahs 2

24. Oktober 2014 – Dadėstal
Nach unserem Ausflug in die Todraschlucht ging es am nächsten Morgen wieder hinaus in die Einöde südlich des Atlas, aber nur, um 50 km weiter westlich wieder hinunter in die nächste Flussoase zu fahren.Strasse der Kasbahs

Das Dadėstal und das Todratal wetteifern sozusagen um den Titel des landschaftlich sehenswertesten Zieles in Marokko. Da mussten wir uns natürlich ein eigenes Urteil bilden.

Die Stadt Boumalne du Dadės hoben wir uns für den Rückweg auf, da das Tal hier seinen Anfang nimmt und für unser Fahrzeug eine Sackgasse ist, denn nach 60km endet in etwa 2000m Höhe der Asphalt im kleinen Ort M’semrir. Bis dahin gibt es aber genug zu sehen, und Fahrer und Fahrzeug werden voll beansprucht, denn die Strasse ist teilweise nur einspurig aus der überhängenden Felswand gehauen – ohne jegliche Absicherung auf der Talseite, wo es mehrere 100m fast senkrecht abwärts ging. Wahrscheinlich mehr Stress für den Beifahrer als den Fahrer, denn der Fahrer hat gar keine Zeit da hinunter zu schauen. Außerdem sitzt er immerhin 1m weiter weg vom Abgrund.
Überwiegen im Todratal die Rottöne, hat die Natur die Felsen hier in den unterschiedlichsten Farben gestaltet, bis hin zu verschiedenen Grüntönen.
Teilweise verengt sich auch hier das Tal schluchtartig, nur das hier wirklich kein Platz mehr für die Strasse bleibt und so haben die Straßenbauer das Kunstwerk vollbracht, die Strasse in Serpentinen an der Steilwand hinauf zu schrauben und auf der anderen Seite der Engstelle wieder hinunter. Dadèstal 4Etwa die Hälfte der 60km schafften wir noch am ersten Tag, dann hatte der Fahrer genug. Direkt hinter einem tunnelartigen Durchbruch fand sich in einer kleinen Oase die Kasbah Berbėre de la Montagne mit Hotel und Stellplätzen für ein paar Wohnmobile. Hier kann man auch mal ein paar Meter zu Fuß gehen, ohne Angst gleich irgendwo herunter zu fallen und Merlin durfte im Fluss baden. Hier, auf immerhin 1700m, wird es Nachts doch recht frisch.Dadèstal 6 Das Thermometer zeigte am nächsten Morgen um 10:00Uhr noch immer nicht mehr als 9 Grad, was aber auch daran lag, dass die Sonne noch keine Chance hatte, in die Schlucht hinein zu schauen.
Insgesamt liegt die Dadėsschlucht höher als die Todraschlucht, so dass auch die Vegetation anders ist. Es gibt hier keine Dattelpalmen sondern Pappeln und Apfelbäume und dazwischen viele wilde Rosen. Nur ein paar Kilometer weiter ist ja auch das Tal der Rosen, wo im großen Stil Rosen zur Gewinnung von Rosenwasser angebaut werden.
Die heutige Etappe führte uns dann hinauf bis auf 2100m. Dort weitet sich das Tal nach einem weiteren spektakulären Aufstieg und es gibt Platz für große Apfelplantagen. Erstaunlicherweise wird hier oben viel neu gebaut. Geld scheint es hier zu geben, denn die Häuser wirken deutlich reicher als weiter unten im Tal. Vielleicht liegt es ja auch an dem, im Vergleich zu der staubigen Steinwüste da unten, recht angenehmen Klima.
Ein paar 100m hinter M’semrir geben wir auf, denn hier endet die Asphaltstrasse und nach ein paar 100m Schotterstrasse ist auch damit Schluss. Nur noch Lehm und Geröll, endlich mal eine richtige Herausforderung für die Offroader und Motorradfahrer, die uns immer wieder begegnet sind.
Wir gönnen uns eine ausgiebige Mittagspause in einem kleinen Lokal in M’semrir und machen uns dann auf den Rückweg. Im Nachmittagslicht sieht die Landschaft wieder ganz anders aus – und jetzt ist der Fahrer mal auf der Talseite…..Mittag in M'Semrir
Wir schaffen es bis zum Abend wieder bis zu dem schon bekannten Platz und verkriechen uns auch bald nach dem Abendessen in die Federn. Gute Nacht!
Manfred

Tal der Rosen

26. Oktober 2014 – Bou Thrarar
Gestern ging es wieder zurück nach Boulmalne du Dadės. Noch einmal die Serpentinen rauf und runter. Diesmal hielten wir in Ait Arbi und liefen über die schmale Brücke hinüber in den kleinen Ort, um uns die alten Kasbahs aus der Nähe anzusehen, die uns schon auf dem Hinweg aufgefallen waren.

Kasbah Ait Arbi
Kasbah Ait Arbi

Als wir so um die alten Gemäuer herumliefen und einen möglichen Eingang suchten, sprach uns ein junger Mann an und erbot sich, uns herumzuführen. Er sprach leider nur ein paar Brocken Französisch und so bekamen wir nur magere Erklärungen in einer Mischung aus einem Berberdialekt und ein paar Brocken Französisch. Die Kasbah gehört danach seiner Familie, die aber inzwischen in mehreren neuen Häuser in der Nachbarschaft wohnt. Es wurden wohl schon mehrere Versuche begonnen, das Gebäude zu restaurieren und als Museum herzurichten. Bisher sind aber wegen Geldmangel nur einige grundlegende Sicherungsarbeiten am Dach erfolgt. So mussten wir im Dunklen die zerfallenen Treppenstufen hinaufsteigen, um in die oberen Etagen und auf das Dach zu gelangen, bekamen aber dafür einen Eindruck vom ursprünglichen Aufbau eines solchen Gebäudes. Die Aktion wäre fast daran gescheitert, dass sich im Treppenturm eine wilde Hündin mit ihren Jungen eingerichtet hatte. Glücklicherweise gab es einen zweiten Treppenturm, der allerdings in noch schlechterem Zustand war. So kamen wir dann doch nach oben. Kaum vorstellbar, dass hier noch vor 50 Jahren bis zu 10 Familien gewohnt haben.Kasbah Ait Arbi 2
Kasbah Ait Arbi 3Zurück an der Hauptstrasse fuhren wir noch einmal ins Zentrum von Boulmalne du Dadės, schlenderten über den Markt und durch die umliegenden Strassen und suchten uns einen Platz auf der schattigen Dachterasse eines kleinen Lokals mit Blick auf den zentralen Platz vor dem Souk, um von dort, die unten ablaufende Vorstellung, bei frisch gepresstem Orangensaft und einer Tajine anzuschauen.Boulmalne du Dadès 1
imageAb hier wendet sich der Dadės nach Westen entlang der Berge und so erscheinen die 25km bis nach El-Kelaa M’Gouna fast wie ein einziges Straßendorf. Die Gegend hier wird als Tal der Rosen bezeichnet, weil hier eine bestimmte Damaszener Rose wächst, deren Blüten im großen Stil zur Destillation von Rosenwasser verwendet werden. Jetzt, Ende Oktober, ist davon aber, abgesehen von vielen Läden, die Rosenduft in allen möglichen Darreichungsformen anbieten, nicht viel zu sehen. Wieder geht es hinein in die Berge. Leider führt die einzige asphaltierte Strasse erst einmal weg vom Tal des M’Gouna hinein in die kahlen Berge. Nach ca. 15km findet die Strasse aber auf 1600m Höhe doch wieder den Weg ins Flusstal und man befindet sich in einer, vom Tourismus noch weitgehend unberührten Berglandschaft mit kleinen Dörfern, wo unten am Fluss die Frauen Wäsche waschen und zum Trocknen in den Weiden und Rosenbüschen ausbreiten.
Wir sind auf gut Glück hier hinaufgefahren, ohne zu wissen,ob es hier einen geeigneten Übernachtungsplatz gibt. In Bou Thrarar halten wir an einer kleinen Herberge, deren Zufahrt aber bestenfalls für PKW taugt, um uns nach einem Stellplatz zu erkundigen. Bevor wir eine Auskunft erhalten, müssen wir im wunderschönen Innenhof Platz nehmen und einen Tee trinken, wie das hier so üblich ist. Während wir unseren Tee trinken, kommen mehrere Franzosen mit ihren Trekkingrädern in den Innenhof, offenbar auch eine Alternative den Hohen Atlas zu erkunden. Sie waren wohl mit kundigem Bergführer und Allrad-Begleitfahrzeug unterwegs und wollten hier Quartier beziehen.
Nachdem wir unseren Tee getrunken haben, werden wir an eine nette Familie verwiesen, die oberhalb des Ortes am Berghang eine Kasbah als Hotel betreibt und davor einen kleinen Stellplatz für Wohnmobile eingerichtet hat. Die Auffahrt ist nicht asphaltiert und für unser Auto gerade noch zu schaffen, die Aussicht von dort aber einfach toll. Nach dem Abendessen sitzen wir noch lange auf der Terrasse vor dem Haus und versuchen uns in musikalischer Verständigung mit einem der Söhne, der seine verstimmte Gitarre hervorholtund völlig fasziniert von meiner Drehleier ist.
Am nächsten Morgen fällt der angekündigte spektakuläre Sonnenaufgang wegen dichter Wolken aus, aber dafür giebt es Frühstück vom Haus mit frischen Pfannkuchen und Feigenmarmelade. Danach verabschieden wir uns schweren Herzens von den netten Menschen, die auch Merlin ins Herz geschlossen hat, denn er durfte überall frei herumlaufen und nutzte das auch weidlich aus.
Bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen, erkunden wir noch den alten Ortskern mit seinen, leider auch dem Verfall preisgegebenen, alten Kasbahs und fahren die Strasse noch ein paar Kilometer weiter, um zu sehen, ob sie hier tatsächlich endet und nur als Piste weitergeht. Die Bautätigkeit scheint aber weiter vorangekommen zu sein, als nach den Routenbeschreibungen zu erwarten war. Es war kein Ende des Asphalts abzusehen und so machen wir trotzdem kehrt, denn wir haben uns vorgenommen noch bis Agzd ins Draâtal vorzustoßen. Die weitere Etappe über Skoura nach Ouazzarzate wollenwir uns für gemeinsame Exkursionen mit unseren Besuchern Mitte November aufheben und so fahren wir, nachdem wir unsere Bargeldvorräte in El-Kelaa M’Gouna aufgefrischt haben und in der einzigen Pattisserie ein paar Leckereien erworben haben, durch bis in den Palmenhain von Agzd und beziehen Quartier im Palmenhain eines der letzten Nachfahren des Kaid Si Ali dessen Familie für 400 Jahre bis in die 40er Jahre des 20ten Jahrhundert als Vertreter des Sultans hier geherrscht haben.Kasbah Caid Ali

Manfred